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Geht auch ganz einfach:

BMW M850i/Porsche 911 Turbo: Test Vermeintlicher Sportler gegen gestandenen Dynamiker

Paul Englert
Inhalt
  1. BMW M850i & Porsche 911 Turbo im Test
  2. Fahrkomfort: BMW M850i ist angenehm leise
  3. Motor/Getriebe: Porsche 911 Turbo glänzt
  4. Fahrdynamik: BMW M850i ist gegen Porsche 911 Turbo chancenlos
  5. Umwelt/Kosten: Hohe Preise für den Porsche 911 Turbo
  6. Technische Daten BMW M850i & Porsche 911 Turbo
  7. Fazit

Der Test zwischen dem BMW M850i und dem Porsche 911 Turbo verspricht ein Kräftemessen deutscher Premium-Autos. Der 8er ist ein Coupé, das als Sportwagen inszeniert wird. Kann er dem 911er Turbo Paroli bieten? 

Im Test trifft mit dem BMW M850i ein als Sportwagen inszeniertes Coupé auf den Porsche 911 Turbo. Damals war die Sache klar: Da gab es drei, vier BMW-Baureihen – und wenn zum Beispiel hinter der Fünf eine 20 stand, war da eine Zweiliter-Maschine drin. Hubraum-Hinweise sind längst Geschichte und auf Baureihen-Namen ist auch kein Verlass mehr. Nehmen wir den neuen 8er, der in Wahrheit ein modifizierter Fünfer minus zwei Türen ist und ganz anders sein soll als sein Vorgänger, das 6er Coupé. Wie und wo also ordnen wir den 8er, Typ G15, ein? Bei dieser Frage macht es uns BMW einfach, spricht offen vom Porsche 911 als Sparrings-Partner für den 850i mit 530 PS, dem sie ganz selbstbewusst ein M davor setzen. Und dann fallen noch Worte wie Sportwagen, Performance und Rennstrecke. Okay, könnt ihr haben: 911 Turbo mit 540 Pferdestärken – auch ein 2+2-Sitzer, auch mit Allrad, auch ein Biturbo. Ob es weitere Gemeinsamkeiten zwischen dem BMW M850i und dem Porsche 911 Turbo gibt, klären wir im Test mit Sportwertung.  Mehr zum Thema: BMW 8er Cabrio
 

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BMW M850i im Video:

 
 

BMW M850i & Porsche 911 Turbo im Test

Neben dem wuchtigen, 4,85 Meter langen BMW M850i sieht der noch aktuelle Porsche 911 Turbo der 991.2-Baureihe trotz breiter Backen und aufgesetztem Heckspoiler im Test richtig zierlich aus, ist in der Tat deutlich kürzer, flacher, etwas schmaler. Abgesehen vom Mini- Kofferraum zwischen den Vorderrädern merkt man davon im Innenraum aber nicht viel. Der BMW M850i ist zwar deutlich breiter, allerdings sitzt man ziemlich zugebaut von Türen, Armaturenträger, Mittelkonsole und flach verlaufendem Dacheinzug. Darunter leidet nicht nur das Raumgefühl, sondern auch die Übersicht vom Fahrerplatz aus – gut, dass Parksensoren und Rückfahrkamera Standard sind. Im Elfer ist es laut Messdaten zwar enger, gefühlt aber passt alles und die größeren Fenster lassen mehr Licht ins Auto. Weil hinten hier wie dort noch nicht einmal Kinder vernünftig sitzen können, nutzt man den Alibi-Fond am besten als Gepäckraum-Erweiterung – im Porsche 911 Turbo für Kisten und Taschen, im BMW mit Ladeluke zum 420-Liter-Gepäckabteil. Der bessere Praktiker ist also der BMW M850i, das modernere Fahrzeug sowieso, mit allem, was assistenzmäßig gerade so auf dem Markt ist. Das kann einen vor Kaltverformungen bewahren, wenn man mal von der einstmals hochgelobten, aber nun leider viel komplexeren BMW-Bedienung einmal abgelenkt ist. Die Systeme kann man übrigens nicht mehr nur per Knopf und Taste, sondern auch via Touchscreen und teilweise mit Gesten steuern. Am besten ist es jedoch, man lässt die Hände am Lenkrad und erzählt der Sprachsteuerung, was der BMW machen soll.

