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Geht auch ganz einfach:

BMW 3er Touring/Volvo V60: Vergleichstest V60 B4 Diesel fordert 320d Touring

Elmar Siepen Testredakteur
Inhalt
  1. BMW 3er Touring & Volvo V60 im Vergleichstest
  2. Karosserie: BMW 3er Touring luftig im Innenraum
  3. Fahrkomfort: Hier glänzt der Bayer
  4. Motor/Getriebe: 320d wie V60 B4 Diesel kräftig
  5. Fahrdynamik: BMW 3er Touring zügig unterwegs
  6. Kosten/Umwelt: Volvo V60 deutlich günstiger
  7. Technische Daten & Messwerte von BMW 320d Touring & Volvo V60 B4 Diesel
  8. Ergebnis in Punkten
  9. Fazit

Der überarbeitete BMW 3er Touring tritt im Vergleichstest gegen den bewährten Schweden-Kombi Volvo V60 an. Unter der Haube: jeweils kräftige Selbstzünder – eine Einladung zum Mitfahren.

 

BMW 3er Touring & Volvo V60 im Vergleichstest

Unter Automobil-Gourmets gelten ordentlich motorisierte Dieselkombis wie der BMW 3er Touring oder der Volvo V60 aus diesem Vergleichstest nun wirklich nicht als Pulsbeschleuniger, sondern geschmacklich eher als Staatlich Fachingen denn prickelnder Champagner. Alltags-Mulis halt! Doch wer sich die Mühe macht, einmal vom hohen Ross hinabzusteigen und die Dinge nüchtern zu betrachten, entdeckt Qualitäten, die einer ganzen Reihe von Ansprüchen genügen – und Talente, die auch den Alltag sehr unterhaltsam gestalten können. Vor allem dann, wenn es sich um zwei Charakter-Mobile handelt – wie hier der Bayern-Kombi mit reichlich begründbarer Dynamik-Attitüde und dort der Design-Preis-verdächtige Schweden-Transporter. Sie fragen sich, was es in so einem Vergleichstest zu "erfahren" gibt? Steigen Sie ein! Auch interessant: Unsere Produkttipps bei Amazon

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Karosserie: BMW 3er Touring luftig im Innenraum

Entscheidend bei "Kombinationskraftwagen", wie die Fahrzeuggattung amtlich korrekt heißt, ist ja nicht, was hinten rauskommt, sondern vielmehr, was hinten reinpasst. Bereits nach dem Öffnen der Heckklappe zeigen im Vergleichstest fein ausgekleidete Teppiche auch im Ladeabteil den Premium-Anspruch, der in München und Göteborg erhoben wird. Die Ladevolumina sind mit Werten von 500 bis 1510 (BMW 3er Touring) beziehungsweise 519 bis 1431 Litern (Volvo V60) für die Mittelklasse zwar alles andere als rekordverdächtig, für den Autoalltag diesseits von Umzugstransporten aber völlig ausreichend. Gilt es doch einmal Größeres zu befördern, lässt sich im BMW die serienmäßige Dreiteilung der klappbaren Fondsitzlehne nutzen. Die Lehne des Volvos ist asymmetrisch klappbar und verfügt über eine Durchreiche. Sollen aber fünf Personen mit Urlaubsgepäck auf Tour gehen, wird es mit den Zuladungen angesichts von 470 Kilogramm im BMW 320d Touring und nur 451 Kilogramm im Volvo V60 B4 Diesel allerdings etwas eng. Letzterer kann dafür mit 2000 Kilogramm gebremster Anhängelast vier Zentner mehr an den Haken nehmen als sein Vergleichstest-Gegner.

Die Besatzung hat in beiden Kombis keinen Grund, über Platzmangel zu klagen. Dennoch wirkt der Bayer luftiger – seinem weniger klobigen Armaturenbrett und dem größeren seitlichen Kopfraum im Fond sei Dank. Die Verarbeitung des BMW 3er Touring lässt ebenfalls keine Wünsche offen. Kratzempfindliches Plastik in der Mittelkonsole des Volvo V60 sollte in der 50.000-Euro-Klasse dagegen nun wirklich nicht sein. Die bocksteifen Karosserien beider Kombis werden übrigens dem Soliditätsanspruch der Preisklasse dieses Vergleichstests zweifelsfrei gerecht.

