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Geht auch ganz einfach:

T-Klasse/Kangoo/Caddy: Vergleichstest Praktisches Hochdach-Trio im Test

Sven Kötter Testredakteur
Inhalt
  1. Mercedes T-Klasse, Renault Kangoo & VW Caddy im Vergleichstest
  2. Mercedes T-Klasse mit komfortablem Fahrwerk
  3. VW Caddy mit dem besten Sitzkomfort
  4. Gutes Automatikgetriebe im Mercedes T 180
  5. VW Caddy dominiert bei der Fahrdynamik
  6. Renault Kangoo gewinnt Kostenwertung
  7. Technische Daten & Messwerte von Mercedes T 180, Renault Kangoo TCe 130 & VW Caddy 1.5 TSI
  8. Ergebnis in Punkten 
  9. Fazit

Renault Kangoo und VW Caddy bekommen in diesem Vergleichstest interessante Konkurrenz: Mit der neuen Mercedes T-Klasse will die Marke mit dem Stern beweisen, dass sich Nutzwert und Premium-Anmutung nicht ausschließen.

Nein, die Mercedes T-Klasse ersetzt nicht den Citan, der 2012 den ersten Vorstoß ins Segment der Hochdach-Kombis markierte – das Segment, in dem in diesem Vergleichstest der Renault Kangoo und VW Caddy als Gegner warten. Der Citan lebt als Transporter weiter, während man sich mit der T-Klasse an Privatkundschaft wendet. Die technische Basis liefert erneut der Kangoo. Mercedes betont, dass man nun viel früher am Entwicklungsprozess beteiligt war und sich das neue Modell deutlicher als zuvor nach Mercedes anfühlen soll. Ob das gelungen ist, zeigt das direkte Aufeinandertreffen mit Vierzylinder-Benzinmotoren. Weil kein Testwagen mit manuellem Getriebe verfügbar war, geht der Mercedes T 180 mit Siebenstufen-Doppelkupplungsgetriebe an den Start. Eine Option, die auch für den Renault Kangoo TCe 130 verfügbar ist. Das Duo trifft auf starke Konkurrenz in Form des VW Caddy 1.5 TSI. Ob der 114 PS (84 kW) starke Volkswagen, der wie der Kangoo mit einer Sechsgang-Handschaltung ausgerüstet ist, mit den 131 PS (96 kW) leistenden Rivalen mithalten kann, zeigt der Vergleichstest. Auch interessant: Unsere Produkttipps auf Amazon

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Mercedes T-Klasse, Renault Kangoo & VW Caddy im Vergleichstest

4,50 Meter scheint das Gardemaß der Hochdach-Kombi-Klasse zu sein. Die boxigen Karosserien versprechen beste Platzverhältnisse – eine Zusage, die alle drei Kandidaten aus diesem Vergleichstest einhalten, wenn auch mit unterschiedlichen Gewichtungen. Das Raumgefühl des VW Caddy profitiert vom Panoramaglasdach des Testwagens, das das etwas enger geschnittene Cockpit luftiger wirken lässt. DIe Mercedes T-Klasse und der Renault Kangoo bieten in jede Richtung aber ein paar Zentimeter mehr Platz. Deutliche Unterschiede gibt es bei der Sitzbank im Fond: T-Klasse und Kangoo sind mit vergleichsweise unterdimensionierten Sitzen samt kurzen Lehnen ausgestattet, was allerdings auch die Übersichtlichkeit verbessert. Diese wird im Caddy spürbar vom höher bauenden Gestühl mit nicht versenkbaren Kopfstützen eingeschränkt. Bei der Variabilität in Reihe zwei muss man gut abwägen, was man braucht: Die Bank des Caddy ist in der Lehnenneigung einstell- sowie im Ganzen klapp-, falt- und ausbaubar. Das schafft einen sehr gut nutzbaren Laderaum, setzt aber auch starke Arme, Geduld und einen Lagerraum voraus. Die Konkurrenz faltet die Sitze einfach und platzsparend in den Fond-Fußraum, offeriert so aber auch weniger nutzbare Innenhöhe. Die Kofferräume von Mercedes Kangoo und Mercedes T-Klasse sind riesig, der des VW Caddy schlicht gigantisch. So gigantisch, dass hier optional zwei weitere ebenfalls demontierbare Sitze Platz finden. Bei Renault und Mercedes muss man dafür auf die bereits angekündigten Langversionen warten. Dass Mercedes sich von Renault abheben will, machen Details wie ein Neopren-Bezug für das Cockpit samt schicker Lüftungsdüsen deutlich. Das knarzende Holzimitat des Kangoo fällt im direkten Vergleich ab. Bei beiden verbesserungswürdig ist die wackelige Mittelkonsole mit lieblos gestaltetem Fach und nicht einstellbarer Armlehne. Solide zusammengeschraubt zeigt sich der Caddy, wenngleich auch hier jede Menge Hartplastik das Ambiente bestimmt. Bei der Sicherheitsausstattung präsentiert sich das Feld dieses Vergleichstests mit leichten Abstrichen gut aufgestellt. Der Renault Kangoo leuchtet serienmäßig mit LED-Scheinwerfern die Straße aus, die deutsche Konkurrenz verlangt dafür Aufpreis. Wer den adaptiven Tempomaten Distronic bei der T-Klasse vermisst, muss sich noch gedulden: Das System wird erst ab einem späteren Zeitpunkt verfügbar sein.

