Opel Rekord E: Brot-und-Butter-Auto auf Hessisch
Mit Blaulicht und kreischendem Martinshorn will der letzte Opel Rekord auf sich aufmerksam machen: "Hey, ich bin auch ein Oldtimer! Kann mich mal bitte jemand beachten?" Er stand eben im Schatten von Senator und Monza, die auf der gleichen Plattform basierten. 1977 hatte Opel den Nachfolger des erfolgreichen Rekord D eingeführt, damals noch mit Chromstoßstangen und flacheren Rückleuchten. Die Technik stammte – bis auf die neue Vorderachse und eine etwas breitere Spur hinten – im Wesentlichen vom Vorgänger. Sprich: Sie war nicht aufregend, aber zuverlässig. Fahrleistungen und Straßenlage waren okay, der (zu) weichen Federung ließ sich mit der strafferen Abstimmung der optionalen S-Ausstattung entgegenwirken. Dann gab es sogar noch Leichtmetallfelgen dazu.
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Der Opel Frontera (2024) im Fahrbericht (Video):
Der Opel Rekord E war ein Gebrauchsfahrzeug
Doch im Gegensatz zum sechszylindrigen Commodore blieb der Opel Rekord E in erster Linie ein Gebrauchsfahrzeug. Kein Wunder also, dass mit der Modellpflege 1982 die zweitürige Limousine entfiel: Wenn man schon ein Auto der oberen Mittelklasse fuhr, dann sollte man auch auf allen Plätzen bequem einsteigen können. Noch praktischer als der Viertürer war nur der Caravan. Der Dreitürer mit Basisausstattung richtete sich in erster Linie an Handwerker:innen und Geschäftsleute. Der Fünftürer war je nach Wunsch mit den üblichen Komfort-Paketen und Motorisierungen der Limousine zu bekommen. Sein riesiger Kofferraum ließ sich dank niedriger Ladekante und breiter Heckklappe sehr gut be- und entladen. Er bot Platz für den Familienhund, das Urlaubsgepäck – oder eben eine Feuerwehr-Ausstattung.
Der hier gezeigte 1985er Caravan wurde von den Floriansjüngern aus Mörfelden in Eigenregie zum Einsatzleitwagen umgebaut. Ebenso markant wie charmant sind daher die Autotelefone und das Funkgerät jener Ära. In der Regel war das Auto mit drei Einsatzkräften besetzt, im Kofferraum konnte man eine Menge Material für den Erstangriff unterbringen. So gerüstet, ging der Rekord mit seinen 100 PS (74 kW) sprichwörtlich ab wie die Feuerwehr. Das Flaggschiff der Baureihe hatte mit dem 2.0E-Motor sogar 110 PS (81 kW). Neben weiteren Leistungsstufen gab es im Rekord E drei 2,0-l-Motoren: Der 2.0N mit 90 PS (66 kW) war für den Betrieb mit dem damaligen "Normal"-Benzin ausgelegt und als recht trinkfreudig verschrien. Der im Fall des Feuerwehr-Rekords verwendete 2.0S galt als wirtschaftlich, wobei vor allem sein Varajet- II-Vergaser eine gewisse Zuwendung einforderte.
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Der E2 hätte als Rekord F durchgehen können
Der 2.0E konnte dank seiner Benzineinspritzung mit echter Sparsamkeit punkten. Immerhin war der Kraftstoffverbrauch längst zu einem wichtigen Thema geworden. Und der hing bei Weitem nicht allein vom Motor ab: In den frühen 80er-Jahren achteten die Automobilhersteller zunehmend auf "windschlüpfige" Karosserien. Den Anfang machte beim Rekord E der ersten Generation eine schmale Spoilerlippe am Frontblech, kurz bevor der E2 auf den Markt kam. Der zeigte sich deutlich glatter und hätte durchaus als komplett neue Generation (also Rekord F) durchgehen können.
Die Zeit des Chromschmucks war bei Opel ebenso vorbei wie etwa bei Audi oder Mercedes. Kunststoffstoßstangen und neue Außenspiegel schmiegten sich nun an eine rundum geglättete Karosserie. Das höhere Heck der Limousine war strömungsgünstiger und schaffte nebenbei auch etwas mehr Platz im Kofferraum, die neue Aerodynamik ermöglichte einen niedrigeren Kraftstoffverbrauch bei zugleich verbesserten Fahrleistungen.
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Es wird höchste Zeit, sich an den letzten Rekord zu erinnern
Der Opel Rekord E war somit keine Revolution, folgte aber der automobilen Evolution. Erstmals bot Opel zudem neben den vertrauten CIH-Motoren auch Vierzylinder mit obenliegender Nockenwelle an. Der "CD" ersetzte den nicht mehr angebotenen Commodore, die Ausstattung gab es auch für den Caravan. Typisch für den meist eher hemdsärmeligen Einsatz des Rekord E war das Sondermodell "Pirsch" mit Ölwannenschutz, Gummimatte im Kofferraum, selbst sperrendem Differenzial und manueller Niveauregulierung.
Im Wald, bei Feuerwehr-Einsätzen oder ähnlichen Anlässen war der Caravan ein willkommener und zuverlässiger Helfer, der einiges vertrug. Auf Dauer hingegen setzte der Rost ihm zu und ließ ihn verschwinden, bevor er zum Oldtimer reifen konnte. Dabei war der Rekord E ein wichtiges Fahrzeug: Mit ihm verschwand 1986 zwar eine weitere Modellbezeichnung aus dem Opel-Portfolio, dafür bereitete er dem aerodynamisch noch besseren Omega den Weg. Mit rund 480.000 gebauten Exemplaren (alle Varianten) erreichte der E2 gerade einmal die Hälfte der E1-Produktion (962.218 Autos).

Technische Daten des Opel Rekord Caravan 2.0 S
Classic Cars 05/2021 | Opel Rekord Caravan 2.0 S |
Zylinder/Ventile pro Zylin. | 4/2 |
Hubraum | 1979 cm³ |
Leistung | 74 kW/100 PS |
Max. Gesamtdrehmoment bei | 156 Nm 5200/min |
Getriebe/Antrieb | 4-Gang-Getriebe/Hinterrad |
L/B/H | 4678/1720/1470 mm |
Leergewicht | 1300 kg |
Bauzeit | 1977-1986 |
Stückzahl | ca. 480.000 (Rekord E ges.) |
Beschleunigung null auf 100 km/h | 16,4 s |
Höchstgeschwindigkeit | 181 km/h |
Verbrauch auf 100 km | k.A. |
Grundpreis (Jahr) | 18.928 Mark (1982) |