Elon Musk war es nicht: Wer Tesla wirklich erfunden hat
Wenn der Name Tesla fällt, denken viele automatisch an Elon Musk – den visionären Unternehmer, der mit Raketen, Robotaxis und Elektroautos wie dem Model Y die Welt verändern will. Doch was kaum jemand weiß: Musk hat Tesla weder erfunden noch gegründet. Die eigentliche Geschichte des Autobauers beginnt ganz ohne ihn – mit zwei Männern, die heute nur noch selten erwähnt werden. Ein Blick hinter die Kulissen zeigt, wie aus einer ambitionierten Idee ein Milliardenkonzern wurde – und wie Elon Musk erst später die Bühne betrat.
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Das Tesla Model Y im Fahrbericht (Video):
Die Geburt von Tesla – ohne Elon Musk
Im Sommer 2003 gründeten die beiden US-amerikanischen Ingenieure Martin Eberhard und Marc Tarpenning das Unternehmen Tesla Motors im Silicon Valley. Ihre Idee: ein leistungsstarkes, alltagstaugliches Elektroauto zu bauen, das mit etablierten Sportwagen konkurrieren kann – und dabei emissionsfrei fährt. Das Duo benannte die Firma nach dem Erfinder Nikola Tesla, dessen Arbeiten zur Wechselstromtechnik ihnen als Inspiration dienten.
Eberhard und Tarpenning hatten bereits Erfahrung in der Technologiebranche. Ersterer war zuvor Mitgründer eines E-Book-Unternehmens und begeisterte sich für leichte Lithium-Ionen-Batterien – das Herzstück künftiger E-Autos. Eberhard erklärte einst, er wolle "ein Auto bauen, das sowohl ein Automobil als auch ein Technologieunternehmen" ist – nämlich mit Fokus auf Software, Batterien und Elektromotoren. Ingenieur Ian Wright stieß kurz darauf dazu, erklärte sich später aber selbst nicht mehr als Gründer.
Musk kam 2004 – rund acht Monate nach Gründung des Unternehmens – mit Millionen, aber nicht mit dem Gründungsakt. In einer ersten Finanzierungsrunde investierte er 6,5 Mio. US-Dollar und wurde damit größter Anteilseigner. Musk übernahm den Vorsitz des Vorstands und brachte viele eigene Vorstellungen in das Unternehmen ein. Unter anderem setzte er sich früh dafür ein, dass Tesla nicht nur ein Nischenprodukt für Reiche bleibt, sondern zur treibenden Kraft einer globalen Verkehrswende wird. Musk brachte die nötige Vision, das Kapital und die öffentliche Aufmerksamkeit.
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Doch rechtlich gesehen war Musk kein Gründer im ursprünglichen Sinne. Erst im Jahr 2009, nach einem Rechtsstreit mit Eberhard, einigten sich beide Seiten darauf, dass Musk sich als einer von mehreren "Co-Foundern" bezeichnen durfte – ein juristischer Kompromiss, keine historische Tatsache. Was vorher geschah: Eberhard verklagte Musk wegen Verleumdung, da dieser öffentlich den Gründerstatus beanspruchte – das Verfahren endete 2009 mit besagter Einigung.
Der Mythos vom "Musk-gegründeten Tesla"
In der öffentlichen Wahrnehmung ist Elon Musk dennoch das Gesicht von Tesla. Nicht zuletzt deshalb, weil er mit visionären Plänen, permanenten Tweets sowie auffälligem Auftreten die Medien für sich einnahm. Er veröffentlichte 2006 seinen "Master Plan", in dem er die Expansion vom teuren Roadster über günstigere Modelle bis zur Energieunabhängigkeit durch Solar und Batteriespeicher skizzierte – ein Konzept, das Tesla später Stück für Stück umsetzte. Zudem ist es Teil von Musks öffentlicher Erzählung, Tesla als seine Idee zu präsentieren. Während Eberhard und Tarpenning das erste Fahrzeug – den Tesla Roadster – entwickelten, wurde Musk später zur treibenden Kraft hinter der Serienproduktion, den sogenannten Giga Factories und der internationalen Expansion.
Spannungen, Machtkämpfe – und ein offener Bruch
Die Beziehungen innerhalb des jungen Unternehmens waren jedoch bald angespannt. 2007 wurde Eberhard als CEO abgesetzt. Musk übernahm später selbst die Rolle, zunächst kommissarisch, dann dauerhaft. Im Laufe der Zeit verließen auch die anderen frühen Mitstreiter das Unternehmen. Geblieben ist: Elon Musk – der Mann, der Tesla prägte wie kein Zweiter, aber die Marke nicht erfunden hat.
Die Geschichte von Tesla ist eine Geschichte zweier Phasen: Die erste wurde von Ingenieuren gegründet, die zweite von einem Visionär vorangetrieben – doch ob Elon Musk langfristig mehr nützt oder schadet, ist offener denn je. Sicher ist nur: Ohne ihn wäre Tesla nicht dort, wo es heute steht. Doch mittlerweile sorgt Musk mit seinen erratischen Entscheidungen und provokanten Auftritten zunehmend für negative Schlagzeilen. Sein Einfluss bleibt enorm, aber nicht mehr unumstritten.