Warum & wie oft brennen E-Autos? Die wichtigsten Fakten!
- Verbrenner vs. E-Auto: Wer brennt häufiger?
- Wie oft brennen Elektroautos?
- Warum brennen Elektroautos?
- Wie löscht die Feuerwehr brennende E-Autos?
- Ist die Feuergefahr mit E-Autos in Tiefgaragen höher?
- Wie könnten Elektroautos besser gegen Brände geschützt werden?
- Das kann man selbst bei einem Unfall mit Elektroauto tun
Verbrenner vs. E-Auto: Wer brennt häufiger?
Hartnäckig hält sich das Gerücht, Elektroautos würden häufiger in Flammen stehen als Benziner oder Diesel. Das ist falsch – allerdings gibt es Besonderheiten, wenn ein E-Auto tatsächlich brennt. Kommt es zum Brand, sorgt ein Elektroauto ungleich stärker für Schlagzeilen – vor allem, weil viele Menschen der im Vergleich zum Verbrenner noch jungen Technik skeptisch gegenüberstehen.
Das Risiko selbst ist nicht höher als bei herkömmlichen Autos. Unterschiede gibt es jedoch im Verlauf und in der Handhabung eines E-Auto-Brandes.
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Wenn alle auf Elektroautos umsteigen – ein Gedankenspiel im Video:
Wie oft brennen Elektroautos?
Elektroautos brennen tatsächlich sehr viel seltener als Verbrenner. Nach Auswertungen der amerikanischen Sicherheitsbehörde NTSB (National Transportation Safety Board) wurden in den USA nur 25 Brände mit E-Autos auf 100.000 verkaufte Fahrzeuge registriert. Bei Modellen mit konventionellem Antrieb waren es dagegen 1530 Brände auf 100.000 verkaufte Fahrzeuge. Und bei Hybridfahrzeugen gingen sogar 3475 in Flammen auf. Ergo: Elektroautos brennen keineswegs häufiger, sondern sogar etwa 60 Mal seltener im Vergleich zu herkömmlichen Autos mit reinem Verbrennungsmotor.
Warum brennen Elektroautos?
E-Autos mögen seltener brennen als herkömmlich motorisierte Autos, aber wenn sie einmal Feuer gefangen haben, geht der Brand selten glimpflich aus. Dafür gibt es Gründe: Statt mit harmloser 12-V-Technik arbeiten die Antriebsbatterien von Elektroautos mit 400 bis 800 V Hochspannung, und es fließen Ströme, die um ein Vielfaches stärker sind als beim Lichtbogenschweißen. Der Ausgangspunkt für die meisten Brände ist der Lithium-Ionen-Akku selbst. Die Zellen darin können sich selbst entzünden und der Brand kann in einer Art Domino-Effekt auf benachbarte Module übergreifen.
Das kann passieren, wenn Strom unkontrolliert fließt, zum Beispiel durch Fehler während des Ladevorgangs (Tipps zum richtigen Laden gibt es hier), durch Überladen oder in der Abkühlphase nach dem Abstellen auf dem Parkplatz. Am häufigsten jedoch durch einen Unfall: Wenn eine Zelle verformt wird oder ein Metallteil die Zelle durchstößt, entstehen interne Kurzschlüsse mit eklatantem Temperaturanstieg und chemischen Reaktionen, bei denen Sauerstoff entsteht. Der Elektrolyt selbst hat ohnehin benzinähnliche Eigenschaften. Wenn noch der selbst produzierte Sauerstoff hinzukommt, wirkt das wie ein Brandbeschleuniger – ein sich selbst verstärkender Prozess. Dann geht das Auto innerhalb von Sekunden in Flammen auf. Fachleute sprechen vom "Thermal Runaway", also einem thermischen Durchgehen der Batterie.
Dabei entsteht ein Feuer, das sich schnell ausbreiten kann. Die Geschwindigkeit des Brandes lässt eingeschlossenen Passagier:innen wenig Überlebenschancen. Wenn die Feuerwehr nach acht, zehn oder zwölf Minuten eintrifft, kommt bereits jede Hilfe zu spät, denn das Feuer aus Li-Io-Akkus brennt sehr heiß und bildet giftige Rauchgase.
Wie löscht die Feuerwehr brennende E-Autos?
Um ein brennendes E-Auto zu löschen, benötigt die Feuerwehr sehr viel mehr Wasser als bei einem herkömmlichen Auto. Bei einem Brand muss immer ein ganzer Löschzug mit mehreren Fahrzeugen ausrücken, denn Löschfahrzeuge haben regulär "nur" 1600 bis 2000 l Wasser an Bord. Für ein brennendes Elektroauto werden an der Unfallstelle aber 3000 bis 11.000 l Wasser gebraucht, da hier über mehrere Stunden gelöscht und gekühlt werden muss.
