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Formel 1-Fahrer Kimi Räikkönen: Interview "Meistens fahre ich Fahrrad"

Gregor Messer

Beim Formel-1-Rennen unlängst auf dem Nürburgring egalisierte Alfa Romeo-Star Kimi Räikkönen den Rekord der meisten GP-Teilnahmen. Anlass für die AUTO ZEITUNG, mit dem nunmehr 325-maligen GP-Piloten ein ausführliches Interview zu führen.

In dieser Formel 1-Saison mit 15 Rennen absolvieren Sie rund 12000 Kilometer auf der Rennstrecke. Wie viel legen Sie im Privatleben auf öffentlichen Straßen zurück?
Deutlich weniger, das ist klar. Die meisten Fahrten mache ich zum und vom Flughafen. Wenn ich zu Hause in der Schweiz bin, nutze ich das Auto nicht so viel. Gut, wenn die Rennen in Italien sind, wie dreimal in diesem Jahr, fahre ich diese Strecken dorthin mit dem Auto. Nach Hinwil zum Standort des Alfa Romeo-Teams habe ich es kürzer als zum Airport nach Zürich. Im normalen Leben spielt sich für mich das Meiste im Umkreis von zwei Kilometern ab. Also kurze Distanzen. Die meisten davon fahre ich mit Fahrrad.

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In der Schweiz, aber auch in ihrer Heimat Finnland herrschen strenge Tempolimits. Wie kommen Sie denn damit klar?
Kein Problem für mich, die Limits einzuhalten. Ich lebe schon lange in der Schweiz, in Finnland bin ich selten. Auch hier gibt es natürlich viele Kameras. Aber früher, klar, da fuhren wir doch alle schneller, wir waren jünger, fuhren mit einem schweren rechten Fuß. Heute ist das anders.  

Was ist derzeit ihr bevorzugtes Automobil?
Ich fahre auch privat einen Alfa Romeo Stelvio Quadrifoglio. Ich habe noch einen Van, den ich sehr gern fahre. An den Rennstrecken stellt mir Alfa Romeo immer einen Stelvio zur Verfügung. Ist ein mega Auto.

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Wie viele Autos stehen denn bei Ihnen in der Garage?
Es sind nicht mehr so viele. Wir hatten mehr, aber die benutzte ich kaum. Als ich jünger war, gerade den Führerschein gemacht hatte, da bin ich viel mehr Auto gefahren. Wir sind in der Nacht herumgefahren, kleine, enge Straßen, da war viel Spaß dabei. Aber das ist schon seit Jahren nicht mehr so. Irgendwann ist man ja über diesen Punkt hinweg. Wenn ich heute irgendwo weiter weg muss, nehme ich schnell das Auto.

Lange Jahre sind Sie für Ferrari gefahren, jetzt für Alfa Romeo. Sie kennen natürlich die Straßenversionen. Was macht italienische Fahrzeuge besonders?
Ich denke, vor allem das Design. Das macht den größten Unterschied. Seit Jahren bereise ich zu den Grand Prix die Länder. Die Autos, die ich dort im Straßenverkehr sehe, werden sich immer ähnlicher. Das mag seine Gründe haben. Die Italiener hingegen erkennt man sofort.

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Manche Rennfahrer sammeln ihre Rennwagen. Wie schaut das bei Ihnen aus?
Ich besitze drei Autos aus meiner Formel-1-Karriere. Zwei sind nicht fahrfertig. Es sind nur Show-Cars: Einen McLaren von 2002 und einen Ferrari aus dem meinem Weltmeisterschaftsjahr 2007. Sie sehen schön aus. Aber zu Beginn dieses Jahres hat mir Ferrari das Auto geschenkt, mit dem ich in Texas 2018 meinen letzten Grand Prix gewonnen hatte. Der SF51H ist voll funktionsfähig. Irgendwann werde ich das Auto an die Strecke bringen. Aber ich werde die Mechaniker aus Italien anfordern müssen, um es zu starten. Ich bin nie jemand gewesen, der sich um seine ehemaligen Autos gekümmert hat. Aber ich empfand es sehr nett von Ferrari, dass sie mir das mein letztes Sieger-Auto gegeben hatten.

