Tempolimit (Deutschland): Aktuelle News Audi-Chef empfiehlt ein Tempolimit
- News: Audi-Chef offen für Tempolimit
- Bundesregierung (Ampelkoalition) gegen ein allgemeines Tempolimit in Deutschland
- Umfragen: So positionieren sich Autofahrende für/gegen das Tempolimit
- Erhöht ein generelles Tempolimit die Sicherheit? Studien & Fakten zum Thema
- Verkehr auf der Autobahn durch Tempolimit kaum langsamer
- Tempolimit: Studien zu Auswirkungen auf die Umwelt
- Deutscher Verkehrssicherheitsrat (DVR) für Tempolimit & ADAC rückt von Nein ab
Überraschend zeigt sich Audi-Chef Duesmann offen für ein Tempolimit – der Verband der Automobilindustrie, bei dem Audi Mitglied ist, spricht dagegen. Die AUTO ZEITUNG fasst Fakten und Studien zu den Auswirkungen eines Tempolimits auf die Umwelt und die Sicherheit im Straßenverkehr zusammen. Dieser Artikel wurde zuletzt am 28.10.2022 aktualisiert.
News: Audi-Chef offen für Tempolimit
Audi-Chef Markus Duesmann hat sich in der aktuellen Krise offen für Maßnahmen wie autofreie Tage und Tempolimits gezeigt. "Um uns in Deutschland besser einzustimmen auf die Lage und die Notwendigkeit des Sparens, könnte es wieder autofreie Tage geben, so wie in den 1970er-Jahren", sagte er am 26. Oktober 2022 der "Süddeutschen Zeitung". Auch ein Tempolimit könne ein hilfreiches Symbol sein. "Wir müssen umdenken, uns klar werden, dass sich unser Leben ändert." Geld "als einziger Regler" reiche für die aktuelle außergewöhnliche Situation nicht aus. Sollte es autofreie Tage geben, würde Duesmann sie auch privat nutzen, sagte er: "Wenn es ein Sonntag ist, werde ich mit meinem Rennrad über die gesperrte Autobahn fahren." Der Verband der Automobilindustrie (VDA), dem Audi angehört, ist anderer Meinung: "Fahrverbote als Reaktion auf steigende Energiepreise wie in den 70er-Jahren lehnen wir ab", sagte seine Präsidentin Hildegard Müller. Die Menschen wüssten selbst, wie man klug spare. "Das Fahrverhalten hat sich in den letzten Monaten bereits entsprechend entwickelt." Zudem solle weiter an einer situationsangepassten Geschwindigkeitsregulierung gearbeitet werden. Es gelte "Eigenverantwortung zu fördern statt mit Verboten und Belehrungen abzuschrecken".
Zur Begründung der Einstellung des Verfahrens gegen den Raser, der mit seiner 417-km/h-Fahrt in einem Bugatti Chiron über die Autobahn A2 medial große Aufmerksamkeit erfuhr, fügte die Generalstaatsanwaltschaft Naumburg im August 2022 einen Vorschlag hinzu: ein allgemeines Tempolimit auf deutschen Autobahnen von 200 km/h. Damit könnten extreme Rasereien, wie das des Bugatti-Fahrers, geahndet werden und schnelles Fahren trotzdem erlaubt bleiben. Zudem könnte eine Geschwindigkeitsbegrenzung bei 200 km/h den Geschwindigkeitstourismus abschwächen. Das Verfahren bleibt übrigens eingestellt, weil die Behörde zu wenig gegen den Mann in der Hand gehabt hätte. Damit bestätigte sie eine Entscheidung der Staatsanwaltschaft Stendal von Anfang Juni 2022, gegen die Beschwerde eingelegt worden war.
