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Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge: News Höhere Ladeleistung statt mehr Ladesäulen?

Victoria Zippmann 19.04.2023
Ladeinfrastruktur
Foto: Imago
Inhalt
  1. Bundesverband rät zu höherer Ladeleistung
  2. Ladeinfrastruktur in Deutschland 2023
  3. Europäische Städte im Ladeinfrastruktur-Ranking
  4. VDA-Untersuchung 2022: Lücke zwischen Ladeinfrastruktur und E-Auto-Bestand wächst
  5. VDA-Ranking öffentlicher Ladeinfrastruktur nach Bundesländern 2022 (Tabelle)

Immer mehr E-Autos sind auf Deutschlands Straßen unterwegs. Eine ausreichend gute Ladeinfrastruktur wird daher immer wichtiger. Nun rät der Bundesverband zum Fokus auf mehr Ladeleistung. Und: Wir zeigen im Ranking, welche Städte in Europa bereits E-Auto-freundlich sind.

 

Bundesverband rät zu höherer Ladeleistung

Der "Masterplan" zum Ausbau des Ladenetzes für Elektroautos von Bundesverkehrsminister Volker Wissing wurde im Oktober 2022 beschlossen. Das Ziel: Bis 2030 sollen insgesamt eine Million öffentlich zugängliche Ladepunkte bereit stehen. Das dafür vorgesehene Budget liegt bei 6,3 Milliarden Euro. Dafür müssten ab 2023 jährlich mehr als 131.000 Ladesäulen neu installiert werden. Dem gegenüber steht das Ziel, bis 2030 von rund einer Million (Stand: 2023) auf 15 Millionen vollelektrischer Pkw auf deutschen Straßen zu kommen. Auch interessant: Unsere Produkttipps auf Amazon

Was wäre, wenn alle E-Auto fahren? (Video):

 

Doch Mitte April 2023 äußerte Kerstin Andreae, Hauptgeschäftsführerin des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW), Zweifel an der Erreichung des Ziels der Bundesregierung. Auch wenn die Zahl der E-Autos in Deutschland stabil wachse, seien 15 Millionen E-Pkw bis 2030 mit den bisherigen Maßnahmen nicht zu erreichen. Zudem sei die Zielsetzung von einer Million öffentlchen Ladepunkten bis 2030 aufgrund der Steigerung der Ladeleistung bei E-Autos "technisch überholt". Es käme nicht mehr auf die Menge der Lader, sondern auf die Ladeleistung an, damit pro Tag deutlich mehr Fahrzeuge an einer Ladesäule laden können.

Eine Sprecherin des Verbands der Automobilindustrie kritisierte diese Ansicht. Die gesetzten Ziele beim Ausbau der Ladepunkte nicht weiterzuverfolgen "würde die Elektromobilität ausbremsen". Auch würden noch acht von zehn Gemeinden in Deutschland nicht über Schnellladepunkte verfügen. Zudem müsse das Stomnetz entsprechend ausgebaut werden. "Hier gibt es erheblichen Nachholbedarf", so die Sprecherin. 

 

Ladeinfrastruktur in Deutschland 2023

Die Auswertung der Bundesnetzagentur zeigt: Die Ladeleistung stieg um 40 Prozent, von 1,74 Gigawatt 2021, auf 2,47 Gigawatt 2022. Ein Grund dafür ist die Anzahl der neu installierten Ultra-Schnellladesäulen mit Ladeleistungen ab 150 kW. Die Anzahl ist von 3851 (2021) auf 7037 Stück gestiegen und wuchs damit um 80 Prozent. Die Anzahl der Ladepunkte in Deutschland im Jahr 2022 stieg zudem um 35 Prozent. Am Stichtag 1. Januar 2023 wurden insgesamt 80.541 öffentliche Ladepunkte gezählt.

Der "Masterplan" der Bundesregierung sieht 68 Maßnamen vor, um die CO2-Emissionen im Straßenverkehr zu senken und die Elektromobilität zu stärken. Dazu zählen beispielsweise auch die Verfügbarkeit von Flächen zum Laden an Verkehrsknotenpunkten oder die Integration ins auszubauende Stromnetz. Sollte der Wachstumsplan für die E-Mobilität aufgehen, würde der anteilige Stromverbrauch der Elektroautos von 0,5 auf acht Prozent ansteigen.

 

Europäische Städte im Ladeinfrastruktur-Ranking

Die britische Preisvergleichs-Webseite Uswich hat 2022 ein Ranking erstellt, das die Ladeinfrastruktur in 33 europäischen Großstädten bewertet. Das Punktesystem berücksichtigt den prozentualen Anteil von kostenlosen Ladesäulen, den durchschnittlichen Preis pro kWh an den Säulen, die durchschnittliche Ladeleistung und die durchschnittliche Distanz zwischen den einzelnen E-Auto-Ladern.

