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Geht auch ganz einfach:

Audi RS 4 Avant/BMW M3 Touring: Vergleichstest M GmbH und Audi Sport im Kombi-Duell

Michael Godde Leitung Test & Sonderaufgaben
Inhalt
  1. BMW M3 Touring und Audi RS 4 Avant im Vergleichstest
  2. Fahrdynamik: BMW M3 Competition Touring überzeugt auf ganzer Ebene
  3. Motor/Getriebe: Deutlich mehr Power im BMW M3 Touring
  4. Fahrkomfort: Die Schalensitze des Audi RS 4 etwas zu hoch
  5. Karosserie: BMW mit mehr Sicherheitsfeatures
  6. Umwelt/Kosten: Audi RS 4 Avant "nur" 7500 Euro günstiger
  7. Technische Daten und Messwerte von BMW M3 Competition Touring und Audi RS 4 Avant 
  8. Ergebnis in Punkten
  9. Fazit

Die M GmbH hat sich den BMW M3 Touring für die wohl letzte reine Verbrenner-Generation aufgehoben. Jetzt ist er da und knöpft sich den intensiv überarbeiteten Audi RS 4 Avant vor – Ring frei für das lang ersehnte Duell!

 

BMW M3 Touring und Audi RS 4 Avant im Vergleichstest

Es gibt eine Lücke in der 37-jährigen M3-Geschichte. Zwischen all den CSL-, CS- oder Competition-Modellen, den in M4 umbenannten Coupé- und Cabrio-Varianten und den zahlreichen Sondermodellen fehlte bisher der BMW M3 Competition Touring. Der überschaubare Erfolg der beiden M5 Touring-Versionen auf E34- und auf E60-Basis schreckte BMW bislang wohl ab. Aber jetzt ist es soweit: Die M GmbH hat den M3 endlich zum Kombi gemacht. Und im Gegensatz zur damaligen Zurückhaltung gegenüber dem M5 Touring entfesselt der erste M3 Touring ekstatische Euphorie. Der 510-PS-3er (375 kW) mit Kombiheck und M-Signet wird von der M-Gemeinde gefeiert und sorgt für heiß laufende Bestellserver. Im gleichen Maß schrillen bei den vier Ringen, die mit ihrem Audi RS 4 Avant den High-Performance-Kombi schon seit jeher feiern, die Alarmglocken. In weiser Voraussicht hat Audi den mittlerweile seit 2017 gebauten RS 4 für den ersten Schlagabtausch deshalb mit auf maximale Dynamik fokussiertem RS-Competition-Paket aufgerüstet. "Gentlemen, start your engines!" – für diesen Vergleichstest. Auch interessant: Unsere Produkttipps bei Amazon

Der Audi R8 V10 performance RWD (2021) im Fahrbericht (Video):

 
 

Fahrdynamik: BMW M3 Competition Touring überzeugt auf ganzer Ebene

In der automobilen Zeitrechnung ist der Audi RS 4 Avant ein Greis. Der Audi verdient also Respekt und darf vorlegen. Der Familiensportler aus Ingolstadt oder besser Neckarsulm hat zwar schon ein paar Jahre auf dem Buckel, entstammt aber der Audi-Qualitäts-Epoche. Seine gute Basis wurde für die Zielgrade mit einer kleinen Frischzellenkur nochmal gepusht. Audi spendiert dem heißen Avant nun das genannte RS-Competition-Paket, das ein manuell einstellbares Gewindefahrwerk beinhaltet, mit dem er endlich seine Vollendung findet. Das bisherige diffuse Gefühl am Einlenkpunkt und die distanzierte Kommunikation legt er damit ab.

Auch wenn seine Lenkung im Vergleichstest noch etwas verbindlicher informieren dürfte, findet der Audi RS 4 nun präziser seinen Wohlfühlbereich und nutzt die neu definierte Balance, um mit leichtem Übersteuern jeden Scheitelpunkt millimetergenau zu touchieren. Dabei spielt das quattro-Sportdifferenzial an der Hinterachse mit steigender Last seine unvergleichliche Traktions-Magie aus und drückt den RS 4 perfekt auf die Ideallinie. Kurbs kann man – weil das Gewindefahrwerk einfach alles wegsteckt – in die eigene Linie einbauen, sollte man aber nicht. Denn je ruhiger man den RS 4 führt, desto schneller wird er. Auch, weil dann die ebenfalls mit dem Dynamik-Paket aufgezogenen Pirelli P Zero Corsa immer optimalen Asphaltkontakt aufbauen, um das Gesamtpaket mit tollem Grip abzurunden. Lediglich die bereits nach einer schnellen Runde nachlassende Präzision in der Dosierbarkeit der optionalen Karbon-Keramik-Bremse passt da nicht ins Bild.