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Fahrkomfort: Hier glänzt der Bayer

Auf den Komfortsitzen des Volvo V60 zwickt es während eines Kilometermarathons ebenso wenig wie auf den Sportsitzen des BMW 3er Touring. Die Fauteuils des 320d lassen sich mit der elektrischen Lehnenbreiteneinstellung aber besser an individuelle Staturen anpassen als die des Konkurrenten des Vergleichstests. Bei der Abstimmung des Sitzkomforts im Fond wurden die Mitfahrenden etwas stiefmütterlich behandelt: Großgewachsene müssen sich mit einer kurzen Oberschenkelauflage auf der Rücksitzbank arrangieren. Obwohl die gemessenen Schalldruckpegel nicht nennenswert differieren, hat man das Frequenzspektrum von Antriebs- und Abrollgeräuschen des V60 B4 Diesel stärker im Ohr. Der Deutsche erfreut hier mit dem angenehmeren Klangbild. Dafür, dass der Schwede mit konventionellem Fahrwerk bestückt zum Vergleichstest vorfuhr, meistert er die Komfortprüfungen erstaunlich gelassen, findet aber im bayerischen Konkurrenten – ausgerüstet mit dem adaptiven M-Fahrwerk (500 Euro) – in puncto Abrollkomfort seinen Meister. Das gilt für Landstraßentempi ebenso wie für flotte Autobahnfahrten. Der Fairness halber muss gesagt werden, dass der BMW 3er Touring dabei aber auch etwas mehr Aufbaubewegungen produziert. Voll beladen kehrt sich das Bild um: Dann liegt der Bayer ruhiger, während der Volvo V60 mehr zu kämpfen hat – erkennbar an den deutlich ausgeprägteren Ein- und Ausfederbewegungen.

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Motor/Getriebe: 320d wie V60 B4 Diesel kräftig

Kombiniert mit integrierten Starter-Generatoren, die beim Beschleunigen acht (BMW 320d Touring) beziehungsweise zehn Kilowatt (Volvo V60 B4 Diesel) beisteuern, garantieren beide Biturbodiesel einen kräftigen Antritt und damit ein entsprechend gelassenes Fortkommen. Vor allem die druckvolle Beschleunigung aus mittleren Drehzahlen ist beeindruckend, und so ist man antriebsseitig sowohl im 190 PS (140 kW) starken BMW wie in dessen sieben PS (fünf kW) kräftigeren Vergleichstest-Gegner zügig unterwegs. Wer ehrlich ist, stellt fest: Mehr braucht es in der Regel nicht, zumal der BMW, wenn auch mit etwas Anlauf, 230 km/h schafft. Der Volvo übt sich in freiwilliger Selbstbeschränkung und regelt bei 180 km/h ab, was auf einer nahezu verkehrsfreien, trockenen Autobahn an einem frühen Sonntagmorgen schon einmal nachdenklich machen kann. Trotz der guten Fahrleistungen müssen sich beide nicht den Vorwurf hemmungsloser Trinksitten gefallen lassen: Ein Testverbrauch von 6,4 (BMW 320d Touring) und 6,6 Litern pro 100 Kilometer (Volvo V60 B4 Diesel) zeigen, dass beide auch in Sachen CO2-Ausstoß auf der Höhe der Zeit sind, zumal sich diese Werte noch locker unterbieten lassen. Statt wie das V60-Benziner-Pendant mit Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe bringt der skandinavische Diesel seine Kraft im Vergleichstest – ebenso wie der bayerische Konkurrent – über eine Achtstufen-Automatik an die Räder. Doch übt sich der Volvo beim Fahrstufenwechsel eher in Gelassenheit, während die Kraftübertragung des 3er, abgesehen von einer trägen Reaktion auf Kickdown-Befehle, im Comfort-Modus etwas flotter reagiert.

Vergleichstest BMW 3er Touring/Volvo V60/Skoda Superb Combi/VW Passat Variant
3er Touring/V60/Superb Combi/Passat Express-Frachter

 

Fahrdynamik: BMW 3er Touring zügig unterwegs

Gelassenheit ist auch das Stichwort, unter dem der Volvo V60 die Fahrdynamik-Prüfungen des Vergleichstests in Angriff nimmt. Der Fronttriebler folgt den Lenkbefehlen eher gemächlich und verlangt in engen Kurvenpassagen ziemlich viel Kurbelei am Volant, ohne bei großen Lenkwinkeln mit viel Fahrbahnkontakt aufzufallen. Die Haftgrenze erreicht er recht früh und beginnt dann sanft zu untersteuern. Lob muss Volvo an dieser Stelle für die ESP-Abstimmung ausgesprochen werden. Der Schleuderschutz arbeitet mit beispielhaft hoher Regelgüte und bremst den Schweden nicht stärker ein als nötig. In Summe macht der Volvo V60 B4 Diesel fahrdynamisch also nichts falsch, ist aber eben auch kein Ausbund an Dynamik.

Da ist der hinterradgetriebene Bayer aus diesem Vergleichstest aus ganz anderem Holz geschnitzt. Wer aus dem Volvo umsteigt, stellt verwundert fest, wie unmittelbar der BMW 3er Touring die Richtungsvorgaben über die optional erhältliche variable Sportlenkung sowie seine Fahrwerksgeometrie in hohe Kurvenwilligkeit umsetzt. Dazu trägt nicht nur das niedrigere Leergewicht gegenüber seinem Konkurrenten bei (BMW: 1760, Volvo: 1839 Kilogramm), sondern auch die ausgeglichenere Gewichtsverteilung zwischen Vorder- und Hinterachse (BMW: 48,2 zu 51,8 Prozent, Volvo: 55,5 zu 44,5 Prozent). Zusammen mit der gegen Auf-preis erhältlichen Sportbereifung im Mischformat (225/40 R 19 vorn, 255/35 R 19 hinten) bietet der BMW 320d Touring eine bessere Traktion und ermöglicht obendrein höhere Kurventempi samt engerer Linien. Die Eindrehtendenz seines Hecks infolge von Gaslupfern macht ihn auf dem Rundkurs zum unterhaltsamen Spielkameraden. Zurück im Auto-Alltag überzeugt er – ebenso wie sein Kontrahent – mit erfreulich kurzen Bremswegen.

