Xiaomi greift an: So will die Tech-Marke den Automarkt aufrollen
Xiaomi? In Deutschland kennt man die Marke – wenn überhaupt – vor allem als Anbieter günstiger Smartphones mit überraschend guter Technik. Doch was viele nicht wissen: Der chinesische Konzern hat längst die nächste Branche im Visier – und zielt direkt auf Tesla, BYD & Co. Mit einem Elektroauto, das auf dem Papier alles in den Schatten stellt. Wer ist dieser Konzern, der aus dem Nichts zur Autohoffnung Asiens wird?
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Der BYD Seal U (2024) im Video:
Xiaomi: Supersportler zum Wahnsinnspreis
1146 kW (1548 PS), von 0 auf 100 km/h in weniger als zwei Sekunden und eine Höchstgeschwindigkeit jenseits der 350 km/h – der SU7 Ultra beeindruckt mit atemberaubenden Leistungsdaten. Hinter dem Supersportler steht Xiaomi, ein chinesischer Elektronikkonzern, der erst seit 2010 existiert. Im November 2023 präsentierte das Unternehmen mit dem Xiaomi SU7 sein erstes eigenes Elektroauto – eine alltagstauglichere Version des SU7 Ultra, der seinerseits ab Sommer 2025 in den heimischen Handel kommt (erste Testfahrt im SU7).
Und schon der SU7 hat es in sich: Eine schicke, rund fünf Meter lange Limousine mit einer LFP-Batterie von BYD beziehungsweise einer NMC-Batterie von CATL oder CALB. Die Limousine erinnert nicht nur optisch stark an einen Porsche Taycan 4 Cross Turismo, sondern kann auch die Leistung des Zuffenhausener Sportlers überbieten: In 2,78 s kommt der 495 kW (673 PS) starke SU7 auf Tempo 100, bis zu 800 km Reichweite (gemessen nach dem von der chinesischen Regierung eingeführten CLTC-Standard) bietet er, seine 800-V-Architektur ermöglicht superschnelles Laden: Bereits 15 min an der Schnellladesäule reichen für 80 Prozent Akkukapazität. Und mit einem Luftwiderstandsbeiwert von 0,195 gehört er außerdem zu einem der aerodynamischsten Fahrzeuge seiner Klasse.
Doch nicht nur Aerodynamikmeister, sondern auch Lademeister will er sein: 105 l im Frunk und 514 l Kofferraumvolumen gibt es. Gut, das haut niemanden vom Stuhl. Allerdings tut das Preisschild dies: So verkauft Xiaomi sein erstes Auto in China ab umgerechnet 32.000 Euro (Stand: Mai 2025). Zum Vergleich: In Deutschland reicht das aktuell wohl maximal für einen gut motorisierten Kompaktwagen.
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Hier fährt Xiaomi schon – und wo (noch) nicht
In China rollen die ersten Xiaomi-Fahrzeuge bereits seit Frühjahr 2025 auf den Straßen – in Deutschland hingegen führt die Marke, nicht zu verwechseln mit der Sparte als Autobauer, noch ein Nischendasein. Dabei ist Xiaomi hierzulande keineswegs neu: Schon seit 2019 ist das chinesische Technologieunternehmen offiziell auf dem deutschen Markt vertreten. Als Xiaomi im Jahr 2010 gegründet wurde, hätte wohl kaum jemand geahnt, dass das Unternehmen eines Tages die Automobilindustrie herausfordern würde. Heute ist das chinesische Tech-Unternehmen auf dem besten Weg, genau das zu tun.
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Vom Software-Start-up zum Hightech-Konzern – und jetzt Autohersteller
Gegründet 2010 vom Unternehmer Lei Jun, begann Xiaomi als Softwareentwickler mit einer auf Android basierenden Benutzeroberfläche namens MIUI. Schon ein Jahr später brachte das Unternehmen sein erstes Smartphone auf den Markt, das "Mi1". Und das mit einer disruptiven Strategie: High-End-Technik zu Mittelklassepreisen. Innerhalb weniger Jahre eroberte Xiaomi damit riesige Marktanteile, vor allem in China und Indien – inzwischen gehört der milliardenschwere Technologiekonzern zu einem der größten Smartphone-Hersteller der Welt und ist in über 100 Ländern aktiv.
Doch Xiaomi ist längst mehr als ein Handyhersteller. Der Konzern sieht sich selbst als "AIoT"-Firma – das steht für "Artificial Intelligence of Things". Neben Smartphones produziert Xiaomi unter anderem smarte Kühlschränke, Überwachungskameras, Fernseher, Staubsaugerroboter, Tracker, Smartwatches, E-Scooter und Roboter-Hunde – und alle Geräte sind vernetzt. Der Gedanke: ein nahtlos vernetztes Leben aus einer Hand.