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Fahrkomfort: BMW M850i ist angenehm leise

So kann man die komfortable Testfahrt im BMW 850i mehr genießen, inklusive allem, was in Sachen Multimedia gerade so angeboten wird, und das serienmäßig. Dass man allerdings 420 Euro zahlen muss, um auf DAB-Radioempfang zu gehen, erscheint angesichts dieser Top-Serienausstattung und Preisklasse lächerlich – genauso wie bei Porsche (476 Euro). Auf jeden Fall ist der 8er-Innenraum hervorragend abgeschirmt, kommt der Klang des V8 so herrlich fein dosiert im Cockpit an, dass man sich beim Leistungsabrufen jedes Mal freut, ohne je genervt zu sein. Und wenn die Asphaltbuckel nicht zu herausfordernd sind und Landstraßentempo ansteht, verschont einen der straff gedämpfte BMW mit allzu großen Vertikalbewegungen – denn sein Revier ist die Autobahn, nicht die bucklige City-Gasse. Ein Stadtauto ist der Porsche 911 Turbo ebenfalls nicht, taugt mit seinem zwar etwas strafferen, aber dennoch feiner ansprechendem Fahrwerk auch für lange Autobahnetappen, wenn nur der Geräuschkomfort besser wäre. Soll er aber gar nicht sein – und bei Porsche sind sie sogar stolz darauf, dass der Elfer immer ein wenig rauscht, dröhnt und rasselt. So ist das halt bei Sportwagen. Dafür passen die vielfach und auf alle gängigen Fahrerformen adaptierbaren Sitze, die richtig viel Kontur bieten und zudem selbst auf 1000-Kilomete-Etappen Rücken-, Beine- und Po-verträglich sind. Dass die BMW-Sitze so etwas auch können, setzt man irgendwie voraus. Doch sie können es nicht besser, bieten weniger Kontur, dafür aber vierfach einstellbare Kopfstützen. Mehr zum Thema: Luxus-8er Gran Coupé erwischt

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Motor/Getriebe: Porsche 911 Turbo glänzt

Porsche hat die Launch Control genannte Sprintautomatik so perfektioniert, dass das Resultat der Symbiose aus Kupplung, Schwungrad, Reifen und Asphalt beim Porsche 911 Turbo im Test eine 2,8 ist – Sekunden, auf Tempo 100. So schnell ist laut Werk nicht mal der stärkere Turbo S. Im BMW M850i ist es egal, ob man die Launch Control nutzt oder den Wandler vorspannt: Am Ende steht eine 3,7 auf dem Display, was vor allem daran liegt, dass der M850i 380 Kilo schwerer ist und mit seinen 1,98 Tonnen sogar den letzten M5-Testwagen übertrumpft. Sorry, BMW, aber Sportwagen geht anders. Richtig Federn lassen muss der Münchner, wenn es darum geht, wer am schnellsten rennen kann, weil die elektronische Fessel bei Tempo 250 den Hahn zudreht – obwohl der 8er wahrscheinlich locker 280 km/h und schneller laufen würde, wenn man ihn denn ließe. So müssen wir noch etwas warten, bis Ende 2019 der Überflieger M8 erscheinen wird. Eine wahre Freude dagegen ist die Kombination aus gründlich überarbeitetem 4,4-Liter- V8-Biturbo mit fantastischer Laufkultur sowie bulligem Anritt aus dem Drehzahlkeller und der schnell sowie intelligent schaltenden ZF-Achtstufen- Automatik, die im spritsparenden Segelmodus (Leerlauf) prompt wieder für Kraftschluss sorgt, wenn es nötig ist. Das Doppelkupplungsgetriebe (PDK) von Porsche dagegen findet sich im Stop-and-go-Verkehr nicht immer gut zurecht, nervt zudem mit der ellenlang übersetzen siebten Stufe und beginnt immer etwas voreilig mit dem Segeln, sodass man teilweise permanent zwischen Leerlauf und sechstem Gang hin und her pendelt. Unterm Strich zahlt sich diese Strategie mit einem Testverbrauch von 10,4 Litern Super Plus aber aus, wobei der Porsche 911 Turbo im Vergleichstest mit dem BMW M850i erheblich von seinem Gewichtsvorteil profitiert.

