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Geht auch ganz einfach:

Nissan Micra/Renault Clio: Vergleichstest Der neue Clio trifft auf den Nissan Micra

Carsten van Zanten
Inhalt
  1. Nissan Micra und Renault Clio im Vergleichstest
  2. Fahrkomfort: Renault Clio ist sportlich-straffer Abgestimmt
  3. Motor­/­Getriebe: Nissan Micra mit höherem Verbrauch
  4. Fahrdynamik: Mehr Fahrspaß im Renault Clio
  5. Umwelt­/­Kosten: Klarer Vorsprung für Nissan Micra
  6. Messwerte & technische Daten: Nissan Micra IG-T 100 & Renault Clio TCe 100
  7. Fazit

Man sieht es nicht auf Anhieb, aber der Renault Clio ist ein komplett neues Auto, basierend auf einer modernen Renault/Nissan-Plattform. Der Franzose tritt im Vergleichstest gegen den Konzern-Kollegen Nissan Micra an, mit dem er sich den Turbo-Dreizylinder teilt.

Gesamtbewertung (max. Punkte)Nissan Micra
IG-T 100
Renault Clio
TCe 100
Karosserie (1000)449482
Fahrkomfort (1000)604621
Motor/Getriebe (1000)639662
Fahrdynamik (1000)533605
Eigenschaftswertung (4000)22252370
Kosten/Umwelt (1000)472440
Gesamtwertung (5000)26972810
Platzierung21

Die beiden Protagonisten dieses Vergleichstests, Nissan Micra und Renault Clio, eint mehr als ihre kräftig leuchtende Lackierung, die bei Nissan Energy Orange (590 Euro) und bei Renault Valencia Orange (600 Euro) heißt. So dient den zwei Kleinwagen der Renault-Nissan-Allianz der gleiche, vom japanischen Kooperationspartner neu entwickelte Einliter-Dreizylinder mit Turboau­fladung und 100 PS als Antrieb. Nicht zuletzt, weil das neue Triebwerk mit dreistelliger Leistungsangabe zu verhältnismäßig niedrigen Grundpreisen einen guten Gegenwert fürs Geld verspricht (Nissan: ab 15.650 Euro, Renault: ab 16.440 Euro), dürfte es sich in den Stadt­flitzern zur meistgewählten Motorisierung entwickeln. Umso spannender ist aber die Frage, wie sich der komplett neue Renault Clio gegen seinen Konzern-Konkurrenten schlägt.

Der Renault Clio im Fahrbericht (Video):

 
 

Nissan Micra und Renault Clio im Vergleichstest

Der neue Renault Clio widersetzt sich dem weit verbreiteten Trend des Größenwachstums und legt gegenüber seinem Vorgänger in den Dimensionen nicht nennenswert zu. Zwar gewinnt er in der Breite rund sieben Zentimeter, verliert dafür in der Länge aber 1,3 Zentimeter und in der Höhe sogar fast fünf. Dank einer guten Raumökonomie bietet der Clio im sehr wertig wirkenden Interieur dennoch spürbar mehr Platz als zuvor – vor allem im Fond, wo sich die Passagiere über mehr Beinfreiheit als im Nissan Micra freuen dürfen. Der in den Außenabmessungen deutlich zierlichere Japaner bietet dafür in der ersten Reihe vor allem in der Breite mehr Bewegungsfreiheit. Obwohl die objektiven Werte dem Micra mehr Innenhöhe bescheinigen, nehmen Fahrer und Beifahrer diese wegen der dicht am Kopf entlanglaufenden vorderen und seitlichen Dachkanten subjektiv etwas anders wahr. Fallen die Unterschiede beim Vergleichstest von Nissan Micra und Renault Clio im Raumangebot der Fahrgastzellen noch relativ gering aus, liegt der Vorteil bei den Transportqualitäten eindeutig beim Renault. Mit 391 bis 1096 Litern nimmt sein Laderaum deutlich mehr Gepäck auf als der des Nissan (300 bis 1004 Liter). Beim Umklappen der asymmetrisch geteilten Rückbank entsteht im Micra zudem eine unpraktische Stufe im Kofferraumboden. Wird dagegen die ebenfalls im Verhältnis 40:60 geteilte Lehne des Clio umgeklappt, ergibt sich wegen des serienmäßigen doppelten Ladebodens nur eine leichte Steigung. Mit 1200 Kilogramm darf der Nissan Micra dafür deutlich schwerere Anhänger an den Haken nehmen als der Renault Clio (900 Kilogramm gebremst). Für sich betrachtet bietet der Nissan dank serienmäßiger Features wie einen Notbremsassistenten mit Personenerkennung, Müdigkeitswarner oder Isofix-Befestigung (auch auf dem Beifahrersitz) sowie mit diversen heutzutage gängigen Optionen – etwa Verkehrszeichenerkennung, Spurhalteassistenten (490 Euro im Paket) und Spurwechselwarner (490 Euro) – ein hohes Sicherheitsniveau. Der Clio als das neuere Auto setzt in diesem Bereich aber noch deutlich höhere Maßstäbe. So leuchtet er beispielsweise immer mit Voll- LED-Scheinwerfern samt Fernlichtassistenten in die Dunkelheit, und auch eine Verkehrszeichenerkennung sowie Spurhalte- und Spurwechselassistenten sind serienmäßig an Bord.