Der BMW M3 Competition Touring kann aber nicht nur das besser. Seine Bremse baut vehementer Bewegungsenergie ab und liefert selbst nach mehreren Runden immer noch einen verlässlichen Druckpunkt. Auch als Touring ist ein M3 wie kein anderer in seiner Klasse ein Sportwagen mit Nummernschild. Seine Lenkung führt ihn unglaublich authentisch und verbindlich in jeden Radius. Eingaben über Lenkwinkel und Gaspedal setzt der M3 hochpräzise und stets bedingungslos folgsam um. Je nach konfiguriertem Set-up verharrt der Touring auf der perfekten Linie oder lässt bei lockerer Traktionskontrolle (zehnfach einstellbar) und ausgewähltem Heckantrieb die Hinterachse frivol quer durch die Kehren tanzen.

Grundsätzlich treibt auch der Allradantrieb, solange der Grip am Heck hoch genug ist, zu 100 Prozent die Hinterräder an. Erst wenn das sehr feinfühlige System Traktionsverluste erkennt, wird die Vorderachse zur Stabilisierung eingebunden – was noch eine Spur intuitiver am Lenkrad ankommt als im Audi. M3 und Person am Steuer pflegen ohnehin eine innigere Kommunikation. Hier findet man den schmalen Grat am Limit, der den BMW irrsinnig schnell macht, deutlich einfacher als beim nicht ganz so gut einzuschätzenden Audi. Am Ende der Runde auf dem Grand-Prix-Kurs hat der M3 – der sich über seine Michelin Pilot Sport Cup2-Reifen verlässlich mit dem Asphalt verzahnt – dann auch dem Audi 2,6 Sekunden abgenommen. Das sind Welten im Sportwagenbereich. Kein Wunder also, dass der Münchner – egal in welcher Bauform – auch als echter Sportwagen durchgeht.

 

Motor/Getriebe: Deutlich mehr Power im BMW M3 Touring

Der deutliche Leistungsvorteil des BMW M3 Competition Touring kommt erst richtig mit steigender Geschwindigkeit zum Tragen. Viel wichtiger als die reine Leistung ist allerdings die äußerst sensible Dosierbarkeit der drehzahlhungrigen 510 PS (375 kW) und der brachial anreißenden 650 Newtonmeter. So kann man auf der Ideallinie exzellent arbeiten. Die Automatik weiß immer, was zu tun ist, organisiert in ruhig zu fahrenden Kombinationen die optimale Fahrstufe, um dann den M3 druckvoll ohne Hektik auf der Drehmomentwelle surfen zu lassen. Auch beim Herausbeschleunigen liefert sie im Vergleichstest blitzschnell die passende Übersetzung für maximale Leistungsentfaltung am Drehzahllimit. Dem Audi RS 4 Avant fehlt dieses klare Feedback aus dem Antrieb. Hier und da überfordert man den RS 4 wegen der nicht ganz so organischen Rückmeldung vom Gaspedal und erzeugt so zu viel der gierigen Leistung des Audi-V6-Biturbos. Die Lust, mit der der Motor seine Kraft freilegt, ist aber sehr mitreißend.

Er liebt es, seine Kurbelwelle am Drehzahllimit rotieren zu lassen, obwohl er mit 600 Newtonmeter auch aus niedrigen Drehzahlen durchaus Stimmung machen kann. Die Automatik ist darauf ebenfalls perfekt eingestellt und hat immer den richtigen Taktwechsel parat. Die Klangkulisse wirkt zudem sportlicher und authentischer als die des recht lauten und künstlich brummigen M3-Triebwerks – besonders wenn er locker-lustvoll über die 7000er-Marke schnalzt.

 

Fahrkomfort: Die Schalensitze des Audi RS 4 etwas zu hoch

Die Basis für die exzellente Fahrzeugkontrolle beim BMW M3 Competition Touring ist das sensible Fahrwerk, das mit feinem Ansprechverhalten punktet und Unebenheiten souverän in der gefühlvollen Dämpfung auflöst. Die M-Karbon-Schalensitze, die eine innige Verbundenheit erzeugen und den Fahrer tief ins Fahrzeug integrieren, überraschen zudem im Vergleichstest mit ihrem guten Langstreckenkomfort. Die Schalensitze des Audi RS 4 Avant sind für eine sportliche Sitzposition hingegen eine Spur zu hoch montiert, und ihnen fehlt der kompromisslose Halt, den die BMW-Sitze bei der Hatz am Grenzbereich bieten. Erstaunlich sensibel arbeitet dafür das Gewindefahrwerk. Erst gröbere Straßenverwerfungen machen deutlich, dass der Audi weniger Federweg zu bieten hat und deshalb starke Stöße härter kontert als der BMW.

