190 E 2.5-16, 9000 2.3i 16V & Bluebird: 16V-Sportlimos im Triell
16V-Sportlimos im Vergleich: Ventilspiel mit Mercedes, Nissan und Saab
- Mercedes 190 E 2.5-16, Nissan Bluebird und Saab 9000 2.3i 16V: So begann der Siegeszug der Vierventiltechnik
- Der 190 E 2.5-16 war ein Presseauto mit extra-Power
- Glücklicher Ebay-Kauf: Bluebird Grand Prix 1.8i 16V
- Der 9000 2.3i 16V taugt als zuverlässiger Alltags-Oldtimer
- Unabhängig von der Leistung bieten alle drei viel Fahrspaß
- Technische Daten von Mercedes 190 E 2.5-16, Nissan Bluebird und Saab 9000 2.3i 16V
- Fazit
Geht es darum, der Person am Steuer bei der frühmorgendlichen Sonntagsrunde ein breites Grinsen ins Gesicht zu zaubern, hält die automobile Konstruktions-Cuisine ein wahres Füllhorn an leckeren Rezepten bereit – kleine und große, schwere und leichte Autos, vom Ein- bis zum Sechzehnzylinder, gebaut als Boxer-, Reihen-, V- oder W-Motor mit zwei, drei, vier oder fünf Ventilen je Brennraum. Kurzum: Die Götter der automobilen Schöpfung halten einen riesigen Tiergarten bereit. Entsprechend sind die Geschmäcker so unterschiedlich wie das, was in den vergangenen 139 Jahren seit dem Benz Patent-Motorwagen Typ 1 konstruiert und gebaut wurde. Dabei hatte jede Epoche in technischer Hinsicht etwas Besonderes zu bieten.
Kamen in den 70er-Jahren etwa die ersten Fahrzeuge mit Turbolader auf, so hielt in den 80ern auf breiter Front die Vierventiltechnik bei den Großserienmotoren Einzug. Kaum ein Hersteller, der sich des Vorteils von vier Ventilen im Brennraum zugunsten einer gesteigerten Zylinderfüllung und damit Leistungsausbeute nicht in irgendeinem Modell bediente.
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Der Mercedes CLA (2025) im Video:
Mercedes 190 E 2.5-16, Nissan Bluebird und Saab 9000 2.3i 16V: So begann der Siegeszug der Vierventiltechnik
Beispiel Mercedes. Es war 1983, als ich mich während des Studiums in der Aluminium-Gießerei von Daimler-Benz in Esslingen-Mettingen mit der Bearbeitung von Versuchs-Zylinderköpfen für Vierzylindermotoren beschäftigen durfte. Deren Besonderheit: Sie verfügten über vier Ventile pro Zylinder und zwei obenliegende Nockenwellen. Tatsächlich schienen sie geradewegs für Rennmotoren konstruiert zu sein, doch weit gefehlt. Ihr Einsatzzweck war für die Serie bestimmt. Erst feierten sie noch im selben Jahr beim 185 PS (136 kW) starken 190 E 2.3-16 fröhliche Urständ (Rückblick auf die Nardo-Rekordfahrt des 190 E 2.3-16 anno 1983), und von 1986 an sorgten sie in leicht modifizierter Form im Nachfolger 190 E 2.5-16 mit 195 PS (143 kW) für noch mehr Fahrdynamik.
Tatsächlich war Cosworth an diesen Zylinderkopf-Entwicklungen mitbeteiligt, und heute darf man sagen, dass diese Ära den Motorenbau bei Daimler-Benz nachhaltig positiv geprägt hat. Doch die Vierventiltechnik hielt in dieser Zeit nicht nur bei Daimler-Benz Einzug.
Auch im fernen Japan wusste man um die Vorteile dieser Technologie für eine noch effektivere Befüllung der Zylinder mit zündfähigem Kraftstoff-Luftgemisch und machte sich ans Reißbrett. Etwa bei Nissan, wo 1985 der Bluebird der Baureihe T12 entstand und als Europavariante des Nissan Stanza von der Nissan Motor Manufacturing UK in Großbritannien gebaut wurde. Die Einführung auf dem deutschen Markt erfolgte schließlich im März 1986. Im November 1988 bekam der T12 dann ein Facelift und hörte nun auf den Typ T72. Ab Frühjahr 1989 wurde als Spitzenmodell der Bluebird Grand Prix mit 2,0-l-8V-Motor und 102 PS (75 kW) Leistung sowie als 1,8-l-16V-Motor mit strammen 129 PS (95 kW) angeboten.
