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Geht auch ganz einfach:

Renault Espace/Seat Tarraco: Vergleichstest Jetzt tritt der Espace unter den SUV an

Sven Kötter Testredakteur
Inhalt
  1. Renault Espace und Seat Tarraco im Vergleichstest
  2. Karosserie: Seat Tarraco etwas luftiger
  3. Fahrkomfort: Renault Espace unharmonisch abgestimmt
  4. Motor/Getriebe: Seat Tarraco mangelt es an Temperament
  5. Fahrdynamik: Der Seat Tarraco präsentiert sich fahraktiver
  6. Umwelt/Kosten: Renault Espace mit weniger Wertverlust
  7. Technische Daten & Messwerte von Renault Espace E-Tech Full Hybrid 200 & Seat Tarraco 1.5 TSI DSG
  8. Ergebnis in Punkten
  9. Fazit

Zwei Autos am Scheideweg treffen sich zum Duell: Der Renault Espace wandelt sich endgültig vom Van zum SUV, während der Seat Tarraco auf die Zielgerade seiner Karriere einbiegt – wohl ohne Nachfolger.

 

Renault Espace und Seat Tarraco im Vergleichstest

Familienautos sind schon längst nicht mehr das, was sie einmal waren. Früher – als SUV noch erfunden werden wollten – wurden gern Vans gekauft, um Kind und Kegel sicher und mit viel Platz von A nach B und darüber hinaus zu bringen. Der Renault Espace war einer der Pioniere – ein Raumriese, der Nutzwert stets großgeschrieben hat. Nach dem Crossover-Zwitter der vergangenen Generation verschreibt sich die neueste Auflage voll und ganz dem SUV-Thema. Sieben Sitze gibt es zwar nach wie vor, doch die Luft im Innenraum wird spürbar dünner. Für den Kontrahenten aus Spanien wird die Luft sogar durchweg dünn: Der etablierte Seat Tarraco, den es ebenfalls mit sieben Sitzplätzen gibt, steht vor dem Aus. Bei den Spaniern heißt die Zukunft Cupra – ob da noch Platz für ein versiertes Familienmodell sein wird? Ungewiss. Renault schickt sein Produkt mit einem Vollhybrid-Antrieb ins Rennen, während der Spanier als klassischer Benziner vorfährt. Auch interessant: Unsere Produkttipps auf Amazon

Leslie & Cars fährt den Renault Espace (2023) im Video:

 
 

Karosserie: Seat Tarraco etwas luftiger

Bei den Außenabmessungen schenken sich Renault Espace und Seat Tarraco nichts. Auf rund 4,70 m Außenlänge und etwa 1,84 m Breite versuchen beide SUV, möglichst viel Auto fürs Geld zu bieten. Lobenswert ist dabei die Strategie von Renault: Egal ob fünf oder sieben Sitzplätze – der Preis ist der gleiche. Doch der Espace ist nicht konsequent auf maximale Raumausnutzung ausgelegt. Das schicke Design drückt an der ein oder anderen Stelle unnötig aufs Raumgefühl. Während das Glasdach kaum Kopffreiheit kostet, rücken die Dachsäulen nah an die Scheitel. Auch die Mittelkonsole baut höher und breiter als beim Kontrahenten. Gut gefällt allerdings deren Gestaltung: Die verschiebbare, induktive Handyladeschale dürfte die wohl beste Lösung fürs Smartphone überhaupt darstellen. Darunter gibt es weiteren Stauraum und zwei Cupholder. Schade, dass die Innenbreite vorn wie hinten geringer ausfällt: So fühlt man sich im Espace zwar gut, aber nicht so luftig wie im Tarraco aufgehoben.

Auch beim Kofferraum gibt es Licht und Schatten: Im Grunde genommen steht genügend Laderaum zur Verfügung, aber die hohe Ladekante, die geringe Stehhöhe und eine vergleichsweise kleine Öffnung erschweren das Beladen des Renault Espace unnötig. Der Seat  Tarraco ist ein Pragmatiker durch und durch: Aufrecht stehende Dachpfosten, eine niedrig bauende Mittelkonsole und eine großzügigere Innenraumbreite schaffen ein geräumigeres Ambiente. Schade, dass das Panoramadach hier stärker die Innenraumhöhe beschneidet. Der Kofferraum ist üppig dimensioniert – zwei zusätzliche Sitze kosten allerdings extra und sind im Testauto nicht an Bord. Bei der Zuladung zieht der Spanier ebenfalls den Kürzeren. Die solidere Verarbeitung zementiert letztendlich dennoch den Kapitelsieg. An die Raumökonomie eines früheren Espace oder Alhambra kommen allerdings beide nicht heran. Schade!

