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Geht auch ganz einfach:

VW Caddy/VW Golf Variant: Vergleichstest Familienautos im Konzept-Duell

Sven Kötter Testredakteur
Inhalt
  1. VW Caddy & VW Golf Variant im Vergleichstest
  2. Caddy & Golf Variant definieren Komfort unterschiedlich
  3. VW Golf Variant ist sparsamer
  4. VW Caddy überrascht durch sein Fahrverhalten
  5. Unerwartete Kostenverteilung zwischen Caddy & Golf Variant
  6. Technische Daten & Messwerte von VW Caddy 1.5 TSI & VW Golf Variant 1.5 TSI
  7. Ergebnis in Punkten
  8. Fazit

Platz und Preis sind für nicht wenige Autokäufer die ausschlaggebenden Faktoren. Die Wolfsburger:innen stellen sie vor die Qual der Wahl: VW Golf Variant oder VW Caddy? Ein Vergleichstest.

Abseits von Tiguan, T-Roc und Co., also der mittlerweile sehr umfangreichen SUV-Palette, hat Volkswagen mit dem VW Caddy und dem VW Golf Variant aus diesem Vergleichstest zwei echte Pragmatiker im Sortiment. Sie stehen derzeit wie keine anderen Modelle für den Markenkern des niedersächsischen Herstellers: bodenständige Pkw ohne Schnörkel, aber mit umso größeren inneren Werten. Beide eint auch der Preis von rund 30.000 Euro – nicht unbedingt wenig Geld für maximal 130 PS (96 kW) starke 1,5-Liter-Benziner mit Sechsgang-Handschaltung. Auch interessant: Unsere Produkttipps auf Amazon

Leslie & Cars fährt den VW Golf R (2023) im Video:

 
 

VW Caddy & VW Golf Variant im Vergleichstest

Wie flexibel die zugrunde liegende MQB-Plattform ist, zeigen jeweils die Karosserien der Kontrahenten aus dem Vergleichstest. Der VW Caddy ragt nicht nur deutlich stärker in die Höhe, er besitzt auch in der Kurzversion den im Vergleich zum VW Golf Variant längeren Radstand. Kniffe, die der Nutzfahrzeugs-Ableger in ein schier gigantisches Platzangebot ummünzt. Das optionale Glasdach, das in den meisten Autos den Köpfen der Passagier:innen sehr nahe kommen würde, thront derart weit oben, dass man hier bedenkenlos das Kreuzchen in der Ausstattungsliste setzen kann. Der mindestens 760 Liter große Kofferraum lässt sich optional mit zwei weiteren Stühlen bestücken oder nochmals auf über 2550 Liter maximieren, wenn man die faltbare Rückbank komplett ausbaut. Doch all das braucht Kraft und ist nicht immer komfortabel: Die asymmetrisch geteilte Rückbank wiegt ordentlich und benötigt Platz bei der Lagerung. Die zwei serienmäßigen Schiebetüren erleichtern den täglichen Umgang, während die riesige, manuell öffnende Heckklappe eher an ein sperriges Scheunentor erinnert.

Der Golf Variant spart sich Überraschungen im alltäglichen Umgang. Das Platzangebot kann mit den Dimensionen des Caddy erwartungsgemäß nicht mithalten, gehört aber zu den größten der Kompaktklasse. Wem fünf Sitzplätze und 611 bis 1642 Liter Ladevolumen reichen, dürfte sich zweimal überlegen, ob er den ausladenderen Caddy wirklich braucht. Wie ähnlich die Technik der beiden VW ist, zeigt ein Blick ins jeweilige Cockpit. Beide gehören zur Generation Touch, die sich eine separate Klimabedienung spart und auch ehemals klassische Schalter wie die Bedienung des Lichts in berührungsempfindlichen Feldern zusammenfasst. Immerhin scheinen Systemabstürze oder ausfallende Funktionen mittlerweile der Vergangenheit anzugehören. Apropos Funktionen: Viele technische Finessen sind aktuell nicht lieferbar – darunter die Matrix-LED-Scheinwerfer (IQ.Light) für den Golf, was zu einer Abwertung der Sicherheitsausstattung führt. Volkswagen versucht im VW Caddy, den hohen Hartplastikanteil mit kreativ strukturierten Kunststoffen aufzuhübschen. Das ändert nichts am Knistern aus verschiedenen Ecken der Karosserie – der kompaktere VW Golf Variant wirkt im Vergleichstest solider, steifer und hochwertiger.