Last but not least hatte sich die Vierventiltechnik auch bis nach Schweden herumgesprochen, und so nimmt es nicht Wunder, dass auch Saab auf diesen Zug aufsprang. 1989 debütierte der Saab 9000 2.3i 16V mit 150 PS (110 kW). Doch war beziehungsweise ist das ein waschechter Saab? Rückblende: 1985 setzte Saab beim 9000 die gleiche Bodengruppe ein wie Alfa Romeo beim 164, Fiat beim Croma und Lancia beim Thema. Und sogar manche Karosserieteile waren fast identisch. Etwa die Türen, die sich auch beim Croma und beim Thema fanden. Doch sei es drum. Mittlerweile hat sich auch der Saab 9000 eine stetig wachsende Fangemeinde erobert. Insbesondere die Modelle mit Turbo- und 16V-Motor sind gesucht.
Passendes Zubehör für den Klassiker:
Der 190 E 2.5-16 war ein Presseauto mit extra-Power
Gefragt sind auch die Mercedes 190 E 2.5-16. Vielleicht gerade deshalb, weil sie auf das spektakuläre Spoiler-Ornat des Evo II verzichten und ein wenig das Image vom Wolf im Schafspelz (Das sind die stärksten Understatement-Autos) verkörpern. Ulrich Goennenwein aus Untergruppenbach nahe Heilbronn kam 2010 an ein ganz besonderes Exemplar, das ursprünglich einmal in der Presseabteilung der Daimler-Benz AG seinen Dienst tat. "Mir wurde damals gesagt, das Fahrzeug sei als Versuchsträger für den Evo I aufgebaut worden und verfüge über einen modifizierten Motor. Tatsächlich hat er auch 220 anstelle von 195 PS. Ich habe den Wagen seinerzeit aus dem Nachlass meines Vetters gekauft. Der wiederum hatte es von seiner Mutter erhalten, die es von der Daimler-Benz-Presseabteilung erworben hatte."

Und weiter: "Der 190 E 2.5-16 zählte damals zweifellos zu den begehrtesten Fahrzeugen bei Daimler-Benz. Allerdings war er für viele unerschwinglich, gehörte er doch zu den richtig teuren Autos der Marke. Leider ist die Ersatzteilbeschaffung in der Zwischenzeit sehr schwierig geworden. Dazu tragen, so meine ich, auch die Hersteller bei, da die Oldtimer-Abteilungen nicht mehr so wertgeschätzt werden wie zu früheren Zeiten. Für mich ist der 190 E 2.5-16 ein Kulturgut, das erhalten werden sollte", fasst Ulrich Goennenwein die Geschichte seines Sechzehnventilers zusammen.
Glücklicher Ebay-Kauf: Bluebird Grand Prix 1.8i 16V
Nicht weniger problematisch gestaltet sich die Ersatzteilbeschaffung auch beim Nissan Bluebird Grand Prix 1.8i 16V, den sich Patrick Schäfer aus Ludwigsburg im April 2019 gekauft hat. Der Diplom-Ingenieur, der sich beruflich mit der Entwicklung elektronischer Bremssysteme befasst, erzählt: "Jeder Besitzer eines seltenen, alten Autos wird das kennen: An Ersatzteilen ist vieles nicht mehr zu bekommen oder nur zu horrenden Preisen. Das Wenigste gibt es um die Ecke. Obwohl der Bluebird in Sunderland, UK, vom Band gelaufen ist, muss man Teile in Japan bestellen. Das ist mühsam, teuer, und manchmal kommen ein paar der Sachen gar nicht an."
Dass es ein Nissan Bluebird geworden ist und nicht ein Honda Accord 4 oder Toyota Supra Mk3, war eher Zufall: "Die Japan-Designs der späten 80er- und frühen 90er-Jahre gefielen mir schon immer. Der Bluebird war ab 1 Euro auf Ebay inseriert, und der kantige Look mit dem sportlichen Touch hat mir sofort gefallen. Er stand in Hannover, also konnte ich nicht mal eben hinfahren zum Anschauen, und das Inserat mit nur drei dürren Zeilen war auch keine Hilfe. Am Ende habe ich dem Verkäufer nur eine Frage geschickt: "Komme ich mit dem Auto bis nach Stuttgart, ohne dass es gefährlich wird?" Die Antwort: "Bremse ist nicht mehr toll, aber es ist kein Problem, es zu fahren." Also habe ich geboten und gewonnen. Rückblickend war das Auto viel besser als gedacht, es hatte keinen Rost, und fast alle Teile waren noch die ersten ab Werk. Deswegen erscheinen die 111.000 km auch absolut glaubwürdig."

