Im ersten Vergleichstest: So schlägt sich der neue VW Tayron!
- Der VW Tayron & BMW X3 im Vergleichstest
- Karosserie: Die dritte Sitzreihe macht den VW Tayron deutlich vielseitiger
- Fahrkomfort: Geräuschkulisse und Seriensitze sprechen für BMW X3
- Motor/Getriebe: Der BMW X3 20 xDrive unterm Strich sparsamer
- Fahrdynamik: VW gelassen, BMW fahrdynamisch
- Umwelt/Kosten: Hier kann sich keiner absetzen
- Technische Daten & Messwerte des VW Tayron 2.0 TSI 4Motion & BMW X3 20 xDrive
- Ergebnis in Punkten
- Fazit
Der VW Tayron & BMW X3 im Vergleichstest
Der aktuelle VW Tiguan zählt dank seiner geräumigen Karosserie derzeit zu den praxistauglichsten SUV-Modellen überhaupt. Wer jedoch noch mehr Transportgut oder mehr als fünf Personen zu chauffieren hat und nicht zum Oberklasse-Modell Touareg greifen kann oder möchte, findet im neuen VW Tayron eine Alternative. Allerdings durchbricht der neue Volkswagen mit kraftvollem 204-PS-TSI (150 kW) und Allrad die 50.000-Euro-Schallmauer. Ein Basis-BMW X3, immerhin in Summe 208 PS (153 kW) stark und serienmäßig mit vollem Infotainment-Ornat bestückt, liegt da preislich nicht mehr allzu weit entfernt, sodass sich der Bayer als erster Gradmesser für den Tayron zum Vergleichstest anbietet.
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Der VW Tayron (2025) im Fahrbericht (Video):
Karosserie: Die dritte Sitzreihe macht den VW Tayron deutlich vielseitiger
Auch wenn der VW Tayron als Tiguan-Allspace-Nachfolger in vielerlei Hinsicht dem aktuellen Tiguan ähnelt: Im Innenraum gibt es durchaus Unterschiede – etwa den eigenständigen Armaturenträger, der im Fall unseres Testwagens den 15 Zoll riesigen Bildschirm beherbergt, der zum Top-Infotainment Discover Pro Max (2640 Euro) gehört. Dieser stellt Menüsymbole größer dar, als dies im BMW X3 der Fall ist. Allerdings müssen über den Touchscreen sämtliche Einstellungen getätigt werden, wenn man denn nicht den Sprachassistenten bemühen möchte. Im X3 gibt es glücklicherweise neben der noch verständigeren Sprachbedienung immer noch den sehr praktikablen iDrive-Dreh-Drück-Steller für das Feintunen der zahllosen Funktionen.
Der wesentliche Vorzug des großen Wolfsburgers im Vergleichstest ist indes neben dem monströsen Gepäckabteil die optionale dritte Sitzreihe. Sie erweitert das Einsatzspektrum ebenso wie die serienmäßig längs verschiebbare Fondsitzanlage. Beides praktische Details, die dem BMW fehlen. Immerhin bietet dieser fünf Personen noch etwas mehr Platz als der VW, dem wir jedoch für die dritte Sitzreihe im Bereich des hinteren Raumangebots Zusatzpunkte zusprechen – selbst wenn diese allenfalls kleineren Kindern für eine längere Zeit zumutbar ist.
Über die teils sehr dürftige Anmutung der Kunststoffe im BMW X3 haben wir bereits in vergangenen Tests ausgiebig geschrieben. Auf der anderen Seite gibt es im BMW neben der herausragenden Karosseriesteifigkeit äußerst hochwertige Teppiche und Fußmatten, die sich auch mit abgeranzten und wenig kraftvollen Tankstellen-Staubsaugern spielerisch leicht reinigen lassen. Dem stehen beim VW Tayron weniger hochwertige Auslegware (gerade im Kofferraum) und eine leise knarzende vordere Türverkleidung auf der Fahrerseite beim Ablegen des Arms gegenüber.
