Neuer Nio ES6 (2019): Erste Testfahrt Neuen Nio ES6 angetestet
Mit dem neuen Nio ES6 (2019) rüstet sich das chinesische Startup für das Ringen mit Audi e-tron, Mercedes EQC & Co. Die erste Testfahrt klärt, ob das das zweite Großserienmodell des Elektroautobauers auch europäischen Standards genügen kann.
Gut ein Jahr nach dem ES8 folgt das zweite Großserienmodell – der neue Nio ES6 (2019), den wir schon jetzt auf einer ersten Testfahrt genauer unter die Lupe nehmen konnten. An großen Worten hat es bei Nio noch nie gemangelt, und schon der Name ist ein schwer zu haltendes Versprechen. Denn Co-Founder Lihong Qin übersetzt Nio mit dem blauen Himmel, der schon bald über allen aufziehen wird. Wozu sonst wollen die Chinesen schließlich mittelfristig 500.000 Elektroautos im Jahr bauen und so die Welt zumindest ein bisschen besser machen? Anders als Faraday Future oder Byton ist Nio allerdings schon einen Schritt weiter und hat den großen Worten die ersten Taten folgen lassen. Mit dem neuen Nio ES6 (2019) rüstet sich das chinesische Startup nicht zuletzt für das Ringen mit den ganz ähnlich positionierten elektrischen Erstlingen von Audi und Mercedes, die gerade auf dem Weg nach China sind, um für die Deutschen den weltweit wichtigsten und größten Markt für Akku-Autos zu erobern.
Nio ES8 (2018) im Video:
Erste Testfahrt mit dem neuen Nio ES6 (2019)
Im Design ähnelt der neue Nio ES6 (2019) eher seinem großen Bruder als der BMW X3 dem X5, ist dafür aber rund 20 Zentimeter kürzer als der 5,02 Meter lange ES8. Und im besten Fall ungerechnet nicht einmal 48.000 Euro teuer, liegt er in der Papierform tatsächlich auf Augenhöhe mit dem Audi e-tron und dem Mercedes EQC. Das gilt bei 4,85 Metern Länge und 2,90 Metern Radstand für das Platzangebot genau wie für die Performance. Schließlich installiert Nio zwei E-Motoren mit zusammen bis zu 400 kW und 725 Newtonmetern, mit denen der 2,3-Tonner binnen 4,7 Sekunden auf Tempo 100 schnellt und freien Auslauf bis 200 km/h bekommt. Und nachdem Nio bei den Akkus gegenüber dem ES8 noch einmal nachgelegt hat, stecken im Wagenboden nun bis zu 84 kWh, die im Normzyklus für 510 Kilometer reichen sollen. Wer sich die knapp 7000 Euro Aufschlag für die große Batterie spart, muss mit 70 kWh und 430 Kilometern Reichweite zurechtkommen. Das ist aber kein echtes Problem, denn Nio bietet für das Tanken der Neuzeit zwei extrem aufwändige, aber pfiffige Alternativen zur konventionellen Ladesäule an. Wer nirgendwo eine Steckdose findet, der kann einfach den Charging-Van bestellen, der mit seinem Aufbau voller Akkus jeden noch so abgelegenen Parkplatz zur E-Tankstelle macht. Und wem die Geduld fehlt, der steuert mit dem neuen Nio ES6 (2019) eine von bislang rund zwei Dutzend Nio-Stationen entlang der wichtigsten Autobahnen an, wo die Akkus nicht geladen, sondern binnen drei Minuten automatisch gewechselt werden.
Neuer Nio ES6 (2019) mit Sprachassistent
Die Fahrleistungen des neuen Nio ES6 (2019) liegen bei unserer ersten Testfahrt auf dem Niveau der europäischen Konkurrenz liegen. Mit serienmäßiger Luftfederung und soliden Brembo-Bremsen lässt sich das SUV trotz des üppigen Gewichts ziemlich handlich bewegen und schlägt sich daher auch in engen Kurven tapfer. Der Innenraum hingegen ist typisch Chinesisch: Das gilt nicht für Verarbeitung und Materialauswahl, die nicht weit von den europäischen Standards sind. Es gilt auch nicht für die umfangreiche Ausstattung mit LED-Scheinwerfern, Abstandsregelung, Head-Up-Display und Massagesesseln. Vielmehr bezieht sich das auf das Sitzkonzept mit einem Wohlfühlsessel vorne rechts, zu dem neben einer elektrischen Beinauflage und einer Fußraste unter dem Handschuhfach sogar eine riesige Ablage für High Heels und Handtasche weiblicher Beifahrer zählen. Und es gilt auch für das Infotainment des neuen Nio ES6 (2019). Denn wo die westliche Welt es bei digitalen Assistenten belässt, wird bei Nio aus Systemen wie Siri oder dem mit "Hey Mercedes" aktivierten UX-Paket des EQC ein elektronischer Freund namens Nomi, der nicht nur spricht und zuhört und einem alle Wünsche aufs Wort erfüllt, sondern auch Blickkontakt sucht, sein kleines Köpfchen dreht und sogar Gefühle zeigt. Mehr zum Thema: Mercedes präsentiert den EQC
Nio will zukünftig auch im Ausland antreten
Schade nur, dass Nomi im neuen Nio ES6 (2019) bislang nur Chinesisch spricht. Aber das soll sich bald ändern. Denn spätestens in fünf Jahren, sagt Mitbegründer Lihong Qin, will Nio auch im Ausland antreten. Und wenn sie daheim in China schneller auf Touren kommen, starten sie sicher im Westen früher durch. Seinen Entwicklern jedenfalls rät Qin schon einmal, dass sie Nomi lieber heute als morgen in die Sprachschule schicken sollten. Mehr zum Thema: Lieferzeiten für Elektroautos