Um Ressourcen zu sparen, stimmten die Umweltminister:innen von Bund und Ländern bei ihrem zweitägigen Treffen in Wilhelmshaven vom 11. bis 13. Mai 2022, für ein Tempolimit auf Autobahnen. "Wir müssen Klimaschutz auch durch ein Tempolimit mit voranbringen", sagte der Vorsitzende der Umweltministerkonferenz, Niedersachsens Umweltminister Olaf Lies (SPD). Zwar hätten Bayern und Nordrhein-Westfalen in einer Protokollnotiz vermerkt, dass sie die Wirkung eines Tempolimits für begrenzt hielten und dieses "aus Gründen der Verhältnismäßigkeit" nicht mittrügen. Der Beschluss, der auch weitere Punkte zum Klimaschutz und zu den Auswirkungen des Krieges in der Ukraine enthält, sei aber einstimmig auch mit den Stimmen dieser beiden Bundesländer gefasst worden, sagte Lies. Eine Höhe des geforderten Tempolimits wurde im Beschluss nicht genannt. Lies favorisiert Tempo 130. Thüringens Umweltministerin Anja Siegesmund (Grüne) sagte, das Tempolimit sei eine "schnelle, effektive Maßnahme, um viele Millionen Liter Sprit und Tonnen CO2 im Jahr einzusparen". Es helfe dem Klimaschutz und mache unabhängiger von Ölimporten. Laut Umweltbundesamt verbraucht ein typisches Fahrzeug mit 90 km/h auf der gleichen Strecke 23 Prozent weniger Sprit als mit einer Geschwindigkeit von 110 Kilometer pro Stunde. Umweltverbände fordern seit langem die Einführung eines generellen Tempolimits. Die Umweltorganisation Greenpeace hatte bereits kurzfristig wirkende Maßnahmen vorgeschlagen, um Deutschlands Ölverbrauch zu senken – und damit die Importabhängigkeit von russischem Öl. Dazu zählt die Einführung eines temporären, auf die Dauer des Konflikts bezogenen Tempolimits von 100 km/h auf Autobahnen, 80 km/h auf Landstraßen und 30 km/h in Städten. Dies könnte den Verkehrsfluss verbessern, verbrauchsintensive Geschwindigkeitswechsel reduzieren und die Effizienz von Verbrennungsmotoren erhöhen. Auch interessant: Unsere Produkttipps auf Amazon
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Bundesregierung (Ampelkoalition) gegen ein allgemeines Tempolimit in Deutschland
SPD, Grüne und FDP haben sich in ihrem Koalitionsvertrag im November 2021 darauf verständigt, weder ein generelles Tempolimit auf Autobahnen (maximal 130 km/h) und Landstraßen (80 km/h) noch flächendeckend 30 km/h in Städten einzuführen. Man kann das Aus für ein generelles Tempolimit als Zugeständnis an die FDP werten. Denn noch vor der Bundestagswahl 2021 hatten die Grünen bekräftigt, im Falle einer Regierungsbeteiligung möglichst schnell ein generelles Tempolimit von 130 km/h auf deutschen Autobahnen durchsetzen zu wollen.
Umfragen: So positionieren sich Autofahrende für/gegen das Tempolimit
Die Ergebnisse einer Studie, die der Automobilclub Mobil in Deutschland in Auftrag gegeben hat, zeigt im September 2021, dass 52 Prozent der befragten Autofahrer:innen ein Tempolimit von 130 km/h ablehnt. Anders sieht es bei einer Studie der Allianz Direct-Versicherung aus. Sie hat nicht nur Autofahrer:innen befragt, sondern auch Menschen, die ausschließlich öffentliche Verkehrsmittel oder das Fahrrad nutzen oder nur zu Fuß unterwegs sind. Zudem war die Umfrage nur an Personen mit einem Alter unter 45 Jahren gerichtet. Beim Ergebnis der Allianz Direct-Studie haben 39 Prozent der Befragten für ein Tempolimit von 130 km/h gestimmt. 32 Prozent würden ein höheres Tempolimit, wie es aktuell jedoch nicht politische diskutiert wird, bevorzugen. Die Schlussfolgerung der Allianz Direct-Versicherung ist, dass 71 Prozent ein Tempolimit befürworten. Die jüngsten Umfrageteilnehmer:innen hatten übrigens den größten Anteil an Tempolimit-Gegner:innen.
