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Geht auch ganz einfach:

Tesla Model 3/VW ID.3: Vergleichstest ID.3 fordert Model 3 heraus

Caspar Winkelmann
Inhalt
  1. Tesla Model und & VW ID.3 im Vergleichstest
  2. Fahrkomfort: VW ID.3 komfortbetonter
  3. Motor/Getriebe: Tesla Model 3 deutlich stärker & schneller
  4. Fahrdynamik: VW ID.3 im Vergleich träger
  5. Umwelt/Kosten: Tesla Model 3 günstiger und effizienter
  6. Messwerte & technische Daten: Tesla Model 3 und VW ID.3
  7. Fazit

Der Elektromobilität gehört bei VW die Zukunft – und sie ist längst Teil der Gegenwart. In einem der spannendsten Vergleichstests des Jahres 2021 muss sich der VW ID.3 dem Tesla Model 3 stellen.

Gesamtbewertung (max. Punkte)Tesla Model 3VW ID.3
Karosserie (1000)566566
Fahrkomfort (1000)664704
Motor/Getriebe (1000)770696
Fahrdynamik (1000)720658
Eigenschaftswertung (4000)27202624
Kosten/Umwelt (1000)422395
Gesamtwertung (5000)31423019
Platzierung12

Im Vergleichstest muss der Kompaktstromer VW ID.3 zeigen, ob er dem Bestseller Tesla Model 3 bereits gewachsen ist. Strom und Digitalisierung – so kann man die Strategie von Volkswagen arg verkürzt zusammenfassen. Der zweitgrößte Autobauer der Welt fokussiert sich auf Elektromobilität und autonomes Fahren. Bis 2025 wollen die Wolfsburger 35 Milliarden Euro in diese Technologien investieren. Ende des Jahrzehnts sollen in Europa sechs sogenannte Gigafabriken für Batteriezellen entstehen. Noch gibt bei der Batterietechnologie und Software jedoch Elektropionier Tesla den Takt an. Und neben irrwitzig hohen Aktienkursen sind die US-Amerikaner längst auch in harter Währung  erfolgreich: 2020 verkaufte sich das Tesla Model 3 weltweit über 360.000 Mal – mehr als jedes andere E-Auto.

Der VW ID.3 im Fahrbericht (Video):

 
 

Tesla Model und & VW ID.3 im Vergleichstest

Der VW ID.3 ist der erste Volkswagen, der auf dem Modularen E-Antriebs-Baukasten (MEB) steht. Mit 4,26 Metern Außenlänge ist der Stromer im Crossover-Gewand ein Kompaktauto. Ganz anderes das Tesla Model 3, das 14 Zentimeter flacher baut, den VW dafür in der Länge um 43 Zentimeter überragt und so auf Mittelklasseniveau liegt. Die Facelift-Version erkennt man von außen an den nun in mattschwarz statt chromfarben ausgeführten Türgriffen und Fensterleisten. Im Interieur sitzt man elf Zentimeter näher an der Straße als im VW, während Fahrer:innen und Co-Pilot:innen durch die große Innenbreite eine bessere seitliche Bewegungsfreiheit vorfinden. Der ID.3 kontert im Vergleichstest dank der schmalen Mittelkonsole mit mehr Beinraum. Im Fond ist es für Passagiere über 1,80 Meter Körpergröße hier wie dort nicht gerade üppig um die Kopffreiheit bestellt. Im Gegenzug offeriert der Niedersachse immerhin einen besser nutzbaren Knieraum. 385 bis 1267 Liter beträgt das Laderaumvolumen des Steilheck-VW, während die US-Limousine 542 Liter Stauraum zu bieten hat. 486 Liter Gepäck passen in den normalen Kofferraum hinten, der sogenannte Frunk unter der Fronthaube ist 56 Liter groß. Mit jeweils rund 430 Kilogramm Zuladung liegen die beiden Stromer gleichauf, der Tesla darf jedoch bis zu 1000 Kilogramm schwere Anhänger ziehen, während der VW nicht als Zugfahrzeug eingesetzt werden kann und auch keine Dachboxen transportieren darf. Nahezu alle Funktionen werden im Tesla Model 3 über einen 15 Zoll großen Touchscreen gesteuert, der zugleich das einzige Anzeigeinstrument ist. Der VW ID.3 bietet neben dem Mittelbildschirm noch ein Infodisplay hinter dem Lenkrad, und je nach Version ist auch ein Head-up-Display an Bord. Nachgebessert hat Tesla in puncto Qualitätsanmutung: Anders als im ID.3 mit seinen einfachen Materialien sind Türverkleidungen oder Armaturenträger im Model 3 vollständig mit geschäumten Kunststoffen überzogen. Die Spaltmaße verlaufen gleichmäßiger als bei früheren Testwagen, die Verarbeitung erreicht jedoch nicht VW-Niveau.

