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Geht auch ganz einfach:

Toyota Mirai/Genesis Electrified G80: Vergleich Wasserstoff gegen Steckdose

Elmar Siepen Testredakteur
Inhalt
  1. Toyota Mirai & Genesis Electrified G80 im Vergleich
  2. Motoren und Fahrleistungen von Mirai & Electrified G80
  3. Toyota Mirai mit mehr Reichweite
  4. Kosten & Umweltfreundlichkeit von Mirai & Electrified G80
  5. Technische Daten von Toyota Mirai & Genesis Electrified G80 AWD
  6. Fazit

Im Bemühen um saubere Mobilität rollen manche E-Autos auf verschiedenen Wegen: Der Genesis Electrified G80 AWD lädt Strom an der Ladesäule, der Toyota Mirai stellt ihn mit Hilfe von Wasserstoff in der bordeigenen Brennstoffzelle selbst her. Was funktioniert und fährt wie gut? Ein Vergleich der Konzepte.

Bereits seit 1807 setzt man Wasserstoff als Antriebsenergie ein –  so wie im Toyota Mirai, der in diesem Vergleich gegen den Genesis Electrified G80 antritt. Damals meldete der französische Offizier Francois Isaac de Rovaz den Wasserstoffhubkolbenmotor zum Patent an. Bis zum ersten Serienfahrzeug mit Wasserstoffantrieb dauerte es allerdings noch fast 200 Jahre: Am 11. Mai 2000 präsentierte BMW mit dem 750hL das erste Wasserstoffauto der Welt in einer Auflage von 15 Stück. Inzwischen wird Wasserstoff (chemische Bezeichnung: H2) beim Betrieb von Automobilen meist nicht mehr verbrannt, sondern in bordeigenen Brennstoffzellen in elektrische Energie für den Antrieb von E-Motoren umgewandelt.

Hier ist beispielsweise Toyota seit 2021 mit dem Mirai der zweiten Generation am Start. Insgesamt befindet sich die Wasserstoff-Technik quantitativ betrachtet aber noch in einer Exoten-Rolle, weswegen ein Vergleich von einem H2-Fahrzeug und einem batterie-elektrischen Automobil besonders interessant ist. Mit seiner gut fünf Meter langen Schrägheck-Karosserie passt der Genesis Electrified G80 AWD (die Elektrovariante des G80) geradezu ideal zum ähnlich konfektionierten, 4,98 Meter langen Toyota Mirai. Auch interessant: Unsere Produkttipps bei Amazon

Leslie & Cars checkt den Genesis G90 LWB (2023) im Video:

 
 

Toyota Mirai & Genesis Electrified G80 im Vergleich

Im Innenraum gefällt der nobel ausgekleidete Genesis Electrified G80 in puncto Qualität und kann es hier durchaus mit europäischen Nobelmarken aufnehmen. Feine Materialien und blitzsaubere Passungen zeugen ebenso von viel Liebe zum Detail wie das ordentliche, wenn auch nicht überragende Raumangebot auf den Vordersitzen. Der "integrated controler", eine Art berührungssensitiver Dreh-Drück-Steller mit Handschrifterkennung, hilft, durch die Menüs zu navigieren, was aber ein wenig trainiert sein will. Der Toyota Mirai kommt im Vergleich nicht ganz so fein daher, überzeugt dennoch mit guter Materialanmutung, schränkt aber mit seinem fast senkrecht aufragenden Cockpit und der breiteren Mittelkonsole stärker das Raumgefühl ein.

Sein Touchscreen ist für die Person am Steuer allerdings besser erreichbar als der des Koreaners, und auch er bietet über analoge Tasten direkten Zugriff auf diverse Bedien-Menüs. Der Sitzkomfort im Genesis Electrified G80 überzeugt vorn dank etwas strafferer Polster mehr als die eher weichen Pendants im Toyota Mirai. Prima: Beim Überschreiten der Richtgeschwindigkeit im G80 legen sich die Sitzwangen automatisch näher an den Torso. Im Fond sitzen dafür die Toyota-Passagier:innen mit weniger stark angewinkelten Beinen als die im Genesis, müssen sich im Vergleich allerdings mit deutlich weniger seitlicher Kopffreiheit arrangieren. Wer in Europa an Schrägheck-Limousinen denkt, assoziiert damit automatisch große Heckklappen. Doch Fehlanzeige bei den beiden Kandidaten aus diesem Vergleich. Sie besitzen lediglich konventionelle Kofferraumklappen, hinter denen sich eher unterdurchschnittliche Gepäckraumvolumina finden: 354 Liter beim Genesis, 300 Liter beim Toyota.