Die Mehrheit der Deutschen ist für ein Tempolimit auf der Autobahn. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Bevölkerungsumfrage im Auftrag des Bundesumweltministeriums und des Umweltbundesamts im April 2021. Demnach sprachen sich 64 Prozent "auf jeden Fall" oder "eher" für ein Tempolimit von 130 km/h aus. Lediglich 36 Prozent gaben an, dass "eher nein" oder "auf gar keinen Fall" ein Tempolimit wollen. Zu einem ähnlichen Ergebnis kam eine Studie des Meinungsforschungsinstitutes Civey 2020 im Auftrag des Nachrichtenportals t-online.de. Von 5061 befragten Menschen sprachen sich 41 Prozent für ein Tempolimit aus, 31 Prozent waren dagegen. Die repräsentative Umfrage geht sogar noch einen Schritt weiter und beschäftigt sich auch mit der konkreten Höchstgeschwindigkeit eines möglichen Tempolimits: 15 Prozent der Befragten sind demnach der Meinung, dass ein Tempolimit auf der Autobahn sinnvoll wäre, jedoch oberhalb der geplanten 130 km/h liegen müsste. Für ein Tempolimit von 120 km/h sprachen sich weitere neun Prozent aus. Eine Umfrage von Autoscout24 befasst sich wiederum mit der Frage, ob Neuwagen – nach dem Vorbild von Volvo – auf 180 km/h begrenzt werden sollten. Dabei sprechen sich 60 Prozent der 1041 Befragten für eine Drosselung aus, 41 Prozent dagegen. Jeder Zweite glaubt, dass dadurch die Verkehrssicherheit steigen würde. 37 Prozent der Befragungsteilnehmer:innen sehen außerdem eine Chance auf eine niedrigere CO2-Belastung, sollte die Höchstgeschwindigkeit von Neuwagen begrenzt werden.
Erhöht ein generelles Tempolimit die Sicherheit? Studien & Fakten zum Thema
Was würde ein generelles Tempolimit von 130 km/h auf Deutschlands Autobahnen für die Sicherheit bedeuten? Zunächst muss man berücksichtigen, dass Deutschland zwar auf der ganzen Welt für seine unbeschränkten Autobahnen bekannt ist, dies aber nur noch für knapp die Hälfte aller Strecken gilt: Während rund ein Drittel aller Autobahnkilometer bereits beschränkt sind, müssen auch noch die Baustellen auf Strecken ohne Tempolimit abgezogen werden – im Januar 2019 waren das immerhin 1667 Kilometer. Das heißt: Nur auf 57,2 Prozent aller Autobahnstrecken gibt es kein Tempolimit – hier gilt die Richtgeschwindigkeit von 130 km/h. Zudem ist die Autobahn bereits ohne Tempolimit die sicherste Straßenart in Deutschland: So gab es 2017 auf Landstraßen mehr als dreimal so viele Verletzte und mehr als viermal so viele Getötete bei Unfällen. Auch in den Innenstädten ist der Straßenverkehr wesentlich gefährlicher. Rechnet man die Opferzahlen auf die gefahrenen Kilometer um, ergibt sich ein ähnliches Bild: Gibt es innerorts pro einer Milliarde gefahrener Kilometer 4,8 Verkehrstote, sind es auf der Landstraße sogar 6,6. Auf der Autobahn liegt die Quote bei 1,75. Überraschend: Während die Anzahl der Verletzten innerorts in den vergangenen Jahren wieder deutlich ansteigt, fällt der Zuwachs auf der Autobahn deutlich geringer aus. Generell hat sich die Anzahl der Verkehrstoten in Deutschland seit 1990 jedoch stark reduziert – auf der Autobahn um 72 Prozent. Die Ursachen: bessere Straßen (vor allem im Osten) und technischer Fortschritt in Sachen Sicherheitstechnik bei Neuwagen. Dank Airbags, soliderer Crashstrukturen, ESP und zahlreicher Assistenten sind unsere Autos heute sicherer als je zuvor. Wachsende Gefahren entstehen dagegen in der zunehmenden Ablenkung von Fahrern und anderen Verkehrsteilnehmern durch Smartphone und Co. Deren oft tödliche Auswirkungen betreffen aber den Verkehr in den Städten und auf den Landstraßen deutlich schwerer als auf den Autobahnen. Ein generelles Tempolimit würde daran nichts ändern.
