Power-SUV anno 2008: ML 500 vs. Cayenne GTS & Touareg R50
- Test von 2008: Porsche Cayenne GTS, Mercedes ML 500 & VW Touareg R50 im SUV-Triell
- Mercedes ML 500: Schlechte Straßen sind sein Element
- Niedrigster Verbrauch: Der V10 TDI des VW Touareg R50
- Die Handlichkeit des Porsche Cayenne GTS beeindruckt
- Nur selten ist ein VW teurer als ein Porsche oder Mercedes
- Technische Daten von Porsche Cayenne GTS, Mercedes ML 500 & VW Touareg R50
- Fazit
Trotz aller Debatten über Schadstoffgrenzen und Umweltzonen hält die Nachfrage nach SUV ungebrochen an. Dabei lautet das Motto offenbar: je größer, desto besser. Zwar sicherte sich der kompakte BMW X3 nach 2006 auch 2007 wieder den ersten Platz in der deutschen Zulassungsstatistik (Stand November 2007), aber der zweite Rang ging letztes Jahr nicht mehr an den Toyota RAV4, sondern an den deutlich teureren und größeren Mercedes ML. Auch Volkswagen will das Geschäft mit den großen SUV beleben und schickt den R50 mit dem leistungsgesteigerten V10 TDI (850 Nm Drehmoment) ins Rennen. In Zuffenhausen wiederum vertraut man auf die typischen Porsche-Gene und will mit dem extrem dynamischen Cayenne GTS weitere SUV-Fans ins eigene Lager locken. Welcher der drei Kandidaten hat die besten Argumente?
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Test von 2008: Porsche Cayenne GTS, Mercedes ML 500 & VW Touareg R50 im SUV-Triell
Die große Beliebtheit für hochbeinige SUV liegt zum einen an ihrer Variabilität und zum anderen an der erhöhten Sitzposition. Der Mercedes ML, der Porsche Cayenne und der VW Touareg erfüllen diese Ansprüche überzeugend. Dennoch gibt es Unterschiede. Touareg und Cayenne teilen sich die gleiche Basis und liegen so auf einem Niveau. Das Platzangebot ist großzügig, die Übersichtlichkeit in Ordnung und das Kofferraumvolumen recht üppig.
Allerdings ist der ML in nahezu allen Punkten ein Quäntchen besser und größer. Vorn wie hinten bietet er seinen Insass:innen in alle Richtungen mehr Bewegungsfreiheit. Das zwar nüchterne, aber klar strukturierte Cockpit lässt sich intuitiv bedienen. Beim Porsche hingegen versteckt sich der Hebel des Tempomats, der zudem 440 Euro Aufpreis kostet, hinter dem großen Lenkradkranz des GTS. Auch beim VW benötigt die große Anzahl von Schaltern und Hebeln mehr Eingewöhnungszeit, als es das Bedienkonzept des ML verlangt. Lobenswert ist jedoch das Navigationssystem des Touareg, das einfach über den Touchscreen-Monitor gesteuert werden kann.
Sehr umfangreich und bereits ab Werk nahezu vollständig fällt die Sicherheitsausstattung des VW Touareg R50 aus. Bi-Xenonlicht zählt bei ihm – im Gegensatz zur Konkurrenz – bereits zur Serienausstattung. Vor allem beim Porsche Cayenne GTS kosten Kleinigkeiten wie abblendbare Spiegel stolze Aufpreise. Auch beim Mercedes ML 500 muss die Kundschaft für eine umfangreiche Sicherheitsausstattung tief in die Tasche greifen. Dafür bietet nur der Mercedes gegen Aufpreis hintere Airbags, Notlaufreifen, Presafe und aktive Kopfstützen. Die gute Verarbeitung des Mercedes ist Standard. Lediglich die großen Kunststoffflächen kosten den ML im Vergleich mit Cayenne und Touareg Punkte. Sowohl der Porsche als auch der VW sind serienmäßig mit exzellent verarbeitetem Leder und Alcantara ausgeschlagen.
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Mercedes ML 500: Schlechte Straßen sind sein Element
Fahrkomfort und Fahrdynamik sind zwei Ziele, die in vielen Fällen nur schwer miteinander vereinbar sind. Anders bei den beiden sportlichen SUV-Boliden von Porsche und VW. Trotz seiner mächtigen 21-Zöller zeigt der GTS einen passablen Federungskomfort. Grund dafür ist die im Gegensatz zur Konkurrenz aufpreispflichtige Luftfederung mit Niveauregulierung (1892 Euro). Damit gleitet der Cayenne genauso gut über schlecht gepflegte Pisten wie der mit 20-Zoll-Rädern bestückte R50. Dennoch spielt der nicht auf Fahrdynamik abgerichtete ML 500 gerade hier seine Stärken aus. Insbesondere kleinere Kanten oder Querfugen filtert er bereits über die höheren Reifenflanken – der auch nicht gerade mickrigen 255/50 R 19-Bereifung – deutlich gelassener heraus.
