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Jährlich HU: Darum ist das neue "TÜV"-Gesetz (un)realistisch

Victoria Zippmann Leitende Redakteurin

Alle zwei Jahre zur Hauptuntersuchung (HU) – das wissen alle Autobesitzer:innen. Doch der EU-Kommission reicht das nicht. Pkw, die älter als zehn Jahre sind, sollen künftig jährlich zu TÜV, GTÜ, Dekra & Co. So realistisch sind die Pläne!

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Inhalt
  1. Warum will die EU-Kommission ein neues "TÜV"-Gesetz?
  2. Vorteile & Nachteile: Was wären die Auswirkungen für Autofahrer:innen?
  3. Stimmen für und gegen das neue "TÜV"-Gesetz
  4. Kommt das neue HU-Gesetz wirklich?

 

Warum will die EU-Kommission ein neues "TÜV"-Gesetz?

Aktuell müssen Pkw alle zwei Jahre zur Hauptuntersuchung (HU). Ausnahmen von dieser Regelung gibt es bereits. Für Neuwagen wird die neue Prüfplakette erst nach drei Jahren fällig. Bei Fahrzeugen im Taxi- oder Mietwagen-Betrieb (das bei Mietwagen im Urlaub beachten) gilt bereits eine jährliche HU. Die EU-Kommission hält ein Intervall von zwei Jahren für ältere gebrauchte Pkw allerdings für zu wenig. Die Verkürzung auf ein Jahr für Pkw mit einer Erstzulassung, die länger als zehn Jahre zurückliegt, soll die Verkehrssicherheit erhöhen, denn ältere Autos wären öfter in Verkehrsunfälle verwickelt. Defekte an Pkw haben zwar nur einen geringen Anteil an den Unfallursachen, doch die EU-Kommission glaubt an eine deutliche Auswirkung in Sachen Sicherheit, sollten das EU-Parlament und die EU-Staaten dem neuen "TÜV"-Gesetz zustimmen.

Eine künftig jährliche HU für Pkw und Kleintransporter solle die Zahl der Verkehrstoten und Verletzten um ein Prozent senken. "Zwischen 2026 und 2050 werden diese Vorschläge schätzungsweise rund 7000 Menschenleben retten und rund 65.000 schwere Verletzungen verhindern", ist sich die EU-Kommission sicher. Ein weiterer Aspekt seien die Bekämpfung von Luftverschmutzung und Lärm, wenn ältere Autos häufiger geprüft würden.
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So Tachobetrug erkennen (Video):

 
 

Vorteile & Nachteile: Was wären die Auswirkungen für Autofahrer:innen?

Laut Kraftfahrt-Bundesamt würde eine Änderung der HU-Vorschriften rund 48 Prozent aller Pkw in Deutschland betreffen, denn rund 23,5 Mio. von über 49 Mio. zugelassenen Autos hierzulande sind älter als zehn Jahre. Welche Vorteile das neue "TÜV"-Gesetz hätte und wo die Nachteile liegen, erklären wir hier:

Vorteile einer jährlichen HU für ältere Autos

  • Erhöhte Verkehrssicherheit: Ältere Fahrzeuge sind anfälliger für technische Mängel. Laut dem TÜV-Verband fallen zehn- bis elfjährige Autos zu 23 Prozent mit erheblichen oder gefährlichen Mängeln durch. Eine jährliche Prüfung kann dafür sorgen, Defekte früher zu erkennen und zu reparieren, bevor sie zu einer Gefährdung führen. Zudem sinkt die Gefahr, mit dem Auto liegenzubleiben (hier die aktuelle Pannenstatistik).

  • Weniger teure Reparaturen: Wird ein Auto häufiger geprüft, können kleinere Probleme erkannt und behoben werden, bevor sie größeren Schaden anrichten und es zu umfangreicheren Reparaturen und damit zu höheren Ausgaben auf einen Schlag kommt.

  • Sicherere Gebrauchtwagen: Kauft man einen Gebrauchtwagen mit noch gültiger HU, so wäre mit der neuen Regelung eine Prüfung garantiert, die nicht länger als zwölf Monate zurückliegt. Der Zeitraum, in dem neue, versteckte Mängel auftreten können, würde sich also reduzieren.

  • Umweltschutz: Die Emission schädlicher Stoffe ist bei älteren Autos oft höher. Durch häufigere Kontrollen können umweltschädliche Fahrzeuge schneller erkannt und entsprechende Maßnahmen veranlasst werden.