Dass ein generelles Tempolimit auf Autobahnen nicht unbedingt mehr Sicherheit bedeutet, zeigt auch der internationale Vergleich: So gibt es in den meisten Ländern mit Tempolimits mehr Verkehrstote pro einer Milliarde gefahrener Kilometer als in Deutschland – sogar in Belgien, wo die Neuwagendichte ähnlich hoch ist wie in Deutschland. Unfallforscher:innen erklären das mit der erhöhten Monotonie auf Autobahnen mit niedrigem Tempolimit. Hier erreichen Menschen ihren Leistungszenit, wenn sie weder über- noch unterfordert sind. Mit weniger Überholvorgängen und ohne deutliche Tempounterschiede zwischen den Fahrspuren wären die eingelullten Fahrer:innen im Ernstfall nicht reaktionsbereit. Zudem würde die Gefahr von Müdigkeit am Steuer deutlich erhöht. Und die dadurch ausgelösten Unfälle enden oft tödlich. Außerdem sind an den schweren Unfällen auf Autobahnen mit Verletzten und Getöteten überdurchschnittlich häufig Lastwagen beteiligt. So geschehen 58,9 Prozent aller fatalen Lkw-Unfälle auf Autobahnen, bei Autos sind es nur 15,7 Prozent. Und für Lastwagen gilt bereits ein Tempolimit.
Eine österreichische Analyse der Verkehrsclub Österreich (VCÖ) von 2018 hingegen kommt zum Schluss, dass eine Geschwindigkeitsbegrenzung das Unfallrisiko auf Deutschlands Autobahnen deutlich senken würde. Der Pressemitteilung zufolge gab es in Deutschland im Schnitt der vergangenen drei Jahre (2015-2017) pro 1000 Autobahnkilometer 35 Prozent mehr Verkehrstote als auf Österreichs Autobahnen (93 zu 69). Auch die Zahl der Unfälle und der Verletzten war nach Angaben des VCÖ deutlich höher. Den Grund für das deutlich höhere Unfallrisiko führen die Österreicher:innen darauf zurück, dass es in Deutschland auf mehr als der Hälfte des Autobahnnetzes kein Tempolimit von 130 km/h gibt. In Österreich hingegen schon. Deutschlands Autobahnnetz ist 12.996 Kilometer lang, Österreichs Autobahn- und Schnellstraßennetz umfasst 2208 Kilometer. "Pro 1000 Autobahnkilometer gibt es in Österreich deutlich weniger Unfälle, weniger Verletzte und Todesopfer", fasst VCÖ-Experte Markus Gansterer die Analyse auf Basis von Daten des Deutschen Statistischen Bundesamts und der Statistik Austria zusammen. "Deutschlands Unfallbilanz könnte deutlich besser sein, wenn es am gesamten Autobahnnetz ein Tempolimit von 130 km/h gibt und nicht wie derzeit nur etwa auf der Hälfte. Mit dem Tempo nimmt der Anhalteweg zu, das Risiko eines Unfalls steigt dadurch", führt Gansterer weiter aus. So kam es 2017 je 1000 Autobahnkilometer in Österreich zu 1065 Verkehrsunfällen, in Deutschland waren es mit 1610 ganze 51 Prozent mehr. Mit 2592 Verletzten je 1000 Autobahnkilometer liegt die Zahl in Deutschland im gleichen Zeitraum 65 Prozent über der in Österreich (1573). Und die Zahl der Verkehrstoten auf Deutschlands Autobahnen und 1000 Autobahnkilometer war um ein Viertel höher. Im Schnitt der vergangenen drei Jahre – 2015 bis 2017 – war sie sogar um ein Drittel höher, so das Ergebnis der VCÖ-Analyse aus dem Juli 2018.