 

Caddy & Golf Variant definieren Komfort unterschiedlich

Die beiden Volkswagen aus dem Vergleichstest definieren Fahrkomfort jeweils ein wenig anders. Klassische Kategorien wie der Federungskomfort gehen – wie vermutet – an den VW Golf Variant. Während die Fahrerin oder der Fahrer die Massage des optionalen und sehr bequemen ergoActive-Sitzes genießen darf, können sich die restlichen Passagier:innen am Standardfahrwerk erfreuen, das trotz einfacher Verbundlenkerachse hinten mit einer guten Feder-Dämpfer-Abstimmung gefällt. Besonders erfreulich ist die Tatsache, dass dem Golf zusätzliche Beladung kaum etwas ausmacht und der Federungskomfort gut und mit hohen Reserven gesegnet bleibt. Die Geräuschkulisse ist außerdem objektiv wie subjektiv eine ganze Klasse besser als im Hochdachkombi.

Der VW Caddy zieht seinen Fahrkomfort in erster Linie aus dem schieren Platzangebot und der entspannten Sitzposition samt guter Übersichtlichkeit und Unmengen an Ablagen. Auch seine Sitze sind (AGR-Gestühl aufpreispflichtig) bequem, im Fond dank des weniger flachen Fußraums und der neigungseinstellbaren Lehne sogar noch bequemer als im kompakten Kombi. Dass die Federung des VW Caddy nicht das hohe Niveau des Golf-Pendants erreicht, liegt in der Natur der Sache: Besonders die Hinterachse, eine Starrachse mit Schraubenfedern, ist straff abgestimmt, um Aufbaubewegungen zu minimieren und eine hohe Zuladung fahrsicher zu ermöglichen. Deutlich störender fällt im Vergleichstest allerdings das höhere Geräuschniveau auf – ein Mix aus Windgeräuschen und Karosserie-Knistern, den man so niemals im VW Golf Variant hören wird.

 

VW Golf Variant ist sparsamer

Als Antrieb kommt jeweils ein 1,5 Liter großer Turbo-Vierzylinder zum Einsatz, der laut jeweiligem Datenblatt human mit der Ressource Benzin umgehen soll und der die Kraft hier wie dort über ein manuelles Sechsgang-Getriebe an die Vorderachse schickt. Der VW Caddy geht mit einem Leistungsdefizit von 16 PS (12 kW) in den Vergleichstest, die zudem rund 180 Kilogramm mehr Gewicht und eine deutlich größere Stirnfläche durch den Wind schieben müssen. Da hilft ihm auch das um 20 Newtonmeter höhere maximale Drehmoment nicht, das zudem nur in einem kleinen Drehzahlbereich anliegt. Verzichtet man auf Eile, kann man den Testverbrauch von 7,6 Litern um die eine oder andere Nachkommastelle drücken. Souveräner arbeitet der 1.5 TSI im VW Golf Variant. Dessen 130 PS (96 kW) – die es im Caddy auch gegen Aufpreis nicht gibt – beschleunigen den Kombi 1,6 Sekunden schneller auf Landstraßentempo, bis 150 km/h ist der Golf sogar ganze sechs Sekunden schneller. Wie wichtig die Aerodynamik für die Effizienz ist, zeigt der Verbrauch aus dem Vergleichstest: Glatte sechs Liter Super auf 100 Kilometer.

Vergleichstest Mercedes T-Klasse/Renault Kangoo/VW Caddy
T-Klasse/Kangoo/Caddy Clevere Kisten

 

VW Caddy überrascht durch sein Fahrverhalten

Erwartungsgemäß distanziert der der VW Golf Variant den VW Caddy in den fahrdynamischen Disziplinen des Vergleichstests: Bei Handling, Slalom und beim Bremsen nimmt der Kombi seinem höher bauenden Rivalen Sekunden, km/h und Meter ab. Das ist allerdings nur die halbe Wahrheit. Denn erstaunlicher als das streberhafte Abliefern des Golf ist das hohe Niveau, das der Caddy an den Tag legt. Er erreicht zwar keine Bestzeiten oder top Höchstgeschwindigkeiten, überzeugt dafür aber mit dem, was in seinem Segment zählt: einem sicheren Fahrverhalten ohne Fehl und Tadel. Das gilt uneingeschränkt auch für die Bremsen, die den VW Caddy warm nach rund 35 Metern aus 100 km/h zum Stehen bringt. In puncto Fahrsicherheit und Geradeauslauf verliert er – einmal mehr konstruktionsbedingt – nur wegen der höheren Windanfälligkeit einige Punkte für den Vergleichstest.

