Mitsubishi Colt Hybrid 1.6: Dauertest-Abschluss & Fazit
- Der Mitsubishi Colt Hybrid 1.6 im Dauertest: die Fakten zum Auto
- Alltag: In der Stadt souverän, auf der Autobahn gefordert
- Ausstattung: Umfangreich für Kleinwagen-Klasse
- Komfort: Weiche Sitze, straffes Fahrwerk
- Assistenzsysteme & Conectivity: Mängel bei der Verkehrszeichenerkennung
- Kosten: Großzügige Garantien, (fast) keine Defekte
- Fünf Fakten zum Mitsubishi Colt im Dauertest
- Technische Daten des Mitsubishi Colt Hybrid 1.6
- Kosten
- Fazit
Der Mitsubishi Colt Hybrid 1.6 im Dauertest: die Fakten zum Auto
Ein Jahr und 24.000 km war der Mitsubishi Colt Hybrid 1.6 im Dauertest der AUTO ZEITUNG unterwegs.
Das Design des Mitsubishi Colt gleicht dem seines technischen Zwillings, dem Renault Clio, bis auf wenige Details. Lediglich die anderen Marken-Logos und ein paar Dekor-Elemente unterscheiden die beiden gemeinsam entwickelten Kleinwagen. Dass der Japaner etwas teurer ist als das Renault-Pendant, versucht er mit umfangreicher Ausstattung auszugleichen.
Vom Clio geerbt hat der Colt auch den Hybridantrieb mit einem 1,6-l-Saugmotor (94 PS) samt Startergenerator, der elektrisches Anfahren ermöglicht. Dazu kommt ein 36 kW (49 PS) leistender E-Motor, der den Verbrenner unterstützt oder – dank einer 1,2-kWh-Batterie – den Mitsubishi Colt Hybrid 1.6 kurze Strecken rein elektrisch zurücklegen lässt. Die Systemleistung beträgt 143 PS (105 kW), die Kraftübertragung erledigt ein Multimode-Getriebe.
Von der AUTO ZEITUNG getestet und empfohlen:
Schon der Colt von 1978 verfügte über ein ungewöhnliches Getriebe: Neben dem langen Schalthebel für das manuelle Viergang-Getriebe besaß der Japaner noch einen zweiten Hebel, über den sich ein vollsynchronisiertes Vorgelege in zwei Stufen schalten ließ. Dadurch fiel die Gesamtübersetzung kürzer oder länger aus – für mehr Temperament oder weniger Verbrauch. Auch die Multimode-Automatik der aktuellen – inzwischen siebten – Generation des Kleinwagens, markiert eine technische Besonderheit: Sie funktioniert nach dem Prinzip eines automatisierten Schaltgetriebes, wodurch Kupplungspedal und manuelle Gangwechsel überflüssig sind. Zudem ist das Getriebe eine zentrale Komponente des Vollhybrid-Antriebs, da es die Kräfte der Elektromaschine und des Verbrenners (samt Startergenerator) verzweigt.
Die ersten beiden Gänge portionieren das Antriebsmoment der
E-Maschine, die Gänge drei bis sechs übersetzen die Kraft des Verbrennungsmotors. Statt über zweimal vier Gänge, wie der Ur-Colt, verfügt das aktuelle Modell somit über zwei plus vier Gänge. Das klingt kompliziert, funktioniert im Alltag jedoch denkbar unaufgeregt und vollautomatisch – zumindest im Teillastbetrieb. Wird das Temperament des Kleinwagens ausgereizt, offenbart die Getriebesteuerung allerdings Detailmängel und erntete im Dauertest verhaltene Kritik.
