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Renault Deutschland-Chef: Interview "Unsere Glaubwürdigkeit beim Kunden ist gestiegen“

AUTO ZEITUNG

Der Chef von Renault Deutschland, Uwe Hochgeschurtz, spricht im Interview mit der AUTO ZEITUNG über Erfolge in der Corona-Krise, den Boom leichter Nutzfahrzeuge und darüber, dass die Sportwagenmarke Alpine elektrisch wird.

Herr Hochgeschurtz, Corona hält die Märkte im Griff. Wie geht es Renault in Deutschland?
Wir haben mit Renault unseren Marktanteil in den ersten vier Monaten 2021 gesteigert, aber natürlich ist die Lage durch Corona und den langen Lockdown belastet. Viele Handelsbetriebe waren lange geschlossen, besonders Privatkunden hatten ein Problem, ein Auto zu kaufen und zuzulassen. Aber wir sind zuversichtlich, denn die Situation wird sich zunehmend normalisieren.

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Renault Deutschland-Chef Uwe Hochgeschurtz im AUTO ZEITUNG-Interview

Dacia hat es nicht so leicht. Der Marktanteil hat sich von 1,5 auf ein Prozent reduziert. Liegt das am hohen Privatkundenanteil oder am fehlenden Elektro-Auto?
Was das Elektro-Auto-Angebot von Dacia angeht, so kann ich Sie beruhigen. Das Angebot kommt mit dem Dacia Spring, er wird das günstigste Elektro-Auto in Deutschland sein. Dacia hat einen Privatkundenanteil von über 80 Prozent. Und wie gesagt war es speziell für diese Kunden in der Corona-Situation schwierig.

Stichwort leichte Nutzfahrzeuge. Der neue Kangoo kommt. Ist dieser Markt inzwischen ausgereizt, oder erwarten Sie Zuwächse?
Da ist richtig Zug dahinter. Der Markt der leichten Nutzfahrzeuge wird explodieren, und zwar aus einem ganz einfachen Grund: Die letzten Monate haben doch bewiesen, wie wichtig die Belieferung mit Waren und Dienstleistungen ist. Nicht nur Amazon wird davon profitieren, sondern auch viele Einzelhändler, die rechtzeitig umgestiegen sind. Das wird so bleiben, und der Markt für kleine Nutzfahrzeuge, die Pakete in die Städte bringen, wird steigen. Der neue Kangoo ist das perfekte Auto für dieses Segment, zumal er auch als emissionsfreies E-Fahrzeug in den Handel kommt.

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Das gilt natürlich auch für Ihre Wettbewerber.
Aber der Kangoo hat noch einen entscheidenden Vorteil: die fehlende B-Säule. Sesam öffne dich heißt das Zauberwort. Der neue Kangoo hat in seinem Segment die breiteste Ladeöffnung, was nur Vorteile bietet. Sie können viel schneller und bequemer aus- und einladen. Der Kangoo ist ein hochmodernes, innovatives Logistikfahrzeug ...

... das in dieser Form für Dacia nicht in Frage kommen würde, richtig?
Man muss zwischen den unterschiedlichen Kundenansprüchen klar differenzieren. Wer zum Beispiel Baumaterialien günstig und zuverlässig von A nach B bringen will, stellt andere Anforderungen als derjenige, der das hoch vernetzte Logistikfahrzeug sucht. Wir wollen die Marken Renault und Dacia künftig schärfer trennen.

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Zum Mehr-Marken-Angebot gehört auch Alpine. Derzeit gibt es nur ein Modell, ein SUV etwa fehlt. Wird sich das ändern?
Alpine hat Anfang 2021 bestätigt, dass in den nächsten Jahren drei neue Modelle kommen – übrigens alle voll elektrisch. Eine sportliche, elegante, luxusorientierte Marke wie Alpine muss die großen Segmente im Blick haben. Es wäre ein Fehler, das nicht zu tun, nur weil man exklusiv bleiben will. Der Boom der SUV ist noch lange nicht zu Ende, auch weil die Menschen gern etwas höher sitzen.

Typisch für die Alpine, die wir heute kennen, ist ihr gutes Leistungsgewicht. Verträgt sich das mit dicken und schweren Batteriepaketen?
Die von den einzelnen Staaten formulierten Rahmenbedingungen machen klar: Die Zukunft ist elektrisch. Das gilt auch für die Marke Alpine, denn es gibt keine Alternative mehr. Eine Alpine wird aber immer eine Alpine bleiben. Wir werden hinsichtlich des Leistungsgewichts auch mit einer elektrischen Alpine ganz weit vorn sein.