Verkehr auf der Autobahn durch Tempolimit kaum langsamer
In einer Studie von 2010 bis 2014 hat die Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) herausgefunden, dass ein Tempolimit den Verkehr auf der Autobahn kaum ausbremsen würde. Die meisten Autofahrer:innen halten sich nämlich ohnehin an die Richtgeschwindigkeit von 130 km/h. Nur jede:r dritte Verkehrsteilnehmer:in fährt auf Autobahnabschnitten ohne Geschwindigkeitsbegrenzungen schneller als 130 km/h. Schneller als 150 km/h ist wiederum nur jeder Zehnte unterwegs. Des Weiteren vergleicht die Studie die tatsächlich gefahrene Geschwindigkeit mit dem jeweils erlaubten Tempo – mit erstaunlichen Ergebnissen: Bei erlaubten 80 km/h betrug die durchschnittlich gefahrene Geschwindigkeit 87,4 km/h. Bei Tempo 100 waren es 103,3 km/h im Durchschnitt. Auf Autobahnabschnitten mit erlaubten 120 km/h wurden durchschnittlich lediglich 115,6 km/h gemessen. Bei erlaubten 130 km/h wurden im Durchschnitt sogar nur 118,3 km/h gefahren. Auf Strecken ohne Tempolimit betrug die Durchschnittsgeschwindigkeit 124,7 km/h. Die Daten der BASt-Studie wurden an 100 Messstellen zwischen den Jahren 2010 und 2014 gesammelt. Erkenntnisse, ob ein Tempolimit Auswirkungen auf die Umwelt und die Sicherheit hätte, liefert die Studie allerdings nicht. Laut einer Umfrage von Autoscout24 aus dem Juli 2020 beträgt die höchste je gefahrene Geschwindigkeit der Deutschen im Schnitt übrigens 194 km/h. Nur 15 Prozent der Befragten sind jemals schneller als 240 km/h unterwegs gewesen.
Tempolimit: Studien zu Auswirkungen auf die Umwelt
Laut Bundesverkehrsministerium wurden 2020 3,82 Milliarden Liter Benzin und 18,3 Milliarden Liter Diesel von Autos verbraucht. Eingespart werden können mit einem Tempolimit von 130 km/h einem Bericht der "tz" unter Berufung auf aktuelle Berechnungen zufolge 600 Millionen Liter Sprit, was 1,5 Millionen Tonnen CO2 entspricht. Auch Berechnungen des Umweltbundesamts (UBA) zufolge würde der Ausstoß von Treibhausgasen durch eine generelle Geschwindigkeitsbegrenzung deutlich gemindert. 1,9 Millionen bis 5,4 Millionen Tonnen CO2 könnten je nach Ausgestaltung pro Jahr eingespart werden, wie die Behörde am 28. Februar 2020 mitteilte. Bei erlaubten 120 km/h würden demnach 2,6 Millionen Tonnen CO2 vermieden, ein Tempolimit von 130 km/h noch 1,9 Millionen Tonnen – "und zwar sofort und ohne Mehrkosten", wie UBA-Präsident Dirk Messner sagte. Und wenn höchstens Tempo 100 erlaubt wäre, ließen sich sogar 5,4 Millionen Tonnen CO2 sparen. Für die Berechnungen, die dem UBA zufolge auf aktuellen Verbrauchsdaten von Pkw und leichten Nutzfahrzeugen basieren, seien Daten der Bundesanstalt für Straßenwesen zu Geschwindigkeiten auf der Autobahn herangezogen worden. Demnach hatten Pkw und leichte Nutzfahrzeuge auf deutschen Autobahnen in 2018 Treibhausgasemissionen in Höhe von rund 39,1 Millionen Tonnen CO2 verursacht, teilte das UBA mit. Bei einem Autobahn-Tempolimit von 120 km/h gebe es in Deutschland damit eine Einsparung von 6,6 Prozent in diesem Bereich. Allerdings muss jedoch beachtet werden, dass die Verkehrsdichte auf unseren Autobahnen mittlerweile so hoch ist, dass ohnehin im Durchschnitt kaum mehr als Richtgeschwindigkeit gefahren werden kann. Apropos Ersparnis: Von 2012 bis 2016 ging der durchschnittliche CO2-Ausstoß aller Neuwagen auf allen Straßen um 10,2 Prozent zurück. Wegen der Abkehr vom Diesel steigt er seitdem wieder. Bei Stickoxiden würde ein Tempolimit auf Autobahnen nicht zu einer messbaren Reduktion führen: Durch die starke Verwirbelung bei hohem Tempo wandelt sich das reaktionswillige NOX sowieso viel schneller in ungefährlichen Stickstoff um. Befürworter:innen eines Tempolimits versprechen sich, dass die Käufer:innen dann kleinere und schwächer motorisierte Neuwagen kaufen würden. Dem stehen die Erfahrungen aus Österreich und der Schweiz entgegen, wo seit Jahren streng überwachte Tempolimits gelten – trotzdem werden dort häufiger leistungsstarke Modelle gekauft. Von den spritfressenden Pick-ups und den SUV in den USA ganz zu Italien USA schweigen.
