Höhere Gewinnmarge als VW: Das Erfolgsrezept von Suzuki
Bescheidenheit und Sparsamkeit: die Trümpfe der Marke Suzuki
Es gibt Automarken, da gehört das Auf-den-Putz-Hauen zum Handwerk. So lebt etwa Tesla davon, dass Elon Musk seine Firma ständig bedeutender erscheinen lässt, als sie es in Wirklichkeit ist. Nur so bekommt er an den Aktienmärkten immer wieder frisches Geld. Auch in der VW-Konzernzentrale in Wolfsburg gehörte Bescheidenheit noch nie zum Markenkern. Ganz anders tritt dagegen Suzuki auf. Der japanische Hersteller steht meist im Schatten von Toyota, Honda, Nissan und Mazda. Das hat viel mit dem im Dezember 2024 verstorbenen Firmenpatriarchen Osamu Suzuki zu tun, der sich selbst gern als "alten Mann einer kleinen bis mittelgroßen Firma" vorstellte.
Unter seiner Führung spezialisierte sich Suzuki auf günstige Kleinst- und Kleinwagen, während andere japanische Marken immer größere Autos offerierten. So erschien 1979 der erste Suzuki Alto, der in Japan und vielen Schwellenländern zum Verkaufshit wurde. Vier Jahre später startete der etwas größere Swift und wiederholte den Markterfolg. Darüber hinaus entwickelte Suzuki Minivans und kleine Geländewagen wie den Jimny.
Osamu Suzuki legte auch den Grundstein für den Erfolg seiner Marke in Indien: 1981 gründete er zusammen mit der indischen Regierung das Gemeinschaftsunternehmen Maruti Suzuki, das bald zum größten Autohersteller des Subkontinents aufstieg. Um seine Autos zu möglichst niedrigen Preisen anbieten zu können, setzte Osamu Suzuki auf höchste Sparsamkeit in Produktion und Vertrieb. Und ging mit gutem Beispiel voran: Der Firmenchef flog selbst im hohen Alter noch in der Economy-Klasse.
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Der Suzuki Swift (2024) im Video:
Selbst Volkswagen hatte Interesse an Suzuki – Zusammenarbeit aber scheiterte
Die Fähigkeiten von Suzuki, günstige Fahrzeuge für sich entwickelnde Märkte zu bauen, weckten 2009 auch das Interesse von VW: Die Wolfsburger übernahmen für 1,7 Mrd. Euro 19,9 Prozent der Suzuki-Anteile. Doch zwischen dem machtbewussten VW-Chef Martin Winterkorn und Osamu Suzuki kam es schnell zu Spannungen. So bestand der Japaner darauf, dass "wir nicht die zwölfte Marke von VW werden". Bereits zwei Jahre später war die Beziehung zerrüttet. Suzuki stieg einseitig aus der Kooperation aus und kaufte seine Anteile zurück. Die Folge: Ein günstiges Auto für Schwellenländer hat VW bis heute nicht auf den Markt bringen können. Und in Indien fährt der Wolfsburger Konzern weiter hinterher.
Osamu Suzuki übergab 2015 die Firmenleitung an seinen Sohn Toshihiro, der den Hersteller in seinem Sinn erfolgreich fortführt: So verkaufte die Marke im Geschäftsjahr 2024 weltweit 3,24 Mio. Neuwagen. Damit steigerte sich Suzuki das vierte Jahr in Folge und konnte beim Absatz seit 2020 um 26 Prozent zulegen. Größter Absatzmarkt bleibt Indien mit einem Volumen von knapp 1,8 Mio. Neuwagen. Seit 1985 ist Suzuki auf dem Subkontinent der größte Autohersteller und hatte 2024 einen Marktanteil von unglaublichen 40,9 Prozent. Zum Vergleich: VW lag im Vorjahr in Deutschland bei 19,1 Prozent. Ein besonders gutes Ergebnis erzielte man auch in Japan: Mit 718.000 Neuwagen konnte der Hersteller seinen zweiten Platz hinter Toyota weiter festigen. Bei den sogenannten Kei-Cars, den staatlich geförderten Kleinstwagen, liegt Suzuki sogar an der Spitze.
