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Geht auch ganz einfach:

Alfa Romeo Stradale 33: Erste Testfahrt im ikonischen Supersportler

James Dennison Redakteur des britischen Schwestermagazins CAR

Ein Auto, das Gänsehaut garantiert: Der neue Alfa Romeo 33 Stradale verbindet atemberaubendes Design mit Renntechnik – und beweist bei der ersten Testfahrt, dass er mehr ist als nur ein Sammlerstück.​

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Inhalt
  1. Alfa Romeo 33 Stradale als Neuinterpretation des 1967er 33 Stradale
  2. V6 des Giulia GTA, Carbon-Monocoque des MC20
  3. Das wunderschöne, dünne, tastenlose Lenkrad im Mittelpunkt
  4. Testfahrt: von komfortabel bis Attacke kann der Stradale 33 alles
  5. Allein die Existenz des Stradale 33 ist ein Triumph
  6. Technische Daten

Auf den ersten Blick kommt einem die Szene bekannt vor: Ein zweisitziger, mittelmotoriger Supersportwagen (rot, natürlich), getränkt in Motorsport-Historie und so schön wie eine gepresste Rose, huscht durch eine schnelle Links-Rechts-Schikane, bevor er mehr als 600 PS (441 kW) an die Hinterräder schickt und unter klarem, strahlendem Himmel in Italien nach vorn stürmt. Am Straßenrand hat sich eine kleine Menschenmenge gebildet, begierig darauf, einen Blick auf diese italienische Institution zu erhaschen, die vor ihren Augen hin- und herjagt.

Das Publikum im Blick, krallt sich mein Griff fester um das Lenkrad. Mit feinstem Leder überzogen, vermittelt seine zarte Form wichtige Rückmeldungen in meine Handflächen, während die Vorderachse gierig in die Bremszone beißt. Klick-klick. Ein perfektes Doppel-Blippen des Gaspedals vom Doppelkupplungsgetriebe, wir sind im zweiten Gang, die Augen fixieren den Scheitelpunkt. Torque Vectoring, ein elektronisches Differential, vielleicht sogar etwas altmodisches Gegenlenken lassen mich Richtung Kurvenmitte rotieren, und im nächsten Moment gehe ich schon wieder aufs Gas. Dritter, vierter, fünfter Gang – und weiter gehts.
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Der Alfa Romeo Junior (2024) im Fahrbericht (Video):

 
 

Alfa Romeo 33 Stradale als Neuinterpretation des 1967er 33 Stradale

Eine solche Szene ist untrennbar mit Ferrari verbunden – dem Liebling unter den italienischen Luxusmarken –, doch heute ist vom Cavallino Rampante nichts zu sehen. Wir befinden uns 240 km nordwestlich von Maranello, auf dem Testgelände Balocco im Schatten der italienischen Alpen. Und wir fahren auch keinen Ferrari: Der Alfa Romeo 33 Stradale (2023) ist eine Neuinterpretation des 1967er 33 Stradale (der Straßenversion des Tipo 33 Rennwagens). Jedes Exemplar wird in Handarbeit gefertigt und kostet rund 2,9 Mio. Euro. Die Produktion begann 2024 und endet 2027. Von den insgesamt 33 gebauten Fahrzeugen ist jedes bereits vergeben, keine zwei teilen sich dieselbe Konfiguration.

Überrascht? Ich auch. Seit rund 20 Jahren – seitdem die kurze Produktionszeit des 8C endete – sah es so aus, als ob Alfa Romeos Ära der benzinbetriebenen, mittelmotorigen Supersportwagen mit einem leisen Ausklang enden würde. Sicher, Giulia QV und Stelvio Quadrifoglio brachen mit dem Üblichen. Aber seit 2016 kamen nur zwei neue Alfa-Modelle – beide SUV, solide, aber unspektakulär. Warum also gerade jetzt ein so spektakuläres Aushängeschild auf den Markt bringen? Schließlich passiert es nicht jeden Tag – oder jedes Jahrzehnt –, dass der Hersteller eleganter, aber alltagstauglicher Limousinen und SUV plötzlich einen siebenstelligen Supersportwagen präsentiert, der selbst Lamborghini, Porsche und Ferrari für einen Moment Neid verspüren lässt.

Von der AUTO ZEITUNG getestet und empfohlen:

 

V6 des Giulia GTA, Carbon-Monocoque des MC20

Laut Alfa Romeo wurde der 33 Stradale geschaffen, um ein "Manifest" der Fähigkeiten der Marke zu liefern und eine "ideale Brücke" zwischen den Verbrennungsmotoren der Vergangenheit und der elektrischen Zukunft zu schlagen. Während die erste Version mit einem 3,0-l-Biturbo-V6 vorgestellt wurde, soll eine vollelektrische Variante folgen. Das kurzzeitig für die Testfahrt mir gehörende Exemplar ist ein V6. Mit der Nummer 00 – und damit das einzige, das nicht Teil der 33 Kundenfahrzeuge ist – trägt er die Lackierung "Villa d’Este Rot" und goldene 20-Zoll-Tributo-Felgen, die wie eine Konfiguration würdig des Originals wirken.

