RCN Nürburgring: Das Reglement & die Klassen erklärt
Die Rundstrecken-Challenge Nürburgring (RCN) gilt als Einstiegstor in die Welt des Motorsports. Aber was macht die Rennserie aus und wie unterscheidet sie sich von der prominenteren Nürburgring-Langstreckenserie?

Die Rundstrecken-Challenge-Nürburgring (RCN) gilt als die älteste Tourenwagen-Rennserie Deutschlands, führt aber seit vielen Jahren ein Schattendasein neben der deutlich prominenteren Nürburgring Langstreckenserie (NLS). Nun könnte man sich fragen: "Wo ist denn eigentlich der Unterschied zwischen den beiden Langstreckenserien?"
Nun, dieser fängt bereits bei der Wertung selbst und bei der Art, Punkte zu erlangen, an. Anders als bei der NLS geht es bei der RCN nicht um ein Rennen oder eine Rennserie im klassischen Sinne, sondern vielmehr um eine Leistungsprüfung – ähnlich wie so manche Rallye-Veranstaltungen. So startet das Teilnehmerfeld auch nicht zeitgleich, sondern einzeln in einem Abstand von je fünf Sekunden. Das macht die RCN besonders attraktiv als Einsteigerserie in den Motorsport, da der Wettkampf auf der Strecke nicht um jedes Zehntel ausgetragen wird.
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Der Nordschleifen-Rekord des Porsche Taycan Turbo GT im Onboard-Video:
Die RCN erklärt: Die Rennablauf & die Punktewertung
Die RCN-Saison besteht aus neun einzelnen Läufen, von denen immer der letzte Lauf der Saison traditionell als klassisches Rennen gefahren wird, das aber nicht in die Punktewertung mit einfließt. Jeder andere RCN-Lauf setzt sich aus 15 Rennrunden zusammen, davon Sprint-, Setz- und Bestätigungsrunden.
In Sprintrunden wird die Rundenzeit gemessen und in Punkte umgerechnet. In den Setzrunden wird eine Sollzeit gesetzt, die in der Bestätigungsrunde innerhalb eines tolerierten Zeitfensters (rund zehn Sekunden Abweichung) bestätigt werden soll. Weicht die Person am Steuer dabei nach oben oder nach unten vom tolerierten Zeitfenster ab, werden die abweichenden Sekunden um den Faktor zehn in Punkten umgerechnet. Sieger der Rennserie ist das Rennteam, dass dann logischerweise die wenigsten Punkte erzielt.
Wie bei vielen anderen Breitensportserien wird die Punktevergabe pro Klasse (zu den Klassen später mehr) durch die erreichte Platzierung innerhalb der Klasse und dessen Teilnehmerstärke bestimmt. In jedem Fall ist es so, dass der Klassensieger bei einem Rennlauf knapp zehn Punkte erhält, während sich das Mittelfeld mit rund fünf Punkten begnügen muss. Das Schlusslicht bekommt etwa einen Punkt. Je voller die Klasse also ist, desto geringer sind die Punkteunterschiede zwischen den Nächstplatzierten und umso größer ist der Wettbewerb.
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Das sind die Voraussetzungen zur RCN-Teilnahme
Alle Teilnehmenden müssen mindestens über eine sogenannte Permit (DPN C) verfügen. Dabei handelt es sich um eine Lizenz, die nach einem (Sicherheits-) Lehrgang auf und abseits der Nordschleife vergeben wird. Neben Theorie- und Praxisstunden müssen die Rennfahrer:innen auch eine Mindestzeit auf der Nordschleife im Rennbetrieb absolvieren (DPN B). Ab einem Leistungsgewicht von unter 4,2 kg/PS (5,71 kg/kW) muss eine nochmals höhere Permit (DPN A) vorgewiesen werden.
Das sind die Klassen der RCN
Eine Besonderheit bei der RCN am Nürburgring ist die Vielzahl an verschiedenen Klassen und Divisionen. Wie bei der NLS (hier geht es zu unserem NLS-Guide) teilen sich die Divisionen in ihre einzelnen Klassen auf. Die fünf Divisionen sind die RCN-Produktionswagen, das RCN-Spezial, die Gruppe F und H sowie die Cup-Klassen. Alle Divisionen eint, dass die Fahrzeuge gemäß der DMSB-Ausschreibung (Deutscher Motor Sport Bund) die notwendigen Sicherheitsstandards wie etwa ein Überrollkäfig oder eine Feuerlöschanlage verfügen müssen.
RCN-Produktionswagen
Bei den RCN-Produktionswagen handelt es sich – wie der Name bereits vorwegnimmt – um seriennahe Modelle, die nur in einem streng regulierten Rahmen modifiziert werden dürfen. Innerhalb der Produktionswagen (und auch in den anderen Divisionen) teilt sich diese Division in mehrere Klassen auf, die sich im Grunde durch verschiedene Hubraumgrößen und durch den Einsatz eines Saug- oder Turbomotors unterscheiden. Typische Fahrzeuge sind hier seriennahe Modelle wie ein BMW 3er, ein VW Golf GTI oder ein Honda Civic.
RCN-Spezial
Bei der RCN Spezial haben die Teams deutlich mehr Freiraum im Bezug auf den Fahrzeugumbau. So sind hier etwa umfangreiche(re) Modifikationen am Motor, an der Karosserie und am Fahrwerk erlaubt und auch die Aerodynamik darf signifikant angepasst werden. Wenig verwunderlich befindet sich hier die Leistung und die Technik teils deutlich über dem Niveau der Serienwagen. In der RCN-Spezial treten für gewöhnlich modifizierte Tourenwagen, Ex-Rennfahrzeuge oder Einzelumbauten gegeneinander an.
Gruppe F
Die Gruppe F ist im Grunde eins zu eins die vom DMSB ausgeschriebene Fahrzeugklasse F. Es gibt vom Regelwerk her viele Parallelen zu den RCN-Produktionswagen. Hier dienen allerdings keine Serienwagen als Basis, sondern bereits Motorsport-erprobte Fahrzeuge, die schon (teils ab Werk) für den Rennstreckeneinsatz hin optimiert wurden. Der Modifikationsspielraum ist zwar etwas größer als bei den RCN-Produktionswagen, aber nicht so frei wie bei der RCN-Spezial.
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Gruppe H (Historische Fahrzeuge)
Bei der Gruppe H dürfen ausschließlich historische (Renn-)Fahrzeuge mitfahren. Die Autos dürfen zwar modifiziert werden, allerdings müssen die Anpassungen zeitgenössisch sein und dem damaligen technischen Regelwerk entsprechen. Die Gruppe H bündelt also den historischen Motorsport in einer Division. Typische Rennwagen in diesen Klassen sind hier der BMW E30, der Opel Kadett C oder auch der Ford Escort RS.
Cup-Klassen
Die Cup-Klassen sind in der RCN wie in der NLS streng reglementiert und erlauben ausschließlich Fahrzeuge, die nach dem Reglement der verschiedenen Markenpokale aufgebaut sind. Die erlaubten Modifikationen werden auf ein Minimum begrenzt, sodass die einzelnen Teilnehmer:innen mit derselben Technik wie Fahrwerk, Motor und Karosserie (Aerodynamik) antreten. Das steigert den Wettbewerb in den einzelnen Cup-Klassen und sorgt für Chancengleichheit. Oft ist es so, dass die Cup-Klassen zusätzlich über eine eigene Punktewertung innerhalb der RCN verfügen. Dementsprechend werden bei der Siegerehrung auch eigene Pokale vergeben.