Airbag im Auto: Wer kennt alle zehn Fakten zum Lebensretter?
Der Airbag ist fester Bestandteil der Sicherheitssysteme moderner Autos. Wir erklären die Funktion und haben zehn vielleicht unnütze, aber sicherlich interessante Fakten zusammengetragen.

Wie funktioniert ein Airbag?
Sensoren erkennen eine Kollision des Autos und zünden eine Sprengladung, die den Airbag aufbläst.Airbags sollen im Falle eines Unfalls verhindern, dass der Körper mit harten Fahrzeugbauteilen kollidiert – und dadurch schwere Verletzungen erleidet. Die grundlegendste Form bilden Front-Airbags, die im Lenkrad und im Armaturenbrett integriert sind. Sie schützen Kopf und Oberkörper bei einem Frontalaufprall. Darüber hinaus sind Seiten-Airbags in den Rückenlehnen der Vordersitze sowie in den hinteren Türen üblich. Ergänzend gibt es Knie-Airbags und sogenannte Kopf-Airbags, die in der Dachstruktur untergebracht sind.
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Die Mercedes S-Klasse (2020) im Video:
Zehn Fakten zum Airbag
Im Folgenden haben wir zehn Fakten zusammengestellt, um Funktion und Geschichte des Airbags näher zu beleuchten und mit Mythen aufzuräumen:
1. Beschleunigungssensoren lösen Airbags aus
Intuitiv könnte man davon ausgehen, dass Sensoren bei Kollisionen die Verformung von Blech wahrnehmen und daraufhin den Airbag zünden. Das ist aber nur die halbe Wahrheit: Häufig handelt es sich um Beschleunigungssensoren, welche die starke Negativbeschleunigung beim Aufprall registrieren. Eine Vollbremsung fällt diesbezüglich sanfter aus, weshalb das Airbag-Steuergerät dabei auch nicht auslöst.
2. Airbag ist nach 50 ms aufgeblasen
Um seine Funktion überhaupt erfüllen zu können, muss der Airbag sehr schnell auf das Signal der Sensoren reagieren und auslösen. Vom Aufprall bis zum vollständig aufgeblasenen Airbag dauert es daher meist nicht länger als 50 ms, was dem Zwanzigstel einer Sekunde entspricht. Zum Vergleich: Das ist nur ein Bruchteil des Lidschlags des menschlichen Auges.
3. Airbags enthalten keine Luft
Wörtlich übersetzt bedeutet „Airbag“ zwar „Luftsack“, doch mit Luft arbeitet das System nicht. Stattdessen kommt meist der Treibstoff Guanidiniumnitrat zum Einsatz, der bei der Zündung Stickstoff, Wasserdampf und Kohlenstoffdioxid freisetzt. Er ersetzt ältere, giftigere Stoffe wie Natriumazid. Je nach System und Hersteller werden auch andere Treibmittel verwendet – etwa ammoniumnitratbasierte Mischungen. Bei größeren Airbags kommen zusätzlich Gase wie Argon oder Helium zum Einsatz.
4. GM brachte den ersten Airbag auf den Markt
In den 1950er und 60er-Jahren wurde zunehmend mehr Sicherheit im Verkehr gefordert. Das trieb auch die Forschung zu Systemen wie dem Airbag voran. Der US-Konzern General Motors brachte in den 70ern bereits eine erste Variante auf den Markt, die jedoch nach Problemen wieder gestrichen wurde. Als erstes funktionierendes System wurde der Airbag 1981 in der Mercedes S-Klasse eingeführt, die daher häufig als Erfinder genannt werden. Von da an begann der Siegeszug des Airbags.
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5. Es gibt Airbags für Fußgänger:innen
Bekannt sind vor allem die Airbags aus dem Innenraum – Sicherheitsexperte Volvo dachte allerdings um und stellte 2012 den ersten Fußgänger-Airbag vor. Dieser erstreckte sich U-förmig von unten über Windschutzscheibe und A-Säule des Volvo V40 und sollte so angefahrene Personen schützen.
6. In Deutschland herrscht keine Airbag-Pflicht
Aufgrund des hohen Sicherheitsgewinnes und der großen Verbreitung könnte man von einer grundsätzlichen Airbag-Pflicht ausgehen. Tatsächlich sind Airbags aber für die Zulassung in Deutschland optional. Laut bussgeldkatalog.org sind trotzdem 92 Prozent der Pkw mit mindestens einem System ausgestattet.
7. Keine Plakette, wenn Airbag-Kontrollleuchte an
Die Airbag-Kontrollleuchte bildet in der Regel eine sitzende Person in der Seitenansicht ab, vor der sich ein geöffneter Airbag befindet. Leuchtet sie dauerhaft, kann das auf vielerlei Defekte hindeuten: Airbag, Airbag-Steuergerät, Sensorik, Anschnallgurt oder auch die Sitzbelegungsmatte, die feststellt, ob der Beifahrersitz besetzt ist. Leuchtet diese Kontrollleuchte, ist es also zu empfehlen, die nächste Werkstatt aufzusuchen. Durch die Hauptuntersuchung schafft man es mit leuchtender Kontrollleuchte übrigens auch nicht!
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8. "Knalltrauma" entsteht durch Druckwelle
Zwar haben Airbags hervorragende Schutzeigenschaften, trotzdem können sie auch Verletzungen hervorrufen. Eine davon ist das sogenannte "Knalltrauma", bei dem das Ohr Schaden nimmt. Entgegen der landläufigen Annahme liegt das jedoch nicht am Geräusch der Zündung des Airbags, sondern an der starken Druckwelle, die seine Ausbreitung im Innenraum hervorruft.
9. Es gibt Airbags fürs Motorrad
Nicht nur Insass:innen von Autos und Fußgänger:innen können von Airbags geschützt werden: Es gibt auch Systeme für Motorradfahrende. Das Tourenmotorrad Honda Gold Wing gilt als einzige Serienmaschine mit einem ab Werk eingebauten System. Verbreiteter sind Airbag-Westen, die entweder mechanisch oder elektronisch Stürze erkennen und den Oberkörper- und Nackenbereich abdecken.
10. Airbag-Daten ermöglichen Unfallanalyse
Seit Juli 2024 gilt die "Blackbox-Pflicht" für Neuwagen. Der sogenannte Event Data Recorder (EDR) ist mit dem Airbag-Steuergerät verbunden und speichert relevante Daten (z.B. Geschwindigkeit, Motordrehzahl, Auslösung des Airbags) für fünf Sekunden vor und 300 ms nach einem Unfall. Die Hoheit über diese Daten liegt jedoch bei Fahrzeughalter:innen, sie können lediglich gerichtlich zur Beweisführung eingefordert werden.