Ford Explorer gegen Skoda Enyaq: Kompakte E-SUV im Test-Duell
- Im Vergleichstest: Ford Explorer gegen Skoda Enyaq
- Karosserie: Eingeschränkte Kopffreiheit bei beiden Kandidaten
- Fahrkomfort: Der Ford Explorer zeigt sich sehr mitteilungsfreudig
- Motor/Getriebe: Höhere Reichweite im Skoda Enyaq
- Fahrdynamik: Auf der Strecke macht der Ford Explorer richtig Spaß
- Umwelt/Kosten: Niedrigere Kosten beim Tschechen
- Technische Daten & Messwerte von Ford Explorer Extended Range RWD und Skoda Enyaq 85
- Ergebnis in Punkten
- Fazit
Im Vergleichstest: Ford Explorer gegen Skoda Enyaq
Zwar beträgt die Entfernung von Köln nach Wolfsburg 375 km, dennoch sind sich der neue Ford Explorer und der frisch überarbeitete Skoda Enyaq technisch ganz nah. Das liegt an ihren MEB-Wurzeln. Das Kürzel MEB steht für den Modularen E-Antriebs-Baukasten des VW-Konzerns, auf dem dessen Stromer basieren. Die MEB-Wurzeln wurden am Mittellandkanal gesetzt und gezüchtet. Deren "Blüten" kommen sowohl im Ford Explorer als auch im Skoda Enyaq zum Einsatz. So teilen sich beide den Kern, sprich Antriebstechnik und Fahrwerksaufbau sind ebenso gleich wie diverse Teile im Innenraum. Die Karosserien dagegen bleiben eigenständig. Wie gut ist das, und was steckt in der Summe dran, drin und drunter? Das klären wir in einem Vergleichstest!
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Der Skoda Enyaq (2025) im Fahrbericht (Video):
Karosserie: Eingeschränkte Kopffreiheit bei beiden Kandidaten
Hier die klassische, eher etwas kastenartig anmutende SUV-Karosserie des Ford Explorer mit einer Vorliebe für rechte Winkel, dort die unlängst überarbeitete Enyaq-Optik, nunmehr im "Modern Solid-Design" samt neuem "Tech-Deck-Face" mit nur noch angedeutetem Kühlergrill und schmalen Scheinwerfer-Schlitzen. Die leicht gewölbte Dachlinie ist ein weiteres Differenzierungsmerkmal.
Beide Elektriker verfügen über einen relativ wuchtigen Armaturenträger und eine breite Mittelkonsole, was zwar keine Klaustrophobie-Anfälle verursacht, das Raumgefühl dennoch stärker beeinträchtigt als erwartet. Vorteil für den Skoda Enyaq: Vorne genießt man etwas mehr seitliche Bewegungsfreiheit als im Ford Explorer. Auch der Fond des Ford ist diesbezüglich weniger großzügig geschnitten. Platz für Beine und Füße halten beide dagegen in mehr als ausreichendem Maße bereit. Speziell im Stadtverkehr stellt sich der Ford als der etwas übersichtlichere Kandidat heraus. Demgegenüber stören im Skoda die nicht vollständig versenkbaren Fondkopfstützen beim Blick in den Innenspiegel.
Für die große Überlandtour sind die Rivalen bestens gerüstet, zum Beispiel der Ford mit besonders üppig dimensionierter Zuladungskapazität von immerhin 596 kg (Enyaq 506 kg) oder aber der Skoda mit seinem sehr großen Kofferraum mit 585 bis 1710 l Volumen (Ford: 465 bis 1455 l). Sperrgut schluckt der Skoda nicht nur wegen seines größeren Laderaums leichter. Obendrein bietet er eine unter Last durchgängig ebene Ladefläche (Ford: leicht ansteigend) und eine serienmäßige Durchreiche in der Rücksitzlehne (Ford: Option, Bestandteil des Komfortpakets, 900 Euro).
