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Eine weitere Milliarde für Rivian: Darum erhöht VW den Einsatz

Markus Bach Chefredakteur Crossmedia

Rivian soll die Software-Probleme von VW lösen. Dafür gibt VW im Juni 2025 die zweite Finanzpritze an Rivian.​ Warum diese Milliarden-teure Entwicklungshilfe nötig ist und wer hinter dem US-Start-up steckt, zeigt unsere Analyse!

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Inhalt
  1. VW investiert mehrere Milliarden US-Dollar in Rivian – für eine neue Software 
  2. Grund: Cariad ist trotz immensen Aufwands gescheitert
  3. Milliardenverluste: Rivian aktuell in schwieriger Lage
  4. Partnerschaft könnte über Software hinausgehen
  5. Fazit

 

VW investiert mehrere Milliarden US-Dollar in Rivian – für eine neue Software 

Volkswagen hat am 30. Juni 2025 eine weitere Milliarde US-Dollar in den US-Elektroautobauer Rivian investiert. Doch warum?

Der VW-Konzern weiß, wie wichtig technischer Fortschritt für das Überleben als Autobauer ist. Immerhin gab er allein 2023 insgesamt 21,8 Mrd. Euro für Forschung und Entwicklung aus. Ganze 15.422 Beschäftigte arbeiten Tag für Tag an der Zukunft des Konzerns. Und doch ist es VW in den vergangenen Jahren nicht gelungen, rechtzeitig eine neue Software für die Elektroautos des Konzerns zu entwickeln. Um das Tempo zu erhöhen, holt sich VW-Chef Oliver Blume daher Hilfe von außen: Der Weltkonzern verbündet sich mit dem kleinen Start-up Rivian. Zum Vergleich: Der US-Elektro-Autobauer hat 2023 insgesamt 50.122 Neuwagen ausgeliefert – so viele wie VW in zwei Tagen verkauft. Bei Rivian arbeiten mit 16.790 Beschäftigten in der gesamten Firma nur etwas mehr Menschen als in den Entwicklungsabteilungen des VW-Konzerns.

Und doch soll die bestehende integrierte Technologieplattform von Rivian die Grundlage für die künftige Software-Architektur beider Firmen bilden. Damit gesteht der Weltkonzern ein, dass er trotz seiner enormen Forschungsressourcen in einer Sackgasse steckt.
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Der Rivian R1T im Video:

 
 

Grund: Cariad ist trotz immensen Aufwands gescheitert

Dabei hatte VW sogar eine eigenständige Software-Marke gegründet, um die Entwicklung zu beschleunigen: Cariad sollte alle Kompetenzen im Konzern bündeln und für die Entwickler:innen eine Start-up-Atmosphäre schaffen. Schnelle Entscheidungen, weniger Bürokratie und mehr Freiräume als bei VW, Audi & Co. waren die Versprechen. Innerhalb kurzer Zeit stieg die Anzahl der Cariad-Mitarbeitenden auf rund 6000. Das ließ sich VW einiges kosten: Knapp vier Milliarden Euro jährlich wanderten in die Software-Tochter.

Doch das Ergebnis steht bis heute aus: Der Startzeitpunkt für das neue, einheitliche Betriebssystem musste immer wieder verschoben werden. Schließlich konnten Audi und Porsche bei der Entwicklung der gemeinsamen PPE-Elektro-Plattform nicht mehr auf die Cariad-Software warten, die Produktanläufe verzögerten sich schon um ganze zwei Jahre. So nahmen sie die Dinge selbst in die Hand und entwickelten die bestehende Vorgänger-Software weiter, die nun etwa im Audi Q6 e-tron eingesetzt wird.

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Auch in China drängt die Zeit: In dem für den VW-Konzern größten Markt konnte man ebenfalls nicht auf die lahmende Cariad-Entwicklung warten. Hier verbündete sich VW mit dem chinesischen Start-up Xpeng. Gemeinsam wird ein neues Betriebssystem aufgesetzt, das bereits ab 2026 in allen neuen in China gebauten VW zum Einsatz kommen soll.

