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Geht auch ganz einfach:
Alle Tests zum Toyota bZ4X

Toyota bZ4X: Test Kommt der bZ4X zu spät zur Party?

Stefan Novitski Freier Mitarbeiter
Inhalt
  1. Der Toyota bZ4X im Test
  2. Die Ladelogik schont den Akku, nicht die Nerven
  3. Die Technik des Toyota bZ4X
  4. Connectivity-Check
  5. Messwerte & Technische Daten des Toyota bZ4X
  6. Fazit

Das hat gedauert: Mit dem neuen bZ4X bringt Toyota jetzt seinen ersten eigenständigen Stromer. Was der Debütant kann, prüfen wir im Test

PositivKomfortable Federung, wertige Materialien, viel Knieraum im Fond
NegativRecht hoher Verbrauch, mäßige Ladegeschwindigkeit, zu lange Bremsweg

Den Überraschungseffekt des späten Gastes hat der Toyota bZ4X eigentlich nicht nötig, schließlich zieht die gekonnt gestylte Silhouette des Kompakt-SUV im Test auch so die Blicke auf sich. An der Tatsache, dass Toyota wirklich spät dran ist mit seinem ersten eigenständigen Elektroauto, ändert das jedoch nichts. Das Problem: Ein paar Konkurrenten haben inzwischen eindrucksvoll unter Beweis gestellt, wie sich das Thema Elektromobilität überzeugend in die Tat umsetzen lässt, während Toyota sich lange nur auf seine Hybrid- und Wasserstoffstrategie konzentriert hat. Umso gespannter sind wir jetzt, dem bZ4X das Blech abzuklopfen. Knapp unter zwei Tonnen bleibt der 4,69 Meter lange Fronttriebler. Ein Elektromotor speist die Vorderachse mit 150 kW / 204 PS und 265 Newtonmeter Drehmoment – für freudiges Kribbeln sorgen diese Werte nicht unbedingt. Etwas aufregender fällt da schon der modern gestaltete Innenraum aus, der mit seinem mit Stoff bezogenen Armaturenbrett (Serie) und soliden Kippschaltern der separaten Klimabedienung durchaus wertig anmutet. Das optionale Comfort- (6900 Euro) und das Technik-Paket (3700 Euro) peppen die Sache weiter auf. Türverkleidungen in Kunstleder, die elektrische Heckklappe, das 360-Grad-Kamerasystem, elektrische Sitze und der 12,3 Zoll große, hochauflösende Zentralschirm mit kabelloser Smartphone-Kopplung (Apple CarPlay/Android Auto) gehören zum Comfort-Paket. 20-Zoll-Räder, automatisiertes Einparken, Lederimitat mit Sitzbelüftung vorn und Sitzheizung im Fond, Matrix-LED-Scheinwerfer sowie das JBL-Soundsystem sind Bestandteil des Technik-Pakets. Ausreichend Platz gibt es schon auf den Vordersitzen, geradezu ausufernd fällt der Knieraum jedoch im Fond des bZ4X aus. Chauffeurs-Qualitäten attestieren wir dem Toyota bZ4X dennoch nicht. Die Innenhöhe im Fond liegt mit 93 Zentimetern eher auf ordentlichem Kleinwagen-Niveau. Zudem ist die Sitzanlage elektrotypisch flach. Durchaus komfortabel schmiegen sich dagegen die Vordersitze an die Rücken. Der Seitenhalt könnte allerdings ausgeprägter sein und die Lordosenstütze zweifingerbreit tiefer in die Wirbelsäule drücken. Leicht überfrachtet mutet das Lenkrad mit seiner etwas ungewöhnlichen, weil ansteigenden Lenksäule an, auf dem der Eyetracking-Sensor sitzt, der die Aufmerksamkeit der Person am Steuer überwacht. Dahinter sitzt das sieben Zoll große Fahrerdisplay, auf dem sich über die Lenkradtasten neben der Verbrauchsanzeige und der Senderliste auch die einzelnen Assistenten anzeigen sowie ein- und ausschalten lassen – in Summe alles noch recht übersichtlich. So muss das zentrale Touchdisplay seltener bedient werden. Gut so, denn um den äußeren rechten Rand des breiten Bildschirms zu erreichen, benötigt man lange Arme. Auch interessant: Unsere Produkttipps auf Amazon