Unter der Haut des Alfa Romeo Stradale 33 (2023) steckt ein Carbon-Monocoque vom Maserati MC20, während vorn und hinten Aluminium-Hilfsrahmen Alfa-eigene Doppelquerlenker-Fahrwerke mit aktiven Dämpfern und "semi-virtueller Lenkung" aufnehmen. Dabei handelt es sich um ein Alfa-System mit zwei unteren Querlenkern, die unterschiedlich gelagert sind und sich scherenartig bewegen. So wird der Einfluss der Radbewegung auf die Lenkung reduziert. Die Karosserie selbst – aus Carbon und Aluminium – kommt ohne aktive Aerodynamik-Elemente aus, auf Kundenwunsch, die sich klare, fließende Linien ohne bewegliche Teile wünschten.

Die Konkurrenten:

 

Das wunderschöne, dünne, tastenlose Lenkrad im Mittelpunkt

Das ändert sich allerdings beim Öffnen der Türen: Sie schwingen nach oben im "Elytra"-Stil (wie Käferflügel) und schneiden ins Dach – ein Detail, das den Einstieg wie beim extrem niedrigen Original erleichtert. Der Einstieg zur ersten Testfahrt gelingt problemlos, auch das Interieur ist wohltuend unkompliziert. Ganz ohne Bildschirme kommt der Innenraum nicht aus – es gibt ein 10,25-Zoll-"Teleskop"-Kombiinstrument und einen 10,25-Zoll-Infotainment-Bildschirm. Ersteres fügt sich gut ein, letzterer verschwindet auf Knopfdruck hinter der Blende.

Das Cockpit des Alfa Romeo Stradale 33 (2023) fotografiert durch die geöffnete Scherentür.
Foto: Alfa Romeo

Es gibt zudem reichlich physische Tasten. Auf der Mittelkonsole finden sich die Gangwahlhebel (für Automatik oder manuell sowie für den Rückwärtsgang) sowie Schalter für Fahrmodi und Fahrwerkseinstellungen. In der Dachkonsole sitzt eine weitere Schalterleiste für Fenster und Zusatzfunktionen. Alles, was potenziell stören könnte, bleibt so vom wunderschönen, dünnen, tastenlosen Lenkrad fern. Bravo. Zwar könnte die Pedalstellung zentraler und die Sitzposition tiefer sein, doch beim Drehen des Metall-Startschalters in der Mittelkonsole und dem Blick nach draußen in den hellblauen Himmel, der durch das riesige Glasdach strömt, ist die Vorfreude auf die erste Testfahrt schwer zu überbieten.

 

Testfahrt: von komfortabel bis Attacke kann der Stradale 33 alles

Der Klang beim Start ist vertraut. Der 3,0-l-V6 leistet 620 PS (456 kW) und ist eine Weiterentwicklung des Aggregats aus der Giulia Quadrifoglio. Später wurde er für die Giulia GTA verstärkt und findet sich inzwischen im Maserati MC20. Das Achtgang-Doppelkupplungsgetriebe stammt ebenfalls aus Maseratis Spitzenmodell und unterscheidet sich vom bekannten ZF-Achtgang-Automatikgetriebe in anderen Alfas. Große Schaltwippen aus Metall sind glücklicherweise übernommen worden. Der Vorteil dieses Baukastenprinzips: Selbst in einem 2,9-Mio.-Euro-Supersportwagen wie dem Alfa Romeo Stradale 33 (2023) weiß man grob, was einen erwartet.

Auf der kurvigen Teststrecke von Balocco zeigt sich der Alfa Romeo Stradale 33 (2023) bei niedrigen Geschwindigkeiten so zugänglich wie ein MC20. Einfach zu fahren, gut kontrollierbar und mit ausreichend Komfort – es gibt keinen Grund, ihn als reine "Garagenkönigin" abzustellen (eine Frontlift-Funktion ist serienmäßig). Ein Teil des Auswahlprozesses für Käufer:innen war sogar, sicherzustellen, dass sie das Auto regelmäßig bewegen würden. Wählt man jedoch den Fahrmodus "Pista", ändert sich das Bild: Motor im Angriffsmodus, maximale Pedalreaktion, Auspuffklappen ab 3500 U/min offen, Fahrwerk straff. Alles wirkt schärfer. Der Preis verschwindet plötzlich aus den Gedanken, und man jagt die Scheitelpunkte wie in einem Hot Hatch. Schon der MC20 gab schnell Vertrauen, doch der 33 Stradale legt bei unserer ersten Testfahrt noch eine Schippe drauf.