Diese Strategie überträgt VW-Chef Blume mit Rivian auf die globale Ebene: Zusammen mit dem US-Start-up gründete VW ein Gemeinschaftsunternehmen, das eine neue Software-Generation entwickelt, die in den Elektroautos des VW-Konzerns und von Rivian eingesetzt wird. Die US-amerikanische Marke bringt ihre aktuelle Software-Architektur in das Joint Venture ein. VW erhält somit eine fertige Technologieplattform.

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Milliardenverluste: Rivian aktuell in schwieriger Lage

Für diese Abkürzung muss die Wolfsburger Marke jedoch tief in die Taschen greifen: Erst im Juni 2025 wurde eine zweite Zahlung von einer Milliarde US-Dollar von VW an Rivian fällig. Insgesamt kann sich Rivian auf Investitionen von bis zu 5,8 Mrd. Dollar freuen, verteilt über mehrere Jahre und an technische Fortschritte geknüpft. Geld, das Rivian dringend benötigt: Das schon 2009 von dem Ingenieur Robert "RJ" Scaringe gegründete Start-up befindet sich aktuell in einer schwierigen Phase. Die US-Firma galt lange als erfolgversprechender Tesla-Rivale. Zwei Jahre vor dem Cybertruck gelang es dem kleinen Team 2021, mit dem Rivian R1T einen vollelektrischen Pick-up in Serie zu produzieren. Der Pritschenwagen steht wie sein ein Jahr später ausgeliefertes SUV-Schwestermodell R1S auf einer von Rivian selbst entwickelten Plattform und nutzt deren Software.

Doch der Absatz kommt nicht auf Touren, die konservative Pick-up-Käuferschaft in den USA kann sich mit der Elektromobilität noch nicht so richtig anfreunden. So gingen die Verkaufszahlen von Rivian in zuletzt wieder zurück. Zudem produziert Rivian zu teuer: Im ersten Quartal 2024 machte die Marke mit jedem verkauften Auto rund 39.000 US-Dollar Verlust. Um die Stückzahlen zu erhöhen, plant das Start-up mit dem R2 ein kleineres SUV, das 2026 starten soll. Noch schreibt Rivian jedoch weiter horrende Verluste, 2023 waren es 5,43 Mrd. US-Dollar. Nur dank einer Partnerschaft mit Amazon konnte sich das Start-up über Wasser halten. Der Versandriese war der bisher wichtigste Investor – und der größte Kunde: Bis 2030 soll Rivian für Amazon 100.000 elektrische Transporter liefern. So entstand das Modell EDV. Amazon möchte jedoch nicht mehr Geld investieren.

 

Partnerschaft könnte über Software hinausgehen

Nun steigt VW als zweiter großer Anteilseigner ein. Und die ungleiche Partnerschaft könnte noch über die Software hinausgehen: Der VW-Konzern arbeitet daran, die alte US-Marke Scout wiederzubeleben. Diese soll in den Staaten ab 2026 rein elektrische Pick-ups und SUV verkaufen. Doch das veränderte Marktumfeld gefährdet den Erfolg des Projekts. Um Geld und Entwicklungszeit zu sparen, könnte Scout auch im Hardware-Bereich Elemente der Pick-up-Architektur von Rivian nutzen. Im Gegenzug wäre es möglich, dass Rivian sein künftiges Modell R2 günstig in der neuen Scout-Fabrik in South Carolina produziert.

 
Markus Bach Markus Bach
Unser Fazit

Die ungleiche Partnerschaft zwischen David und Goliath lässt sich auf einen einfachen Deal reduzieren: VW bekommt die Software-Technik von Rivian und das US-Start-up dafür dringend benötigtes Geld. Dass die Entwicklungshilfe der US-amerikanischen Marke gebraucht wird, ist jedoch ein Armutszeugnis für VW und speziell dessen Software-Tochter Cariad. Zuerst wurden in dieser Milliarden versenkt, nur um jetzt noch einmal Milliarden in Rivian zu investieren. Und bei der Kernmarke VW in Wolfsburg läuft eine Sparrunde nach der anderen. Dagegen kann sich Rivian in einer schwierigen Lage nach Amazon über den nächsten Goliath als Partner freuen.

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