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Mercedes T-Klasse mit komfortablem Fahrwerk

Die Zeiten, in denen Hochdach-Kombis unkomfortable Nutzfahrzeug-Kompromisse waren, sind vorbei. Einzig die Starrachse hinten im VW Caddy ist in diesem Vergleichstest ein Hinweis auf die unrühmliche Vergangenheit. Es ist bemerkenswert, welchen Reifegrad diese eher rustikale Lösung erreicht hat, auch wenn der Volkswagen sie nicht gänzlich verheimlichen kann. Das liegt in erster Linie an der Vorderachse, die sehr sensibel anspricht und echtes Pkw-Gefühl aufkommen lässt. Da kann die Hinterachse schlicht nicht mithalten, die Querfugen recht trocken quittiert. Von derben Stößen vergangener Tage sprechen wir hier aber nicht mehr. Beladen bilden Vorder- und Hinterachse dann eher ein Team, allerdings kein besseres. Denn dann ist auch die Vorderachse unwilliger beim Anfedern, was die Fahrt unkomfortabler macht. Immerhin sind im beladenen Zustand auch rund 75 Kilogramm mehr an Bord als bei der Konkurrenz. Diese setzt auf ein klassisches Fahrwerk mit Verbundlenkerhinterachse. Was eine gute Abstimmung und Dämmung ausmacht, zeigt die Mercedes T-Klasse: Mit optimierten Federraten, angepasster Dämpfkraft und einem verstärkten Stabilisator federt er durchweg kompetent – beladen sogar noch besser als im leeren Zustand. Fahrwerksgeräusche sind zudem kaum zu vernehmen, und Verwerfungen werden effektiv vom Übertragen auf die Karosserie ferngehalten. Das wird umso deutlicher, sobald man in den Renault Kangoo umsteigt. Hier dringen polternde Geräusche des Fahrwerks deutlich hörbarer in den Innenraum, und die Straßen-Beschaffenheit wird teils bis in die Karosserie übertragen. Trotz des Zitterns und Klapperns federt aber auch er nicht unkomfortabel. 

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VW Caddy mit dem besten Sitzkomfort

Wie unterschiedlich objektive Messwerte und subjektive Eindrücke ausfallen können, zeigt die Geräuschkulisse im VW Caddy. Sein Motor nervt bei innerstädtischem Tempo mit unschönen Frequenzen und Pfeifgeräuschen, obwohl der Wolfsburger gemessen der Leiseste ist. Mit stärker werdenden Windgeräuschen bei ansteigendem Tempo kämpfen alle drei – ein Tribut an die nutzwertoptimierte Form. Den Aufpreis wert sind die Ergo-Comfort-Sitze des Caddy, deren Sitzkomfort in diesem Vergleichstest unerreicht bleibt. Die Sitzflächen der Konkurrenten fallen kürzer aus, und die Einstellmöglichkeiten bleiben hinter denen des VW zurück. Die Testwagen von Renault und Mercedes punkten dafür mit einem großen Ablagefach über der ersten Sitzreihe. Der Caddy kontert mit größeren und besser nutzbaren Türfächern. Das gilt eingeschränkt auch für Reihe zwei, die bei allen jeweils über zwei praktische Schiebetüren zu erreichen ist. Dass man beim Renault Kangoo und bei der Mercedes T-Klasse hier mit Ablagen knausert, hat einen einfachen Grund: Hier lassen sich die Scheiben der Türen elektrisch versenken, während die des Caddy fix sind.