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Fahrkomfort: Renault Clio ist sportlich-straffer Abgestimmt

Wie bei der Sicherheitsausstattung so hat sich im Kleinwagensegment auch beim Thema Komfort in den vergangenen Jahren einiges bewegt. Die beiden Kontrahenten Nissan Micra und Renault Clio sind dafür gute Beispiele, bieten sie doch einen durchaus ansprechenden Federungskomfort – wenn auch auf sehr unterschiedliche Art, wie der Vergleichstest offenbart. So sprechen die Fahrwerkselemente des Nissan Micra recht feinfühlig auf Fahrbahnunebenheiten an, übertragen die Impulse dafür aber auf die dadurch permanent in Bewegung befindliche Karosserie – und das mit zunehmender Beladung immer stärker. Der Renault Clio dagegen lässt mit seiner sportlich-straffen Grundabstimmung die Insassen zu keinem Zeitpunkt im Zweifel über die Fahrbahnbeschaffenheit, hält dabei allerdings seinen Aufbau stoisch ruhig. Dieses Verhalten gefällt in Summe besser. Den insgesamt zweifellos besseren Sitzkomfort bietet der Renault Clio mit seinen vorderen, viel Halt bietenden Sportsitzen des R.S. Line-Pakets (1800 Euro, ab Ausstattung Intense) und der gut konturierten Bank im Fond. Anders als im Micra dringen im Clio zudem Fahrwerks- und Motorgeräusche deutlich gedämpfter zu den Insassen durch.

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Motor­/­Getriebe: Nissan Micra mit höherem Verbrauch

Doch nicht nur akustisch, auch in puncto Laufkultur unterscheiden sich die eigentlich identischen Triebwerke von Nissan Micra und Renault Clio. Vor allem unter Teillast macht sich der 1,0-Liter-Dreizylinder unter der Haube des Micra immer wieder mit recht ausgeprägtem Motorruckeln unangenehm bemerkbar. Zusätzlich ist die Anfahrschwäche ausgeprägter als beim Pendant im Clio. Auch das etwas hakelige Fünfgang-Getriebe des Nissan Micra kann nicht überzeugen, während sich der Renault Clio mit seinem exakt geführten Hebel knackig schalten lässt. Beim Standardsprint von null auf 100 km/h lässt der 60 Kilogramm leichtere Micra seinen französischen Rivalen zunächst um 0,7 Sekunden hinter sich. Der Clio holt allerdings anschließend deutlich auf, erreicht Tempo 150 im Vergleichstest immerhin 1,6 Sekunden früher und erlaubt mit 187 die um drei km/h höhere Endgeschwindigkeit. Seine überzeugende Vorstellung im Motorenkapitel rundet der Renault mit dem niedrigeren Verbrauch ab: Nur 5,8 Liter Super pro 100 km strömen auf der AUTO ZEITUNG-Normrunde durch sein Einspritzsystem (Micra: 6,2 Liter).