 

Fahrkomfort: Renault Espace unharmonisch abgestimmt

Französische Flauschigkeit bieten beim Renault Espace allenfalls die optionalen Kissen der Fond-Kopfstützen. Sie untermauern den Eindruck, dass es bei der Konzeption des Autos primär um die Personen der zweiten Reihe ging. Reihe drei ist ein Fall für Kinder, und Reihe eins leidet unter dem eher laschen Gestühl samt wenig Einstellmöglichkeiten. Die Federung ist zwar weich, missfällt aber mit ihrer unharmonischen Abstimmung. Der Aufbau ist permanent in Bewegung und beruhigt sich erst spät, profitiert aber dafür von zusätzlicher Beladung. Das reduziert die unangenehmen Ausfederbewegungen der Hinterachse.

Kurios wird es beim Geräuschkomfort: Das Messgerät attestiert dem Renault Espace E-Tech Full Hybrid 200 durchweg bessere, sogar gute Werte, doch die subjektiv wahrgenommene Geräuschkulisse wird vom lautstarken Wechsel von Elektro- zu Verbrennerantrieb und einem qualvoll hochdrehenden Dreizylinder bestimmt. Ein ähnliches Naturell zeigt der Seat Tarraco 1.5 TSI DSG. Auch sein Antrieb braucht Drehzahlen, um in Schwung zu kommen. Aber weil es keine plötzlichen Antriebswechsel gibt, geht es subjektiv sonorer, also angenehmer zu. Auch die Federung präsentiert sich eine Klasse besser. Die optionalen adaptiven Dämpfer haben zwar keinen riesigen Variationsspielraum, straffen den Tarraco bei Bedarf aber zusätzlich nach. Im Komfortmodus passiert der Spanier sämtliche Anregungen zwar immer noch straff, aber sehr ausgewogen.

 

Motor/Getriebe: Seat Tarraco mangelt es an Temperament

Beide Antriebskonzepte erfordern Kompromisse. Der klassisch motorisierte Seat Tarraco 1.5 TSI DSG leidet an mangelndem Temperament. Der 150 PS (110 kW) starke Benziner müht sich redlich, kommt aber zu keiner Zeit so souverän in Schwung wie man es erwartet. Dass es besser ginge, zeigt das sauber schaltende Doppelkupplungsgetriebe, das einen echten Komfortgewinn darstellt. Auf der Verbrauchsrunde fährt der Seat mit 8,8 l auf 100 km keinen guten Wert heraus – ein weiteres Indiz dafür, dass dem großen Spanier ein paar PS mehr oder ein kräftiger Diesel besser zu Gesicht stehen würde. Die Qual der Antriebswahl entfällt beim Franzosen, ihn  gibt es nur als 199 PS (146 kW) starken Vollhybrid namens Renault Espace E-Tech Full Hybrid 200. Die elektrische Unterstützung lässt ihn besonders untenherum spontaner wirken. Bleibt der Verbrenner aus, dann zeigt sich er von seiner allerbesten Seite.

Trotz des kleinen Akkus legt der Renault Espace E-Tech Full Hybrid 200 auf der Verbrauchsrunde 43 von 108 km rein elektrisch zurück. Das intelligente Energiemanagement ermöglicht einen Testverbrauch von guten 6,6 l. Doch das aufwendige Antriebssystem hat auch deutliche Nachteile. Zum einen rennt der Espace schon bei 174 km/h in den elektronischen Begrenzer, zum anderen präsentiert sich das Multi-Mode-Getriebe als nicht optimal abgestimmt. Die Schaltvorgänge dauern lange, und zwischen etwa 120 bis 130 km/h passiert eine Zeit lang gar nichts – obwohl man weiter auf dem Gaspedal bleibt. Eine Eigenart, die man dem Espace schnell abgewöhnen sollte – etwa durch ein Software-Update. Dank seiner besseren Effizienz fährt der große Franzose dennoch seinen ersten Kapitelsieg gegen den Seat Tarraco 1.5 TSI DSG ein.