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Gutes Automatikgetriebe im Mercedes T 180

Dass der VW Caddy 1.5 TSI in diesem Vergleichstest mit eher bescheidenden 114 PS (84 kW) antritt, lässt er sich auf der Teststrecke nicht anmerken – im Sprint von null auf Landstraßentempo hält der Wolfsburger mit der 131 PS (96 kW) starken Konkurrenz mit. Das manuelle Sechsgang-Getriebe des VW gefällt mit einem gut positionierten Schalthebel, dessen Führung bei schnellen Schaltmanövern aber an Präzision vermissen lässt. Auch die Schaltung des Renault Kangoo TCe 130 ist kein Paradebeispiel an Präzision, aber der Franzose punktet dank seines 1,33-Liter-Benziners mit der besseren Laufkultur und einer harmonischeren Kraftentfaltung. Das gilt genauso auch für den Mercedes T 180, der zudem von seiner aufpreispflichtigen Automatik profitiert, die in diesem Fall ein Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe ist. Geschmeidig und nie hektisch agierend, harmoniert es gut mit dem souveränen Vierzylinder von Renault. Seine effizienzsteigernde Segelfunktion kann der Mercedes T 180 allerdings nicht in einen besseren Verbrauch ummünzen: Rund 0,7 Liter Mehrverbrauch gegenüber dem Renault Kangoo TCe 130 stehen nach der Verbrauchsrunde auf der Uhr. Besser macht es der VW Caddy 1.5 TSI, der sich mit durchschnittlich 6,5 Litern auf 100 Kilometer zufriedengibt. Insgesamt präsentieren sich die Vierzylinder aus diesem Vergleichstest als empfehlenswerte Antriebe, die den Hochdach-Kombis auch auf Langstrecken und beladen genug Kraftreserven bieten.

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VW Caddy dominiert bei der Fahrdynamik

Wer sich für dieses Fahrzeugsegment interessiert, dürfte fahrdynamisch wenig Ambitionen haben. Wir halten fest: Bei der Fahrsicherheit geben sich alle drei Kandidaten dieses Vergleichstests keine Blöße. Der Rettungsanker ESP verhindert jeweils effektiv kritische Fahrsituationen. Doch die Abstimmung des Schleuderschutzes offenbart teils deutliche Unterschiede. Besonders konservativ wird der Renault Kangoo eingebremst, der zudem mit seiner Michelin-Bereifung hadert. Das wird auf dem Handlingparcours deutlich und auch im Slalom, wo der Franzose jeweils klar das Schlusslicht bildet. Die Mercedes T-Klasse ist mit seiner Conti Eco Contact-Bereifung flinker und profitiert dabei von seinem besser abgestimmten Fahrwerk. Deklassiert werden beide allerdings vom VW Caddy, der bei Lenkung und Bremsen der Maßstab ist. Mit warmen Scheiben steht der Wolfsburger aus 100 km/h in unter 34 Metern. Die Rivalen brauchen über zwei Meter mehr. Dass der Mercedes vor dem Renault zum Stehen kommt, dürfte an den Scheibenbremsen hinten liegen. Angesichts eines Kaltbremswerts von 37,9 Metern sollte man beim Franzosen die hinteren Trommelbremsen gegen Scheiben austauschen.

