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Aufrecht fährt Alpina B3, Bovensiepen C36 AMG – und staunt

AUTO ZEITUNG

1994 arrangierte die AUTO ZEITUNG ein exklusives Treffen der Chefs von Alpina und AMG, Burkard Bovensiepen und Hans-Werner Aufrecht. Ein Protokoll über Besuch und Gegenvisite, außergewöhnliche Testfahrten und bemerkenswerte Firmenphilosophien.

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Inhalt
  1. Chefsache: Bovensiepen und Aufrecht im Alpina B3 und Mercedes C36 AMG 
  2. C36 im Vergleich die starke Reiselimousine und der B3 eher Sportwagen 
  3. Die Anfänge von Alpina und AMG liegen im Motorsport
  4. Die Veredler verdienen längst nicht nur mit Autos Geld
  5. Technische Daten von Alpina B3 und Mercedes C36 AMG

Es ist ein denkwürdiger Abend im Münchner Nobelrestaurant Tantris: Am 14. März 1994 wird Eckhard Witzigmann vom Restaurantführer Gault Millaut zum Koch des Jahrhunderts gekürt. Und wir sind dabei. Denn Alpina-Chef Burkard Bovensiepen ist am Abend der Spitzenköche für den Wein verantwortlich. Was das mit Autos zu tun hat? Nun, Alpina baut nicht nur "automobile Meisterwerke auf BMW-Basis", sondern ist dank der Leidenschaft des Chefs ein äußerst renommierter Weinhändler. Am nächsten Morgen treffen wir uns bei Alpina in Buchloe, wo Hans-Werner Aufrecht, der Chef von AMG in Affalterbach, mit einem Mercedes AMG C36 vorfährt.

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Wozu das alles? Wir haben es geschafft, dass sich die beiden Charakterköpfe gegenseitig besuchen und die Automobile der anderen Marke fahren. Dass Essen in feinen Restaurants dazugehört, versteht sich dabei fast von selbst, denn beide Hersteller zählen 1994 zu den kleinen, aber feinen Adressen unter den deutschen Autoherstellern. Jeder steht exklusiv für eine Marke, für BMW der eine, für Mercedes der andere. Aber was halten die Inhaber und Gründer der beiden Firmen von den Kreationen des jeweiligen Konkurrenten?
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Der Alpina B7 GT (2024) im Fahrbericht (Video):

 
 

Chefsache: Bovensiepen und Aufrecht im Alpina B3 und Mercedes C36 AMG 

Als Testobjekte dienten die jeweils meistverkauften Modelle – der AMG C36 auf Basis der C-Klasse, den Hans-Werner Aufrecht als "Hohes C der C-Klasse" bezeichnet, und von Alpina der B3. "Erstaunlich, wie gut der geht", wundert sich Burkard Bovensiepen, als er beeindruckt aus dem C36 steigt, "und das trotz Automatik." Und über den B3 mit Switchtronic, "der intelligentesten und sportlichsten Art, Automatik zu fahren", spart der AMG-Chef im Gegenzug auch nicht mit Lob: "Die Switchtronic ist eine feine Sache. Toll, wie man damit auf der Landstraße blitzschnell Leistung abrufen kann."

Hans-Werner Aufrecht fährt im Alpina B3
Foto: Bernd Ebener

Der C36 basiert auf der C-Klasse, hat einen 3,6-l-Sechszylinder mit 280 PS (206 kW), wird mit Vierstufen-Automatik (später mit fünf Stufen) bestückt. Der Alpina B3 ist ein 3er-BMW, den man in Buchloe unter anderem durch einen 3,0-l-Sechszylinder mit 250 PS (184 kW) aufwertet. Angeflanscht wird wahlweise eine Fünfstufen-Automatik von ZF (So funktioniert ein Automatikgetriebe), die sich im S-Programm per Tipptasten im Lenkrad blitzschnell schalten lässt. 

 

C36 im Vergleich die starke Reiselimousine und der B3 eher Sportwagen 

Seit der geschäftlichen Anbindung von AMG an Mercedes ist aus dem Tuner ein Hersteller veredelter Fahrzeuge auf Mercedes-Basis geworden. Die Kundschaft fand in der Mercedes-Preisliste von 1994 neben komplett verfeinerten Fahrzeugen auch Fahrwerks- und Optikpakete. Für alles übernahm Mercedes die volle Garantie, was den Spielraum von AMG bei Serienmodellen wie C36, E36 und E60 etwas einengte. So präsentiert sich der C36, wie "Tester" Burkard Bovensiepen feststellt, eher als eine stark motorisierte Reiselimousine. Eben ein Sportmodell nach Art des Hauses Mercedes.

Alpina ist dagegen zu diesem Zeitpunkt noch vollkommen unabhängig von BMW. Trotzdem ist und bleibt Bovensiepen linientreu und kreiert seine "Meisterwerke" einzig auf BMW-Basis. Leichtfüßigkeit, gute Handlichkeit und solide Verarbeitung liegen der Alpina-Crew am Herzen. Die B3-Modelle gerieten dabei eher straff, sie reagieren sensibler auf Fahrbahnunebenheiten als das AMG-Pendant. Das manuelle Eingreifen in die Automatik per Switchtronic bereitet aktiven Fahrernaturen viel Spaß.