Städte mit der besten Ladeinfrastruktur ist Reykjavik (Tabelle)

Die Analyse der Ladeinfrastruktur in den berücksichtigten Städten hat ergeben: Zur E-Auto-freundlichsten Stadt hat Uswich die isländische Hauptstadt Reykjavík gekürt. Hier steht der Strom bei 65 Prozent aller Ladestationen kostenlos zur Verfügung. Kostet der Ladestrom in Reykjavík etwas, dann durchschnittlich 0,29 Euro. Die Ladegeschwindigkeit liegt im Mittel bei 26 kW. Der durchschnittliche Abstand der Ladesäulen von nur 0,55 Kilometer ist der zweitkürzeste aller bewerteten Städte nach Den Haag.

Auch Glasgow auf Platz zwei schnitt in fast allen Kategorien hervorragend ab. Nur bei der Ladegeschwindigkeit von 17 kW ist noch viel Luft nach oben. Auf Platz drei rettet sich Lissabon trotz nur einem Prozent an kostenlosen Ladepunkten mit einem äußerst niedrigen kWh-Preis von nur 0,17 Euro und einem eng gestrickten Netz von Ladesäulen (0,76 km). Auf Platz vier und fünf ranken Budapest mit guter Ladeleistung (25 kW) und einem hohen Anteil an kostenfreien Lademöglichkeiten (54 %) und Oslo, mit dichtem Ladenetz (0,61 km) jedoch langsamen Ladern (9 kW) und wenig kostenlosen Säulen.

PlatzStadtKostenlose LadestationenPreis/kWh*Ladeleistung*Distanz* zw. Ladestationen
1Reykjavík (Island)65 %0,29 €26 kW0,55 km
2Glasgow (UK)92 %0,32 €17 kW1,10 km
3Lissabon (Portugal)1 %0,17 €24 kW0,76 km
4Budapest (Ungarn)54 %0,33 €25 kW1,03 km
5Oslo (Norwegen)8 %0,32 €9 kW0,61 km

Städte mit unzureichender Ladeinfrastruktur (Tabelle)

Zu den am schlechtesten abschneidenden Städten Europas zählt Köln. Die Stadt am Rhein kann zwar in keiner Kategorie richtig punkten, ranked aber besser als Rotterdam, wo es zwar viele Lademöglichkeiten gibt (0,7 km), diese sind jedoch teuer (0,45 Euro/kWh) und langsam (13 kW). Gleiches gilt für Frankfurt (0,45 Euro/kWh; 18 kW). In Wien ist der Ladestrom günstiger (0,28 Euro/kWh) jedoch ebenfalls langsam (14 kW) und weniger häufig zu finden (1,55 km).

Vorletzte Stadt im Ranking der europäischen Städte mit der besten Ladeinfrastruktur für E-Autos ist Paris vor Liverpool. In beiden Städten liegt durchschnittlich eine Distanz von mehr als zwei Kilometern zwischen den Ladesäulen. Auch die Kosten sind nicht gering (0,43 & 0,39 Euro/kWh). In Paris lädt man allerdings im Mittel mit einer guten Leistung von 54 kW, dafür sind in Liverpool immerhin 38 Prozent der Lademöglichkeiten kostenlos.

PlatzStadtKostenlose LadestationenPreis/kWh*Ladeleistung*Distanz* zw. Ladestationen
1Liverpool (UK)38 %0,38 €14 kW2,38 km
2Paris (Frankreich)14 %0,43 €54 kW2,15 km
3Wien (Österreich)7 %0,28 €14 kW1,55 km
4Frankfurt a. M. (Deutschland)12 %0,45 €18 kW1,04 km
5Rotterdam (Niederlande)
Köln (Deutschland)
3 %
7 %
0,45 €
0,39 €
13 kW
20 kW
0,70 km
1,22 km

*Durchschnittswerte

 

VDA-Untersuchung 2022: Lücke zwischen Ladeinfrastruktur und E-Auto-Bestand wächst

Wie der VDA im Juni 2022 mitteilte, wächst die Lücke zwischen der Zahl der Ladesäulen und der Anzahl an E-Autos immer weiter. In Deutschland kommen aktuell durchschnittlich 22 E-Autos auf einen öffentlichen Ladepunkt. Im Oktober 2021 waren es 21 und im Mai 2021 waren es 17. Laut einer Studie der Nationalen Leitstelle Ladeinfrastruktur im Auftrag des Bundesverkehrsministeriums dürften bis 2030 rund 14,8 Millionen Elektro- und Hybrid-Fahrzeuge in Deutschland zugelassen sein. Und die Autor:innen erwarten, dass dann an 61 Prozent der privaten Stellplätze am Wohnort ein Ladepunkt zur Verfügung steht. 41 Prozent des Stroms würden folglich an diesen sieben Millionen privaten Ladepunkten geladen. "Ergänzende, öffentlich zugängliche Ladepunkte sind daher zwingend notwendig und decken etwa 32 Prozent der verladenen Energiemenge ab. Die restlichen 27 Prozent werden an Ladepunkten auf Firmenparkplätzen verladen", heißt es.

