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Geht auch ganz einfach:

Audi S6/BMW 540d: Vergleichstest Audi und BMW im Duell der Oberklasse-Diesel

Elmar Siepen Testredakteur
Inhalt
  1. Audi S6 & BMW 540d im Vergleichstest
  2. BMW 540d wirkt noch agiler als Audi S6
  3. Audi und BMW auf hohem Preisniveau
  4. Technische Daten & Messwerte von Audi S6 3.0 TDI quattro & BMW 540d xDrive
  5. Ergebnis in Punkten
  6. Fazit

Großvolumige Power-Diesel fallen zunehmend aus den Preislisten und dem Gedächtnis. Zu Unrecht, denn sie können nach wie vor auf ganzer Linie überzeugen. Als Beweis treten Audi S6 quattro und BMW 540d xDrive zum Vergleichstest an.

Erinnern wir uns: Trotz aller Diskussionen um weniger CO2 geriet der Dieselmotor – in diesem Vergleichstest vertreten durch den Audi S6 und BMW 540d – in den letzten Jahren in die Schusslinie und wurde schließlich ein Opfer ökologischer Korrektheit. Diese Tatsache wurde zusätzlich befeuert durch die Betrügereien mancher Hersteller. Sich mit einem "großen" Diesel sehen zu lassen, gilt mancherorts als unschicklich. Umso erfreulicher ist es, dass sich Hersteller wie Audi und BMW davon nicht beirren lassen und ihre famosen Dreiliter-Aggregate hegen und pflegen. Grund genug, sich entsprechend motorisierte Oberklasse-Limousinen vom Schlag eines Audi S6 und eines BMW 540d xDrive einmal genauer anzuschauen. Auch interessant: Unsere Produkttipps auf Amazon

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Audi S6 & BMW 540d im Vergleichstest

Die jeweils 700 Newtonmeter Drehmoment verleihen den flüsterleisen Selbstzündern der beiden Kandidaten dieses Vergleichstests eine kaum gekannte Souveränität und wirken auf die Besatzung im oft hektischen Verkehrsalltag besser als Baldrian-Pillen. Schon leichte Gaspedalbewegungen werden umgehend in druckvollen, aber bestens dosierbaren Schub verwandelt. So stellt sich umgehend ein gutes Gefühl der Gelassenheit ein. Das lässt vor allem Langstrecken zu absolut stressfreien Angelegenheiten werden, zumal das Drehzahlniveau dank der Achtstufen-Automatikgetriebe ebenfalls nervenschonend niedrig ausfällt. Der 344 PS (253 kW) starke V6 im Audi S6 zum Beispiel erreicht bei Tacho 200 km/h laut Drehzahlmesser nur 2500 Touren. Im alltäglichen Umgang sorgen sowohl die Bi-Turboaufladung des 340 PS (250 kW) leistenden Reihensechszylinder-Diesels im BMW 540d xDrive als auch der elektrische Verdichter im Mono-Turbo-Selbstzünder des Audi für ein nahezu verzögerungsfreies Ansprechverhalten.

Wer es aber darauf anlegt, kann auch Sportwagen-typische Fahrleistungen generieren und in 4,7 Sekunden zur 100 km/h-Marke sprinten (BMW). Beide Sport-Limousinen aus diesem Vergleichstest laufen übrigens maximal 250 km/h schnell, was sie unter allen Bedingungen zu perfekten Reisebegleitern macht, denn auch der Kraftstoffkonsum bleibt in sehr erfreulichem Rahmen: 7,7 Liter Diesel auf 100 Kilometern konsumiert der Audi S6, der BMW 540d xDrive genehmigt sich gar nur 6,8 Liter. Angesichts dieser Eigenschaft muss man sich erneut ernsthaft fragen, warum das Selbstzünder-Prinzip inzwischen so diskreditiert wird.

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BMW 540d wirkt noch agiler als Audi S6

Auf dem Rundkurs des Vergleichstests lässt sich mit den beiden rot lackierten Limousinen problemlos herrlich driften, denn hier offenbaren sie ein Dynamik-Potenzial, das man solch klassisch gestalteten Diesel-Limousinen kaum zutraut. Und was die Kandidaten an Längsdynamik im Antriebskapitel vorlegen, halten sie auch bei der Querdynamik ein. Wie sein Konkurrent mit einer optionalen Hinterachslenkung bestückt, setzt der BMW 540d xDrive Richtungsvorgaben zackiger um, als man es von einem 1912 Kilogramm schweren Viertürer erwartet. Enge Biegungen meistert er spürbar leichtfüßiger als sein Landsmann, der sich aber auch mit 129 Kilogramm mehr Vorderachslast herumplagen muss. Allerdings werden Richtungsänderungen im BMW stets von mehr oder weniger deutlich ausgeprägten Karosseriebewegungen begleitet.