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Der Toyota bZ4X im Test

Knapp über dem Gefrierpunkt liegen die Temperaturen an diesem frühen Testtag, der noch im Dunklen beginnt. Die Reichweitenanzeige verspricht im vollgeladenen Zustand knapp 300 Kilometer. Heizung in Eco-Stellung, schon sind 24 Kilometer hinzugewonnen. Heizung komplett deaktivieren, und die Prognose schnellt auf knappe 400 Kilometer. Sehr verführerisch, doch bis zum Ziel sind ohnehin zwei Ladestopps eingeplant, Frieren am Steuer ist somit vollkommen überflüssig. Gemächlich stromert der Toyota bZ4X von der Ladesäule. Doch sobald etwas mehr Last ins Spiel kommt, macht sich der Antrieb auch akustisch bemerkbar. Störend wirkt der Elektrosound zwar nicht. Klanglich ist das Ganze jedoch schon etwas auffälliger, weil bereits viele Stromer beim Summen ihrer Vortriebsmelodie zurückhaltender agieren. Ein Tastendruck rechts neben dem Getriebedrehsteller aktiviert den Ein-Pedal-Modus, wodurch erwartungsgemäß beim Lupfen des Fahrpedals eine stärkere Verzögerung auftritt. Richtig feinfühlig dosierbar gelingt das zwar nicht, zum entspannten Mitschwimmen in der City reicht der Modus aber allemal. Entspannt ist das Stichwort, denn stressige Allüren verkneift sich der bZ4X nämlich jederzeit, zumindest beim Fahren. Das beginnt schon bei der Lenkung, die trotzt starker Servounterstützung noch einen Rest Rückmeldung parat hält, aber stets mit leichter Verzögerung auf Lenkbefehle reagiert. Unter Volllast verschont das Kompakt-SUV seine Insass:innen mit übertriebenem Elektro-Punch – gut so! Dennoch unterbietet der Toyota bZ4X seine Werksangabe für den Sprint auf 100 km/h mit 7,4 Sekunden knapp. Mehr Power wünschen wir uns hingegen von den Bremsen. Mit kalter als auch warmer Bremse benötigt der bZ4X wirklich unterdurchschnittliche 41 beziehungsweise 40 Meter, um aus 100 km/h zu Stillstand zu kommen. Überraschend ist das Testergebnis nicht: Schon sein Schwestermodell Subaru Solterra fiel im Vergleichstest (Ausgabe 26/2022) mit zu langen Bremswegen auf.

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Die Ladelogik schont den Akku, nicht die Nerven

Zu den Stärken des Toyota bZ4X zählt hingegen das ordentlich abgestimmte Fahrwerk. Mit den optionalen 20-Zöllern filtert der bZ4X Frostaufbrüche bei langsamer Geschwindigkeit zwar nicht ganz so sauber weg, doch ansonsten reagieren die straffen Federn und Dämpfer auf Unebenheiten im Asphalt mit viel Verständnis für die Bandscheiben der Insassen. Auch die Aufbaubewegungen der immerhin 1,65 Meter hohen Karosserie halten sich zurück. Feinfühlige verspüren beim Überfahren von Kanten jedoch eine etwas strammer angebundene Hinterachse, die die Karosserie dann leicht nicken lässt. Trotz der niedrigen Temperaturen enttäuscht der Testverbrauch von 27,4 kWh/100 km (minimal 22,7 kWh). Damit die häufigen Ladestopps auf langen Strecken nicht zur Geduldsprobe werden, sollte man mit unter zehn Prozent Akku-Ladung am Schnelllader vorfahren. Andernfalls bleiben Werte jenseits von 100 kW Ladeleistung theoretischer Natur. Über 80 Prozent hinaus laden ergibt auch keinen Sinn, wenn die Ladestopps kurz ausfallen sollen. Denn die Ladeleistung fällt in diesem Bereich drastisch ab (siehe Ladekurve). Da, wo der Toyota bZ4X seinen Akku mit acht kW schont, schöpfen die meisten anderen Stromer mit Schnellladetechnik noch mit vielfacher Ladeleistung in wenigen Minuten wertvolle zusätzliche Kilometer Reichweite. Schade, ausgerechnet beim Laden verspielt der späte Partygast wichtige Sympathien.