 

Unerwartete Kostenverteilung zwischen Caddy & Golf Variant

Die einfache Rechnung könnte lauten: Mehr Auto kostet beim VW Caddy ein paar tausend Euro weniger. Doch so einfach ist es nicht, wie der Kapitelsieg des VW Golf Variant im Vergleichstest zeigt. Seinen um rund 2000 Euro höheren Einstiegspreis macht er mit der besseren Grund- und Multimedia-Ausstattung wett. So sind im Kombi unter anderem eine Klimaautomatik sowie eine induktive Ladeschale für Smartphones immer an Bord. Hinzu kommen geringere Kraftstoffaufwendungen mit einem positiven Nebeneffekt bei den Emissionen. Gleichstand herrscht unter anderem bei den Versicherungskosten, da beide in die gleichen – vergleichsweise günstigen – Typklassen einsortiert wurden. Als wertstabiler weist die DAT wiederum den VW Caddy aus, was ihm allerdings nicht mehr reicht, um sich am VW Golf Variant vorbeizuschieben.

 

Technische Daten & Messwerte von VW Caddy 1.5 TSI & VW Golf Variant 1.5 TSI

AUTO ZEITUNG 04/2023VW Caddy 1.5 TSIVW Golf Variant 1.5 TSI
Technik
Zylinder/Ventile pro Zylin.4/4; Turbo4/4; Turbo
Hubraum1498 cm³1498 cm³
Leistung114 PS/84 kW
bei 4500-6000 /min
130 PS/96 kW
bei 5000-6000 /min
Max. Drehmoment220 Nm bei 1750-3000 /min200 Nm bei 1400-4000 /min
Getriebe/Antrieb6-Gang, manuell / Vorderrad6-Gang, manuell / Vorderrad
Messwerte
Leergewicht (Werk/Test)1516/1554 kg1361/1373 kg
Beschleunigung 0-100 km/h (Test)11,3 s9,7 s
Höchstgeschwindigkeit (Werk)182 km/h214 km/h
Bremsweg aus 100 km/h
kalt/warm (Test)
35,7/35,3 m34,8/33,4 m
Verbrauch auf 100 km (Test/WLTP)7,6/6,4 l S6,0/5,4 l S
CO2-Ausstoß (Test/WLTP)180/145 g/km142/123 g/km
Preise
Grundpreis28.780 €30.670 €
Testwagenpreis31.255 €33.505 €
 

Ergebnis in Punkten

Gesamtbewertung (max. Punkte)VW Caddy 1.5 TSIVW Golf Variant 1.5 TSI
Karosserie (1000)698631
Fahrkomfort (1000)667704
Motor/Getriebe (1000)593658
Fahrdynamik (1000)617701
Eigenschaftswertung (4000)25752694
Kosten/Umwelt (1000)391400
Gesamtwertung (5000)29663094
Platzierung21

 
Sven Kötter Sven Kötter
Unser Fazit

Beide Kontrahenten aus diesem Vergleichstest sind, man kann es so provokant sagen, erfreuliche Alternativen im mittlerweile großen SUV-Einerlei. Platz in Hülle und Fülle, gepaart mit einem sicheren Fahrverhalten machen den VW Caddy 1.5 TSI zum Freund jeder Familie. Dass er weniger Punkte sammelt, liegt in erster Linie am müderen und durstigeren Antrieb. Wer mit einem gut dimensionierten Kombi auskommt, wird mit dem VW Golf Variant 1.5 TSI perfekt bedient. Er beweist zudem, dass auch heutzutage 130 PS (96 kW) für souveränes Vorankommen ausreichen können. Wirklich günstig sind allerdings beide VW nicht mehr.

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