Hier ist der Audi S6 mit seiner optionalen Luftfederung samt Niveauregulierung, die die Wank- und Rollbewegungen meist erfolgreich unterdrückt, klar im Vorteil. Das verschafft Fahrer:innen schließlich das Gefühl einer besseren Anbindung an die Fahrbahn. Die Lenkung dagegen spricht aus der Mittellage subjektiv nicht ganz so direkt an wie die des BMW 540d xDrive und verlangt außerdem nach etwas höheren Lenkkräften. Traktionsprobleme kennen beide erwartungsgemäß nicht. Sich abzeichnenden Traktionsverlusten begegnen die Allradantriebe mit entsprechender Kraftverteilung hin zu den traktionsstärkeren Rädern. Dies funktioniert im Audi S6 dank des zusätzlichen optionalen Sportdifferenzials an der Hinterachse noch eine Spur besser als im 5er. So lässt sich der Audi mühelos mit dem Gasfuß lenken. Zurück im öffentlichen Straßenverkehr fällt die beachtliche Fahrstabilität beider Kandidaten des Vergleichstests in schnellen Autobahnkurven auf, wo sie ebenfalls von ihren optionalen Hinterachslenkungen profitieren.

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S6 und 540d mit unterschiedlichen Komfort-Stärken

Die optionale Luftfederung und die adaptiven Dämpfer verhindern auf Fahrbahnunebenheiten im Audi S6 lästiges Pumpen, Nachwippen oder Wanken und verdichten sich mit dem recht feinfühligen Ansprechverhalten zu einem gehobenen Komforterlebnis. Der BMW 540d xDrive, ohne Luftfederung unterwegs, leistet ähnliches. Seine Feder-Dämpfer-Arbeit – adaptive Dämpfer sind optional ebenfalls an Bord – wird aber von deutlichen Aufbaubewegungen begleitet, was den positiven Eindruck im Vergleichstest ein klein wenig schmälert. Mit voller Zuladung kann er dagegen den S6 übertrumpfen. Zwar zeigt seine Karosserie bei kurzwelligen Anregungen eine minimale Zitter-Tendenz, dennoch verarbeitet er Asphaltdellen eine Spur geschmeidiger als sein Kontrahent. Diesem schlüpft, voll beladen, der eine oder andere Frostaufbruch unerkannt durch das ansonsten engmaschig geknüpfte Feder-Dämpfungsnetz. Unterwegs freuen sich die Frontpassagier:innen des Münchners zusätzlich über die Komfortsitze (2300 Euro), die sich dank unzähliger Einstellmöglichkeiten an so ziemlich jede Statur anpassen lassen. Da kommen die Sport Plus-Sitze des Ingolstädters nicht mit.

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BMW überzeugt durch Verarbeitung und Menüführung

Beim Platzangebot erfüllen beide Limousinen aus dem Vergleichstest, wie erwartet, Oberklasse-Ansprüche. Das gilt ebenfalls für die Materialgüte und die Verarbeitung. Dennoch liegt der BMW 540d xDrive hier vor dem Audi S6, denn in Ingolstadt verzichtet man im Gegensatz zu München etwa auf Klarlack im Motorraum. Zudem fällt der Anteil an hinterschäumten Flächen, zum Beispiel an den Türablagen, im BMW größer aus. Dennoch ist dies Klagen auf sehr hohem Niveau. Für die Reisetauglichkeit bringen die zwei Rivalen große und gut zugängliche Kofferräume mit (Audi: 520 Liter, BMW 530 Liter). Für sperrigeres Ladegut bietet der BMW serienmäßig eine dreigeteilt klappbare Rücksitzlehne. Audi belässt es bei einem zweiteilig klappbaren Pendant und verlangt 400 Euro Aufpreis für die dreiteilige Variante. Geht es um die Zuladekapazitäten, sticht abermals der BMW 540d xDrive heraus, der beachtliche 613 Kilogramm einpacken darf (Audi: 525 kg). Auch in diesem Vergleichstest überzeugt der BMW wieder mit dem intuitiv bedienbaren iDrive-System. Die Navigation durch die Menüs gelingt buchstäblich aus dem Handgelenk. Demgegenüber müssen Pilot:innen des Audi S6 die Bedienfelder auf dem zu tief montierten Touchscreen antippen, was auf schlechten Straßen nicht immer zielsicher gelingt.