In Städten sei ein öffentlicher Ladepunkt pro 14 Fahrzeuge notwendig, auf dem Land reiche einer für 23 Fahrzeuge. Im Mai 2022 hatten laut Bericht des VDA mehr als die Hälfte aller 10.769 deutschen Gemeinden keinen einzigen öffentlichen Ladepunkt. Eine höhere Ausbaugeschwindigkeit bräuchte vor allem schnellere Planungs- und Genehmigungsprozesse, sagt VDA-Präsidentin Hildegard Müller. "Wir brauchen beim Ausbau der Ladeinfrastruktur für E-Fahrzeuge eine Planungsbeschleunigung, die Automobilindustrie hat hierzu konkrete Vorschläge vorgelegt." Zudem ruft sie die Kommunen auf, Ziele für den Aufbau zu definieren und die Umsetzung voranzutreiben.

 

VDA-Ranking öffentlicher Ladeinfrastruktur nach Bundesländern 2022 (Tabelle)

In welchen Bundesländern das Verhältnis zwischen zugelassenen Elektroautos und Ladesäulen am besten ist, hat der Verband der Automobilindustrie (VDA) berechnet und dazu ein entsprechendes Ladenetz-Ranking erstellt. Dabei präsentiert der VDA zwei Werte, die für den Ausbau der Elektromobilität entscheidend sein sollen: zum einen den A-Wert als Attraktivitätsindikator des Ladenetzes, der die Anzahl der öffentlich zugänglichen Ladepunkte im Verhältnis zu den zugelassenen Autos setzt. Zum anderen der T-Wert, der angibt, wie viele E-Autos generell sich aktuell einen öffentlich zugänglichen Ladepunkt teilen müssen.

Spitzenreiter beim A-Wert ist Hamburg (489) Zudem liegen auch Berlin (648), Baden-Württemberg (676), Bayern (693) und Schleswig-Holstein (708) im Ranking vorne. Schlusslicht ist Mecklenburg-Vorpommern mit 1362 zugelassenen Pkw auf einen E-Ladepunkt. Die T-Wert-Auswertung zeigen wir in der Tabelle unten. Hier liegen Sachsen (13,8), Sachsen-Anhalt (14,9) und Thüringen (15,2) vorne, auf den letzten Plätzen in diesem Ranking liegen Rheinland-Pfalz (27,3), Nordrhein-Westfalen (27,3) und das Saarland (28,1). Zur Orientierung: Nach einer Richtlinie der EU sollten sich im Durchschnitt nicht mehr als zehn E-Autos einen Ladepunkt teilen müssen. Aktuell gibt es insgesamt 60.364 öffentlich zugängliche Ladepunkte in Deutschland (Quelle: Bundesnetzagentur, Stand: 1. Mai 2022). Private Ladepunkte werden bisher nicht zentral erfasst, was der VDA jedoch für dringend notwendig hält.

Deutsche Bundesländer im Ladenetz-Ranking des VDA nach T-Wert*
(Stand: Juni 2022)
RangBundeslandT-Wert: E-Pkw
pro Ladepunkt
E-Pkw-BestandLadepunkte
1Sachsen13,833.8722447
2Sachsen-Anhalt14,916.0991078
3Thüringen15,218.5861220
4Mecklenburg-Vorpommern17,411.265647
5Hamburg18,230.1411659
6Schleswig-Holstein18,444.9572448
7Berlin19,537.3631915
8Niedersachsen19,6126.7506456
9Bayern20,2239.90511.898
10Brandenburg20,325.9121274
11Baden-Württemberg22,2224.75810.134
12Bremen22,27579341
13Hessen26,3122.5324658
14Rheinland-Pfalz27,161.9992284
15Nordrhein-Westfalen27,3293.11510.722
16Saarland28,114.006498
* Der T-Wert gibt an, wie viele E-Pkw sich einen öffentlich zugänglichen Ladepunkt teilen müssen. Er beschreibt das Verhältnis aller aktuell zugelassenen E-Pkw und der verfügbaren öffentlich zugänglichen Ladepunkte je Bundesland. Die private Ladeinfrastruktur ist nicht erfasst.
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