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Sbarro Golf Turbo (1982): VW mit Porsche 911 Turbo-Technik

Tim Neumann Redakteur

Beim Sbarro Golf Turbo weiß man gar nicht, was man verrückter finden soll: Den als Mittelmotor eingebauten Porsche 911 Turbo-Sechszylinder oder den hydraulischen Klappmechanismus, der ihn auch in Fahrt von der Karosserie trennen kann. Ein Erklärversuch.

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Inhalt
  1. Der Sbarro Golf Turbo das Nonplusultra seinerzeit
  2. Dreimal so viel PS wie im Golf I GTI: 911-Turbo-Motor und hydraulische Hinterachse von Sbarro 
  3. Mit dem Golf Turbo fing der Kompakt-Wahnsinn bei Sbarro erst an

 

Der Sbarro Golf Turbo das Nonplusultra seinerzeit

Einen überdimensionierten Motor in ein verhältnismäßig kleines Fahrzeug zu schuhlöffeln, gehört seit jeher zu den unterhaltsamsten Spielarten der Automobilindustrie. So fußt der gesamte Muscle-Car-Kult der 1960er-Jahre auf dieser Idee und auch in Deutschland finden sich dazu zahlreiche Vertreter wie den Mercedes 300 SEL 6.3 mit 600er-Motor oder den ersten VW Golf GTI, der 1976 den kräftigen Einspritzmotor des größeren Audi 80 GTE erbte. Für den Einser-Golf war dann werksseitig bei maximal 112 PS (82 kW) Schluss, die Tuner legten mit viel Know-How und Kreativität nach. In dieser Hinsicht dürfte der Sbarro Golf Turbo anno 1982 definitiv das Nonplusultra dargestellt haben.

Passendes Zubehör für den Klassiker:

Der PS-Picasso aus der Schweiz, Franco Sbarro, hatte sich Anfang der 80er bereits einen entsprechenden Ruf mit schillernden Einzelstücken aufgebaut, als Sanitär-Unternehmer und Sbarro-Fan Bernd Grohe umgerechnet 150.000 D-Mark (Ein 911 Turbo kostete damals nur gut 90.000 Mark) in dessen Studio für einen wahrhaft einzigartigen Golf hinblätterte. Wobei vom Wolfsburger abseits des zeitlosen Giugiaro-Designs nicht mehr viel übrig bleiben sollte. Denn Sbarro verstärkte das Blech von innen mit einem 60 kg schweren Rohrrahmen, riss den vorne quer eingebauten Vierzylinder für einen 100-l-Benzintank heraus und montierte zwischen Frontsitzen und Heckstoßstange einen Hilfsrahmen, der den Boxermotor des Porsche 911 Turbo 3.3 in mittig angeordneter Position samt Getriebe und Hinterachse aufnahm.
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Der Porsche 911 GT3 (2025) im Fahrbericht (Video):

 
 

Dreimal so viel PS wie im Golf I GTI: 911-Turbo-Motor und hydraulische Hinterachse von Sbarro 

Um die Zugänglichkeit des Triebwerks zu erleichtern, bediente sich der gebürtige Italiener aus seinem eigenen Patent-Sammelsurium und befestigte den Hilfsrahmen mit zwei hydraulischen Stützen an der Karosserie. Im ausgefahrenen Zustand hob sich Letztere wie ein rückwärtsgerichteter "Pac-Man" an, sodass sich laut Sbarro der Antriebsstrang innerhalb von 15 min ausbauen ließ. Andererseits hielt die Hydraulik mit einer Kraft von sieben Tonnen die ganze Fuhre zusammen. Das System geriet so widerstandsfähig, dass sich der VW-Porsche sogar mit der weit auseinanderklaffenden Heckpartie pilotieren ließ – was Franco Sbarro oft und gerne publikumswirksam unter Beweis stellte.

Der Sbarro Golf Turbo (1982) stehend von hinten
Foto: Peter Vann

Nicht weniger außerirdisch dürfte sich der Sbarro Golf Turbo auch vom hölzernen Vierspeichen-Lenkrad aus angefühlt haben. Mit 330 PS (243 kW) leistete der aufgeladene Sechszylinder etwa dreimal so viel wie der GTI bei einem Fahrzeuggewicht von lediglich 1100 kg, womit der 3,3er knapp 200 kg weniger zu beschleunigen hatte als im 911 Turbo. Die Kraft portionierte nicht das Porsche-Vierganggetriebe in Richtung Hinterachse, sondern eine ZF-Fünfgangbox, die auch im Ford GT40 und BMW M1 zum Einsatz kam.

Da Sbarro Fahrbarkeit vor Fahrleistungen priorisierte – Grohe wollte den Golf tatsächlich im Alltag bewegen – beschleunigte der Transformer-Golf in glatten sechs Sekunden auf 100 km/h. Das konnte der Technikspender etwa eine Sekunde schneller. In Sachen Topspeed bremste den Sbarro bei 260 Sachen die seriennahe Aerodynamik ein. Wie viel Speed im "Pac-Man"-Modus drin war, ist nicht überliefert.

Der Konkurrent:

 

Mit dem Golf Turbo fing der Kompakt-Wahnsinn bei Sbarro erst an

Im Innenraum des Sbarro Golf Turbo ist auch bei geschlossenem Heck nur der mit Holz verkleidete Armaturenträger noch klar als Wolfsburgerisch zu erkennen. Die Türtafeln hat der Schweizer mit rotem Leder und integrierten Armauflagen veredelt, während anstelle des Radios Zusatzanzeigen für Ladedruck, Öltemperatur und eine Quartz-Uhr neben den Hauptinstrumenten eingelassen sind. Das nachträglich eingebaute, aufwendige Hi-Fi-System findet sich wiederum in der Mittelkonsole. Kaum zu übersehen sind außerdem die einteiligen Designersitze, ebenfalls mit Holzdekor an den Rückenlehnen.

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Nach der Fertigstellung des Golf Turbo schienen sowohl Sbarro als auch Grohe Blut geleckt zu haben: Nur ein Jahr später quetsche der Schweizer Tüftler auch den Achtzylinder eines Porsche 928 in eine Golf-Karosserie. 1984 wiederum stand der Sanitär-Mogul wieder bei ihm auf der Matte und orderte den Sbarro Super Eight, einen ultrakurzen Kompaktsportler mit Ferrari-Motor. Die Geschichte dazu erzählen wir hier.

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