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Fahrdynamik: Mehr Fahrspaß im Renault Clio

Noch deutlicher fallen die Unterschiede zwischen Nissan Micra und Renault Clio bei den fahrdynamischen Prüfungen aus. Der Micra hinterlässt wegen seiner etwas gefühllosen Lenkung und einer vergleichsweise starken Seitenneigung auf dem Handlingkurs und auch auf dem Slalomparcours einen eher unwilligen Eindruck. Der Clio dagegen dürstet mit seinen sportlich ausgerichteten Michelin Pilot Sport 4 der zum R.S. Line-Paket gehörenden 17-Zoll-Bereifung förmlich nach Kurven – und bereitet so eine gehörige Portion Fahrspaß. Dazu trägt auch seine leistungsstarke und standfeste Bremse bei. Während der Renault im Vergleichstest mit kalter wie mit warmer Anlage aus 100 km/h nur jeweils rund 35 Meter bis zum Stillstand benötigt, kommt der ebenfalls mit innenbelüfteten Scheiben vorn und Trommeln hinten ausgestattete Nissan in beiden Fällen erst nach über 37 Metern zum Stehen.

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Umwelt­/­Kosten: Klarer Vorsprung für Nissan Micra

Für den Renault Clio (Marktstart 21. September 2019) lagen bis zum Redaktionsschluss Anfang August noch keine Wertverlustprognose und keine Typklassen-Einstufungen vor. Doch selbst wenn diese Informationen zur Verfügung gestanden hätten und in die Wertung mit eingeflossen wären: Die Niederlage des Franzosen im Kostenkapitel hätten sie wohl kaum verhindern können. Dazu ist allein der Punktevorsprung, den sich der Nissan mit seinem deutlichen günstigeren testrelevanten Preis von 16.750 Euro (Clio: 19.990 Euro) sichert, zu groß. Zwar bietet der Clio dafür das größere Angebot an Multimedia-Features. Nissan gewährt dafür eine drei-, Renault nur eine zweijährige Herstellergarantie. In allen weiteren Kostenkategorien des Vergleichstests bewegen sich Nissan Micra und Renault Clio weitestgehend auf identischem Niveau. Der einzige Kapitelsieg des Nissan Micra fällt damit immerhin relativ deutlich aus.

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Messwerte & technische Daten: Nissan Micra IG-T 100 & Renault Clio TCe 100

AUTO ZEITUNG
18/2019
Nissan Micra
IG-T 100
Renault Clio
TCe 100
Technik
Zylinder/Ventile pro Zylin.3/4; Turbo3/4; Turbo
Hubraum999 cm³999 cm³
Leistung74 kW/100 PS74 kW/100 PS
Max. Drehmoment160 Nm160 Nm
Getriebe/Antrieb5-Gang, manuell/
Vorderrad
5-Gang, manuell/
Vorderrad
Messwerte
Leergewicht (Werk/Test)1060/1090 kg1103/1150 kg
Beschleunigung (Test)  
0 - 100 km/h10,8 s11,5 s
0 - 150 km/h27,7 s26,1 s
Höchstgeschwindigkeit (Werk)184 km/h187 km/h
Bremsweg aus 100 km/h
kalt/warm (Test)
37,2/37,3 m34,9/35,1 m
Verbrauch (Test/EU)6,2/4,5 l S/100 km5,8/4,4 l S/100 km
CO2-Ausstoß (Test/EU)148/103 g/km138/100 g/km
Preise
Grundpreis15.650 Euro16.440 Euro
Testwagenpreis16.750 Euro19.990 Euro

 
Carsten van Zanten Carsten van Zanten
Unser Fazit

Trotz des – zumindest in der Theorie – identischen Motors von Nissan Micra und Renault Clio setzt sich der neue Renault im direkten Vergleich mit seinem konzerninternen Rivalen überraschend deutlich durch. Überraschend auch deshalb, weil er sich ausgerechnet in den antriebsrelevanten Testkriterien recht klar vom Nissan distanziert. Hinzu kommen der gelungene Kompromiss aus Dynamik und Komfort sowie das umfangreiche Angebot in puncto Multimedia- und Sicherheitsausstattung. Der seit zwei Jahren angebotene und deutlich günstigere Nissan Micra kann diesem starken Gegner nichts Entscheidendes entgegensetzen.

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