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Geht auch ganz einfach:

Verkehrszeichenerkennung: Pro & Contra

Ist die verpflichtende Verkehrszeichenerkennung sinnvoll?

AUTO ZEITUNG
Verkehrszeichenerkennung
Seit Anfang 2022 müssen in der EU alle neu homologierten Modelle mit einem System zur Verkehrszeichenerkennung und automatischen Tempoanpassung ausgestattet sein. Über die Sinnhaftigkeit diskutieren Caspar Winkelmann und Klaus Uckrow. Foto: AUTO ZEITUNG

Seit Anfang 2022 müssen in der EU alle neu homologierten Modelle mit einem System zur Verkehrszeichenerkennung und automatischen Tempoanpassung ausgestattet sein. Ab 2024 wird das für alle Neuwagen Pflicht. Zwar lässt sich die Tempobremse mit dem Gaspedal – etwa beim Überholen – überstimmen und über das Bedienmenü ganz ausschalten. Nach jedem Neustart ist das System aber wieder in Betrieb. Ist das sinnvoll? Ein Pro und Contra im Kommentar!

Klaus Uckrow (Stellvertretender Chefredakteur Print): "Fast jeder Kleinwagen verfügt heute schon – meist serienmäßig – über ein System zur Verkehrszeichenerkennung. Doch leider stimmen die im Cockpit angezeigten Ergebnisse nur selten mit der Realität am Straßenrand überein. Anzeigen wie 100 statt erlaubter 50 km/h oder umgekehrt sind eher die Regel als die Ausnahme. Bei Dunkelheit oder in Autobahnbaustellen ist es oft total chaotisch. Meist werden Ortseingangsschilder nicht erkannt oder abseitsstehende Tempobeschränkungen ignoriert. Weitere Problemfälle: verschmutzte Schilder oder regennasse Erfassungskameras. Ich würde solchen Systemen weder meinen Führerschein anvertrauen, noch wegen einer vermeintlichen Tempofreigabe einen Unfall riskieren. Die Ausrede "Das hat mein Auto aber angezeigt" zieht weder bei der Polizei noch vor Gericht. Apropos Anzeigen: Viele Systeme erfassen nur Tempogebote, aber keine zeitlichen Einschränkungen wie Uhrzeiten oder Wochentage. Auch der Hinweis "bei Nässe" wird oft nicht registriert, während andere Hersteller auch Überholverbote und Warnungen vor Wildwechsel erfassen. Die Genauigkeit ist aber selbst bei aufwendigen und teuren Assistenten nicht überwältigend: Im Test der AUTO ZEITUNG erkannte der Testsieger Volvo bei nasser Fahrbahn zwei von neun Verkehrszeichen nicht. Jetzt wird das System sogar mit eingebauter Tempobremse in der EU Pflicht. So treibt die Bürokratie nur die Anschaffungskosten für ein Auto weiter in die Höhe – ohne einen Gewinn an echter Sicherheit. Sinnvoll wäre es, wenn man gleichzeitig die Verkehrsinfrastruktur digitalisieren würde: Jedes Verkehrszeichen könnte dem Fahrzeug mitteilen, was gerade erlaubt oder verboten ist. Dann müsste man sich nicht auf ungenaue Videokameras oder veraltete Navi-Daten verlassen. Das wäre ein echter Gewinn für die Sicherheit. Leider ist das aber nicht in Sicht." Mehr zum Thema: Unsere Produkttipps auf Amazon

Vergleichstest Verkehrsschild-Erkennung im Test
Verkehrsschild-Erkennung: Test Ungenaue Schilder-Erkennung

Das eCall Notrufsystem ist Pflicht (Video):

 
 

Verkehrszeichenerkennung: Pro & Contra im Kommentar

Caspar Winkelmann (Chefreporter): "Als Autotester spule ich jedes Jahr rund 60.000 Kilometer ab. Unter den knapp 100 getesteten Autos 2021 war vom elektrischen City-Flitzer bis zum Supersportwagen alles dabei. Fast immer an Bord: eine Verkehrszeichenerkennung. Die meisten Systeme arbeiten inzwischen kamerabasiert, scannen also aktiv Verkehrsschilder. Für die Hersteller ist eine zuverlässig funktionierende Verkehrszeichenerkennung auf dem Weg zum automatisierten Fahren das unverzichtbare Fundament. Um es mal salopp zu formulieren: Ich weiß nicht, mit welchen Autos mein Kollege Klaus Uckrow wo unterwegs war und so schlechte Erfahrungen gesammelt hat. Aus meinem Fahralltag kann ich berichten, dass die Systeme von Dacia bis Bentley deutlich häufiger richtig als falsch liegen – vor allem auf der Autobahn. Unser Systemtest, auf den sich mein Kollege bezieht, liegt schon länger zurück und hat in Zeiten konstanter Software-Optimierung beinahe schon antiquarischen Charakter. Zuletzt bin ich mit der Mercedes C-Klasse rund 800 Kilometer zu einem Termin gefahren. Der Benz erkannte die häufig wechselnden Tempovorgaben nicht nur zuverlässig, sondern passte bei aktiviertem Abstandsregeltempomat auch automatisch die Geschwindigkeit an. Nicht falsch verstehen: Fehlerhaft angezeigte Tempolimits, vor allem bei widrigen Witterungsverhältnissen, aber auch unter scheinbar idealen Bedingungen, erlebe ich ebenfalls. Von der für das autonome Fahren nötigen Fehlerlosigkeit sind die Systeme herstellerübergreifend noch ein gutes Stück entfernt. Aufmerksam sein und Mitdenken ist beim Autofahren deshalb noch immer oberstes Gebot. Die Verkehrszeichenerkennung ist dennoch eine sinnvolle Unterstützung. Ab 2024 profitieren dann alle Neuwagen-Käufer:innen von dieser Hilfe – und zwar unabhängig von Fahrzeugklasse und -preis."

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