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Audi und BMW auf hohem Preisniveau

Die Power-Limos gehen zwar relativ sparsam mit Kraftstoff um, erfordern ansonsten aber üppige Budgets. Das beginnt bereits beim Preis. Mit der in diesem Vergleichstest verwendeten Ausstattung müssen BMW-Interessierte schon satte 76.950 Euro überweisen, Audi-Käufer:innen müssen dagegen sogar noch 9680 Euro mehr drauflegen. Privatkund:innen sollten einen Wertverlust von gut 40.000 Euro beim Audi S6 maximal mit einem Schulterzucken akzeptieren können. Der BMW 540d xDrive büßt mit fast 39.000 Euro in vier Jahren und 80.000 Kilometern aber ähnlich viel ein. Dagegen nehmen sich die jährlichen Kfz-Steuern für den Ingolstädter in Höhe von 511 Euro und 424 Euro für den Münchner geradezu wie die berühmt-berüchtigten Peanuts aus. Und weil zerknittertes Blech bei Fahrzeugen dieses Kalibers Werkstattmeister:innen die Eurozeichen in die Pupillen treibt, langen auch die Versicherungen ordentlich hin, wie die Vollkaskoklassen 27 (Audi) und 28 (BMW) beweisen. Am Ende ist der BMW 540d xDrive zwar billiger, aber dennoch weit entfernt von günstig.

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Technische Daten & Messwerte von Audi S6 3.0 TDI quattro & BMW 540d xDrive

AUTO ZEITUNG 02/2023Audi S6 3.0 TDI quattroBMW 540d xDrive
Technik
Zylinder/Ventile pro Zylin.V6/4; Turbodiesel, elektr. Verdichter, 48-V-Mild-HybridR6/4; Bi-Turbodiesel, 48-V-Mild-Hybrid
Hubraum2967 cm³2993 cm³
Leistung344 PS/253 kW bei 3850-4000 U/min340 PS/250 kW bei 4400 U/min
Max. Drehmoment700 Nm bei 1750-3250 U/min700 Nm bei 1750-2250 U/min
Getriebe/Antrieb8-Stufen-Automatik / Allrad, permanent8-Stufen-Automatik / Allrad, permanent
Messwerte
Leergewicht (Werk/Test)1955/2065 kg1850/1912 kg
Beschleunigung 0-100 km/h (Test)5,1 s4,7 s
Höchstgeschwindigkeit (Werk)250 km/h250 km/h
Bremsweg aus 100 km/h
kalt/warm (Test)
34,4/33,9 m36,6/35,1 m
Verbrauch auf 100 km (Test/WLTP)7,7/6,9 l D6,8/5,9 l D
CO2-Ausstoß (Test/WLTP)205/185 g/km181/157 g/km
Preise
Grundpreis81.700 €69.650 €
Testwagenpreis86.630 €76.950 €
 

Ergebnis in Punkten

Gesamtbewertung (max. Punkte)Audi S6 3.0 TDI quattroBMW 540d xDrive
Karosserie (1000)671698
Fahrkomfort (1000)790802
Motor/Getriebe (1000)722752
Fahrdynamik (1000)777727
Eigenschaftswertung (4000)29602979
Kosten/Umwelt (1000)252268
Gesamtwertung (5000)32123247
Platzierung21

 
Elmar Siepen Elmar Siepen
Unser Fazit

Mit dem S6 TDI hat Audi in Summe zweifellos ihre bislang beste Oberklasse-Limousine auf die Räder gestellt. Sie ist schnell, fahrdynamisch, komfortabel und mit kurzen Bremswegen unterwegs. Dennoch landet sie in diesem Vergleichstest hinter ihrem Konkurrenten. Der BMW 540d xDrive kann einfach vieles besser: Er bietet mehr Zuladung, auf den Vordersitzen mehr Komfort, sprintet schneller und verbraucht auch weniger Kraftstoff. Vor allem aber ist er deutlich billiger. Die Qualitäten der beiden Power-Diesel zeigen, dass beide nicht ins Abseits, sondern ins Rampenlicht gehören.

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