Das Team im Allgäu bewies schon immer eine feine Nase für neue Trends und Entwicklungen. Es baute 1994 jährlich etwa 500 Fahrzeuge der Typen B3, B8, B10 und B12. Viel mehr wollte der eigenwillige Chef damals auch gar nicht produzieren. "Wir wollen nicht größer werden. Und ich möchte noch mitentwickeln." Insidern ist bekannt, dass "der Chef" ein sehr gutes Verhältnis zum BMW-Vorstand pflegt. Das zahlt sich auch in besonders günstigen Einkaufspreisen für das Basismodell des B3 aus, woraus wiederum der vergleichsweise günstige Preis von 76.000 Mark für diesen Sportler resultiert.

 

Die Anfänge von Alpina und AMG liegen im Motorsport

So unterschiedlich C36 und B3 auch sind, die beiden Firmengründer gleichen sich in vielen Belangen. Beide sind etwa gleich alt. Wenn man sie auf Autoausstellungen, bei Empfängen oder an der Rennstrecke erlebt, dann geben sie sich charmant, weltmännisch offen, den schönen Dingen des Lebens nicht abgeneigt. Doch Insider wissen, dass beide auch grantig werden können, eben zwei mit Ecken und Kanten. "Das Beste ist gerade gut genug" – diese Lebensphilosophie gilt für beide. Schon früh widmeten sie sich dem Motorsport. Alpina-Einsätze mit BMW 2002 und dem BMW 3.0 CSL (Im Vergleich mit Ford Mustang Boss und Porsche 911 Carrera RS 2.7) mit Niki Lauda in der Tourenwagen-Europameisterschaft sind ebenso Motorsport-Legende wie das AMG-Tourenwagen-Schlachtschiff 300 SEL (Im Vergleich mit der "Schwarzen Witwe" von Opel).

Burkard Bovensiepen fährt den Mercedes C36 AMG
Foto: Bernd Ebener

Diese Sporteinsätze brachten es mit sich, dass die Begleittruppe mitsamt ihrer Chefs häufig in feinen Hotels mit guter Küche logierte. Das Savoir-vivre, die kultivierte Lebensart, ist für beide Firmenpatriarchen kein Fremdwort. Während Hans-Werner Aufrecht diesen Way of Life für den Ruf von AMG und die Imagepflege weltweit nutzt, kam Bovensiepen 1977 auf die Idee, daraus einen neuen Geschäftszweig erwachsen zu lassen: den Handel mit edlen Tropfen. 1994 lässt diese "Nebenerwerbsquelle" nicht nur rund 20 Prozent des Gesamtumsatzes in die Kasse sprudeln, sondern befördert Alpina auch zu den maßgebenden Weinhandelshäusern.

 

Die Veredler verdienen längst nicht nur mit Autos Geld

Das Autogeschäft startete Bovensiepen 1961 mit der Alpina-Anlage für den BMW 1500. 1994 entsteht gerade das Projekt Alpina B8 4.6, ein mit Segen von BMW entwickelter 3er mit V8-Motor. Hans-Werner Aufrecht entwickelte früher Motoren "beim Daimler", was zu offiziösen Werksautos wie dem 300 SE in der Tourenwagen-EM 1965 führte. 1971 folgte das legendäre 24-h-Rennen von Spa, wo der zweitplazierte AMG 300 SEL 6.3 dem siegreichen Ford Capri die Schau stahl. Beim Gegenbesuch des Alpina-Chefs in Affalterbach wird der Geschäftssinn des AMG-Chefs auch außerhalb der Autoproduktion deutlich. So erwuchs aus dem Pferdesport-Hobby seiner weiblichen Familienmitglieder eine stattliche Reitanlage auf dem AMG-Gelände.

Aufgelegt wurden in Affalterbach "Kleinserien" wie der C36 und Unikate – auf Kundenwunsch speziell hergerichtete Einzelstücke mit den ungewöhnlichsten Interieurfarben. Jüngste Kreation und Chefauto von H.W.A. ist ein 7,2-l-600 SE mit mehr als 500 PS (368 kW). Und mit dem "chauffiert" uns der Alpina-Chef nach Stuttgart. Natürlich in ein Restaurant, die Enoteca Messina. Da hat H.W.A. genau den Nerv von Burkard Bovensiepen getroffen. Denn die Messina-Chefin Maria bereitet köstlichen Fisch zu. Und der Ristorante-Capo zeigt stolz seine italienischen Weine. Was den Alpina-Chef vollends begeistert, denn die besten davon finden sich in seinem Wein-Angebot. Autos sind da auf einmal nur noch Nebensache ...
Von Werner Müller

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Technische Daten von Alpina B3 und Mercedes C36 AMG

Classic Cars 04/2019Alpina B3Mercedes C36 AMG
Zylinder/Ventile pro Zylin.6/46/4
Hubraum2997 cm³3606 cm³
Leistung184 kW/250 PS 5700/min206 kW/280 PS 5750/min
Max. Gesamtdrehmoment bei320 Nm 4400/min385 Nm 4000/min
Getriebe/Antrieb5-Stufen-Automatik/Hinterrad4-Stufen-Automatik/Hinterrad
L/B/H4433/1710/1346 mm4487/1720/1387 mm
Leergewicht1450 kg1495 kg
Bauzeit1993-19961993-1997
Stückzahl7495221
Beschleunigung
null auf 100 km/h
7,2 s6,5 s
Höchstgeschwindigkeit257 km/h250 km/h
Verbrauch auf 100 km10,8 l S11,8 l S
Grundpreis (Jahr)76.000 Mark (1994)95.895 Mark (1994)

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