Elektroauto VW ID.3 (2020)
VW ID.3 (2020): Preis/Innenraum/Reichweite Software-Update für den ID.3

 

Fahrkomfort: VW ID.3 komfortbetonter

Gleiches gilt für den Sitzkomfort. Die optionalen ergoActive-Sitze des VW ID.3 bieten in diesem Vergleichstest nicht nur eine bessere Konturierung, sondern auch eine ausziehbare Oberschenkelauflage und sogar eine Massagefunktion. Im Tesla Model 3 sitzt man zwar auch auf langen Strecken kommod, die Beinauflage fällt aber kürzer und der Seitenhalt bescheidener aus. Zudem bietet die konturarme und tief montierte Rücksitzbank weniger Beinabstützung als das Pendant im ID.3. Überhaupt präsentiert sich der VW im Alltag komfortbetonter als sein Rivale: Wind- und Abrollgeräusche dringen gedämpfter zu den Insassen durch und auch der Federungskomfort überzeugt: Der Testwagen verfügte über adaptive Dämpfer, die es derzeit aber nur für den ab 47.105 Euro erhältlichen ID.3 Max gibt. Der VW ID.3 federt auf Kanten oder abgesenkten Kanaldeckeln sensibler an als das spürbar straffer abgestimmte Tesla Model 3 und zeigt auf groben Fahrbahnverwerfungen ein ausgeprägteres Schluckvermögen. Wellige Straßenbeläge werden jedoch mit stärkeren Karosseriebewegungen quittiert.

Elektroauto Tesla Model 3 (2017)
Tesla Model 3 (2018) Tesla preist Model 3 neu ein

 

Motor/Getriebe: Tesla Model 3 deutlich stärker & schneller

Als Basismodell Standard Plus verfügt das Tesla Model 3 ebenso wie der VW ID.3 über eine flüssigkeitsgekühlte Synchronmaschine an der Hinterachse mit 325 PS Spitzenleistung und maximal 420 Newtonmeter Drehmoment. Der VW ist mit 204 PS und 310 Newtonmeter deutlich schwächer, wiegt zudem gut 200 Kilogramm mehr als sein Rivale und liefert dementsprechend trägere Fahrleistungen. Den Sprint auf Tempo 100 erledigt der Tesla in gerade einmal 5,7 Sekunden (VW: 7,1 Sekunden) und hat bis 150 km/h einen knapp sechssekündigen Vorsprung herausgefahren. Und während der VW bei Tempo 160 km/h abgeregelt wird, läuft der Ami in der Spitze 225 km/h. Unsere Verbrauchsfahrten fanden bei Temperaturen von rund fünf Grad über dem Gefrierpunkt statt – nicht gerade optimale Bedingungen für die kälteempfindlichen E-Autos. Hatte der ID.3 bei sommerlichen Bedingungen 2020 noch einen niedrigen Testverbrauch realisieren können, sind es nun 21,0 kWh auf 100 Kilometer. Das Model 3 präsentiert sich im Vergleichstest deutlich effizienter und gibt sich in Anbetracht von Leistung und winterlichem Schmuddelwetter mit mustergültigen 16,8 kWh zufrieden. Die resultierenden Reichweiten betragen für den ID.3 mit 58-kWh-Akku 276 Kilometer und für den Tesla mit etwas kleinerem 55-kWh-Stromspeicher 327 Kilometer. Im Stadtverkehr mit vielen Rekuperationsphasen erreicht der Tesla zudem Verbräuche von unter 12 kWh auf 100 Kilometer. Das ist weniger als bei allen anderen von uns bisher getesteten E-Autos und erlaubt eine Reichweite von über 460 Kilometer. Bei konstanter Autobahnfahrt mit Tempo 120 schafft der VW ID.3 gut 250 Kilometer ohne Nachladen, das Tesla Model 3 kommt mit einer Akkuladung rund 300 Kilometer weit. Auch die maximal mögliche Gleichstrom-Ladeleistung liegt beim Model 3 mit 170 kW um 70 kW höher als beim VW, der im Testbetrieb an Schnellladestationen übrigens in der Spitze mit 74 kW laden konnte – der Tesla erreichte dagegen über 120 kW. Ein wichtiges Kaufargument ist zudem die gut ausgebaute Supercharger-Ladeinfrastruktur von Tesla mit 601 Standorten in ganz Europa.

Vergleichstest Opel Corsa-e/VW ID.3: Vergleich
Opel Corsa-e/VW ID.3: Vergleich Opel und VW im E-Vergleich

 

Fahrdynamik: VW ID.3 im Vergleich träger

Statt wie die Wolfsburger:innen beim VW ID.3 zur Effizienzsteigerung auf besonders rollwiderstandsoptimierte Reifen zu setzen, ist das Tesla Model 3 inzwischen standardmäßig mit Ultra-High-Performance-Reifen von Michelin im 18-Zoll-Format ausgestattet. Bei den Dynamikprüfungen kann sich der nur 1627 Kilogramm schwere US-Stromer auch deswegen als sportliche Limousine in Szene setzen: Lenkbefehle setzt der Tesla über die präzise Lenkung zackiger um als der im Vergleichstest träger wirkende VW, baut in Kurven ein viel höheres Gripniveau auf und zeigt dem ID.3 auch bei den Zwischensprints die Rücklichter. Der Wolfsburger ist in der Slalomgasse und auf dem Handlingparcours nicht nur langsamer unterwegs und wird früher von den Regelsystemen eingebremst, er präsentiert sich insgesamt auch distanzierter und pflegt eine weniger innige Kommunikation mit dem Fahrer als das animierende Tesla Model 3. Die jeweils kürzeren Kalt- und Warmbremswege sprechen ebenfalls für den Tesla: Mit warmen Stoppern kommt er nach 33,8 Metern zum Stehen – anderthalb Meter vor dem VW ID.3.