Auch bei den Sitzen zeigt sich, dass Mercedes ganz auf Komfort setzt. Neben der sehr angenehmen Polsterung gefällt vor allem die gute Kontur der Vordersitze. Mit den im Testwagen eingebauten vorderen Multikontursitzen (584 Euro), die sich individuell anpassen lassen, erfährt der Sitzkomfort nochmals eine Steigerung. Auf gleichem Niveau präsentiert sich die Sportsitz-Anlage im Cayenne GTS: hervorragend ausgeformte Polster mit viel Seitenhalt, ohne einzuengen – vorbildlich.
Nicht ganz so optimal sitzt man im Touareg R50. Vor allem die von harten Seitenflanken begrenzte Sitzfläche ist etwas schmal geraten. Das fördert zwar den Seitenhalt, nervt allerdings auf langen Reisen. Erfreulich gering ist der Geräuschpegel aller drei SUV. Allerdings hat auch hier der Mercedes die Nase vorn. In diesem Kapitel gewinnt der ausgewogene ML 500 ohnehin in jeder Einzelwertung und unterstreicht, dass er sich – sehr überzeugend – dem Komfort verschrieben hat.

Niedrigster Verbrauch: Der V10 TDI des VW Touareg R50
Über Leistungsmangel kann man sich weder bei den Benzinern des Mercedes ML 500 und des Porsche Cayenne GTS noch beim Turbodiesel des VW Touareg R50 beklagen. Dabei ist vor allem das unglaubliche maximale Drehmoment von 850 Nm bei 2000 Umdrehungen des V10 TDI-Motors im R50 eine Welt für sich. Egal wann man das Gaspedal auch nur kitzelt, der V10 schiebt in Richtung Horizont wie ein Jumbo beim Start. Abhängen kann er seine Rivalen aber nicht. Bereits beim Sprint auf 100 km/h liegen Mercedes und Porsche vorn. Bis Tempo 180 summiert sich die Differenz auf über vier Sekunden. Dabei liegen die beiden Süddeutschen extrem dicht beieinander.
Im Vergleich zum bulligen Charakter des V10 TDI agieren die beiden V8-Benziner geradezu aggressiv. Der neue, 405 PS (298 kW) starke Direkteinspritzer des Porsche Cayenne GTS ist regelrecht drehzahlverliebt. Auch der über fünf Liter große V8 des Mercedes ML 500 (388 PS/285 kW) scheut sich nicht vor Drehzahlen, schiebt aber schon von unten heraus hemmungsloser an als das Sportwagen-Triebwerk im Cayenne. Und so hat der ML 500 den GTS bei den Fahrleistungen bis 160 km/h fest im Griff. Auch der gut ein Liter günstigere Verbrauch zeichnet das V8-Triebwerk des ML 500 aus. Dennoch sichert sich der VW Touareg R50 mit seinem zwangsbeatmeten Zehnzylinder-Diesel die Kapitelwertung, weil er mit einem Durchschnittsverbrauch von 14,2 l Diesel hier den Maßstab setzt.

Die Handlichkeit des Porsche Cayenne GTS beeindruckt
Fahrdynamik war und ist die Kernkompetenz des Hauses Porsche. Da verwundert es auch nicht, dass der Porsche Cayenne GTS seine Klassenkameraden beim Handling düpiert. Obwohl der Mercedes ML 500 über 100 kg weniger auf die Waage bringt als der GTS, wirkt der mit einem Leergewicht von 2440 kg nicht unbedingt federleichte Porsche auf kurvigen Strecken, als hätte er eine Tonne weniger zu tragen. Nur wenige auf Sport getrimmte Limousinen lassen sich so präzise und zielgenau einlenken wie der GTS. Unter den SUV findet sich derzeit wohl kein ernsthafter Konkurrent, wenn es auf den Handlingparcours geht. Hier fährt der Porsche seinen Gegnern spielerisch davon.