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Ganz weit vorn mit Ihren E-Modellen sind Sie ja mit dem Renault Zoe, der inzwischen aber schon acht Jahre alt ist. Wann kommt der Nachfolger?
Lassen Sie sich überraschen. Der Zoe ist so erfolgreich, dass wir ihn ruhig noch ein paar Jahre laufen lassen können. Wir haben vor zwei Jahren die Technik umfassend erneuert. Der Zoe ist und bleibt daher für den größten Teil des Markts das ideale Elektro-Auto. Wer nicht viel ausgeben, aber dennoch emissionsfrei fahren will, wer viel in der Stadt unterwegs ist, für den ist der Zoe – der sich übrigens sowohl mit Gleich- als auch mit Wechselstrom laden lässt – einfach perfekt.

Es scheint, dass E-Autos längere Lebenszyklen haben – denken wir nur an Teslas Model S. Kaufen Elektro-Kunden anders?
Es gibt auch hier ganz unterschiedliche Kundengruppen: Die ganz frühen, wir nennen sie Early Adopters, wollen immer das Neueste vom Neuen fahren, allein weil es neu ist. Aber die Kunden, die auf die erste Welle folgen, haben sich intensiv mit dem Auto beschäftigt. Sie sind sehr gut informiert und weitaus rationaler. Sie wissen zum Beispiel, dass ein Zoe bis zu 395 Kilometer Reichweite bietet und leicht zu laden ist.

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Wann kommt denn der neue Mégane E-Tech Electric nach Deutschland?
Wir werden das Auto noch 2021 präsentieren, die Einführung im Handel ist für das erste Halbjahr 2022 vorgesehen. Der neue E-Mégane spricht eine noch viel größere Zielgruppe an – Menschen, die mehr Raum, noch mehr Reichweite und ein höheres Maß an Komfort sowie Konnektivität erwarten. Wenn Sie so wollen, markiert der Mégane E-Tech Electric den Durchbruch der Elektro-Mobilität auf einem höheren Level. Das Auto soll Maßstäbe in diesem Segment setzen.

Glauben Sie, dass sich Renault in Deutschland durch die E-Mobilität höher positionieren kann?
Das ist bereits geschehen. Die Elektro-Mobilität hat uns ganz klar geholfen, unsere Umsätze zu steigern, weil die Kunden bereit sind, für diese Technologie mehr Geld auszugeben. Unsere Glaubwürdigkeit und unser Image bei den Kunden sind gestiegen, weil die Menschen wissen, dass Renault zu den absoluten Pionieren gehört. Das ist ein Riesenvorteil, der uns beim neuen Mégane E-Tech Electric sehr helfen wird.

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Aber das gilt im Prinzip auch für alle Hersteller von E-Fahrzeugen, die ja durchweg teurer sind.
Es geht um das Volumen. 2020 waren mehr als 30.000 Menschen überzeugt, dass Renault eines der besten Elektro-Fahrzeuge in Deutschland anbietet. Das waren 30.000 Neukunden, und unser Marktanteil war der höchste seit fast 20 Jahren!

Und dieses Volumen ist auch profitabel?
Wir verdienen mit jedem Auto Geld. Der Zoe hat einen großen Teil seiner Entwicklungskosten bereits amortisiert.

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Inwieweit profitieren Sie vom sich immer weiter ausbreitenden Camping-Boom? Ein Teil der Freizeitfahrzeuge basiert ja auf Renault-Modellen.
Das ist auch für uns ein sehr interessantes Geschäftsmodell. Unabhängig davon, wo die Autos eingekauft und umgebaut werden, sind sie ja in Deutschland unterwegs. Sie werden von unseren Händlern gewartet. Noch günstiger für uns ist es natürlich, wenn die Fahrzeuge über Renault vertrieben werden und an hiesige Umbauer gehen. Das ist ein interessantes Konzept.

Wäre Renault auf der IAA, wenn sie stattfindet?
Wir sind angemeldet und wären mit Elan, großer Freude und als starke E-Marke samt dem bestverkauften Elektro-Auto des Jahres 2020 in München dabei.

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Haben Automobilmessen noch eine Zukunft?
Deutschland bleibt ein Automobilland. Die Menschen wollen sich Autos anschauen und sie fahren. Mit dem richtigen Konzept kann eine Messe die Faszination des Automobils erlebbar machen. Daher bin ich zuversichtlich, dass Automessen nach wie vor stattfinden, natürlich ergänzt durch digitale Formate.
Das Gespräch führten Volker Koerdt und Stefan Miete

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