In der Tat ist der Nissan Bluebird Grand Prix 1.8i 16V nicht nur ein rarer, sondern auch äußerst attraktiver Oldtimer made in Japan. Zur Grand-Prix-Ausstattung außen gehören der Schriftzug, Gummi-Heckspoiler (Diese Spoiler-Typen gibt es), Front- und Heckstoßfänger sowie die Schwellerverkleidungen. Im Innenraum gibt es Sportsitze mit speziellem Stoffbezug in Grau, der sich von den eher plüschigen Bezügen der Standard-Bluebird abhebt. Darüber hinaus finden sich vier elektrische Fensterheber, elektrische Außenspiegel sowie ein elektrisches Schiebedach. Bis auf das CD-Radio aus dem Zubehör (Das sind die besten Retro-Radios für Oldtimer zum Nachrüsten) ist das Auto nahezu komplett im Originalzustand. Abweichend zum Original sind die weißen Abdeckkappen im Stoßfänger vorn, die anstatt der originalen Nebelscheinwerfer-Attrappen mit Nissan Schriftzug installiert sind. Die Originalteile sind schwer zu bekommen.
Fahrwerksseitig bietet der Grand Prix Scheibenbremsen rundum (Standard mit Trommeln hinten) sowie ein Sportfahrwerk mit leichter Tieferlegung. Schrullige Details sind der Umschalter von Normal- auf Superbenzin oder – typisch japanisch – dass Tank- und Heckklappe federgestützt aufspringen, wenn man einen Hebel neben dem Fahrersitz zieht beziehungsweise drückt. Die Gitter links und rechts neben den Rücklichtern sind ein weiteres cooles Detail. Sie dienen zum Druckausgleich beim Aufspringen und Zuschlagen des Kofferraums. Neben der viertürigen Limousine gibt es den Grand Prix auch als fünftürige Fließheckversion. "Von beiden Modellen zusammen findet man in Deutschland maximal noch zehn bis 15 Stück, von der Limousine lediglich drei oder vier", weiß Patrick Schäfer.
Der 9000 2.3i 16V taugt als zuverlässiger Alltags-Oldtimer
Markus Seimert aus dem schwäbischen Ostfildern nahe Stuttgart ist beruflich als Kaufmann im Außendienst tätig. Er besitzt seinen Saab 9000 2.3i 16V seit 2021. "Ich habe ihn mir damals gekauft, weil ich einen zuverlässigen Alltags-Oldtimer mit viel Platz und praktischem Nutzwert gesucht habe. Mein Vater war ebenfalls im Außendienst tätig und hatte insgesamt vier dieser Fahrzeuge. Auch er musste öfter viel transportieren und war vom Raumkonzept, von den Fahrleistungen und der sprichwörtlichen Sicherheit des Saab angetan. Das hat mich geprägt, zumal uns die Fahrzeuge seinerzeit immer sicher und entspannt an alle Urlaubsziele in ganz Europa und wieder zurückgebracht haben. Nachdem ich selbst einige Zeit geschäftlich einen Saab 9-5 Sportkombi fuhr, wollte ich doch gern wieder einen Saab in der Familie haben", erzählt Markus Seimert, wie er zu seinem 9000 2.3i 16V kam.

Beim Kauf hatte Markus Seimert ausnehmend viel Glück, geriet er doch an ein Fahrzeug mit nur zwei Vorbesitzer:innen und nachvollziehbarer Historie. Neben aktuell gerade mal 75.000 km auf der Uhr begeistert der alte Schwede bis auf die fehlende Klimaanlage (So die Klimaanlage richtig einstellen) mit einer luxuriösen Innenausstattung in Leder (Tipps zur Lederpflege), elektrischen Fensterhebern, Sitzheizung, Zentralverriegelung, Stahlschiebedach und sogar einer abnehmbaren Anhängerkupplung. Mehr Komfort und praktischer Nutzwert geht bei einem Oldtimer eigentlich kaum.
Seimert über seinen Glücksgriff: "Der Langstreckenkomfort und die souveräne Leistungsentfaltung trotz Vierstufen-Automatik sind klasse. Schade nur, dass die Marke Saab nicht mehr existiert und der 9000er noch immer im Schatten des 900 steht. Doch zum Glück ist in der Szene diesbezüglich ein Umdenken im Gang."