Von der AUTO ZEITUNG getestet und empfohlen:
Fahrkomfort: Geräuschkulisse und Seriensitze sprechen für BMW X3
Auf langen Strecken entpuppt sich die Geräuschisolierung des BMW X3 als absolute Wohltat. Weder Abroll- noch Wind- oder gar Störgeräusche vom Antrieb gelangen über Gebühr in den Innenraum. Zwar ist auch der VW Tayron kein wirklich lautes Auto, doch der Unterschied zum Premium-Modell aus München ist spürbar – vor allem was Motor- und Abrollgeräusche angeht. Im Gegenzug kontert der VW mit dem etwas besseren Federungskomfort. Zwar neigt er bei einseitigen Anregungen durchaus zu ausgeprägten Wankbewegungen, insgesamt ist sein Aufbau auf schlechten Straßen aber weniger in Aufruhr als der des BMW. Der X3 gewinnt seinerseits mit steigendem Tempo an Geschmeidigkeit hinzu und federt sanfter an als der Tayon. Bemerkenswert: Obwohl beide Kandidaten im Vergleichstest reichlich Kilos zuladen dürfen, macht ihnen das immense Gewicht auf verschlissenen Straßen so gut wie nichts aus.
Dass Sportsitze keineswegs nur etwas für schmale Staturen sind, beweisen die Seriensitze im BMW X3: Sie lassen sich weitreichend an alle Körperformen anpassen und beugen mit ihrer gelungenen Polsterung etwaigen Ermüdungserscheinungen auf langer Strecke wirkungsvoll vor. Wer im VW Tayron einen ähnlich hohen Sitzstandard genießen möchte, muss dafür tief in die Tasche greifen. Die in unserem Testwagen enthaltenen ergoActive Plus-Sitze gibt es nämlich nur im Verbund mit Lederpolstern und ab der teuren Top-Ausstattungslinie Elegance. Serie hingegen ist die sehr gemütliche Rückbank.

Motor/Getriebe: Der BMW X3 20 xDrive unterm Strich sparsamer
Angetrieben wird der getestete VW Tayron 2.0 TSI 4Motion von einem intern EA888 genannten Turbobenziner. Das in zahlreichen Konzernmodellen eingesetzte Triebwerk entfesselt aus zwei Litern Hubraum 204 PS (150 kW) und verteilt seine Kraft über ein alternativloses Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe an alle vier Räder. Auf elektrische Unterstützung verzichtet der Volkswagen hier. Ganz anders der BMW X3 20 xDrive, dessen sehr leiser und 190 PS (140 kW) starker Turbobenziner von einem 48-V-Mildhybrid-System mit im Getriebe integrierter Elektromaschine samt 18 zusätzlichen PS (13 kW) gefüttert wird. Im Alltag sorgt diese Technik jedoch vorrangig dafür, dass der X3 spontaner auf Gaspedalbefehle anspricht als der VW und – viel wichtiger noch – sorgsamer mit dem Kraftstoff umgeht. Während der Tayron auf unserer Verbrauchsrunde im Vergleichstest 9,4 l Super benötigt, kommt der BMW mit 8,5 l aus.
Von den Fahrleistungen her nehmen sich die beiden über 1,8 t schweren Allradler hingegen wenig. Den Standardsprint von null auf 100 km/h entscheidet der BMW X3 20 xDrive mit einem vernachlässigbaren Vorsprung von gerade mal 0,1 s für sich. Bis Tempo 180 benötigen beide sogar die identische Zeit. Lediglich in Sachen Höchsttempo hat der VW Tayron 2.0 TSI 4Motion seine bullige Front mit 224 zu 215 km/h etwas vorn. Ein weiterer Vorzug des BMW ist einmal mehr die serienmäßige Achtstufen-Automatik von Zulieferer ZF. Sie wechselt die Übersetzungen spontaner und situationsgerechter als das Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe des VW.
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Fahrdynamik: VW gelassen, BMW fahrdynamisch
Ein hohes Maß an fahrdynamischen Fähigkeiten steht im Lastenheft einer jeden BMW-Neuentwicklung immer noch ganz weit oben – ganz gleich, um welches Fahrzeugsegment es sich handelt. Schließlich gehört Fahrspaß seit jeher zur Marken-DNA, die auch heute noch gepflegt werden will. Dieser Maxime folgend präsentiert sich der aktuelle BMW X3 als Musterknabe. Alles in allem wirkt der Fünftürer für ein Fahrzeug dieser Klasse außergewöhnlich agil, ja fast schon hektisch. Dirigiert über die fast etwas spitz ansprechende, enorm direkt ausgelegte Lenkung reißt es das bayerische SUV förmlich ansatzlos in Kurven, in deren weiteren Verläufen der BMW hohe Querkräfte aufbaut.