Zwar erschließt sich die Handhabung beider Testkandidaten relativ zügig, die Bedienung der Scheibenwischer, die beim Ford Explorer in den linken Lenksäulenhebel integriert ist, ist jedoch ebenso unpraktisch wie die des Fahrstufenwahlschalters, den wir etwa aus dem VW ID.3 kennen. Der Skoda ist das ältere Auto, bedientechnisch aber dennoch das bessere. Obendrein wirkt der Tscheche deutlich hochwertiger und besser verarbeitet als sein Gegner aus Köln, der mit reichlich grauem Plastik im Innenraum, einer wackeligen Armauflage, unsauber vernähten Sitzpolstern, großzügigen Spaltmaßen und einer nicht überall vollständigen Lackierung das Zeugnis einer gewissen Nonchalance in der Fertigung abliefert.
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Fahrkomfort: Der Ford Explorer zeigt sich sehr mitteilungsfreudig
Im Gegensatz zu Skoda bietet Ford für den Explorer keine optionalen adaptiven Dämpfer an. Dennoch kann er im Vergleichstest mit einem recht feinfühligen Anfedern überzeugen. Dafür hapert es an der Dämpfung, denn viele Schwingungen werden in den Aufbau übertragen. Einseitige Anregungen führen beispielsweise zu Bewegungen um die Längsachse, was die Personen im Innenraum buchstäblich mit dem Kopf schütteln lässt. Damit nimmt der Kölner Stromer das Thema Fahrbahnkontakt zu wörtlich. Zwar bessert sich dieses Verhalten mit voller Nutzlast, die sehr präsenten Abrollgeräusche bleiben dann allerdings auch erhalten.
Der Skoda Enyaq, bestückt mit adaptiven Dämpfern, meldet der Besatzung zwar ab und an vorhandene Schlaglöcher, reicht die Rucke aber nicht an die Personen an Bord durch. Im Comfort-Modus wippt das Heck auf Bodenwellen nach, doch gibt es im Enyaq auf schlechten Straßen deutlich weniger Karosseriebewegungen. Außerdem hat die Person am Steuer die Möglichkeit, die Dämpferkraft-Regelung per Touchscreen zu variieren. Für die Nehmerqualitäten des Skoda spricht zudem, dass sein Federungskomfort voll beladen kaum nachlässt.
Auf den Ergonomie-Sitzen des Ford Explorer (400 Euro) reist man ebenfalls ermüdungsfrei, nicht zuletzt, weil Langbeinige von den ausziehbaren Oberschenkelauflagen profitieren und die Massagefunktion – wie im Skoda – Verspannungen erfolgreich entgegenwirkt. Dennoch bieten die Enyaq-Sitze den besseren Seitenhalt, ein Vorteil auf kurvenreichen Strecken. Den in der Summe höheren Komfort verdankt der Tscheche im Übrigen auch seinem angenehmeren Geräuscheindruck.

Motor/Getriebe: Höhere Reichweite im Skoda Enyaq
Trotz des identischen Antriebs ist der Skoda Enyaq 85 mit einem Testverbrauch von 17,2 kWh eine halbe Kilowattstunde sparsamer als sein Vergleichstest-Kontrahent vom Rhein (17,7 kWh) – obwohl er ein höheres Leergewicht aufweist. Daran dürfte auch die bessere Aerodynamik gegenüber dem Ford Explorer Extended Range RWD ihren Anteil haben.
Beide Verbräuche können sich allerdings sehen lassen, zumal der AP 550-Motor aus dem VW-Regal in den zwei Elektro-SUV dank seiner 210 kW (286 PS) und jeweils 545 Nm Drehmoment mit ordentlichem Punch gefällt. Beschleunigungswerte von null auf 100 km/h von gut sechs Sekunden tendieren ins Sportliche, die begrenzte Höchstgeschwindigkeit von 180 km/h ist für den Verkehrsalltag der meisten Menschen mehr als ausreichend.
