Mustang-V8 plus Kompressor: Ford Focus MK1 mit 611 PS
Ob Fords New-Edge-Design aus den beginnenden 2000er-Jahren gut gealtert ist, darüber scheiden sich die Geister. Betrachten wir aber den orangen Ford Focus MK1 in der Bildergalerie, so lässt sich eigentlich nichts Schlechtes über die mutige Designlinie sagen. Liegt es an den RS-Anbauteilen? An der Tieferlegung? An den schicken 19-Zöllern oder gar an der nachträglichen Lackierung? Die mächtig aufgeplusterte Tuning-Motorhaube jedenfalls mag nicht so recht ins cleane Gesamtbild passen. Sie ist aber bitter nötig, um das, was da im Motorraum kreucht und fleucht, vor neugierigen Blicken zu schützen. Dazu gleich mehr.
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Seine Karriere begann der hier gezeigte Ford Focus MK1 als einer von abertausenden infraroten Exemplaren mit bravem Vierzylinder. Er gelangte an den Tuningbetrieb Seyfer Specialities aus Colorado (USA) – in den Staaten erfreute sich die erste Focus-Generation großer Beliebtheit – und zeigte sich unter anderem mit RS-Dekor und vor allem einem rennfähigen Schalensitz-Käfig-Interieur auf der Tuning-Show SEMA in Las Vegas. Konsequenterweise war das erst der Startschuss für die auf Muscle Cars und Hot Rods spezialisierte Firma: Sie behielt den Kompakten und zimmerte ihm einen Coyote-V8 unter die Haube, die ursprünglich für nur Vierzylinder vorgesehen war.
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Der Ford Mustang Mach-E (2021) im Fahrbericht (Video):
Ford Focus MK1 mit 611-PS-Mustang-V8
Der seit 2010 produzierte Fünfliter zeichnet sich durch Vierventil-Technik, zwei obenliegende Nockenwellen und eine für US-Motoren vergleichsweise hohe Drehfreudigkeit aus. Und natürlich durch eine Menge Power. Im Ford Mustang Dark Horse entwickelt das Coyote-Triebwerk 453 PS (333 kW) bei 7250 Touren. Im knallorangenen Ford Focus MK1 sollte das aber noch längst nicht reichen. Auf dessen Motor thront ein mächtiger, drei Liter großer Whipple-Kompressor, der die besagte Hutze auf der Motorhaube notwendig macht.
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Das frisch gemessene Leistungsdiagramm liest sich wie ein Thriller-Bestseller: Wenn der Supercharger ab 2500 Umdrehungen lospustet, gibt es kein Halten mehr. Erst bei 6000/min flacht die Leistungskurve etwas ab. Dennoch dreht der V8 noch fleißig weiter, bis er bei knapp 7700 Touren infernalische 611 PS (449 kW) freisetzt. Die knapp 700 Nm Drehmoment fallen ab 5600/min mit voller Kraft über die Räder her. Die Kraftübertragung des nun auf Hinterradantrieb umgedrehten Ford Focus MK1 mit V8 übernimmt eine Fünfgang-Handschaltung (Diese Fehler beim Schalter unbedingt vermeiden) über eine selbst konzipierte Antriebswelle. Zu den weiteren Modifikationen gehört ein Renntank und eine Abgasanlage mit Magnaflow-Schalldämpfern, die ihrer Bezeichnung im besten Sinne absolut nicht gerecht werden.
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Apropos nicht gerecht werden: Wir können uns beim besten Willen nicht vorstellen, dass 265er-Pneus und der winzige Dachkantenspoiler ausreichen, um Erstere bereits bei Teillast nicht völlig in Schall und Rauch verdampfen zu lassen. In einem Paralleluniversum ohne Traktionsprobleme wären jedenfalls Beschleunigungszeiten im Bereich von gut vier Sekunden denkbar. Ganz und gar nicht realitätsfern hingegen kommt der Preis des V8-Focus daher: Bei der Auktionsplattform Bring a Trailer reichten umgerechnet gut 36.000 Euro – nicht viel mehr, als für top gepflegte Focus RS aufgerufen werden. Und die haben nur ein Drittel der PS-Leistung.