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Entwicklungsmärkte früh zu erschließen als Schlüssel des Erfolgs
Die größte Stärke Suzukis ist es, Entwicklungsmärkte früh und nachhaltig zu erschließen. Im Geschäftsjahr 2024 war das gut in Pakistan zu beobachten, wo die Verkäufe von Suzuki um satte 60,1 Prozent zulegten. Hier ist sie die erfolgreichste Marke. Was neben den Verkaufserfolgen noch mehr überrascht: Suzuki erwirtschaftet mit ihren kleinen Autos, Vans und SUV ordentliche Gewinne. So verbuchte die Marke im Geschäftsjahr 2024 Allzeitrekorde bei Umsatz und Ergebnis. Der Gewinn verdreifachte sich innerhalb von drei Jahren auf 3,92 Mrd. Euro. Die Umsatzrendite von elf Prozent lässt selbst Giganten wie VW neidisch werden: Die Wolfsburger erreichten 2024 nur 5,9 Prozent.

Die Ursachen für den Erfolg von Suzuki liegen nicht nur in der seit Jahrzehnten perfektionierten Produktion von kleinen Autos. Die Marke ist auch ein Meister darin, in den Schwellenländern ein dichtes Netz von Werkstätten und Händlern aufzubauen. Hierbei hilft es, dass die individuelle Mobilität der Menschen dort mit günstigen Zweirädern beginnt – und diese kommen nicht selten von Suzuki. So kann der lokale Händler dann den Aufstieg seiner Kund:innen vom Motorrad zum Auto begleiten. Bei der Motorisierung setzt Suzuki auf klassische Verbrenner. Als Alternative bietet Suzuki in einigen Märkten wie Indien auch Neuwagen mit Erdgas-Antrieb (CNG) an, um Spritkosten zu sparen und den CO2-Ausstoß zu reduzieren. Der Vorteil: Benzinfahrzeuge können in der Produktion mit wenigen kostengünstigen Modifikationen auf den Betrieb mit CNG umgestellt werden.
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Tiefgreifende Zusammenarbeit mit Toyota – auch bei E-Autos
Was Hybride angeht, setzt das sparsame Suzuki dagegen auf eine Kooperation mit Toyota: Der seit 2020 auch bei uns erhältliche Kompakt-Hybrid Suzuki Swace ist ein nur leicht veränderter Toyota Corolla. Und der Plug-in-Hybrid Suzuki Across entspricht weitgehend dem Toyota RAV4. Die Kooperation mit Toyota ist jedoch keine Einbahnstraße: So bildet der Suzuki e Vitara, das erste reine Elektroauto der Marke, die Basis für den Toyota Urban Cruiser. Beide Modelle werden von Suzuki in Indien produziert. Bis 2031 soll eine ganze Reihe von Stromern folgen, von denen vier auch für Europa vorgesehen sind. Es scheint so, als wäre Suzuki zu dem Ergebnis gekommen, dass mit E-Antrieben nun auch kleine, günstige Autos möglich sind.
Vielleicht rührt die Bescheidenheit von Suzuki daher, dass Kleinwagen seit jeher zum Markenkern gehören. So war und ist die Marke in vielen Ländern für die Motorisierung der ersten Stunde zuständig – ob mit dem Motorrad oder dem Auto. Und dass kleine und kostengünstige Neuwagen nicht nur in Schwellenmärkten gefragt sind, sieht man am Erfolg von Suzuki in Japan und Europa. Spannend wird, wie die Marke die Einführung der Elektromobilität in ihren preissensiblen Segmenten gestaltet. Doch dass selbst der weltgrößte Autohersteller Toyota auf Modelle von Suzuki setzt, kann als großer Vertrauensbeweis gelten.