Der VW Touareg R50 müht sich zwar redlich, den Abstand nicht zu groß werden zu lassen, fordert dabei aber deutlich mehr Fingerspitzengefühl von seinen Fahrer:innen, wenn dieser den 2,7-Tonner zwischen nachhaltigem Untersteuern und vehementem Übersteuern zügig über die Ideallinie dirigieren will. Wie gut der Porsche abgestimmt ist, der neben der Luftfederung (1892 Euro) auch mit den aktiven Stabilisatoren (PDCC, 3213 Euro), die die Seitenneigung erfolgreich minimieren, ausgestattet ist, zeigt eine Runde mit eingeschaltetem PSM (ESP). Regelintervalle bleiben nahezu vollständig aus, und der Cayenne zieht jederzeit sicher seine Bahn.
Deutlich früher verhindert das ESP des stark untersteuernden VW einen nicht angemessenen Umgang mit dem R50. Das ist auch beim Mercedes der Fall. Bei ihm wird überschüssige Energie beim Einlenken durch starkes Untersteuern und einen souveränen Eingriff des ESP reduziert. Schon der Versuch, dem flinken GTS auf verwinkelten Straßen zu folgen, wird bereits im Ansatz erstickt. Das liegt natürlich auch an den schmaleren und kleineren Reifen des ML 500. Die Bremsleistung leidet jedoch nicht darunter. Lediglich die fein dosierbare Anlage des Porsche verzögert besser.

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Nur selten ist ein VW teurer als ein Porsche oder Mercedes
In einem Vergleichstest mit einem Mercedes, einem Porsche und einem Volkswagen geht im Kostenkapitel nur selten ein Mercedes als Sieger hervor. Doch der ML 500 ist fast 10.000 Euro billiger als der Cayenne GTS mit Automatik (2642 Euro) und gut 20.000 Euro günstiger als der Touareg R50. Dass der VW aufgrund der serienmäßigen Metalliclackierung bei der Normausstattung die volle Punktzahl erzielt, ist da nicht von Bedeutung. Schlecht ausstaffiert ist auch ein ML 500 ab Werk nicht. Günstige Versicherungseinstufungen, ein im Verhältnis zu den beiden Konkurrenten recht niedriger Wertverlust und die guten Garantiebedingungen verhelfen dem Stuttgarter zu seiner guten Umwelt/Kosten-Bilanz.
Technische Daten von Porsche Cayenne GTS, Mercedes ML 500 & VW Touareg R50
AUTO ZEITUNG 02/2008 | Porsche Cayenne GTS | Mercedes ML 500 | VW Touareg R50 |
Zylinder/Ventile pro Zylin. | 8/4 | 8/4 | 10/4, Turbo |
Hubraum | 4806 cm³ | 5461 cm³ | 4921 cm³ |
Leistung | 298 kW/405 PS | 285 kW/388 PS | 258 kW/350 PS |
Max. Gesamtdrehmoment bei | 500 Nm 3500/min | 530 Nm 2800-4800/min | 850 Nm 2000/min |
Getriebe/Antrieb | 6-Stufen-Automatik/Allrad | 7-Stufen-Automatik/Allrad | 6-Stufen-Automatik/Allrad |
L/B/H | 4798/1957/1675 mm | 4875/1900/1735 mm | 4754/1977/1703 mm |
Leergewicht | 2440 kg | 2320 kg | 2700 kg |
Bauzeit | 2007–2010 | 2005–2011 | 2007–2009 |
Stückzahl | k.A. | 36.071 | k.A. |
Beschleunigung null auf 100 km/h | 6,4 s | 6,2 s | 6,6 s |
Höchstgeschwindigkeit | 251 km/h | 250 km/h | 235 km/h |
Verbrauch auf 100 km | 17,6 l S | 16,3 l S | 14,2 l D |
Grundpreis (Jahr) | 70.508 Euro (2008) | 80.224 Euro (2006) | 88.260 Euro (2004) |
Der Porsche Cayenne GTS und der VW Touareg R50 sind zu radikal auf Sport getrimmt, um den ausgeglichenen und komfortbewussten Mercedes ML 500 aus der Bahn zu werfen. Das beliebte Mercedes-SUV punktet vor allem mit seiner großen und zweckmäßigen Karosserie. Auch die Qualitäten beim Fahrkomfort bringen dem ML 500 unterm Strich mehr Zähler auf sein Konto, als die – bei SUV ohnehin nicht wirklich notwendige – Fahrdynamik auf Sportwagenniveau. Dennoch ist es sehr beachtlich, wie leicht und sicher sich der Cayenne GTS über winklige Landstraßen dirigieren lässt. Allerdings ist der Porsche deutlich der Durstigste in diesem Trio. Auch der VW Touareg R50 fasziniert – besonders sein Motor. Denn das atemberaubende Drehmoment des V10-Turbodiesels von 850 Nm bei 2000 Touren macht diesen Volkswagen einzigartig. Dabei verbraucht er noch mit Abstand am wenigsten.