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Geht auch ganz einfach:

Civic Type R/i30 N/Golf GTI: Vergleichstest Laute(r) Siegertypen von Honda, Hyundai und VW

Sven Kötter Testredakteur
Inhalt
  1. VW Golf GTI Clubsport, Honda Civic Type R und Hyundai i30 N Performance im Vergleichstest
  2. Fahrdynamik: VW Golf GTI Clubsport mit zahlreichen Talenten
  3. Motor/Getriebe: Verschieden ausgelegtes Einheitsrezept 
  4. Fahrkomfort: Bester Geräuscheindruck beim VW Golf GTI Clubsport
  5. Karosserie: Honda Civic Type R macht zu wenig aus seiner Größe
  6. Umwelt/Kosten: Hyundai i30 N Performance mit eindeutigem Kapitelsieg
  7. Technische Daten & Messwerte von VW Golf GTI Clubsport, Honda Civic Type R & Hyundai i30
  8. Ergebnis in Punkten
  9. Fazit

VW Golf GTI Clubsport, Honda Civic Type R und Hyundai i30 N Performance sind die dynamischen Aushängeschilder der jeweiligen Marke. Das verspricht großen Sport und einen harten Wettkampf im Vergleichstest.

 

VW Golf GTI Clubsport, Honda Civic Type R und Hyundai i30 N Performance im Vergleichstest

Mit dem brandneuen Honda Civic Type R will die japanische Marke im Segment der Kompaktsportler einmal mehr die Benchmark setzen. Ob das klappen kann, soll er im Vergleichstest der AUTO ZEITUNG unter Beweis stellen. Sein erster Gegner: der VW Golf GTI Clubsport. Dieser reißt die 300-PS-Marke (221 kW), was ihn in Schlagdistanz zur 329 PS (242 kW) starken Neuauflage aus Japan bringt. Dritter im Bunde ist der 280 PS (206 kW) leistende Hyundai i30 N Performance, der seit 2017 das Segment aufwirbelt. Einzige Voraussetzung für das jetzige Kräftemessen: Vorderradantrieb. Hinter den angriffslustigen Fronten sitzt jeweils ein zwei Liter großer Turbo-Vierzylinder. Doch die drei Sportler sind ganz eigene Charaktere zu höchst unterschiedlichen Preisen. Auch interessant: Unsere Produkttipps bei Amazon

Leslie & Cars fährt den VW Golf R (2023) im Video:

 
 

Fahrdynamik: VW Golf GTI Clubsport mit zahlreichen Talenten

Wer in diesem illustren Kreise sein Geld bestmöglich anlegen will, der dürfte in erster Linie daran interessiert sein, wie sich der Hothatch fährt. GTI-Fans wissen seit jeher die Ausgewogenheit der scharfen Gölfe zu schätzen. Und auch das jüngste Kind der legendären GTI-Familie, der VW Golf GTI Clubsport, überzeugt im Vergleichstest mit seinen zahlreichen Talenten, die ihm unter anderem die Bestzeit auf dem Handlingkurs und die höchste Geschwindigkeit im Slalom bescheren. Dass der Golf also nicht viel falsch macht, versteht sich von selbst. Und doch ist nicht alles Gold, was glänzt. Zum einen profitiert der GTI stark von den aufpreispflichtigen und nur eingeschränkt alltagstauglichen Semislicks, zum anderen geizt er im Vergleich zur Konkurrenz aus Fernost mit Emotionen. Er nagelt die Bestzeit mit norddeutscher Nüchternheit auf den Asphalt, gefällt dabei mit der sauberen Abstimmung von Differenzialsperre und Lenkung. Untersteuern wird effektiv verhindert, ein allzu lebhaftes Fahrverhalten allerdings auch. Die Bremsen packen mit steigender Beanspruchung immer besser zu, halten dann allerdings nicht allzu lange durch, frei nach dem Motto: "Ein, zwei Runden reichen doch aus, um die Bestzeit einzufahren."Die Lenkung bleibt zwar weitgehend frei von Antriebseinflüssen, arbeitet dabei aber auch vergleichsweise distanziert.