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Der Mitsubishi Colt (2023) im Video:
Alltag: In der Stadt souverän, auf der Autobahn gefordert
So bemängelte Testredakteur Elmar Siepen eine "Bedenksekunde beim Fahrstufenwechsel", an anderer Stelle monierte ein Kollege die scheinbar unnötigen Rückschaltungen bei flotter Fahrt. Doch da der Hybrid das volle Drehmoment der E-Maschine (205 Nm) nur in den unteren Gängen zur Verfügung hat, muss sich der 1,6 l große Benziner auf der Autobahn eben doch ziemlich ins Zeug legen. Ab etwa 140 km/h wirkt der Antrieb des Mitsubishi Colt Hybrid 1.6 angestrengt und klingt auch so: "Läuft im oberen Drehzahlbereich rau", steht im Fahrtenbuch. Der geschäftsführende Redakteur Jürgen Voigt merkte ebenfalls an, dass sich der Antrieb bei höherem Tempo nicht nach gut 140 PS anfühle, lobte aber den dank E-Unterstützung spontanen Anzug beim Ampelstart. Auch Tester Urbanke mäkelte auf einer längeren Autobahnetappe am freudlosen Antrieb herum, attestierte aber, dass "der Antrieb vor allem in Getriebestufe B erfreulich flott rekuperiert, wodurch im Stadtverkehr trotz des kleinen Akkus sehr oft der EV-Modus verfügbar ist". Zudem urteilte er, der Hybridantrieb des Colt wirke im Stadtverkehr "schmeichelhaft" kräftig.
Sobald der kleine Mitsubishi nicht über die Autobahn hetzte, sondern sich im Gewühl von Köln, Berlin, Hamburg, Frankfurt, Essen, Stuttgart, Kassel, Düsseldorf oder Prag beweisen konnte, zeigte er sich von seiner besten Seite: "agiles Fahrgefühl", "wendiger Kleinwagen", "angenehmes Stadt-Auto" – eindeutige Einträge im Bordbuch. Auch die Bedienung wurde einhellig gelobt. Besonders die haptischen Tasten und Drehregler für die Klimaanlage kamen gut an. Ach die Menüstruktur des Touchscreen-Displays scheint leicht verständlich, und die Icons sind groß genug, um sie auch während der Fahrt treffsicher ansteuern zu können. Die digitalen Instrumente sind optisch zwar nicht jedermanns Sache, lassen sich aber im Alltag einfach ablesen und bieten klare Infos.
Der aktuelle Dauertest-Fuhrpark:
Völlig unstrittig ist zudem, dass der vier Meter lange Mitsubishi Colt reichlich Platz für zwei Personen samt deren Gepäck bietet, obwohl der Lithium-Ionen-Akku im Heck den Platz mindert. Im Normalfall fasst der Kofferraum 391 l und schrumpft bei den Teilzeitstromern auf 301 l – bei umgeklappter Rücksitzlehne sinkt das Maximalvolumen von 1069 auf 979 l. Was beim Ein- und Ausladen eher stört, ist die hohe Schwelle an der Ladekante. Wer hier Getränkekisten oder ähnliches drüberwuchten muss, braucht Kraft.
Naturgemäß ist das Raumangebot auf der Rückbank begrenzt, zumal der Innenraum wegen der abgedunkelten Seitenfenster noch gedrungener wirkt, als er tatsächlich ist. Menschen bis 1,75 m Körpergröße finden dort aber ausreichend Platz für Kopf und Knie. Unser Dauertestwagen verfügte sogar über eine abnehmbare Anhängerkupplung (675 Euro, zuzüglich Montage). Damit darf der Colt immerhin bis zu 900 kg ziehen oder transportiert bei Bedarf Fahrräder auf einer passenden Halterung: Die Stützlast beträgt 63 kg und sollte in der Regel auch für das Gewicht von zwei E-Bikes problemlos genügen. Fahrradträger für die Anhängerkupplung im Vergleichstest gibt es hier.
Ausstattung: Umfangreich für Kleinwagen-Klasse
Unser Testwagen in der mittlerweile nicht mehr verfügbaren Select-Ausstattung hatte etliche Annehmlichkeiten serienmäßig an Bord: Klimaautomatik, Infotainment mit 3D-Navigation, 9,3-Zoll-Touchscreen, 17-Zoll-Leichtmetallräder, Sitz- und Lenkradheizung, einen adaptiven Tempomaten (ACC) und einen automatisch abblendenden Innenspiegel, dazu kamen höheneinstellbare Vordersitze, Rückfahrkamera, Armaturentafel mit Soft-Touch-Oberfläche sowie Assistenten für Spurhaltung, Spurwechsel (Totwinkelwarnung) und Fernlicht. Auch die Sitzbezüge in einer schicken Kombination aus Stoff- und Kunstleder zählten hier zum Standard. Nur die Anhängerkupplung und der Metallic-Lack kosteten extra.