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Die Technik des Toyota bZ4X

Bis zu 150 kW maximale Ladeleistung verspricht Toyota für den 71,4 großen Lithium-Ionen-Akku. Der Höchstwert lag im Test bei Temperaturen um drei Grad Celsius immerhin bei 118 kW. Nach dem Peak fiel die Ladekurve des Toyota bZ4X jedoch sehr schnell ab. Dennoch: In 34 Minuten lud sich der Akku von zehn bis 80 Prozent SoC. Ab 80 Prozent nahm die Ladeleistung allerdings drastisch ab und verharrte bei acht kW, um den Akku laut Toyota zu schonen, der immerhin eine Garantie von bis zu zehn Jahren oder 1.600.000 Kilometern hat. Dennoch nervig, denn weitere 20 Minuten laden (von 80 bis 85 Prozent SoC) brachten lediglich weitere 13 Kilometer Reichweite. Angesichts der langen Restladezeit brachen wir den Vorgang ab.

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Connectivity-Check

Die Sprachbedienung reagiert auf viele Befehle und steuert auch Fahrzeugfunktionen wie die Fensterheber, reguliert die Radiolautstärke bei Aktivierung allerdings nicht automatisch herunter. Etwas zu einfach gestaltet ist auch die Ladeanzeige. Ihr fehlen Prozentangabe sowie aktuelle Reichweite. Gut im Test: Die vielen Assistenten des Toyota bZ4X lassen sich per Lenkradfernbedienung im sieben Zoll großen Fahrerdisplay ein- und ausschalten (rechts).

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Messwerte & Technische Daten des Toyota bZ4X

AUTO ZEITUNG 01/2023Toyota bZ4X
Technik
Motorpermanenterregte Synchronmaschine vorn
Systemleistung150 kW/204 PS
Systemdrehmoment265 Nm
BatterieLithium-Ionen-Akku, wassergekühlt
Spannung/Kapazität (brutto)352 Volt/71,4 kWh
Max. Ladeleistung DC/AC11/150 kW
Ladeanschluss/OrtAC, DC/vorne links
Getriebe/AntriebKonstantübersetzung; Vorderradantrieb
Messwerte
Leergewicht/Zuladung1948/517 kg
Beschleunigung 0-100 km/h (Test)7,4 s
Höchstgeschwindigkeit (Werk)160 km/h
Bremsweg aus 100 km/h
kalt/warm (Test)
41,0/40,0 m
Verbrauch auf 100 km (Test/WLTP)27,4/16,7 kWh
CO2-Ausstoß100 g/km
Reichweite (Test/WLTP)315/442 km
Preise
Grundpreis47.490 €

 
Stefan Novitski Stefan Novitski
Unser Fazit

Der solide Toyota bZ4X gefällt im ersten Test mit Komfort, guter Verarbeitungsqualität und ordentlichen Platzverhältnissen. In Sachen Effizienz und Ladegeschwindigkeit hätten wir uns allerdings mehr erwartet. Insbesondere angesichts des vergleichsweise hohen Preises kann der Elektro-Nachzügler hier nicht überzeugen.

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