Vergleichstest So testet die AUTO ZEITUNG
So testet die AUTO ZEITUNG 5000 Punkte in fünf Kapiteln

 

Kosten/Umwelt: Volvo V60 deutlich günstiger

"Premium-Marken verlangen Premium-Preise". Eine Binsenweisheit, für die man direkt fünf Euro ins Phrasenschwein werfen darf. Wie sich aber die Preise entwickelt haben, macht definitiv sprachlos. Ein Beispiel gefällig? 2022 kostete ein BMW 320d Touring ab 46.900 Euro, 2023 sind es 54.900 Euro – mithin also satte 8000 Euro mehr, Facelift hin oder her. Auch Volvo zeigt sich alles andere als zurückhaltend und langen mit einem Grundpreis von 52.800 Euro ähnlich herzhaft zu. Wir reden hier – wohlgemerkt – über Motorisierungen, die keineswegs die Spitze der jeweiligen Antriebspalette darstellen. Folglich verliert der BMW 3er Touring, der mit den testrelevanten Extras fast 63.000 Euro kostet, gegenüber dem Volvo V60 B4 Diesel (bewerteter Preis: 54.350 Euro) kräftig Punkte. Die höhere Wertstabilität und der daraus geringfügig niedrigere Wertverlust reißen die Preis-Schlappe des BMW ebenso wenig heraus wie die niedrigeren Werkstatt- und Kraftstoffkosten. Die teureren Versicherungsprämien verstärken die Niederlage des BMW im Kostenkapitel des Vergleichstests weiter.

Vergleichstest Volvo XC60/Volvo V60
Volvo V60/Volvo XC60: Vergleich Volvo V60 und XC60 im Vergleich

 

Technische Daten & Messwerte von BMW 320d Touring & Volvo V60 B4 Diesel

AUTO ZEITUNG 06/2023BMW 320d TouringVolvo V60 B4 Diesel
Technik
Zylinder/Ventile pro Zylin.R4/4; Biturbodiesel, 48-Volt-Mild-Hybrid-Technik, Starter-GeneratorR4/4; Biturbodiesel, 48-Volt-Mild-Hybrid-Technik, Starter-Generator
Hubraum1995 cm³1969 cm³
Leistung190 PS/140 kW bei 4000 /min (E-Motor: 8 kW/11PS)197 PS/145 kW bei 4000 /min (E-Motor: 10 kW/14 PS)
Max. Drehmoment400 Nm bei 1750-2500 /min (E-Motor: k.A.)420 Nm bei 1750-2750 /min (E-Motor: 40 Nm)
Getriebe/Antrieb8-Stufen-Automatik; Hinterrad8-Stufen-Automatik; Vorderrad
Messwerte
Leergewicht (Werk/Test)1635/1760 kg1728/1839 kg
Beschleunigung 0-100 km/h (Test)7,3 s8,1 s
Höchstgeschwindigkeit (Werk)230 km/h180 km/h
Bremsweg aus 100 km/h
kalt/warm (Test)
35,9/34,9 m36,0/34,2 m
Verbrauch auf 100 km (Test/WLTP)6,4/5,6 l D6,6/5,6 l D
CO2-Ausstoß (Test/WLTP)170/148 g/km175/149 g/km
Preise
Grundpreis54.900 €52.800 €
Testwagenpreis62.590 €54.350 €
 

Ergebnis in Punkten

Gesamtbewertung (max. Punkte)BMW 320d TouringVolvo V60 B4 Diesel
Karosserie (1000)691667
Fahrkomfort (1000)756721
Motor/Getriebe (1000)714669
Fahrdynamik (1000)687656
Eigenschaftswertung (4000)28482713
Kosten/Umwelt (1000)301317
Gesamtwertung (5000)31493030
Platzierung12

 
Elmar Siepen Elmar Siepen
Unser Fazit

In der Facelift-Version hat der Sieger des Vergleichstests, der BMW 320d Touring, einen sehr hohen Reifegrad erreicht. In der Summe seiner Eigenschaften ist der Bayer trotz seiner moderaten Leistung alles andere als ein Langweiler. Er beherrscht die Transportpflicht genauso wie die Fahrspaß-Kür. Geht es um die Preisgestaltung, bekommt der Spaß aber einen großen Dämpfer. Beim Volvo V60 B4 Diesel darf man Gelassenheit nicht mit Langeweile verwechseln. Er ist ein entspanntes Reisemobil für viele Kilometer, das günstiger als sein Gegner kommt, aber in vielen Punkten nicht an dessen Feinschliff heranreicht.

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