Das stets direkt verfügbare Drehmoment verführt dazu, die Kraft öfter abzurufen als nötig. Dann aber steigt der Verbrauch – und die Reichweite sinkt. Im Test kommt der Ford 435, der Skoda 447 km weit, was die erforderlichen Ladestopps im Rahmen hält. Stehen beide aber am Stecker, sind maximal 135 kW Ladeleistung möglich. Hier wäre etwas mehr wünschenswert, um die Ladepausen möglichst kurz zu halten. Zum Vergleich: Ein Skoda Enyaq mit Allradantrieb schafft hier 175 kW.
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Fahrdynamik: Auf der Strecke macht der Ford Explorer richtig Spaß
Der Tscheche wird seiner Rolle als fahrsicheres Familienfahrzeug vollkommen gerecht. Er umrundet den Handlingkurs harmonisch, aber nicht besonders dynamisch. Lastwechselreaktionen sind nur gering ausgeprägt – und wenn sie auftreten, laufen sie quasi in Zeitlupe ab und geben hinreichend Zeit zu reagieren, was aber eigentlich unnötig ist. Bevor die Hinterachse überhaupt ins Übersteuern kommt, wirft das ESC (ESP) nämlich erfolgreich sein Netz aus und fängt den Skoda Enyaq wieder ein.
Im Vergleich dazu macht der Ford Explorer ("Entdecker") seinem Namen alle Ehre und lässt schnell erkennen, dass die Ford-Ingenieur:innen ihrem Stromer ein gewisses Maß an Spaßpotenzial mit auf den Weg gegeben haben. So antwortet der Rheinländer dank seiner direkteren Lenkung spontaner auf Fahrtrichtungsänderungen als der Skoda, ohne dabei aber mit lästigen Rollbewegungen seiner Karosserie aufzufallen.
Zudem fühlt sich der Ford im Kurvengeschlängel insgesamt nicht nur leichter an, er ist es auch, nämlich immerhin 56 kg. Wird eine Kurve zu schnell an- und vom Strompedal gegangen, dreht seine Hinterachse deutlich zügiger ein als die des Skoda – allerdings immer noch in sozialkompatiblem Tempo, bevor der Schleuderschutz auf den Plan tritt. So zeigt sich der Ford unterhaltsamer als der Skoda und gefällt obendrein noch mit den kürzeren Bremswegen.
Umwelt/Kosten: Niedrigere Kosten beim Tschechen
Der Umstand, dass Ford den Explorer genauso eingepreist hat wie Skoda den Enyaq, kann man als den hingeworfenen Fehde-Handschuh betrachten. Da wird es spannend zu sehen, wer den Kostenkampf am Ende für sich entscheidet. Zunächst sieht es für den Skoda Enyaq schlecht aus: Der höhere Preis mit testrelevanter Ausstattung kostet ihn ebenso Punkte wie der höhere von der DAT prognostizierte Wertverlust. Doch dank der niedrigeren Versicherungskosten, des sparsameren Verbrauchs und vor allem des besseren Garantie-Pakets mit unbegrenzter Mobilitätsgarantie bei regelmäßiger Wartung zieht der Skoda in diesem Vergleichstest-Kapitel schließlich doch noch an seinem Counterpart vorbei.