Unabhängig von der Leistung bieten alle drei viel Fahrspaß
Obgleich mit 129, 150 und 220 PS (95, 110 und 162 kW) dramatisch unterschiedlich motorisiert, gelingt es allen drei 16V-Vertretern dieses Vergleichs, die Person am Steuer mit Haut und Haaren für sich einzunehmen. Der starke Mercedes 190 E 2.5-16 feuert mit seinen 220 Pferden natürlich fulminant aus den Ecken und kredenzt Power fast schon im Überfluss. Hinzu kommen mit offiziell 235 km/h – in diesem Fall dürften es gut 240 km/h sein – der mit Abstand höchste Topspeed und eine selbst nach heutigen Maßstäben höchst sportive Fahrdynamik.
Wesentlich moderater tritt der Nissan Bluebird Grand Prix 1.8i 16V auf den Plan. Mit 129 PS (95 kW) und damit rund 90 PS (66 kW) weniger als der pfeilschnelle Baby-Benz ist bei ihm bei 195 km/h Ende der Fahnenstange. Im Gegenzug begeistert er aber mit feiner Laufkultur, schönem direkten Ansprechverhalten und vitaler Drehfreude. Kurzum: Sein Sportmotor macht ebenfalls Laune, und das stattliche Leistungsmanko kompensiert er zumindest teilweise durch sein vergleichsweise geringes Leergewicht von 1250 kg, das immerhin 100 kg unter dem des Mercedes liegt.
Völlig entspannt den Vortritt lässt der Saab 9000 2.3i 16V seinen beiden Mitstreitern, wenn es um heftige sportliche Umtriebe geht. Zwar realisiert er mit seinen 150 PS (110 kW) gute 205 km/h Höchstgeschwindigkeit, doch liegt er gewichtsmäßig mit 1340 kg gleichauf mit dem Mercedes, was sich im Verein mit der Vierstufen-Wandlerautomatik natürlich in einer etwas reduzierten Fahrdynamik niederschlägt. Dafür schlägt seine große Stunde, wenn es ums Thema Komfort geht. Soll es mit dem Oldtimer über längere Strecken in den Urlaub gehen, dann hat der Saab ganz klar die Nase vorn.
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Technische Daten von Mercedes 190 E 2.5-16, Nissan Bluebird und Saab 9000 2.3i 16V
Classic Cars 05/2025 | Mercedes 190 E 2.5-16 | Nissan Bluebird Grand Prix 1.8i 16V | Saab 9000 2.3i 16V |
Zylinder/Ventile pro Zylin. | 4/4 | 4/4 | 4/4 |
Hubraum | 2498 cm³ | 1794 cm³ | 2290 cm³ |
Leistung | 162 kW/220 PS 6500/min | 95 kW/129 PS 6400/min | 110 kW/150 PS 5500/min |
Max. Gesamtdrehmoment bei | 250 Nm 5200/min | 159 Nm 5200/min | 212 Nm 3750/min |
Getriebe/Antrieb | 5-Gang-Getriebe/Hinterrad | 5-Gang-Getriebe/Vorderrad | 4-Stufen-Automatik/Vorderrad |
L/B/H | 4430/1706/1361 mm | 4460/1705/1395 mm | 4620/1522/1430 mm |
Leergewicht | 1350 kg | 1250 kg | 1340 kg |
Bauzeit | 1988-1993 | 1989-1990 | 1989-1994 |
Stückzahl | 5743 | k.A. | 503.087 (9000 ges.) |
Beschleunigung null auf 100 km/h | 7,5 s | 9,9 s | 10,5 s |
Höchstgeschwindigkeit | 235 km/h | 195 km/h | 205 km/h |
Verbrauch auf 100 km | 9,8 l S | 9,4 l S | 9,1 l S |
Grundpreis (Jahr) | 72.504 Mark (1990) | 27.345 Mark (1990) | 52.323 Mark (1990) |
Wie so oft lässt sich ein eindeutiger Sieger in diesem Vergleichsfeld rund um die 16-Ventil-Vierzylindermotoren nicht ermitteln – man muss es aber auch gar nicht. Dafür sind die Konzepte unserer drei 16V-Vertreter viel zu unterschiedlich. Wer einfach die schiere Leistung gepaart mit einem souveränen Sportfahrwerk und leistungsfähigen Bremsen sucht, kommt am Mercedes 190 E 2.5-16 nicht vorbei. Wer indes auch weniger Leistung mag, das Ganze aber mit weniger Gewicht zu einem sportlichen Gesamtpaket geschnürt, wird mit dem Nissan Bluebird Grand Prix 1.8i 16V glücklich. Und wer den praktischen Nutzwert sowie den Reisekomfort voranstellt, findet im Saab 9000 2.3i 16V einen ganz wunderbaren Partner.