Ein ganz anderes Naturell zeigt der Honda Civic Type R. Handgeschaltet und mit automatisch geregelter mechanischen Sperre an der Vorderachse, gibt sich der Japaner emotionaler – er erinnert schon auf den ersten Metern im besten Sinne an einen Tourenwagen. Die alltagstauglichere Bereifung profitiert vom breiteren Querschnitt. Dank hoch drehendem, gierig am Gas hängenden Vierzylinder und knackigem Sechsgang-Schaltgetriebe bleibt der Honda dem GTI auf den Fersen, lässt sich kaum abschütteln. Mit nur einer Hand am Volant wird es allerdings schon deutlich anspruchsvoller, zumal der Civic im Grenzbereich sein Heck ins Spiel bringt. Der Type R will dann gekonnt um den Kurs gezirkelt werden – angesichts der hohen Geschwindigkeiten ein Fall für Menschen mit Können. Gut, dass die Lenkung dabei viel Feedback gibt. Eine Automatik ist auch gegen Aufpreis nicht zu haben.

Der dritte im Bunde leidet ein wenig unter seinem PS-Defizit. Doch der Hyundai i30 N Performance setzt seine Leistung am effektivsten in Fahrspaß um. 280 PS (205 kW) reichen, um auf Rundstrecken eine Mords-Gaudi zu haben. Die Lenkung ist gefühlsecht, das adaptive Fahrwerk gut abgestimmt. Einzig der laute Klappenauspuff bringt Künstlichkeit ins Spiel. Dass die Vorderachssperre im Hyundai massiver als im Golf an der Lenkung zerrt – geschenkt, beziehungsweise: kein größerer fahrdynamischer Nachteil. Einen spürbaren Mehrwert bietet die Querverstrebung im Gepäckraum: Karosserie und Hinterachse werden im Hyundai so zu einer bocksteifen Einheit, die man nicht zuletzt im Popo-Meter zu schätzen lernt. Allerdings schränkt sie das Gepäckraumvolumen und auch die Variabilität ein – das sollte man vorab bedenken.

 

Motor/Getriebe: Verschieden ausgelegtes Einheitsrezept 

Selten hat ein Einheitsrezept derart unterschiedlich geschmeckt. Vierzylinder, zwei Liter Hubraum, Turbo, Vorderradantrieb – denn das wars dann auch schon mit den Gemeinsamkeiten. Der mit der bewährten variablen Ventilsteuerung VTEC ausgestattete Honda gibt mit 329 PS (241 kW) und bis zu 420 Newtonmetern auf dem Datenblatt den Ton an. Und ganz nach dem Gusto der Marke verlangt das Aggregat nach Drehzahl: Die volle Leistung liegt erst bei 6500 Umdrehungen an. Doch das Hochdrehen macht Spaß und endet im sechsten Gang erst bei 275 km/h. Das manuelle Getriebe bereitet mit kurzen Schaltwegen und Zwischengas-Funktion viel Freude. Schön, dass es sowas noch gibt. Der Testverbrauch von 8,8 Litern auf 100 Kilometer geht angesichts des Fahrvergnügens in Ordnung. Den Spritkonsum des Honda Civic Type R unterbietet sogar der 49 PS (36 kW) schwächere Hyundai im Vergleichstest nur um 0,2 Liter.

Der Koreaner definiert sich aber auch weit weniger über seinen Motor. Der sorgt zwar für sehr gute Fahrleistungen, die können aber mit der stärkeren Konkurrenz nicht ganz mithalten. Umso bemerkenswerter ist, dass der Hyundai i30 N Performance stets in Schlagdistanz bleibt und dem Honda im Slalom ein Patt abringt. Das Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe arbeitet solide, kann aber auch keine Glanzpunkte setzen. Die Paddel für manuelle Eingriffe hinter dem Lenkrad sind gut dimensioniert und laden zum Selber-Schalten ein. Wolfsburg kontert die asiatischen Frohnaturen einmal mehr mit Perfektion. Die besten Fahrleistungen machen den GTI zum Sieger in jedem Sprint, 267 km/h Höchstgeschwindigkeit sorgen auf der linken Autobahnspur für einen Aha-Effekt. Den Kapitelsieg sichert sich der Golf allerdings erst mit dem niedrigsten Verbrauch – wobei zur Wahrheit gehört, dass VW Golf GTI Clubsport und Type R teures Super Plus bevorzugen, während der Hyundai i30 Performance auch prima mit Super zurechtkommt.