Vergleichstest BMW 330i/Tesla Model 3
BMW 330i/Tesla Model 3: Dynamik-Vergleich Welcher 3er ist der bessere Dynamiker?

 

Umwelt/Kosten: Tesla Model 3 günstiger und effizienter

42.990 Euro kostet das Tesla Model 3 Standard Plus. Zuzüglich Bearbeitungsgebühr und abzüglich 9570 Euro Förderprämie zahlen Kund:innen schließlich faire 34.400 Euro, zumal die serienmäßige Sicherheits-, Multimedia- und Komfortausstattung ihresgleichen sucht: Egal ob Abstandsregeltempomat, voll vernetztes Infotainment, Wärmepumpe oder (vegane) Ledersitze – das Model 3 ist immer üppig ausstaffiert. Den VW ID.3 gibt es mit 58-kWh-Akku, 204 PS und viel weniger Ausstattung ab 36.495 Euro, abzüglich der Förderung sind es 26.925 Euro. Die in unserem Testwagen installierten adaptiven Dämpfer sind an die Ausstattung Max, die 10.610 Euro Aufpreis kostet, gekoppelt. Mit 39.335 Euro liegt der testrelevante Preis des kompakten Wolfsburgers deswegen knapp 5000 Euro über dem des Tesla. Für den VW sprechen im Vergleichstest die erheblich günstigeren Versicherungseinstufungen, während Tesla umfangreichere Garantien gewährt und beim Model 3 aufgrund des niedrigeren Verbrauchs geringere Stromkosten anfallen.

Vergleichstest Kia e-Niro/Hyundai Kona Elektro/BMW i3/VW ID.3
i3/Kona Elektro/e-Niro/ID.3: Vergleichstest Der ID.3 stellt sich dem Vergleichstest

 

Messwerte & technische Daten: Tesla Model 3 und VW ID.3

AUTO ZEITUNG 08/2021Tesla Model 3 Standard PlusVW ID.3
Technik
E-MotorSynchronmschine; permanent
erregt, flüssigkeitsgekühlt
Synchronmschine; permanent
erregt, flüssigkeitsgekühlt
Systemleistung239 kW/325 PS150 kW/204 PS
Systemdrehmoment420 Nm310 Nm
BatterieLithium-Ionen, klimatisiertLithium-Ionen, klimatisiert
Spannung/Kapazität netto350 V / 55 kWh396 V / 58 kWh
Max. Ladeleistung DC/AC170 / 11 kW100 / 11 kW
Getriebe/AntriebKonstantübersetzung / HinterradKonstantübersetzung / Hinterrad
Messwerte
Leergewicht (Werk/Test)1651/1627 kg1730/1838 kg
Beschleunigung 0-100 km/h (Test)5,7 s7,1 s
Höchstgeschwindigkeit (Werk)225 km/h160 km/h
Bremsweg aus 100 km/h
kalt/warm (Test)
35,3/33,8 m36,5/35,3 m
Verbrauch auf 100 km (Test/WLTP)16,8/14,0 kWh21,0/15,4 kWh
CO2-Ausstoß (Test/WLTP)67,4 / 0 g/km84,2 / 0 g/km
Reichweite (Test/WLTP)327 km276 km
Preise
Grundpreis42.990 €36.495 €
Testwagenpreis34.400 €39.335 €

 
Caspar Winkelmann Caspar Winkelmann
Unser Fazit

Ihre große Elektro-Offensive haben die Wolfsburger:innen mit dem VW ID.3 eingeleitet. Im Vergleichstest präsentiert sich der Kompakte als alltagstauglicher, geräumiger und komfortabler Stromer. Zumindest in der Basis ist der VW auch dank Prämie fair eingepreist. Weshalb Tesla in vielen Bereichen Vorbild für die etablierten Autobauer ist und das meistverkaufte Elektro-Auto der Welt im Portfolio hat, stellt das Tesla Model 3 Standard Plus mit einem souveränen Testsieg unter Beweis: Auch in der Basis liefert die Mittelklasselimousine sportliche Fahrleistungen und erzielt gleichzeitig so niedrige Verbräuche wie kaum ein anderes E-Auto. Hinzu kommen eine ausgeprägte Querdynamik samt standfester Bremsen sowie eine reichhaltige Ausstattung. Die straffe Fahrwerksabstimmung muss man aber mögen.

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