Die Kraftverteilung des xDrive genannten Allradsystems kommt jedoch in manchen Situationen beziehungsweise Kurvenradien dem enormen Quertatendrang nicht ganz hinterher, was sich zuweilen in Form von Schlupf an der Vorderachse beim Herausbeschleunigen offenbart. Als empfehlenswertes Extra empfiehlt sich die Sportbremse aus dem Angebot von BMW M. Sie sorgt für standesgemäße Verzögerungswerte im Vergleichstest und erweist sich auf unserem anspruchsvollen Rundkurs als äußerst stressresistent, was die kurzen Bremswege bei heißer Anlage untermauern.
Zubehör für BMW-M-Fans:
Die Bremsanlage des VW Tayron liefert zwar ebenfalls zuverlässig Bremswege von unter 35 m, das Pedalgefühl wird bei harter Beanspruchung, sprich mehreren aufeinanderfolgenden Vollbremsmanövern, aber etwas diffus. Ansonsten fährt der dicke Wolfsburger sanfter und gelassener als der Münchner. Seine Lenkung benötigt größere Lenkwinkel und liefert etwas weniger Feedback, und in enge Kurven will der Tayron schon etwas hineingezwungen werden – gern auch mithilfe eines provozierten Lastwechsels, der das Heck zum leichten Eindrehen bringt.
Dabei sollte die Person am Steuer jedoch mit Gefühl vorgehen, sonst neigt selbst das eigentlich deaktivierte ESP-System dazu, relativ harsch dazwischenzugrätschen. Das gilt übrigens auch für den Spurhalteassistenten des VW, der auf der Autobahn bei hartem Schattenwurf oder übermalten Fahrbahnmarkierungen häufig zu forsch ins Geschehen eingreift.
Umwelt/Kosten: Hier kann sich keiner absetzen
Unter Berücksichtigung der wertungsrelevanten Extras beider Kandidaten im Vergleichstest trennen den VW Tayron 6910 Euro von seinem Premium-Kontrahenten. Darin nicht berücksichtigt ist die nur rudimentäre Multimedia-Ausstattung. Während der BMW X3 in der Basis alles mitbringt, was die Münchner derzeit in Sachen Konnektivität zu bieten haben, muss beim VW Tayron selbst für ein einfaches Navigationssystem ein Aufpreis bezahlt werden. Die laufenden Kosten des Neulings leiden zudem etwas unter dem erhöhten Kraftstoffverbrauch, der zu üppigeren Ausgaben für Benzin führt. Dafür ist der X3 in der Versicherung deutlich teurer und verliert mehr an Wert als der Tayron.