 

Fahrkomfort: Bester Geräuscheindruck beim VW Golf GTI Clubsport

Dies ist ein Kapitel, das zwar bei den wenigsten zählt, das aber auf lange Sicht umso wichtiger sein dürfte. Denn nur Hartgesottene akzeptieren es, zwischen den Runden auf der Rennstrecke lautstark durch den Alltag zu hoppeln. Alle drei Hersteller setzen daher auf adaptive Dämpfer, die auf Knopfdruck ein gewisses Maß an Schluckvermögen ermöglichen sollen. Und das funktioniert bei allen drei Modellen weitgehend tadellos. Die rote Laterne in diesem Kapitel geht knapp an den Hyundai i30 N Performance. Der Koreaner ist zwar mit bequemen Schalensitzen und einer zumindest leer akzeptablen Federung ausgestattet, wird aber von den noch besseren Sitzen der Konkurrenz übertroffen. Stellt man die Auspuffklappen auf "offen", ist es dann auch mit dem Geräuschkomfort vorbei. Dass Hyundai dieses Auspuff-Gewitter homologiert bekommen hat, ist wohl das letzte ungelöste Rätsel der Otto-Partikelfilter-Ära.

Der VW Golf GTI Clubsport setzt bei der Abgasanlage auf die Expertise von Akrapovic, wirkt im Vergleichstest stets dezenter und feiner komponiert. Den Kapitelsieg sichern sich die Wolfsburger mit dem besten Geräuscheindruck und der (leer) besten Federung. Auch im Fond sitzt es sich in diesem Umfeld am besten. Die Stärken des Honda Civic Type R sind gänzlich andere. Obwohl er im Innenraum am lautesten ist, ist der subjektive Eindruck ein anderer. Der hochdrehende Vierzylinder klingt angenehmer als das primär von seinem Turbo lebende Aggregat im Hyundai. Die Federung zeigt sich von maximaler Beladung unbeeindruckt,  die aber auch am niedrigsten ausfällt. Besonders beim Ausfedern setzt sich der Civic Type R gekonnt in Szene.

 

Karosserie: Honda Civic Type R macht zu wenig aus seiner Größe

Dass der Honda die Konkurrenten um mehr als 25 Zentimeter in der Länge und um rund zehn Zentimeter in der Breite überragt, macht sich nur zum Teil im Innenraum bemerkbar. Reihe eins profitiert von der größten Innenbreite und einer tiefen Sitzposition, die einen sehr gut ins Auto integriert. Auch der Armaturenträger baut vergleichsweise niedrig. Doch im Fond wird dem Honda Civic Type R sein flaches Fließheck zum Verhängnis. Wohlwissend, dass die seitlichen Dacheinzüge den Kopfraum einschränken, hat man sich den mittleren Sitz gleich ganz gespart und dort stattdessen zwei Cupholder platziert. Schade, denn die Beinfreiheit ist in diesem Vergleichstest-Umfeld gigantisch groß. Dem größten Minimal- steht das kleinste Maximal-Kofferraumvolumen gegenüber – und eine erschreckend geringe maximale Zuladung.

Der mittlerweile sechs Jahre alte Hyundai bietet im Fond dank höherem Dachverlauf mehr Platz, kann im Kofferraum ähnlich viel unterbringen und hat als Pluspunkt eine Anhängelast von bis zu 1600 Kilogramm zu bieten, wo die Konkurrenz schlicht passen muss. 80 Kilogramm Stützlast erlauben zudem bis zu zwei E-Bikes auf einem Heckgepäckträger. Wer auf einen Gepäckträger verzichten kann, darf sich im VW Golf GTI Clubsport immerhin über rund 500 Kilogramm Zuladung freuen – genug für den einen oder anderen Kurztrip zu viert. Gepaart mit der besten Übersichtlichkeit macht das den VW zu einem angenehmen Reisebegleiter. Und trotz vieler einfacher Materialien setzt sich der Golf bei der Qualität durch. Er verkneift sich unschöne Geräusche aus der Karosserie und auch die Spaltmaße passen. Beim Hyundai schließt die Fahrertür nur mit Nachdruck und der Honda kämpft mit einer unruhigen und somit permanent knisternden Mittelkonsole.

