Renault Twingo GT 1.2 16V TCE Twingo II - die neue Generation

Nach 15 Jahren und 2,5 Millionen verkauften Stück ersetzt Renault den Twingo durch ein neues Modell. Wir fuhren die sportliche GT-Variante mit 100-PS-Turbo

Mit seinem knuddeligen Design, seinem praktischen Innenraum und seinem günstigen Preis hat der Twingo vor 15 Jahren die Kleinwagenwelt nachhaltig verändert. Mittlerweile ist der Twingo Kult, ein Stück französische Lebensart wie Café au Lait oder Pastis, von der man sich nicht gerne trennt – nicht nur in Frankreich. So wird man dem alten City-Floh nachtrauern, zumindest was sein Äußeres angeht. Denn der neue ist beliebiger geworden, regelrecht fade. Doch den Twingo nach seiner Verpackung zu beurteilen, bevor man sein Inneres geprüft hat, wäre ein grober Fehler. Auffällig sind das üppige Platzangebot und die ordentliche Verarbeitung. Die großen Türen haben zwar immer noch die unpraktischen Griffe des Vorgängers, erlauben aber einen bequemen Zustieg nach vorne und hinten. Selbst Sitzriesen finden im neuen Twingo auf Grund der besseren Kopffreiheit und des in der Höhe einstellbaren Lenkrads eine angenehme Sitzposition. Das trifft auch auf die hinteren Plätze zu – dank der um 22 Zentimeter verschiebbaren Sitzbank (Einzelsitze ab Ausstattung Expression). Praktisches Detail: Ab der höheren Ausstattungslinie kann die Lehne des Beifahrersitzes nach vorn geklappt werden. Bis zu zwei Meter lange Gegenstände passen dann in den gerade einmal 3,6 Meter (17 Zentimeter mehr als beim Vorgänger) langen Twingo. Wirklich Eindruck macht der Twingo jedoch erst in Aktion. Sein Fahrwerk basiert auf dem des Clio Campus (beide werden in Novo Mesto, Slowenien, gebaut). Vor allem der von uns gefahrene GT wetzt beeindruckend um die Ecken. Lenkbefehle befolgt der kleine Twingo zielsicher und spontan. Die elektronisch geregelte Servolenkung bietet dabei ausreichend Feedback. Kleiner Patzer: Ein ESP für den Twingo offeriert Renault erst ab 2008 – und dann auch nur gegen Aufpreis. Renault möchte, dass der Twingo sein Einkaufswagen-Image ablegt und dynamischer auftritt. Das ist gelungen, ohne – erfreulicherweise – auf typisch französischen Komfort zu verzichten. Selbst die straffe GT-Variante lässt sich auf holprigen Bergstraßen nicht aus der Ruhe bringen. Keine Frage: Hier dürfte der Twingo in seiner Klasse zukünftig den Ton angeben. Der 1,2-Liter-Turbomotor ermöglicht 185 km/h Top-Speed und flinke 9,8 Sekunden für den Sprint von 0 auf Tempo 100 – genug Temperament für den 980 Kilo leichten Twingo. Eine Overboost-Funktion stellt über einen kurzen Zeitraum im zweiten, dritten und vierten Gang zusätzliche fünf PS und sechs Nm bereit. Ein spontaneres, quirliges Ansprechverhalten wäre aber wünschenswert. Ab September wird der neue Twingo in vorerst fünf Ausstattungslinien angeboten. Das Einstiegsmodell Authentique mit 58 PS kostet mit 9250 Euro gerade einmal 50 Euro mehr als die weniger umfangreich ausgestattete Erstauflage. Allerdings besitzen erst die höherwertigen Versionen eine Höhenverstellung für Lenkrad und Fahrersitz, zusätzliche Airbags, eine vorklappbare Beifahrersitzlehne sowie USB- und MP3-Schnittstellen. Michael Godde