Technische Daten & Messwerte des VW Tayron 2.0 TSI 4Motion & BMW X3 20 xDrive
AUTO ZEITUNG 11/2025 | BMW X3 20 xDrive | VW Tayron 2.0 TSI 4Motion |
Technik | ||
Motor | 4-Ventiler; 4-Zylinder, Turbo; Mildhybrid | 4-Ventiler; 4-Zylinder, Turbo |
Hubraum | 1998 cm³ | 1984 cm³ |
Bohrung/Hub | 82,0 / 94,6 mm | 82,5 / 92,8 mm |
Leistung bei | 140 kW (190 PS) bei 4400–6500 U/min | 150 kW (204 PS) bei 4500 U/min |
Max. Drehmoment bei | 310 Nm bei 1500–4000 U/min | 320 Nm bei 1500–4400 U/min |
Systemleistung | 153 kW (208 PS) | – |
Gewichte | ||
Leergewicht (Werk/Test) | 1855 / 1899 kg | 1707 / 1887 kg |
Zulässiges Gesamtgewicht | 2500 kg | 2510 kg |
Maße (L/B/H) | 4755 / 1920 (2118)*/1660 mm | 4792 / 1853 (2156)*/1666 mm |
Kofferraumvolumen | 570 – 1700 l | 885 – 2090 l |
Effektive Zuladung | 601 kg | 623 kg |
Dachlast / Stützlast | 100 / 100 kg | 100 / 100 kg |
Fahrleistungen | ||
0 - 30 km/h | 1,3 s | 1,8 s |
0 - 50 km/h | 2,5 s | 3,1 s |
0 - 60 km/h | 3,3 s | 3,8 s |
0 - 70 km/h | 4,3 s | 4,6 s |
0 - 80 km/h | 5,1 s | 5,6 s |
0 - 90 km/h | 6,3 s | 6,7 s |
0 - 100 km/h | 7,7 s | 7,8 s |
0 - 120 km/h | 10,6 s | 10,9 s |
0 - 140 km/h | 14,4 s | 14,8 s |
Höchstgeschwindigkeit | 215 km/h | 224 km/h |
Handling (Rundenzeit) | 1:47,0 min | 1:49,9 min |
Slalom (18 m Pylonenabstand) | 65,1 km/h | 64,0 km/h |
Bremswege | ||
100 km/h kalt / warm | 34,9 / 33,6 m | 34,5 / 34,6 m |
50 km/h / 150 km/h kalt | 9,1 / 82,5 m | 8,9 / 78,4 m |
Innengeräusche | ||
bei 50 km/h | 58 dB(A) | 58 dB(A) |
bei 100 / 130 km/h | 64 / 68 dB(A) | 66 / 70 dB(A) |
Verbrauch & Emissionen | ||
Testverbrauch | 8,5 l / 100 km | 9,4 l / 100 km |
WLTP-Verbrauch | 6,9 l / 100 km | 7,5 l / 100 km |
CO₂-Ausstoß (Test / WLTP) | 201 / 156 g/km | 223 / 171 g/km |
Reichweite gesamt | 765 km | 617 km |
Preise | ||
Grundpreis | 59.400 € | 50.770 € |
Bewerteter Preis (inkl. Optionen) | 65.850 € | 58.940 € |
Wartung, Rabatt & Wertverlust | ||
Werkstattkosten (jährlich) | 658 € | 646 € |
Rabatt | 22,8 % / 13.543 € | 24,0 % / 12.185 € |
Wertverlust nach 4 Jahren (20.000 km/Jahr) | 57,7 % / 34.274 € | 54,7 % / 27.771 € |
Versicherung & Steuern | ||
Typklassen (HP / VK / TK) | 18 / 28 / 25 | 13 / 23 / 22 |
Versicherungskosten (HP / VK / TK) | 797 / 1487 / 261 € | 595 / 1018 / 181 € |
Abgasnorm / Steuer pro Jahr | Euro 6e / 176 € | Euro 6e / 220 € |
Ergebnis in Punkten
Gesamtbewertung (max. Punkte) | BMW X3 20 xDrive | VW Tayron 2.0 TSI 4Motion |
Karosserie (1000) | 728 | 763 |
Fahrkomfort (1000) | 711 | 723 |
Motor/Getriebe (1000) | 659 | 615 |
Fahrdynamik (1000) | 725 | 699 |
Eigenschaftswertung (4000) | 2823 | 2800 |
Kosten/Umwelt (1000) | 280 | 289 |
Gesamtwertung (5000) | 3103 | 3089 |
Platzierung | 1 | 2 |
Der VW Tayron stellt eine Bereicherung im SUV-Segment dar. Im Vergleich zum direkten Wettbewerber in diesem Test ist der Wolfsburger Neuling variabler, bietet als Option mehr Sitzplätze, einen erheblich größeren Gepäckraum, federt etwas komfortabler und kostet weniger Geld. Dennoch gewinnt der BMW X3 den Vergleichstest. Seine fast schon übertriebene Agilität, der geringere Verbrauch, der gehobene Geräuschkomfort, die erheblich umfangreichere Serien-Infotainmentausstattung und die standfeste Bremsanlage sichern dem Bayern den Sieg über den neuen Herausforderer – wenn auch nur knapp.