Vergleichstest So testet die AUTO ZEITUNG
So testet die AUTO ZEITUNG 5000 Punkte in fünf Kapiteln

 

Umwelt/Kosten: Hyundai i30 N Performance mit eindeutigem Kapitelsieg

Honda-Fans, die in der Vergangenheit stets blind das neueste Civic Type R-Modell gekauft haben, sollten dieses Kapitel ganz genau lesen: Derzeit steht der heißeste Civic mit mindestens 58.500 Euro in der Preisliste. Da hilft es ihm auch wenig, dass alle fahrdynamisch relevanten Extras serienmäßig an Bord sind – besonders die Multimedia-Ausstattung präsentiert sich vergleichsweise einfach. Im Punkteschema hilft dem Honda Civic Type R leider auch sein exzellenter Datenlogger samt Fahrerbewertung nicht weiter. Der horrende Wertverlust sowie hohe Unterhalts- und Kraftstoffkosten belasten zusätzlich den Geldbeutel. Angesichts eines um rund 20.000 Euro günstigeren Grundpreises lassen sich die ebenfalls teuren Unterhaltskosten des Hyundai i30 Performance verschmerzen, zumal der Koreaner am wenigsten an Wert verliert und die umfangreichste Multimedia-Ausstattung bietet. Das kann nichts anderes als den eindeutigen Kapitelsieg bedeuten. Der VW Golf GTI Clubsport markiert in diesem Dreier-Vergleichstest die goldene Mitte – wobei rund 7700 Euro Aufpreis gegenüber dem i30 N erstmal begründet werden müssen. Killerargumente: Der Clubsport ist schneller, bequemer und im Unterhalt günstiger als der koreanische Konkurrent.

 

Technische Daten & Messwerte von VW Golf GTI Clubsport, Honda Civic Type R & Hyundai i30

AUTO ZEITUNG 13/2023Honda
Civic Type R
Hyundai
i30 N Performance
VW
Golf GTI Clubsport
Technik
Zylinder/Ventile pro Zylin.R4/4; TurboR4/4; TurboR4/4; Turbo
Hubraum1996 cm31998 cm31984 cm3
Leistung242 kW/329 PS bei
6500 /min
206 kW/280 PS bei
5500 – 6000 /min
221 kW/300 PS bei
5450 – 6500 /min
Max. Drehmoment420 Nm, 2600–4000 /min392 Nm, 2100–4700 /min400 Nm, 2000–5200 /min
Getriebe/Antrieb6-Gang, manuell/Vorderrad; autom. Sperrdiff.8-Gang, Doppelkupplung/Vorderrad; elektron. ger. Sperrdiff.7-Gang, Doppelkupplung/Vorderrad; elektron. ger. Sperrdiff.
Messwerte
Leergewicht (Werk/Test)1405/1434 kg1455/1494 kg1386/1429 kg
Beschleunigung 0-100 km/h (Test)5,5 s5,6 s5,4 s
Höchstgeschwindigkeit (Werk)275 km/h250 km/h267 km/h
Bremsweg aus 100 km/h
kalt/warm (Test)
35,5/34,5 m34,8/34,4 m35,5/34,1 m
Verbrauch auf 100 km (Test/WLTP)8,8/8,2 l SP8,6/8,4 l SP8,1/7,4 l SP
CO2-Ausstoß (Test/WLTP)208/186 g/km204/191 g/km192/168 g/km
Preise
Grundpreis58.500 €38.100 €46.480 €
Testwagenpreis58.500 €41.630 €49.350 €
 

Ergebnis in Punkten

Gesamtbewertung (max. Punkte)Honda
Civic Type R
Hyundai
i30 N Performance
VW
Golf GTI Clubsport
Karosserie (1000)560567588
Fahrkomfort (1000)659654679
Motor/Getriebe (1000)685672698
Fahrdynamik (1000)734741746
Eigenschaftswertung (4000)263826342711
Kosten/Umwelt (1000)292364322
Gesamtwertung (5000)293029983033
Platzierung321

 
Sven Kötter Sven Kötter
Unser Fazit

Der neue Honda Civic Type R ist ein echter Volltreffer, weil in seiner Machart mittlerweile einzigartig. Der Preis ist allerdings erschreckend hoch – zumal die digitale Ausstattung abseits des Daten-Loggers enttäuscht. Wer damit leben kann, erhält einen Tourenwagen im Seriendress. Nach Punkten bedeutet das allerdings auch: Platz drei. Davor läuft der Hyundai i30 N Performance ins Ziel ein. Hochemotional, fahrdynamisch versiert, aber mittlerweile leistungstechnisch nicht mehr ganz konkurrenzfähig. Der Testsieg geht nach Wolfsburg an den VW Golf GTI Clubsport – verdammt schnell, ausgewiesen gut und alltagstauglich. Wer allerdings mit den jeweiligen Nachteilen leben kann, der wird wohl verstärkt nach den emotionaleren Asiaten schielen.

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