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Renault Kangoo gewinnt Kostenwertung

Hochdach-Kombis sind preissensible Autos. Der Hersteller, der das in diesem Vergleichstest am konsequentesten beherzigt, ist Renault. Mit testrelevanter Ausstattung kostet der Renault Kangoo als Einziger weniger als 30.000 Euro. Dabei geizt man nicht bei der Serienausstattung, und die Aufpreise für praktische Multimediafunktionen wie Apple CarPlay oder Android Auto fallen überschaubar aus. Deutlich höher eingepreist ist der technische Zwilling Mercedes T-Klasse, für den man fast 6000 Euro mehr verlangt. Dafür gibt es serienmäßig neben dem edleren Ambiente und der besseren Fahrwerksabstimmung ein kompletteres Infotainment. Erfreulich ist, dass Mercedes sämtliche Ausstattungsoptionen ebenfalls günstig anbieten. Teurer wird es dagegen in der Werkstatt. Der VW Caddy liegt im Trio dieses Vergleichstests in der goldenen Mitte. Seine Preisliste bietet zwar die meisten Optionen, viele davon fallen aber unnötig kleinlich eingepreist aus. An der Spitze liegt er wiederum in puncto Steuer und Versicherung – hier kann man den ein oder anderen Euro sparen.

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Technische Daten & Messwerte von Mercedes T 180, Renault Kangoo TCe 130 & VW Caddy 1.5 TSI

AUTO ZEITUNG 24/2022Mercedes T 180Renault Kangoo TCe 130VW Caddy 1.5 TSI
Technik
Zylinder/Ventile pro Zylin.4/4; Turbo4/4; Turbo4/4; Turbo
Hubraum1332 cm³1332 cm³1498 cm³
Leistung96 kW/131 PS bei 5000 U/min96 kW/131 PS bei 5000 U/min84 kW/114 PS bei 4500-6000 U/min
Max. Drehmoment240 Nm bei 1600 U/min240 Nm bei 1500 U/min220 Nm bei 1750-3000 U/min
Getriebe/Antrieb7-Gang, Doppelkupplung / Vorderrad6-Gang, manuell / Vorderrad6-Gang, manuell / Vorderrad
Messwerte
Leergewicht (Werk/Test)1556/1592 kg1518/1545 kg1516/1550 kg
Beschleunigung 0-100 km/h (Test)10,9 s10,8 s10,8 s
Höchstgeschwindigkeit (Werk)183 km/h183 km/h181 km/h
Bremsweg aus 100 km/h
kalt/warm (Test)
36,4/36,1 m37,9/36,5 m34,4/33,8 m
Verbrauch auf 100 km (Test/WLTP)7,5/6,6 l6,8/6,7 l6,5/6,4 l
CO2-Ausstoß (Test/WLTP)178/151 g/km161/152 g/km154/145 g/km
Preise
Grundpreis32.285 €26.450 €28.780 €
Testwagenpreis37.760 €28.800 €30.702 €
 

Ergebnis in Punkten 

Gesamtbewertung (max. Punkte)Mercedes T 180Renault Kangoo TCe 130VW Caddy 1.5 TSI
Karosserie (1000)631623693
Fahrkomfort (1000)651622662
Motor/Getriebe (1000)613624625
Fahrdynamik (1000)562509643
Eigenschaftswertung (4000)245723782623
Kosten/Umwelt (1000)359410400
Gesamtwertung (5000)281627883023
Platzierung231

 
Sven Kötter Sven Kötter
Unser Fazit

Das ganze Feld liefert in diesem Vergleichstest eine insgesamt reife Vorstellung ab. Gesamtsieger wird der VW Caddy, der sich keinen Patzer erlaubt und beim Kofferraumvolumen sowie beim Bremsen die entscheidenden Punkte sammelt, die die Konkurrenz auf die Plätze verweist. Der Renault Kangoo versucht, sich über den Preis in Szene zu setzen, doch die Schwächen bei Bremsen und Fahrwerk wiegen zu schwer – Platz drei. Der Feinschliff, den man im Gegenzug der T-Klasse gegönnt hat, zahlt sich aus: Mit dem besten Fahrwerk kann der Mercedes den Rückstand beim Preis auf- und den Renault so überholen. Ob die nicht ausbaubare, aber dafür komfortabler zu handhabende Rückbank von Renault und Mercedes ein Vor- oder Nachteil ist, entscheidet das Anforderungsprofil.

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