Nachteile einer jährlichen HU für ältere Autos

  • Jährliche HU-Kosten: Wo bei der Vermeidung größerer Schäden gespart wird, schlagen dafür die häufigeren HU-Kosten zu Buche. In Deutschland liegen die Kosten für eine HU inklusive AU (Abgasuntersuchung) für Pkw zwischen 140 und 165 Euro.

  • Zeitlicher Mehraufwand: Müssen Autofahrer:innen jährlich einen Termin für die HU einplanen, bedeutet das zusätzlichen organisatorischen Aufwand. Die HU zu verpassen, kann teuer werden.

  • Bürokratischer Mehraufwand: Das neue "TÜV"-Gesetz könnte zu zusätzlicher Bürokratie führen, insbesondere wenn neue Dokumentationspflichten oder Datenbanken eingeführt werden. ​

  • Sozial ungerechte Mehrbelastung: Gerade Personen mit geringem Einkommen können sich oft nur ein älteres Fahrzeug leisten. Eine Verdoppelung der HU-Kosten und enger getaktete Reparaturen würde also in erster Linie Autofahrer:innen mit kleinem Budget belasten. Besserverdienende, die sich neuere Autos leisten können, wären im Verhältnis gesehen kaum betroffen.

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Stimmen für und gegen das neue "TÜV"-Gesetz

Zu den Beführwortern des Vorschlags der EU-Kommission, Autos ab einem Alter von zehn Jahren jährlich zur HU zu schicken, zählt der TÜV-Verband: "Die Mängelquoten bei der Hauptuntersuchung steigen mit dem Alter der Fahrzeuge erheblich an. In der Altersgruppe der zehn bis elf Jahre alten Fahrzeuge fällt bei der HU fast jedes vierte Fahrzeug (23 Prozent) mit erheblichen oder gefährlichen Mängeln durch. Insbesondere die Halter älterer Autos sind gefordert, regelmäßig in die Wartung und Pflege ihrer Fahrzeuge zu investieren."

Der ADAC hat sich gegen eine Änderung beim HU-Intervall ausgeprochen: "Die in Deutschland gültigen Prüffristen der Hauptuntersuchung gehen bereits heute teilweise über die Vorgaben der aktuellen EU-Richtlinie hinaus. Zudem wurde der Umfang der Hauptuntersuchung bereits in den letzten Jahren aufgrund der komplexeren Fahrzeuge deutlich erweitert. Insbesondere wurde der Fokus dabei auf Assistenzsysteme, E-Mobilität, Auslesen von Fehlercodes gerichtet. Aber auch die Überwachung der Emissionen wurde mit der Wiedereinführung der Endrohrmessung in Deutschland im Jahr 2018 sowie der Einführung der neuen Partikelzahlmessung für Euro-6-Diesel ab 1. Juli 2023 deutlich verstärkt." Eine Studie der Verkehrsunfallforschung der TU Dresden soll laut ADAC bereits zu einem früheren Zeitpunkt festgestellt haben, dass eine Verkürzung der HU-Frist keine messbare Auswirkung habe.

Auch der Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK) ist gegen die jährliche HU für ältere Autos: "Nicht die Frequenz der Hauptuntersuchungen ist entscheidend, sondern ihre fachliche und technische Güte. Ein weiterer Aspekt ist: Die Kosten im Straßenverkehr für Autofahrerinnen und Autofahrer sind schon jetzt immens hoch – und die Halter müssten auch diese HU-Kosten tragen. Deshalb lehnen wir eine jährliche HU-Pflicht für ältere Autos auch im Sinne des Verbraucherschutzes ganz klar ab."

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Kommt das neue HU-Gesetz wirklich?

Der Vorschlag der EU-Kommission, eine jährliche Hauptuntersuchung für über zehn Jahre alte Fahrzeuge einzuführen, hat wohl nur geringe Chancen auf Umsetzung. In mehreren Mitgliedstaaten, darunter Deutschland, gibt es starken Widerstand, da die bestehende Regelung als ausreichend empfunden wird. Auch im EU-Parlament wird die Maßnahme wegen sozialer Ungerechtigkeit, Bürokratielasten und fehlender klarer Sicherheitsgewinne kritisch gesehen. Hinzu kommen praktische Probleme wie eine unzureichende Prüfinfrastruktur und Personalengpässe. Insgesamt lässt sich also von einer Ablehnung oder zumindest einer deutlichen Abschwächung des Vorschlags ausgehen.

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