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Fahrdynamik: BMW M850i ist gegen Porsche 911 Turbo chancenlos

Auch wenn die Gerade endet und es kurvig wird, spielt das Gewicht der Konkurrenten BMW M850i und Porsche 911 Turbo im Test eine große Rolle. Dann klinkt sich der Elfer mit Vehemenz und Leichtigkeit dort ein, wohin man ihn mit dem Lenkrad dirigiert – kaum vorstellbar, dass das noch besser gehen könnte. Die Balance zwischen Vorder- und Hinterachse passt so gut, dass man nie auch nur den kleinsten Anflug von Unruhe im Popometer spürt, obwohl man mit abartig hohem Tempo unterwegs ist. Wenn die Seitenführung abreißt, passiert das sanft, meist untersteuernd. Mit zu viel Druck auf dem Gaspedal kommt der Turbo auch mal leicht über die Hinterachse, obwohl die Traktion hervorragend ist. Noch kurz ein Lob für die fein ansprechende, so herrlich gefühlvolle Lenkung, der man nicht anmerkt, dass die Hinterräder mithelfen – im Gegensatz zum BMW M850i. Auf der Autobahn sorgt die parallel zu den Vorderrädern arbeitende Hinterachslenkung für Stabilität im 8er, in engen Ecken wie der Slalomstrecke aber lenkt sie gegenläufig, macht das Heck unruhig, fast schon instabil. Ein gutes Gefühl hat man dabei auch nicht. Schnell ist der mit Wankstabilisierung (2650 Euro extra) kurvende BMW schon. Das hohe Gewicht und die hölzern abrollenden Reifen verhindern aber eine bessere Performance – auch beim Bremsen, wo der leichte Porsche 911 Turbo mit Karbon-Keramik-Scheiben den BMW 850i im Test abermals toppt. Mehr zum Thema: Porsche 911 als goldener Reiter

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Umwelt/Kosten: Hohe Preise für den Porsche 911 Turbo

Getoppt wird der BMW M850i vom Porsche 911 Turbo allerdings auch beim Preis – um gut 50.000 Euro, wobei die Serienausstattung des BMW deutlich besser ist.

 

Technische Daten BMW M850i & Porsche 911 Turbo

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Paul Englert Paul Englert
Unser Fazit

Ein sportlicher Wagen ist der neue BMW M850i ganz gewiss, das steht fest. Aber ein echter Sportwagen, so, wie sich das manche vielleicht gewünscht hätten und wie BMW ihn uns verkaufen will, ist er nicht. Dafür bringt er einfach zu viel Gewicht auf die Waage. Allerdings ist der 8er ein exzellenter Gran Turismo: modern, fahrsicher und traktionsstark, ein Autobahn-König, der ganz andere Qualitäten besitzt als der Testsieger Porsche 911 Turbo. Auch der Elfer kann Autobahn, sein Talent aber ist die kontrollierte Dynamik und dir das Gefühl zu geben, du seist ein Rennfahrer – dabei fühlst du dich auch noch sicher. Dafür muss man allerdings tief in die Tasche greifen. Sehr tief.

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