 

Motoren und Fahrleistungen von Mirai & Electrified G80

Im Koreaner sorgen je ein permanent erregter Synchronmotor an Vorder- und Hinterachse mit jeweils 136 kW (185 PS) für Vortrieb. Die Systemleistung beträgt 272 kW, was 370 PS entspricht. Seine Energie bezieht der Genesis Electrified G80 AWD aus einer Lithium-Ionen-Batterie mit einer Kapazität von 87,2 kWh. Die Kraft gelangt über Eingang-Getriebe an alle vier Räder. Das "Disconnector Actuator System" (DAS) entkoppelt die Vorderräder vom Antrieb, wenn auf den Allradantrieb verzichtet werden kann. So lassen sich Reibungsverluste minimieren, und der G80 spart Strom. Im Vergleich dazu besteht der Antrieb des Toyota Mirai aus einer Brennstoffzelle unter der vorderen Haube, drei Wasserstoff-Tanks im Fahrzeugboden mit einer Gesamt-Tankkapazität von 5,6 Kilogramm und einem E-Motor an der Hinterachse mit darüber angeordneter Pufferbatterie (Kapazität: 1,24 kWh). In der Brennstoffzelle reagiert der zugeführte Wasserstoff mit dem Luft-Sauerstoff an einer Membran. Dadurch fließt permanent elektrischer Strom in die Pufferbatterie und wird von dort für den Antrieb des 134 kW (182 PS) starken E-Motors genutzt. Als einziges Abfallprodukt entsteht pures Wasser, das über einen Auspuff entweicht.

Mit seinem Systemdrehmoment von 700 Newtonmetern schiebt der Genesis Electrified G80 erwartungsgemäß deutlich kräftiger an als der Toyota Mirai mit 300 Newtonmetern. Aber auch hier freut man sich darüber, dass die gesamte Zugkraft nahezu unmittelbar nach dem Tritt auf das Fahrpedal zur Verfügung steht. Mit den 9,2 Sekunden von null auf 100 km/h sowie 175 km/h Höchstgeschwindigkeit kann man im Mirai gut leben. Der Genesis Electrified G80 geht mit 4,9 Sekunden und 225 km/h im Vergleich deutlich sportlicher zu Werke. Doch muss man erwähnen, dass seine Lithium-Ionen-Batterie mit ihren 546,2 Kilogramm das Fahrzeuggewicht auf über 2,2 Tonnen bringt, was bei Kurvenfahrt zu Lasten der Handlichkeit geht. Hier fühlt sich der Toyota Mirai mit seinen rund 1800 Kilogramm deutlich agiler an, auch wenn er sich nicht ganz so präzise dirigieren lässt wie sein Konkurrent. Aber das ist Klagen auf hohem Niveau.

Vergleichstest Hyundai Nexo/Toyota Mirai
Hyundai Nexo/Toyota Mirai: Vergleichstest Wasserstoffautos im Duell

 

Toyota Mirai mit mehr Reichweite

Für den Fahrkomfort scannt der Genesis Electrified G80 mit Hilfe einer Frontkamera permanent die Fahrbahnoberfläche und passt ständig die Dämpferkennlinien an. So ist er zwar mit einer etwas straffen Grundnote, aber stets recht komfortabel unterwegs – von gelegentlichen recht ausgeprägten Vertikalbewegungen des Hecks einmal abgesehen. Der Toyota Mirai ist weicher abgestimmt und zeigt allenfalls auf mehreren aufeinanderfolgenden, kurzen Bodenwellen ein leichtes Karosseriezittern. Unabhängig davon bieten beide Kandidaten des Vergleichs einen hohen Langstreckenkomfort. Erfreulich: Auch auf längeren Volllastetappen wird die Antriebsleistung nicht heruntergeregelt, was längst nicht bei allen Elektroautos der Fall ist. Am Schluss steht die Frage nach dem Verbrauch. Auf der Testrunde konsumiert der Genesis Electrified G80 24,1 kWh auf 100 Kilometern, was angesichts der Batteriekapazität in Höhe von 87,2 kWh eine Reichweite von 361 Kilometern ergibt. 