Technische Daten & Messwerte von Ford Explorer Extended Range RWD und Skoda Enyaq 85
AUTO ZEITUNG 18/2025 | Ford Explorer Extended Range RWD | Skoda Enyaq 85 |
Technik | ||
Motor | Permanenterregte Synchronmaschine | Permanenterregte Synchronmaschine |
Leistung | 210 kW (286 PS) | 210 kW (286 PS) |
Max. Drehmoment | 545 Nm | 545 Nm |
Batterie | Lithium-Ionen | Lithium-Ionen |
Kapazität netto (brutto) | 77 (82) kWh | 77 (82) kWh |
Gewichte | ||
Leergewicht (Werk/Test) | 2015 / 2079 kg | 2066 / 2135 kg |
Zulässiges Gesamtgewicht | 2675 kg | 2650 kg |
Maße (L/B/H) | 4468/1872 (2075)*/1630 mm | 4658/1879 (2161)*/1616 mm |
Kofferraumvolumen | 465 - 1455 l | 585 - 1710 l |
Effektive Zuladung | 596 kg | 515 kg |
Dachlast / Stützlast | 75 / 75 kg | 75 / 75 kg |
Fahrleistungen | ||
0 - 30 km/h | 1,6 s | 1,6 s |
0 - 50 km/h | 2,7 s | 2,8 s |
0 - 60 km/h | 3,2 s | 3,3 s |
0 - 70 km/h | 3,8 s | 4,0 s |
0 - 80 km/h | 4,5 s | 4,6 s |
0 - 90 km/h | 5,2 s | 5,4 s |
0 - 100 km/h | 6,1 s | 6,3 s |
0 - 120 km/h | 8,1 s | 8,4 s |
0 - 140 km/h | 10,8 s | 11,1 s |
Höchstgeschwindigkeit | 180 km/h | 180 km/h |
Handling (Rundenzeit) | 1:47,4 min | 1:49,0 min |
Slalom (18 m Pylonenabstand) | 63,3 km/h | 62,7 km/h |
Bremswege | ||
100 km/h kalt / warm | 33,8 / 33,4 m | 34,8 / 34,6 m |
50 km/h / 150 km/h kalt | 9,7 / 78,8 m | 9,1 / 78,3 m |
Innengeräusche | ||
bei 50 km/h | 59 dB(A) | 58 dB(A) |
bei 100 / 130 km/h | 66 / 69 dB(A) | 64 / 68 dB(A) |
Verbrauch & Emissionen | ||
Testverbrauch | 17,7 kWh / 100 km | 17,2 kWh / 100 km |
WLTP-Verbrauch | 15,6 – 14,5 kWh / 100 km | 16,0 – 15,0 kWh / 100 km |
CO₂-Ausstoß (Test / WLTP) | 74 / 0 g/km | 72 / 0 g/km |
Reichweite elektrisch (Test / max / WLTP) | 435 / 513 / 564 – 602 km | 447 / 570 / 586 km |
Preise | ||
Grundpreis | 48.900 € | 48.900 € |
Bewerteter Preis (inkl. Optionen) | 53.300 € | 56.070 € |
Wartung, Rabatt & Wertverlust | ||
Werkstattkosten (jährlich) | 503 € | 440 € |
Rabatt | 23,62 % / 11.550 € | 16,85 % / 8.240 € |
Wertverlust nach 4 Jahren (20.000 km/Jahr) | 58,3 % / 28.509 € | 59,7 % / 29.193 € |
Versicherung & Steuern | ||
Typklassen (HP / VK / TK) | 16 / 21 / 25 | 14 / 21 / 23 |
Versicherungskosten (HP / VK / TK) | 729 / 899 / 267 € | 646 / 905 / 190 € |
Abgasnorm / Steuer pro Jahr | Elektro / befreit | Elektro / befreit |
Ergebnis in Punkten
Gesamtbewertung (max. Punkte) | Ford Explorer Extended Range RWD | Skoda Enyaq 85 |
Karosserie (1000) | 637 | 677 |
Fahrkomfort (1000) | 685 | 780 |
Motor/Getriebe (1000) | 749 | 750 |
Fahrdynamik (1000) | 716 | 684 |
Eigenschaftswertung (4000) | 2787 | 2891 |
Kosten/Umwelt (1000) | 328 | 336 |
Gesamtwertung (5000) | 3115 | 3227 |
Platzierung | 2 | 1 |
Obwohl Antrieb und Chassis-Aufbau nahezu identisch sind und sich zudem viele weitere Gleichteile finden, zeigen der Ford Explorer und der Skoda Enyaq in diesem Vergleichstest unterschiedliche Charaktere. Der neue Explorer spielt eher die Fahrdynamik-Karte, der facegeliftete Enyaq empfiehlt sich dank höherer Alltagsqualitäten als das bessere Allroundtalent. Deswegen holt er sich hier den Testsieg und überlässt dem Ford die Rolle der dynamischen Alternative. Trotz aller Unterschiede überzeugen die jeweils druckvoll und sparsam agierenden E-Maschinen.