Ford, GM & Chrysler: Die US-Autobauer in der Krise
Es gab eine Zeit, da dominierten die USA die Autowelt. So verließ im Jahr 1960 noch jeder zweite weltweit gebaute Neuwagen eine Fabrik in den Vereinigten Staaten. Kein Wunder: Amerika war im 20. Jahrhundert der größte globale Fahrzeugmarkt. Erst 2009 wurden die USA von China überholt. Dieser starke Heimatmarkt führte dazu, dass die amerikanischen Konzerne die Autobranche beherrschten.
Mit der Einführung der Fließbandproduktion 1913 stieg Ford zum weltweit größten Autobauer auf. 1931 löste General Motors seinen heimischen Konkurrenten ab. Der Mehrmarken-Konzern blieb bis 2007 die globale Nummer eins, wurde danach von Toyota überholt. Zusammen mit Chrysler bildeten General Motors und Ford die großen Drei der US-Autoindustrie. Noch im Jahr 1970 entfielen 83 Prozent aller Autoverkäufe in den Staaten auf das Trio.
Auch interessant: Unsere Produkttipps auf Amazon
Der Ford Capri (2024) im Video:
Chrysler, Ford & GM: Der Niedergang startete 1980
Nach der Ölkrise kam es um 1980 zum ersten Absatzrückgang: Die durstigen US-Straßenkreuzer wurden von den japanischen Importeurs-Modellen unter Druck gesetzt. Die großen Drei konterten allerdings mit dem Ausbau ihres Pick-up-Geschäfts, der Einführung geräumiger Vans und den ersten großen SUV. Doch zu Beginn des neuen Jahrtausends rutschten die US-Konzerne in eine noch tiefere Rezession, ihr Marktanteil sank bis 2010 auf 45 Prozent. In Folge der globalen Finanzkrise von 2008 standen sowohl General Motors als auch Chrysler vor dem Bankrott und wurden nur durch staatliche Milliarden-Hilfen gerettet. Chrysler gehört heute zum Stellantis-Konzern.
Von der AUTO ZEITUNG getestet und empfohlen:
Zahlreiche Volumenmarken der großen Drei überlebten diese Zäsur nicht: So stellte General Motors Oldsmobile und Pontiac ein, Ford schloss die Tore von Mercury und Chrysler die von Plymouth. Das erste Segment, das die US-Konzerne an die Importeure verloren, waren die Kompakten: Hier geben schon seit den 1980er-Jahren Honda Civic und Toyota Corolla den Ton an. Noch dramatischer wirkte sich die Einstellung der großen Limousinen aus, die einst das Kernsegment der großen Drei bildeten. Chevrolet & Co. ersetzten diese durch SUV, von denen sie sich höhere Absatzzahlen versprachen. Die japanischen Marken stießen in die entstandene Lücke, der Toyota Camry wurde zum Bestseller.
Limousinen- & SUV-Absätze brachen zusammen, es bleiben Pick-ups
Und trotz einer Flut neuer amerikanischer SUV übernahmen die Importeure auch dieses Segment: 2024 rangierte das erfolgreichste SUV der großen Drei, der Chevrolet Equinox, in den USA nur auf Rang fünf. Zudem brachen mit dem Aufstieg der SUV die Van-Verkäufe in den USA zusammen. Auch von der E-Mobilität konnten die US-Konzerne nicht profitieren. Während Chrysler und Ford das Thema lange ignorierten, gehörte General Motors zwar zu den Pionieren: Der Chevrolet Volt startete bereits zwei Jahre vor dem Tesla Model S. Doch der Volt und der kleinere Bolt fielen bei der Kundschaft durch. Somit bleiben den großen Drei nur noch die Pick-ups als feste Bank: Hier liegt die Ford F-Serie seit 43 Jahren an der Spitze. Mit Rivian R1T, Tesla Cybertruck und der jungen VW-Tochter Scout treten hier allerdings ganz neue elektrische Wettbewerber auf den Plan.
Auch interessant:
Übersicht: Hieran scheitern die US-Autokonzerne
Rettungsanker: Nur bei den Pick-ups liegen die US-Marken in den Staaten noch vorn. An der Spitze: die Ford F-Serie.
Limousinen: Der Ford Taurus, einst das meistverkaufte Auto in den USA, wurde schon 2019 vom Markt genommen.
SUV: Modelle von US-Traditionsmarken – etwa der Buick Envision – sind unbeliebter als ihre japanischen oder koreanischen Wettbewerber.
Kompakte: Der Dodge Dart war einer von vielen erfolglosen Versuchen von US-Marken, in dem Segment Fuß zu fassen.
E-Autos: Während Tesla in den USA aufstieg, floppte der Chevrolet Bolt, bis er 2023 schließlich eingestellt wurde.
Der Erfolg in ihrer Heimat ist für die US-Konzerne überlebenswichtig. Vor allem da sich Ford und General Motors aus vielen Auslandsmärkten zurückgezogen haben, etwa durch den Verkauf von Opel in Europa. Die verfehlte Modellplanung der großen Drei in den USA werden die Zölle von Donald Trump allerdings nicht ausgleichen. Im Gegenteil: Ford & Co. bauen selbst viele ihrer in den USA verkauften Autos längst in Mexiko und Kanada. Bei General Motors waren es im Vorjahr 25 Prozent aller Neuwagen.