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Opel-Chef Michael Lohscheller: Interview "Bis 2022 erschließen wir 20 neue Exportmärkte"

Stefan Miete Chefredakteur Print

Opel-Chef Michael Lohscheller spricht im Interview mit der AUTO ZEITUNG über die Situation des Autobauers in Corona-Zeiten, seine Elektrostrategie, neue Modell-Ideen und den Standort Rüsselsheim.

Herr Lohscheller, ein halbes Jahr Corona liegt hinter uns. Wie geht es Opel?
Opel ist kerngesund. Natürlich haben auch wir die Folgen der Corona-Krise schmerzhaft gespürt. Aber wir sind profitabel geblieben. Mit rund 110 Millionen Euro operativem Gewinn haben wir auch im ersten Halbjahr Geld verdient, während einige Wettbewerber Milliardenverluste verbucht haben. Das Wichtigste ist für mich aber, dass es uns gelungen ist, mit umfassenden Sicherheits- und Hygienemaßnahmen unsere Mitarbeiter, Händler und Kunden zu schützen. Denn die Gesundheit aller Beschäftigten und auch Partner hat für uns klar die oberste Priorität.

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Der Opel Vivaro-e im Video:

 
 

Opel-Chef Michael Lohscheller im Interview

Und wie sieht es beim Mutterkonzern PSA aus?
Auch das Ergebnis der gesamten Groupe PSA kann sich sehen lassen und ich bin sehr froh, dass wir Teil eines so robusten Konzerns sind. Die operative Marge lag bei 3,7 Prozent – und das mitten in der größten Wirtschaftskrise der vergangenen 100 Jahre.

Dritter im Bunde sind die Händler. Auf deren Höfen stehen jede Menge Autos. Steht uns im kommenden Herbst die Mutter aller Rabattschlachten ins Haus?
Davon gehe ich nicht aus. Unsere Bestände sind auf niedrigem Niveau und die Auftragseingänge ziehen deutlich an. Zudem ist es ein wichtiges Ziel unseres Unternehmensplans Pace, die Pricing Power zu stärken.

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PSA-Chef Tavares rechnet für das laufende Kalenderjahr mit einem Rückgang von 25 Prozent, in Russland sogar von 30 Prozent. Halten Sie am Ziel des Wiedereinstiegs in diesen schwierigen Markt fest?
Selbstverständlich. Unsere Strategie ist eine langfristige und ich bin überzeugt, dass der russische Markt in Zukunft wieder wachsen wird. Opel hat eine große Tradition und Markenstärke in Russland und wir sind mit Grandland X, Zafira Life und Vivaro gut aufgestellt. Und natürlich profitieren wir vom Werk der Groupe PSA in Kaluga. Insgesamt ist Russland ein wichtiger Eckpfeiler unserer Exportoffensive. Opel wird global! Und bis 2022 erschließen wir mehr als 20 neue Exportmärkte.

Schon Ende 2019 überraschte Opel mit guten Zahlen. Wagen Sie schon eine Prognose fürs Gesamtjahr 2020?
Als Teil eines börsennotierten Konzerns können wir uns dazu natürlich nicht im Detail äußern. Aber unsere guten Halbjahreszahlen zeigen ja, dass wir in der Lage sind, auch in schwierigen Zeiten wirtschaftlich erfolgreich zu arbeiten. Klar ist aber auch: Die aktuelle Lage bleibt sehr herausfordernd. Das Virus ist noch nicht besiegt; wir müssen weiterhin sehr konzentriert bleiben. Und wir müssen in vielen Feldern noch effzienter werden und unsere Kostenstrukturen verbessern.

Auch Opel hat Mitarbeiter in Kurzarbeit geschickt. Das kann sich positiv auswirken, zumal in Werken, die nicht ausgelastet sind. Welchen Effekt bringt Ihnen die Kurzarbeit?
Die Kurzarbeit ist ein starkes Instrument, um in derartigen Krisenzeiten Arbeitsplätze zu sichern. Man muss hier der Bundesregierung ein Kompliment aussprechen, wie zügig und effizient die notwendigen Regelungen geschaffen wurden. So konnte vielen, vielen Menschen über etliche Branchen hinweggeholfen werden. Aber um es ganz unmissverständlich zu sagen: Wir sind froh, wenn wir die Kurzarbeit nicht mehr benötigen und wieder mit voller Last fahren können. Und wir sehen da durchaus gute Entwicklungen, etwa in unserem Werk in Eisenach. Da sorgt der Grandland X für sehr gute Auslastung und wir wollen im Herbst mit der zweiten Schicht starten.

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Corsa-e, Mokka-e, Zafira-e – die Elektrifizierung der Marke schreitet voran. Sehen Sie die Investitionen in diese Technologien vor dem Hintergrund der angespannten Wirtschaftslage inzwischen kritischer?
Auf keinen Fall. Die Zukunft ist elektrisch und wir beschleunigen derzeit unsere Elektrifizierungsoffensive sogar noch. Bereits im kommenden Jahr gibt es auch den Movano in einer rein batterie-elektrischen Variante. Damit haben wir schon 2021 unser komplettes Portfolio an leichten Nutzfahrzeugen elektrifiziert. Und auch bei den Pkw drücken wir aufs Tempo und bringen nach Corsa-e und Grandland X-Hybrid sowie Zafira-e Life kommendes Jahr auch den neuen Mokka gleich von Beginn an auch als Stromer auf den Markt. Wir haben versprochen: "Opel wird elektrisch" – und wir liefern. Bis 2024 werden alle unsere Modelle auch elektrifiziert verfügbar sein. Damit werden wir eine Führungsrolle in Sachen CO2 einnehmen. Wir wollen und werden – trotz Corona – die strengen CO2-Ziele einhalten. Das ist auch eine ethische Verpflichtung für uns.