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Komfort: Weiche Sitze, straffes Fahrwerk
Auch wenn die Sitze optisch deutlich konturiert erscheinen, entpuppte sich ihre Polsterung auf Langstrecken als zu nachgiebig. Die meisten Kolleg:innen hielten es nur 1,5 bis zwei Stunden aus, bevor sie über mangelnde Unterstützung klagten. Textchefin Anya Rösgen hingegen lobte die soften Sessel: "Selbst auf einer Acht-Stunden-Fahrt kann man gut darauf sitzen." Die Geschmäcker sind nun mal verschieden.
Einigkeit im Team herrschte jedoch bei der Beurteilung der Fahrwerksabstimmung: Tendenziell eher straff, lautete der Tenor. Auf der Autobahn wurde der Federungskomfort noch als akzeptabel beschrieben, auf schlechten Straßen jedoch stehen Kommentare wie "mäßiger Komfort" oder "hoppelig" im Fahrtenbuch. Vor allen Dingen für die deutlich vernehmbaren Poltergeräusche und die bis ins Lenkrad übertragenen Vibrationen des Verbrenners bekam der sonst so sympathische Mitsubishi Colt Hybrid 1.6 Schelte. Wichtiger ist sicher, dass der Kleinwagen bei der Fahrsicherheit keine Kompromisse eingeht. Redakteur Urbanke bemängelte zwar die Dosierbarkeit der Bremsen, doch ihre Standfestigkeit ist unstrittig.
Assistenzsysteme & Conectivity: Mängel bei der Verkehrszeichenerkennung
Was dagegen immer wieder für Verdruss sorgte, war der sehr unzuverlässig arbeitende Verkehrszeichen-Assistent. Es wirkte häufig so, als ob das System gar nicht mehr funktionieren würde – und wenn doch, zeigte es auffallend oft die falschen Geschwindigkeiten an, ganz besonders bei Schilderbrücken oberhalb des Fahrzeugs. Auch die Sprachbedienung erntete wiederholt Kritik. Navi-Adressen zum Beispiel lassen sich im Colt nur schrittweise eingeben: Ort, Straße, Hausnummer – alles hübsch nacheinander. Das ist langwierig und nervig. Klasse funktionierte dagegen die Smartphone-Kopplung. Und: Wer im Test mit Google-Maps navigierte, umging zugleich das Versagen des festeingebauten Geräts, Staus und Sperrungen rechtzeitig anzuzeigen. Änderte man die Route, beeindruckte das System wiederum sogar mit blitzschneller Neuberechnung.
Bereits in der Plus-Ausstattung verfügt der Mitsubishi Colt Hybrid 1.6 über ein Infotainment mit zentralem Touchscreen (sieben Zoll), AUX-Buchse, zwei USB-Anschlüssen, Bluetooth-Telefonie und -Streaming sowie die kabellose Smartphone-Integration (Apple CarPlay und Android Auto) und eine induktive Ladeschale. Optional bietet das System zudem ein größeres Display (9,3 Zoll) samt 3D-Navigation, eine Bose-Sound-Anlage mit Subwoofer und eine Haifischflossen-Dachantenne.
Kosten: Großzügige Garantien, (fast) keine Defekte
Der mit einer Anhängerkupplung (900 Euro) ausgerüstete und in "Royal blau"-Metallic (750 Euro) lackierte Dauertestwagen kommt auf 27.840 Euro. Mitsubishi gewährt auf den Colt eine großzügige Garantie von fünf Jahren, die sich sogar auf acht Jahre erweitern lässt. Hier geht es zu den unterschiedlichen Garantien der Hersteller. Der Lithium-Ionen-Akku des japanischen Kleinwagens genießt ohnehin eine Acht-Jahres-Garantie. Das schafft Vertrauen. Für die Zuverlässigkeit des Vollhybrids spricht auch, dass er uns in seiner einjährigen Dienstzeit nie im Stich gelassen hat. Sein einziger Defekt: Ein Lämpchen im Kofferraum musste ersetzt werden – für 1,49 Euro.