2021 kam dann die große Ankündigung: Xiaomi wird ein eigenes Elektroauto bauen. Das erste Modell, der Xiaomi SU7, wurde Ende 2023 vorgestellt und machte schnell Schlagzeilen. Mit beeindruckenden Leistungswerten und einem futuristischen Interieur positioniert sich Xiaomi ganz klar als ernstzunehmender Konkurrent von Marken wie Tesla, BYD oder Nio. Ein Blick auf die Verkaufszahlen zeigt eindrucksvoll, wie ernst es Xiaomi meint: Im Mai 2025 verkaufte der Tech-Riese in China 5280 Fahrzeuge – und ließ damit etablierte Namen wie Tesla (3070 Fahrzeuge) und Nio (3930 Fahrzeuge) hinter sich. Nur Branchenriese BYD spielt mit 67.980 verkauften Einheiten weiterhin in einer eigenen Liga.
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Gibt es Xiaomi in Deutschland?
Noch gibt es das Xiaomi-Auto nicht auf dem europäischen Markt. Aber das Interesse ist groß, vor allem weil Xiaomi in anderen Bereichen längst auch hier Fuß gefasst hat. In Spanien ist das Unternehmen bereits Marktführer bei Smartphones, in Deutschland gehört es regelmäßig zu den Top-3 – nicht nur wegen des Preises, sondern auch wegen des Designs und der Qualität. Und was die Fahrzeuge betrifft: Glaubt man Medienberichten, will Xiaomi seine Fahrzeuge ab 2027 auch außerhalb der Volksrepublik verkaufen. Zudem soll auch ein Entwicklungszentrum in München geplant sein. Vorher soll aber das SUV Xiaomi YU7 Premiere feiern. Ab Mitte 2025 wird das Elektro-SUV, das eine nicht abzustreitende Ähnlichkeit zum Ferrari Purosangue aufweist, im heimischen Markt für umgerechnet 38.000 Euro erwartet.
Xiaomi im Fokus: Kritik an Datenschutz und Umweltstrategie
Trotz großer Erfolge bleibt Xiaomi nicht frei von Kritik – vor allem wegen Datenschutz und mangelnder Nachhaltigkeit. Datenschützer bemängeln, dass selbst im Inkognito-Modus Nutzerdaten erfasst und an Server in China gesendet werden – ein möglicher Verstoß gegen die Europäische Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO). Zwar betont Xiaomi die Einhaltung lokaler Gesetze, doch Zweifel bleiben, auch wegen der Nähe chinesischer Tech-Konzerne zum Staat. Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) konnte in Xiaomi-Geräten zwar keine Zensurfunktionen nachweisen, doch die Debatte über den Umgang mit Nutzerdaten und die oft nur kurzzeitige Softwarepflege hält an.
Auch beim Umweltschutz schneidet das Unternehmen schlecht ab: Greenpeace kritisiert fehlende Klimaziele, geringe Transparenz und die schlechte Reparierbarkeit vieler Geräte. In Nachhaltigkeits-Rankings landet Xiaomi regelmäßig auf den hinteren Plätzen.
"Mi" ist das Markenlogo von Xiaomi
Obwohl das Unternehmen Xiaomi heißt, verwendet es seit seiner Gründung das "Mi"-Logo als offizielles Markenzeichen auf allen Produkten. Und auch das Logo von Xiaomi erzählt viel über die Marke: Ein "Mi", das für "Mobile Internet" steht (ein Hinweis auf den ursprünglichen Fokus auf Smartphones und vernetzte Geräte), aber auch als "Mission Impossible" interpretiert wird. Denn Xiaomi will das scheinbar Unmögliche möglich machen: Hightech für alle. Getreu dem Motto: "Making quality technology accessible to everyone". Gerade diese Haltung, gepaart mit enormer Entwicklungsgeschwindigkeit, macht Xiaomi zu einem spannenden Kandidaten für die Mobilität von morgen. Der SU7 ist dabei nur der Anfang – Xiaomi plant eine eigene Fahrzeugplattform, eine ganze Modellreihe und ein Ökosystem, das Mobilität, Kommunikation und Smart Living nahtlos vereint.
Wer Xiaomi bisher als "die mit den günstigen Smartphones" abgetan hat, wird überrascht sein: Hier kommt ein Technologiekonzern mit ernsthaften Ambitionen in die Automobilbranche, dessen Innovationskraft selbst Giganten wie Apple nicht unterschätzen. Für den deutschen Automarkt heißt das: Xiaomi bringt vollelektrische Supersportler auf die Straße, die nicht nur Tesla und BYD herausfordern, sondern auch den hiesigen Premiumherstellern zeigt, dass High Performance und attraktive Preise kein Widerspruch sein müssen.