 

Karosserie: BMW mit mehr Sicherheitsfeatures

Die Unterschiede im Vergleichstest beim Raumangebot sind minimal. Auch bei der auf beiden Seiten rundum soliden Verarbeitung und der gelungenen Materialauswahl gibt es nur marginale Unterschiede. Dass der BMW M3 Touring bei der Sicherheitsausstattung ein paar Features, etwa die optionale Ampelerkennung, mehr zu bieten hat oder die Unterstützung eines Spurhalteassistenten serienmäßig anbietet, liegt schlicht daran, dass der Audi RS 4 Avant bereits am Ende seines Modellzyklus angekommen ist.

Vergleichstest So testet die AUTO ZEITUNG
So testet die AUTO ZEITUNG 5000 Punkte in fünf Kapiteln

 

Umwelt/Kosten: Audi RS 4 Avant "nur" 7500 Euro günstiger

Obwohl der BMW M3 Competition Touring im Konfigurator derzeit stetig teurer wird, steigt die Nachfrage weiter. Der Audi RS 4 ist mit allen testrelevanten Extras allerdings gerade einmal 7650 Euro günstiger. Immerhin gewinnt er damit dieses Kapitel des Vergleichtests – das einzige.

 

Technische Daten und Messwerte von BMW M3 Competition Touring und Audi RS 4 Avant 

AUTO ZEITUNG 11/2023Audi RS 4 AvantBMW M3 Competition Touring
Technik
Zylinder/Ventile pro Zylin.V6/4; BiturboR6/4; Biturbo
Hubraum2894 cm32993 cm3
Leistung331 kW/450 PS, 5700 – 6700 /min375 kW/510 PS, 6250 /min
Max. Drehmoment600 Nm bei 2000 – 5000/min650 Nm bei 2750 – 5500 /min
Getriebe/Antrieb8-Stufen-Automatik /Allrad, permanent, elektr. gesteuerte Sperre hinten8-Stufen-Automatik /Allrad, permanent, elektr. gesteuerte Sperre hinten
Messwerte
Leergewicht (Werk/Test)1745/1788 kg1865/1857 kg
Beschleunigung 0-100 km/h (Test)3,7 s3,4 s
Höchstgeschwindigkeit (opt.)250 (290) km/h250 (280) km/h
Bremsweg aus 100 km/h
kalt/warm (Test)
34,8/33,3 m34,4/32,8 m
Verbrauch auf 100 km (Test/WLTP)10,8 l/9,7 l SP11,0 l/10,1 l SP
 CO2-Ausstoß (Test/WLTP)256/218 g/km261/229 g/km
Preise
Grundpreis86.500 €97.800 €
Testwagenpreis105.250 €112.900 €
 

Ergebnis in Punkten

Gesamtbewertung (max. Punkte)Audi RS 4 AvantBMW M3 Competition Touring
Karosserie (1000)680684
Fahrkomfort (1000)649664
Motor/Getriebe (1000)666669
Fahrdynamik (1000)950970
Eigenschaftswertung (4000)29452987
Kosten/Umwelt (1000)207192
Gesamtwertung (5000)31523179
Platzierung21

 
Michael Godde Michael Godde
Unser Fazit

Der Audi RS 4 Avant hat lange auf dieses Duell gewartet und muss sich nun endgültig auch als Kombi dem BMW M3 Touring geschlagen geben. Der neue M3 mit Familienheck ist im Kern der begabtere Sportler – er findet den innigeren Fahrerbezug und bleibt beim Komfort verträglich. Dass ihm selbst sein hoher Preis nicht schadet, zeigt, wie gelungen das Gesamtpaket geworden ist. Den ersten Platz – wie hier gegen den Audi – dürfte er auch gegen andere Konkurrenten problemlos verteidigen. Der Audi ist allerdings der beste RS 4, den Audi je auf die Straße gebracht hat, nicht zuletzt dank seines hervorragend abgestimmten optionalen Gewindefahrwerks.

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