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Leicht, frontlastig und vertrauenserweckend

Mit 1550 kg ist der Alfa Romeo Stradale 33 (2023) für einen modernen Supersportwagen leicht. Das elektronische Differential und die rundum semi-virtuelle Lenkung arbeiten mit der so direkten Vorderachse zusammen, dass man schnell an die Grenzen gehen möchte. Dabei zeigt sich eine leicht frontlastige Balance, wenn die Bridgestone Potenza Sport-Reifen allmählich nachgeben. Die Bremsanlage – Brake-by-Wire mit Carbon-Keramik-Scheiben von Brembo – erfordert Eingewöhnung. Der erste Pedalweg ist lang, der eigentliche Biss kommt verzögert.

Nach ein paar Testrunden habe ich mich daran gewöhnt, doch schon taucht eine Giulia GTA vor mir auf. Selbst vorsichtig fahrend, zieht der 33 Stradale locker vorbei – wie es sich gehört, doch das Gefühl dabei ist totale Vertrautheit. Ein Ferrari 296? Den würde ich am liebsten direkt vor mir haben, um die alte Rivalität neu aufleben zu lassen.

Apropos Ferrari: Der Alfa Romeo Stradale 33 (2023) zeigt, dass man einen 3,0-l-Biturbo-V6 auch ohne Hybridisierung faszinierend bauen kann. Er klingt wie eine Giulia GTA mit höherem Ladedruck und schärferem Ton. Wie nah er dem Maserati-Nettuno ist, verrät Alfa nicht, doch Bohrung, Hub, Leistung und Verdichtungsverhältnis sind identisch – die Unterschiede also marginal. Für diesen Preis darf man vielleicht mehr erwarten. Doch das Paket funktioniert bei der ersten Testfahrt. Wo hätte Stellantis kurzfristig auch ein besseres Triebwerk herbekommen sollen? Zudem verleiht das DCT den Gangwechseln eine Schärfe, die das ZF nie hatte.

 

Allein die Existenz des Stradale 33 ist ein Triumph

Perfekt ist der Alfa Romeo Stradale 33 (2023) nicht. Aber schon seine Existenz ist ein Triumph. Anfangs, 2022, war Stellantis vom Projekt nicht überzeugt. Cristiano Fiorio, heute Leiter Marketing und Kommunikation, war von Beginn an involviert – gemeinsam mit dem damaligen CEO Jean-Philippe Imparato. "Alle im Unternehmen waren dagegen", erzählt er. "Wir bauen Alltagsautos – sie dachten, der 33 Stradale lenkt davon ab." Vielleicht hatten sie nicht Unrecht. Doch auch nach der Freigabe war das Projekt eine Art Start-up innerhalb von Stellantis, getragen von Enthusiast:innen, die Wochenenden und Nächte opferten. Die Fertigung erfolgt bei Carrozzeria Touring Superleggera in Mailand, unabhängig von den regulären Alfa-Werken. Viele der schönsten Karosserien der Marke entstanden dort.

Alfa Romeo Stradale 33  mit geöffneten Türen, Ansicht von der Seite
Foto: Alfa Romeo

Das Design zu modernisieren war riskant, aber das Ergebnis ist spektakulär. Proportionen, Linienführung, Trennung technischer Carbon-Flächen von skulpturalen Karosserieteilen – alles erinnert würdig ans Original. Auch die Käufer:innen waren von Beginn an eingebunden. Sie trafen sich regelmäßig mit dem Team, sogar zum Essen in normalen italienischen Restaurants. Laut Fiorio fühlten sich viele stärker eingebunden als je bei Ferrari oder Bugatti – wie Teil einer Familie. Die Individualisierungsmöglichkeiten sind enorm: unzählige Farben, Bremssättel, Interieurthemen, sogar die letzten acht Ziffern der Fahrgestellnummer dürfen Kund:innen frei wählen. Jede Konfiguration wird von einem speziellen Komitee geprüft, um Einzigartigkeit und Markentreue zu sichern.

Am Ende bleibt: Der 33 Stradale ist etwas Besonderes. Schnell genug? Sicher. Aber das Entscheidende ist nicht die 0-100-Zeit oder die Höchstgeschwindigkeit von 333 km/h. Vielmehr reicht ein Blick auf das Auto selbst, um zu verstehen, dass er mehr ist als nur ein Supersportwagen. Vielleicht ist das größte Problem dieses Autos, dass seine Besitzer:innen ihn nie so schön sehen werden wie alle anderen.

 

Technische Daten

AUTO ZEITUNGAlfa Romeo Stradale 33
Technische Daten
MotorV6, 4-Ventiler, Biturbo; 2992 cm³
Antrieb8-Gang; Doppelkupplung; Hinterrad
Leistung456 kW / 620 PS
Max. Drehmoment730 Nm
Karosserie
Außenmaße (L/B/H)4637/1966/1226 mm
Leergewicht1550 kg
Kofferraumvolumenk.A.
Fahrleistungen
Beschleunigung (0-100 km/h)3,0 s
Höchstgeschwindigkeit333 km/h
Verbrauch auf 100 km11,5 l SP
Kaufinformationen
Grundpreis2,9 Mio. €
Marktstart2024-2027
Alle Daten Werksangaben

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