Weil das chemisch kontaminierte Löschwasser – wie bei jedem Akku-Brand – wieder aufbereitet werden muss, kommen immer häufiger spezielle Löschwasser-Auffangelemente und feuerfeste Decken zum Einsatz. Das zeigt, wie aufwändig die Löscharbeiten sind. Sind die Flammen erstickt, kommt das Wrack für mehrere Tage in Quarantäne. Unter Aufsicht muss es in speziellen Containern mit Wasserkühlung abtransportiert und beobachtet werden, da sich das Feuer jederzeit neu entfachen könnte.
Ist die Feuergefahr mit E-Autos in Tiefgaragen höher?
Die heftige Hitzeentwicklung beim Batteriebrand sorgt für Streit: Dürfen E-Autos gefahrlos in Tiefgaragen abgestellt werden? In einer südkoreanischen Tiefgarage unter einem Apartmentkomplex verursachte im Sommer 2024 ein Mercedes EQE einen Brand. Es wurden 140 weitere Autos zerstört, 200 Familien mussten evakuiert werden, die Löscharbeiten dauerten acht Stunden. In dem asiatischen Land mit hoher Elektroauto-Dichte ist das keine Seltenheit. Die Behörden geben an, dass es zwischen 2013 und 2022 knapp 1400 Brände in unterirdischen Parkhäusern gegeben habe. Die bautechnischen Tragkonstruktionen scheinen den punktuell hohen Temperaturen aber gewachsen – von Einstürzen infolge solcher Brände wird nicht berichtet.
Auch Peter Bachmeier, Leitender Branddirektor beim Deutschen Feuerwehrverband (DFV), gibt Entwarnung: "Die bisher bekannten Brandereignisse lassen nicht erkennen, dass sich das Risiko im Vergleich zu den ohnehin schon vorhandenen Gefahren erheblich erhöht." Die Bekämpfung eines Fahrzeugbrands in einer Tiefgarage ist für die Einsatzkräfte immer mit großen Risiken und Gefahren verbunden. Die Einsatztaktik der Feuerwehren sei darauf jedoch ausgerichtet. Das bedeutet: Bei einer baurechtskonform errichteten Garage stehen das Abstellen sowie das Aufladen von Elektrofahrzeugen mit einer zertifizierten Ladeeinrichtung nicht im Widerspruch zu den geltenden Vorgaben des Bauordnungsrechts. Aus brandschutztechnischer Sicht hat Bachmeier also keine Bedenken.
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Wie könnten Elektroautos besser gegen Brände geschützt werden?
Weltweit arbeiten Tausende von Forscher:innen und Entwickler:innen daran, Elektroautos vor Bränden zu schützen. Die Abkehr von herkömmlichen Li-Io-Akkus, die derzeit häufigsten Batteriespeicher für Elektroautos, die mit den teuren Schwermetallen Nickel, Mangan und Kobalt (NMC) sowie einem flüssigen Elektrolyt arbeiten, wird bereits teilweise praktiziert. Die bekanntesten Akkus mit alternativer Zellchemie sind Lithium-Eisenphosphat-Batterien (LFP). Sie sind preiswerter, umweltverträglicher und langlebiger. Allerdings erreichen sie nicht die hohe Energiedichte von Lithium-Ionen-Batterien. Dafür sind sie ihnen brandtechnisch überlegen, denn beim Bersten entsteht hier kein Sauerstoff, der den Akku-Brand anfeuert. In ersten Fahrzeugen – zum Beispiel von BYD, MG, ORA, Ford sowie in einigen Tesla-Modellen – werden sie bereits eingesetzt.
Auch "Solid State"-Batterien (Feststoffbatterien) gelten als Hoffnungsträger für die Elektromobilität. Sie lassen hohe Reichweiten und schnelleres Laden zu, weil hier statt eines Elektrolyts eine feste Kristall-Keramik den Transport der Ionen zwischen Anode und Kathode übernimmt. Und genau dieses feste Gegenstück zum flüssigen Elektrolyt, der so heftig brennt wie das chemisch verwandte Benzin, bringt einen enormen Sicherheitsvorteil. Der kristalline Feststoff brennt überhaupt nicht. Doch das ist eine Zukunft, die noch einige Zeit auf sich warten lässt.
Das kann man selbst bei einem Unfall mit Elektroauto tun
Ist man in einen Unfall mit einem Elektroauto verwickelt, gelten die gleichen Regeln wie bei herkömmlich motorisierten Fahrzeugen. Primär gilt es, auf den Eigenschutz zu achten, die Unfallstelle abzusichern, bei Bedarf die Notrufnummer 112 zu wählen und betroffene Insass:innen zu retten oder im Fahrzeug zu betreuen. Die bei Bränden entstehenden Gase sind bei jeder Art von motorisiertem Fahrzeug gesundheitsschädlich und sollten gemieden werden. Die Angst vor sich schnell ausbreitenden Flammen ist aus bereits beschriebenen Gründen unnötig. Diese Gefahr ist bei Verbrennungsmotoren mit auslaufenden, brennbaren Flüssigkeiten ungleich höher.