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Hans-Werner Sinn zum Verbrenner-Verbot Ökonom hält Elektromobilität für Klimakiller

Max Grigo Redakteur
Inhalt
  1. Hans-Werner Sinn: Verbrenner-Verbot beschleunigt den Klimawandel
  2. Was für den Klimaschutz durch Elektromobilität spricht
  3. Kritik an den Aussagen Hans-Werner Sinns
  4. Fazit

Mit Ausnahme von e-Fuels hat die Europäische Union ab 2035 den Verkauf von neuen Autos mit Verbrennungsmotor untersagt. Der bekannte Ökonom Hans-Werner Sinn hält das Verbrenner-Verbot für einen großen Fehler und sogar klimaschädlich anstatt -schonend. Dafür erntet er Kritik.

Wenige politische Debatten werden in Deutschland dermaßen emotional geführt wie die um das EU-weite Verbrenner-Verbot ab 2035. Dass sich mit Hans-Werner Sinn einer der bekanntesten Ökonomen des Landes als Kritiker des EU-Verbotes zeigt, ist nicht neu. In einem Interview mit der Boulevardzeitung "Bild" von August 2023 heizte der emeritierte Professor der Universität München die Debatte rund um das Verbrenner-Verbot einmal mehr an. "Es ruiniert unsere Automobilindustrie, senkt unseren Lebensstandard und subventioniert andere Länder, vor allem China", so der Wirtschaftswissenschaftler. Weiter erklärt er: "Technisch würde es auf sehr lange Sicht mit einer Kombination aus Kernkraft und grüner Technik vielleicht funktionieren. Ökonomisch kann es nur funktionieren, wenn die USA, China und Indien sich mit der EU zu einem Klimaklub verbinden." Auch interessant: Unsere Produkttipps bei Amazon

Was wäre, wenn alle E-Auto fahren? (Video)

 
 

Hans-Werner Sinn: Verbrenner-Verbot beschleunigt den Klimawandel

Bereits im November 2022 hatte Hans-Werner Sinn seine Meinung zum Verbrenner-Verbot in der Fachzeitschrift "Wirtschaftswissenschaftliches Studium" vertreten. Seine These: Wenn die EU-Länder weniger Öl kaufen, sinken die Preise und andere Staaten wie China kaufen den Rohstoff, wodurch sich die globale Bilanz nicht verbessert. "Wirksam für das Klima wäre es, die Braunkohle zu versiegeln und zudem einen weltweiten Klimaklub mit bindenden Beschränkungen des CO2-Ausstoßes zu gründen, der durch einen Handel mit Emissionsrechten koordiniert wird", erklärt Sinn. Für ihn bewies die zurückgegangene Ölproduktion während der Hochzeiten des Coronavirus, dass eine global sinkende Nachfrage die Emission verringern kann und die besagte Idee des "Klimaklubs" funktioniert. Da der benötigte Strom für den Betrieb von Elektroautos durch die Sanktionen gegen Russland aus Braunkohle gewonnen werden müsse, verschlechtert das Verbrenner-Verbot die CO2-Bilanz laut Hans-Werner Sinn sogar.

 

Was für den Klimaschutz durch Elektromobilität spricht

In "Wirtschaftswissenschaftliches Studium" wird der Meinung von Hans-Werner Sinn die Stimme von Markus Lienkamp gegenübergestellt, einem ehemaligen Mitarbeiter der Volkswagen AG und Inhaber des Lehrstuhls für Fahrzeugtechnik an der TU München. Für Lienkamp sind Elektroautos unverzichtbar, um die Ziele des Pariser Klimaabkommens von 2015 einzuhalten. Nach einer Umstellung auf CO2-freie Energiegewinnung würden diese im Vergleich zum Verbrenner deutlich weniger Kohlenstoffdioxid emittieren, weshalb er auch einen Ausbau der Ladeinfrastruktur für E-Autos fordert. Lienkamp argumentiert, dass der Verbrenner in seiner aktuellen ausgereiften Form kaum noch weiter im Sinne der CO2-Reduktion zu optimieren sei.

"Die Politik muss die einzig sinnvoll verfügbare CO2-freie technische Option des Elektrofahrzeugs konsequent fördern und nicht die Technologieoffenheit bis zum Sankt Nimmerleinstag als Mantra aufrecht erhalten", so Lienkamp. Gegenüber dem Magazin "Bayern Innovativ" erklärt er, dass der Elektroantrieb zwar in der aufwendigen Batterieproduktion mehr CO2 ausstoße als Wasserstoffantriebe oder solche mit e-Fuels, diesen Nachteil jedoch durch seinen hohen Wirkungsgrad im Betrieb kompensiere. Daher lohne sich im Jahre 2030 auch finanziell ab 10.000 gefahrenen Kilometern pro Jahr am ehesten das Elektroauto. Allerdings betont Lienkamp, dass man sich Autos auch bei geltendem Verbrenner-Verbot für eine bessere Klimabilanz eher teilen oder auf sie verzichten müsse.

 

Kritik an den Aussagen Hans-Werner Sinns

Hans-Werner Sinn erlangte als gefragter Wissenschaftler unter anderem mit populären Interviews und Fernsehauftritten Bekanntheit, wird in der Fachwelt für seine inhaltlich streitbaren und vereinfachten Aussagen aber auch harsch kritisiert. Während er für sein Drängen auf eine globale Lösung der Klimaproblematik Zustimmung erfuhr, sprechen andere Argumente gegen seine Thesen zum Verbrenner-Verbot. So behauptet Monika Schnitzer, Vorsitzende des Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, gegenüber der "FAZ", dass günstigere Ölpreise nicht zwingend einen höheren Absatz und somit größeren Klimaschaden bedeuten würden. Michael Hüther vom Institut der deutschen Wirtschaft stellt außerdem im Gespräch mit "Focus" fest, dass Ölpreise häufig politisch und nicht von reinen Mengenverhältnissen beeinflusst würden. Auch Jan Rosenow, ein international tätiger Berater in Energiethemen, kontert: "In China werden mehr Solar- und Windkraftanlagen gebaut als die gesamte EU besitzt. Sinns China-Argument ist nicht sehr schlüssig und eher einseitig." Lion Hirth, Professor für Energiepolitik, kritisiert in der "FAZ" Hans-Werner Sinns Argument der unsicheren Versorgung durch erneuerbare Energien. Zahllose Studien und sogar der Chef des Energieversorgers RWE widersprächen Sinns Aussage.

 
Max Grigo Max Grigo
Unser Fazit

Ob man das Verbrenner-Verbot nun befürwortet oder ablehnt: Die Debatte um Hans-Werner Sinns Aussagen zeigt einmal mehr, dass es eine einfache und perfekte Lösung für die CO2-Einsparung im Autobereich nicht gibt. Es handelt sich um eine komplexe Güterabwägung, deren Pendel in den vergangenen Jahren allerdings zugunsten des Elektroautos ausgeschlagen hat.

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