 

Fahrdynamik: Der Seat Tarraco präsentiert sich fahraktiver

Der Renault Espace sieht zwar sportlicher aus, bleibt aber frei von fahrdynamischen Ambitionen. Seine Allradlenkung beschert ihm eine gute Wendigkeit, jedoch keine Vorteile auf dem Handlingkurs. Über alle Zweifel erhaben sind dafür die standfesten Bremsen. Der Seat Tarraco stoppt aber noch früher und präsentiert sich dank mitteilsamerer Lenkung sowie weniger Aufbaubewegungen spürbar fahraktiver. Das zementiert seinen Sieg in der Eigenschaftswertung.

Vergleichstest So testet die AUTO ZEITUNG
So testet die AUTO ZEITUNG 5000 Punkte in fünf Kapiteln

 

Umwelt/Kosten: Renault Espace mit weniger Wertverlust

An der Kasse verlangt der Renault Espace nach dem höheren finanziellen Einsatz. Auch bei der Versicherung ist er das teurere Auto. Dass er dennoch mehr Punkte sammelt, liegt an den geringeren Kraftstoffkosten, der niedrigen Kfz-Steuer und der besseren Multimedia-Ausstattung. Bei der Garantie lässt Renault die Wahl zwischen zwei Jahren ohne oder drei Jahren mit 150.000 Kilometerbegrenzung. Seat gewährt nur zwei Jahre. Weil zum Redaktionsschluss für den Franzosen noch keine Werkstattkosten vorlagen, entfällt die Wertung für beide Fahrzeuge. Der Seat Tarraco ist inklusive Test-relevanter Mehrausstattung zwar günstiger als der Espace, wird beim Wertverlust aber prozentual schlechter eingeschätzt.

 

Technische Daten & Messwerte von Renault Espace E-Tech Full Hybrid 200 & Seat Tarraco 1.5 TSI DSG

AUTO ZEITUNG 22/2023Renault Espace
E-Tech Full Hybrid 200
Seat Tarraco
1.5 TSI DSG
Technik
Zylinder/Ventile pro Zylin.3-Zylinder, 4-Ventiler,
Turbo, Partikelfilter; 2 E-Motoren
4-Zylinder, 4-Ventiler,
Turbo, Partikelfilter
Hubraum1199 cm³1498 cm³
Gesamtleistung199 PS/146 kW150 PS/110 kW
Leistung Verbrenner/E-Motor96 kW (131 PS)/50 kW (68 PS)110 kW (150 PS)
Max. Gesamtdrehmoment-250 Nm
BatterieLithium-Ionen-
Spannung/Kapazität400 V/1,7 kWh-
Getriebe/Antriebautomatisiertes Multi-Mode-Getriebe,
15 Fahrstufenkombinationen/Vorderrad
7-Gang, Doppelkupplung (opt.)/
Vorderrad
Messwerte
Leergewicht (Werk/Test)1698/1754 kg1536/1677 kg
Beschleunigung 0-100 km/h (Test)9,0 s9,9 s
Höchstgeschwindigkeit (Werk)174 km/h199 km/h
Bremsweg aus 100 km/h
kalt/warm (Test)
35,5/35,6 m35,0/35,1 m
Verbrauch auf 100 km (Test/WLTP)6,6 l S/4,6 l S8,8 l S/6,8 l S
CO2-Ausstoß (Test/WLTP)156/105 g/km208/154 g/km
Reichweite833 km659 km
Preise
Grundpreis43.500 €37.770 €
Testwagenpreis46.300 €44.485 €
 

Ergebnis in Punkten

Gesamtbewertung (max. Punkte)Renault Espace
E-Tech Full Hybrid 200
Seat Tarraco
1.5 TSI DSG
Karosserie (1000)697733
Fahrkomfort (1000)708732
Motor/Getriebe (1000)639610
Fahrdynamik (1000)602631
Eigenschaftswertung (4000)26462706
Kosten/Umwelt (1000)339328
Gesamtwertung (5000)29853034
Platzierung21

 
Sven Kötter Sven Kötter
Unser Fazit

Den Testsieg holt sich der Seat Tarraco 1.5 TSI DSG mit seiner Ausgewogenheit. Abgesehen vom schwachen und durstigen Antrieb leistet sich der Spanier keine echten Schwächen. Effizienz ist dagegen der größte Pluspunkt des Renault Espace E-Tech Full Hybrid 200. Weil er aber weder beim Platzangebot noch beim Komfort oder bei der Fahrdynamik entscheidend punkten kann, bleibt ihm nur der undankbare zweite Rang. Bewegt man sich meist innerstädtisch, glänzt der Renault hingegen mit seinem temporären E-Antrieb und der guten Wendigkeit dank Allradlenkung.

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