Fünf Fakten zum Mitsubishi Colt im Dauertest
Zuverlässigkeit: Bis auf ein defektes Leuchtmittel der Kofferraumbeleuchtung ohne Makel
Effizienz: Innerorts fährt der Vollhybrid sehr oft elektrisch – auf der Autobahn gönnt er sich aber auch mal 7,5 l/100 km
Platzangebot: Reichlich Raum für zwei Personen mit Gepäck, aber im Fond wird es eng
Sicherheit: Moderne Assistenzsysteme, standfeste Bremsen, trittsicheres Fahrwerk
Kosten: Umgerechnet auf den Kilometer fährt man mit dem Vollhybrid sehr günstig
Technische Daten des Mitsubishi Colt Hybrid 1.6
AUTO ZEITUNG 15/2025 | Mitsubishi Colt Hybrid 1.6 Select |
Technik | |
Motor | 4-Zyl., 4-Vent., 1598 cm³, Startergenerator; E-Maschine |
Antrieb | Automatik; Vorderrad |
Systemleistung | 105 kW / 143 PS |
Leistung Verbrenner/E-Motor | 69 kW (94 PS) / 36 kW (49 PS) |
Systemdrehmoment | 148 Nm |
Drehmoment Verbrenner/E-Motor | 148 / 205 Nm |
Kapazität | 1,2 kWh |
Karosserie | |
Außenmaße (L/B/H) | 4053 / 1798 (1988)* / 1439 mm |
Leergewicht | 1271 kg |
Kofferraumvolumen | 301 – 979 l |
Fahrleistungen | |
Beschleunigung 0-100 km/h | 9,3 s |
Höchstgeschwindigkeit | 174 km/h |
Bremsweg aus 100 km/h kalt/warm (Test) | 36,5 / 36,5 |
Verbrauch auf 100 km (Test/WLTP) | 5,5 / 4,3 l S |
Reichweite (Test) | 709 km |
Preise | |
Grundpreis | 25.990 € |
Testwagenpreis | 27.840 € |
*Breite mit Außenspiegel |
Kosten
Kostenpunkt | Preis |
Testwagenpreis | 27.840 € |
Werkstattkosten | 270 / 290 € |
Wertverlust | 2269 / 2478 € |
HP / VK Typklassen | 19 / 18 |
HP & VK Kosten | 1263 / 1577 € |
Steuer | 36 € |
Kraftstoffkosten | 957 / 1914 € |
Gesamtkosten | 2526 / 3817 € |
Gesamtkosten inkl. Wertverlust | 4799 / 6295 € |
Kosten pro km | |
ohne Wertverlust | 0,19 €/km / 0,31 €/km |
inkl. Wertverlust | 0,25 €/km / 0,48 €/km |
1 pro Jahr bei 10.000/20.000 km Laufleistung bei vierjähriger Nutzung; 2 Wartungskosten pro Jahr einschl üblicher Verschleißteile ohne Reifen, ermittelt durch den ADAC; 3 Wertverlust ermittelt durch die DAT (Deutsche Automobil Treuhand); 4 Preisgrundlage: Benzin: 1,74 € / l |
Der Mitsubishi Colt Hybrid 1.6 hat uns nicht enttäuscht. Auch wenn wir uns zuweilen über die unzuverlässige Verkehrszeichenerkennung geärgert haben oder die weichen Sitzpolster bemängelten, hat er in den wesentlichen Punkten überzeugt: In der Stadt gefiel der Hybrid stets mit Agilität, Temperament und hoher Effizienz. Hinzu kommt, dass er in den Kilometerkosten sehr günstig abschneidet – und ein stressiges Jahr im Redaktionsdienst ohne ernsthaften Defekt abgespult hat.