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Mit welchem Verkaufsanteil rechnen Sie bei Zafira-e und Vivaro-e innerhalb ihrer Baureihen?
Das entscheidet bei uns natürlich der Kunde. Wir sind flexibel, denn wir haben Multi-energy-Plattformen im Konzern, sprich unsere elektrifizierten Modelle rollen vom gleichen Montageband wie die Benziner und Diesel. Der Anteil der Elektrifizierung steigt stetig. Ein Beispiel dafür, wie hervorragend unsere elektrischen Fahrzeuge ankommen: In Deutschland entscheidet sich heute beim Corsa schon jeder dritte Privatkunde für die elektrische Variante. Sie sehen, wir holen die Elektromobilität aus der Nische und machen sie für große Teile der Gesellschaft zugänglich.

Durch die Fusion von PSA und Fiat-Chrysler entsteht auch für Opel eine neue Situation. Welche Rolle spielt die Marke künftig?
Für Opel ist die Fusion eine große Chance. Wir sind dann die deutsche Marke in einem global aufgestellten und noch größeren und damit schlagkräftigeren Konzern. Und wir stehen als profitables Unternehmen mittlerweile sehr gut da und können selbstbewusst nach vorne schauen.

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Sie wollen Teile des Werksgeländes verkaufen, vielleicht sogar die Opel-Zentrale hier in Rüsselsheim. Weshalb dieser Ausverkauf?
Zunächst ist wichtig, dass es noch keinerlei Entscheidungen gibt und wir zu dem Thema vor allem erst einmal mit der Stadt und auch unserem Sozialpartner sprechen. Wir wollen gute Lösungen finden, die den Standort Rüsselsheim nachhaltig aufstellen. Denn Rüsselsheim ist und bleibt unsere Heimat. Richtig ist aber, dass es noch viel Potenzial bei der Optimierung von Flächen gibt, vor allem auch in Rüsselsheim. Noch vor drei Jahren war unser Werksgelände größer als das Fürstentum Monaco. Durch optimierte Prozesse und kürzere Wege haben wir in den letzten Jahren an allen Standorten unseres Unternehmens die Effizienz deutlich erhöht. Unser Ziel ist es, unsere Flächen zu komprimieren und uns von nicht mehr benötigten Bereichen zu trennen. Hier analysieren wir derzeit, welche Möglichkeiten es gibt.

Kommen wir zurück zu den Modellen: Sie bezeichnen den neuen Mokka als Markenlokomotive. Wird es weitere geben?
Die nächste Mokka-Generation zeigt klar und mutig, wie die neuen Opel-Modelle in diesem Jahrzehnt aussehen werden: pur, präzise – reduziert auf das Wesentliche. Das gilt nicht nur für das Äußere, sondern auch für das Interieur. Diesem Design-Vorbild werden schon bald weitere attraktive Modelle folgen. Lassen Sie sich überraschen.

Denken Sie dabei an etwas Sportliches oder eher in Richtung Crossover?
(Lacht) Ja, genau: Sportlich, stark, innovativ, effizient, variabel, elektrisch und dazu noch modern und sympathisch. Klingt gut, oder? Es wäre ja langweilig, wenn wir heute schon alle unsere Geheimnisse lüften würden. Wir gehen jetzt Schritt für Schritt voran. Zunächst wollen wir uns auf den neuen Mokka konzentrieren. Der ist absolut klasse!

Und hier kommt der Name Manta ins Spiel, richtig?
Noch mal, denkbar ist viel, machbar auch, und ich schätze Ihr großes Interesse an den zukünftigen Modellen von Opel. Wissen Sie, was mich wirklich freuen würde? Wenn der neue Mokka zu einer neuen Markenikone würde und sein Modellname so weltbekannt wie einst der GT oder eben auch der Manta.

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COVID-19 sind zahlreiche Messen zum Opfer gefallen, darunter extrem kostspielige Standorte wie Genf. Brauchen wir die klassischen Automessen noch?
Wir schauen immer im Einzelfall, ob sich eine solche Investition für uns rechnet. Das hängt etwa davon ab, ob wir zu dem Zeitpunkt der jeweiligen Messe ein neues Modell vorzustellen haben. Und natürlich ist das Format der Messe ganz besonders ausschlaggebend dafür, ob sich das Engagement für uns lohnt. Ich hatte bereits letztes Jahr, im Nachgang zur IAA, deutlich gemacht, dass sich die Konzepte wandeln müssen. Reine Hochglanz-PS-Shows funktionieren heute nicht mehr. Wir brauchen weniger Nabelschau und mehr Kundeninteraktion. Und natürlich müssen Hersteller auf den Messen ihre Produkte verkaufen können, nur so rechnen sich die Shows für die Hersteller. Brüssel macht seit vielen Jahren vor, wie es geht.

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