Die 5,6 Kilogramm Kapazität der Wasserstofftanks im Toyota Mirai reichen bei einem Verbrauch von 1,26 Kilogramm für 444 Kilometer. Betrachtet man den Energiegehalt von Wasserstoff (1 kg entspricht 33 kWh), beträgt der Energiekonsum des Japaners umgerechnet 41,6 kWh. Das ist im Vergleich mit dem batterieelektrischen Konkurrenten zwar recht viel, hat aber einen Grund: Wird aus einem Gas über chemische Energie elektrische Energie gewonnen, fallen Wirkungsgrad und Effizienz schlechter aus als bei der direkten Nutzung von Batteriestrom für den Vortrieb. Allerdings benötigt der Toyota Mirai deutlich kürzere Tankstopps: Maximal fünf Minuten dauert es an einer der bundesweit 93 Wasserstoff-Tankstellen bis die Tanks gefüllt sind. Findet der Genesis Electrified G80 (Ladespannung 800 Volt) eine passende Ladesäule, an der er mit 350 kW laden kann, dauert es 22 Minuten bis zu einem Ladestand von 80 Prozent, 100 Prozent werden an der Wallbox nach gut siebeneinhalb, an der Haushaltssteckdose nach bis zu 37 Stunden erreicht. 

Toyota Mirai/Genesis Electrified G80
Foto: Zbigniew Mazar
 

Kosten & Umweltfreundlichkeit von Mirai & Electrified G80

Die Umweltfreundlichkeit der beiden Kandidaten des Vergleichs hängt davon ab, ob der verwendete Strom oder Wasserstoff CO2-neutral produziert wurde. Entnimmt man Strom aus der Steckdose oder der Ladesäule und legt man den deutschen Strommix zugrunde (420 g CO2/ kWh), emittiert der Genesis 101 Gramm CO2 pro Kilometer. Ein CO2-Äquivalent für die Nutzung von Wasserstoff ist nicht bekannt, was Aussagen zum CO2-Ausstoß pro Kilometer verhindert. Den Genesis Electrified G80 AWD bieten die Koreaner ab 72.200 Euro an, der Toyota Mirai kostet ab 65.990 Euro. Davon gehen jeweils noch 4500 Euro Innovationsprämie ab. Was den Unterhalt angeht, so sind Besitzer:innen des Japaners günstiger unterwegs, hauptsächlich wegen des im Vergleich geringeren Wertverlusts. Die Wartungskosten haben wir nicht berücksichtigt – sie lagen für den Genesis bei Redaktionsschluss noch nicht vor.

 

Technische Daten von Toyota Mirai & Genesis Electrified G80 AWD

AUTO ZEITUNG 08/2023Toyota MiraiGenesis Electrified G80 AWD
Technik
AntriebFest-Polymer-Brennstoffzelle (330 Zellen), permanent erregter SynchronmotorJe ein permanent erregter Synchronmotor an Vorder- und Hinterachse
Systemleistung134 kW/182 PS272 kW/370 PS
Systemdrehmoment300 Nm700 Nm
BatterieLithium-IonenLithium-Ionen
Spannung/Kapazität (netto)311 V/1,24 kWh800 V/87,2 kWh
Max. Ladeleistung DC/AC-350/11 kW
Getriebe/AntriebKonstantübersetzung/HinterradKonstantübersetzung/Allrad
Messwerte
Leergewicht (Werk)1825 kg2250 kg
Beschleunigung 0-100 km/h (Werk)9,2 s4,9 s
Höchstgeschwindigkeit (Werk)175 km/h225 km/h
Verbrauch auf 100 km (Test/WLTP)1,26/0,79 kg Wasserstoff24,1/19,1 kWh
CO2-Ausstoß (Test/WLTP)¹0/0 g/km0/0 g/km
Reichweite (Test/max.)444/577 km361/456 km
Preise
Grundpreis65.990 €72.200 €

¹ unter der Annahme der Verwendung CO2-neutral produzierten Stroms bzw. Wasserstoffs

 
Elmar Siepen Elmar Siepen
Unser Fazit

Sowohl der Genesis Electrified G80 als auch der Toyota Mirai fahren als repräsentative, wenngleich auch teure Stromer vor, die sich mit viel Komfort und alltagstauglicher Reichweite problemlos auch für längere Reisen eignen. Der Noblesse des Koreaners setzt der Japaner im Vergleich das technisch aufwendigere Konzept entgegen. Was beiden fehlt? Eindeutig mehr Platz für das Reisegepäck!

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