Deutscher Verkehrssicherheitsrat (DVR) für Tempolimit & ADAC rückt von Nein ab
Mit dem Deutschen Verkehrssicherheitsrat (DVR) hat die Forderung nach einem Tempolimit von 130 km/h auf Deutschlands Autobahn im Mai 2020 einen neuen Fürsprecher gewonnen, wie Spiegel Online berichtet. Der DVR hat sich die Senkung der Anzahl von Schwerverletzten und Toten im Straßenverkehr zur Hauptaufgabe gemacht und beschloss deswegen bereits vor zehn Jahren die "Vision Zero" von null Verkehrstoten. Nach anfänglichen Anfeindungen steht diese heute im Koalitionsvertrag der aktuellen Regierung. Nun sieht der DVR auch in einer generellen Geschwindigkeitsbegrenzung eine kostengünstige und schnell umsetzbare Option, um die Sicherheit im Straßenverkehr weiter zu erhöhen. Vor allem auf den rund 70 Prozent der deutschen Autobahn ohne Tempolimit würde dies dem DVR zufolge zu kürzeren Anhaltewegen und weniger schweren Unfällen führen. In besonderen Fällen wolle der DVR aber auf geeigneten Streckenabschnitten ein höheres Tempolimit als das generell angepeilte Tempolimit von 130 km/h erlauben, so der Spiegel weiter. Die Stimme des DVR hat in der Diskussion um ein Tempolimit auf der deutschen Autobahn durchaus politisches Gewicht, da dort zahlreiche Organisationen, die mit dem Thema Verkehrssicherheit zu tun haben – etwa der ADAC und der Verband der Automobilindustrie – Mitglied sind.
Der ADAC, mit gut 21 Millionen Mitglieder:innen der größte Automobilclub Deutschlands, rückt von seiner jahrzehntelangen ablehnenden Haltung gegenüber einem Tempolimit in Deutschland ab. Der ADAC "sei nicht mehr grundsätzlich" gegen eine Geschwindigkeitsbegrenzung, sagte der Verkehrspräsident, Gerhard Hillebrand, im Januar 2020 der Deutschen Presse-Agentur. Aber auch wenn der ADAC von seinem strikten Nein abrückt – ein Ja bedeutet das auch nicht. Hillebrand erläutert, dass die Diskussion um Tempo 130 emotional geführt werde und bei den Mitglieder:innen polarisiere. "Deshalb legt sich der ADAC in der Frage aktuell nicht fest", so Hillebrand weiter. Die Auswirkungen eines Tempolimits sollten ihm zufolge dringend in einer umfassenden Studie geklärt werden. "Diese würde eine belastbare Entscheidungsgrundlage liefern." 52 Prozent der Mitglieder:innen hatten zuletzt im Mai 2022 im Rahmen einer Umfrage für ein Tempolimit votiert, 44 Prozent dagegen. Im Zuge dessen bekräftigte der ADAC seine Haltung, der Politik keine Empfehlung auszusprechen und appelierte erneut an eine Versachlichung der Tempolimit-Debatte. Die Autoindustrie hält derweil an ihrem Nein zu einem generellen Tempolimit in Deutschland fest. Die Haltung sei unverändert, sagte ein Sprecher des Verbands der Automobilindustrie (VDA) und verwies dabei auf eine Mitteilung aus dem Dezember 2019. Der VDA hatte damals erklärt, die Debatte sei "nicht hilfreich" und helfe weder der Umwelt noch der Sicherheit. Zudem seien deutsche Autobahnen die sichersten Straßen.
Mit dpa