VW All-in-One (2001): Camperstudie mit ungewöhnlicher Raumlösung
Im Sommer 2001 feiert VW Nutzfahrzeuge nicht nur 50 Jahre Freizeitfahrzeuge, sondern auch das Debüt einer Studie, die damals wie heute außerhalb der üblichen Kategorien steht: das Reisemobilkonzept VW All-in-One. Das Konzept will aber nicht als ausgebauter Kastenwagen verstanden werden. Vielmehr soll es Elemente aus teilintegrierten Mobilen mit Raumideen des Multivan verknüpfen – sichtbar etwa an den Einzelsitzen auf Schienensystem in der zweiten Reihe und dem großzügig "verglasten", hellen Innenraum. Die Unterschiede der verschiedenen Camperaufbauten erklären wir hier. Entwickelt wurde es gemeinsam mit dem Hymer Design- und Entwicklungszentrum – mit einem klaren Ziel: Man wollte keinen futuristischen Messegag, sondern eine realistische Vorschau auf das mobile Reisen von morgen erarbeiten.
Studie VW All-in-One (2001) denkt das Reisemobil neu
Der Aufbau soll dank Sandwichbauweise auch bei Regen ausreichende Geräuschdämmung bieten und bildet eine tragende Struktur mit integriertem Space-Frame (Multifunktionale Aluminium-Struktur), die nicht nur Möbel trägt, sondern auch als Überrollkäfig dient. Das Exterieurdesign spiegelt wider, was Anfang der 2000er-Jahre als zukunftsorientiert galt: viele Rundungen, geschwungene Übergänge, silberner Lack – und wirkt heute wie ein Retro-Raumschiff.
Von der AUTO ZEITUNG getestet und empfohlen:
Im Detail beherbergt der VW All-in-One (2001) alles, was später zum Standard in der Camperwelt werden sollte: LED-Beleuchtung in den Türbereichen und im Innenraum, Ambiente-Leuchtstreifen in der Fahrerkabine, große Fenster und Multimedia-Konnektivität für "Laptop-, Büro- und Unterhaltungselektronik" – richtige Smartphones eroberten den Markt erst Jahre später. Zur weiteren Technikausstattung zählen ein Radio mit CD-Wechsler, ein integriertes Navi, ein DVD-Player und ein entsprechender Monitor für die Hecksitzgruppe beziehungsweise das Hubbett. Neben einem Soundpaket mit im Wohnraum eingebauten Boxen hat VW auch an eine portable HiFi-Anlage gedacht. Obendrein bietet der VW All-in-One auch eine Kameraüberwachung des rundum ausgeleuchteten Fahrzeugs.
Die Bordtechnik samt Wassertanks ist im Fahrzeugboden untergebracht, in den Seitenwänden finden Gasflaschen und die Kombination aus Gasheizung und Warmwasserboiler ihren Platz. Trotz des kompakten Formats wirkt der Innenraum großzügig. Vorn dominiert Pkw-Atmosphäre, unterstützt durch ein großes Oberlicht und seitliche Dachrundungen mit Ablagen. Direkt hinter den Vordersitzen befinden sich auf der rechten Seite ein Klapptisch und auf der linken Seite ein fest montierter Tisch mit Becherhaltern, Kühlbox (hier geht es zum großen Vergleichstest) und Anschlüssen – alles in Griffweite der beiden Einzelsitze auf Multivan-Schienen in Reihe zwei.
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Clevere Bad- und Stauraumlösungen
Die Küche ist rechts am Einstieg positioniert und setzt sich aus einer Arbeitsfläche mit einem eingelassenen Gaskocher (hier geht es zu unserem Vergleichstest) sowie einer Spüle zusammen. Der Sockel ist mit grauem Echtholzfurnier verkleidet, beherbergt Auszüge und einen großen Kühlschrank. Darüber sitzt ein Hängeschrank mit Heißluftbackofen im Edelstahlgehäuse – ein Detail, das sich auch in heutigen Serienmobilen nur selten findet.

Links neben dem Einstieg ist der Sanitärbereich untergebracht – abtrennbar mit einem halbtransparenten Rollladen. Wird er nicht genutzt, bleibt von ihm nur ein hochwertiger Holzrost im Boden und ein an der Rückwand angebrachtes Waschbecken sichtbar. Toilette und Dusche verbergen sich in der Rückwand – sie werden erst durch Vorschwenken zugänglich. Direkt dahinter: ein Kleiderschrank mit eigener Rollladentür. Beide Bereiche können bei Nichtnutzung vollständig geöffnet bleiben – so bleibt der Innenraum luftig und frei.
Im Heck wartet die Sitzgruppe mit vier Einzelsitzen, die sich zu einem 1,20 x 2,00 m großen Bett umbauen lässt. Wer nicht umbauen will, nutzt das elektrische Hubbett unter dem Dach – gleich groß, mit gelochter Aluminiumwanne und Fernbedienung, getragen von vier sichtbaren Aluminiumprofilen. Stauraum bietet das Fahrzeug unter den Sitzbänken. Hier verbergen sich vier herausnehmbare Leichtbau-Kästen aus Aluverbundmaterial. Zusätzlich lässt sich unter der Heckgruppe ein meterlanger Auszug herausziehen, der nicht nur Fahrräder oder Gepäck aufnimmt, sondern mit Deckplatte auch als kleine Veranda dient.
Basisfahrzeug: Transporter-Fahrgestell mit Pkw-Charakter
Als technisches Fundament für den VW All-in-One (2001) dient das VW T4-Fahrgestell. Für das Projekt wurde der Radstand auf 3,50 m gestreckt und die Spur der Hinterachse verbreitert. Damit bleibt das Reisemobil bei 5,90 m Länge und 2,18 m Breite kompakt genug für übliche Pkw-Parkplätze mit 2,60 m Höhe auch bei Brückendurchfahrten auf der sicheren Seite. Die Entwickler:innen setzten bewusst auf eine bewährte Basis, die sich alltagstauglich, weil ähnlich zu einem Pkw pilotieren ließ. Der VW Transporter als Fahrgestell bot unterschiedliche Motorisierungen sowie ein optionales Automatikgetriebe, was zur damaligen Zeit einem höheren Anspruch an Komfort gerecht wurde. VW betonte, dass bei einem zulässigen Gesamtgewicht von 3,3 t dank hochwertiger Leichtbauweise noch genügend Zuladung für die ganze Familie bereitstünde.