Anderes Thema: Wie sehen Sie die Mobilität der Zukunft?
Elektromobilität ist im Moment die  Richtung, in die alles geht. Aber so schnell, wie sich die Elektro-Leute sich das vorstellen, wird das nicht gehen. Es wird eher ein Mix aus allem. Wer weiß, wo wir in 20 Jahren stehen. Wenn es so einfach wäre, würde ja jeder zur E-Mobilität wechseln. Und andererseits: Auch die Elektroautos sind nicht so sauber, wie sie den Anschein haben. Okay, diese Autos fahren grün. Aber was ist mit den Batterien, wenn sie recycelt werden müssen? Und wo lädt man diese Autos, wie oft, gibt es genügend Elektrotankstellen?

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Finnen sind für ihr Fahrtalent bekannt. Sie haben einen fünfjährigen Sohn, Robin, der schon erste Kilometer im Kart hinter sich hat. Wird er die Tradition der schnellen Finnen fortsetzen?
Ehrlich gesagt, keine Ahnung. Fragt man ihn heute, will Kart fahren, fragt man ihn morgen, ist es etwas anderes, was er will. So ist es eben. Ihm macht es Spaß. Leider haben wir nicht viel Zeit zusammen. Wenn wir Motocross fahren, sagt er, das mache ihm mehr Spaß. Bis jetzt ist das alles nur ein Hobby. Wenn es beim Hobby bleibt, ist es okay. Die Zeit wird es zeigen. Mal sehen, wie es in zwei Jahren ist.

Sie haben den Teilnahmerekord von Rubens Barrichello gebrochen und sind mittlerweile bei 325 Grands Prix gestartet. Bedeutet Ihnen dieser Rekord irgendetwas?
Eigentlich ist es doch nur eine Nummer. Hier am Ring ist das ein ganz normales Rennwochenende für mich. Ich bin mir sicher, dass alle Rekorde irgendwann gebrochen werden. Mir ist es gleich. Vielleicht werde ich mich irgendwann mal über solche Rekordzahlen freuen, wenn ich meine Formel 1- und Profikarriere beendet habe.

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Ihr Vertrag wurde unlängst verlängert. Sie fahren weiter bei Alfa Romeo, mindestens noch ein weiteres Jahr. Sie genießen das Fahren in der Königsklasse.
Ja, ich habe immer noch großen Spaß und Fahrfreude beim Rennfahren. Es ist wie in jedem Sport, bei jedem Hobby, bei jeder Arbeit: Einige Tage sind besser als andere. Ganz wie im normalen Leben halt. Ich mag die Challenge, ich will mich immer verbessern. Wenn ich keinen Spaß mehr am Rennfahren hätte, oder wenn es jeden Tag ein Albtraum wäre, würde ich heute nicht hier an der Strecke sein.

Im aktuellen Fahrerfeld sind Sie der einzige – und derzeit letzte –, der es in die Formel 1 ohne große Förderhilfen und Juniorprogramme geschafft hat, dafür mit purem Talent. Wie sehen Sie diese Entwicklung mit Fahrern aus Akademien oder auch solchen, die sich mit hohen Summen aus ihren Familienunternehmen ihr Cockpit erkauft haben?
Motorsport war schon immer ein sehr teurer Sport, auch schon, als ich noch jung war. Jetzt aber höre ich, dass professioneller Kart-Sport ungefähr so teuer ist wie die Formel Renault vor 20 Jahren, als ich in dieser Kategorie gefahren bin. Das ist verrückt. Das macht alles viel schwieriger, als junger Mensch in den Automobilsport zu kommen. Die guten Junior-Teams haben heute alle Unterstützung von großen Herstellern, Teams oder Sponsoren. Andererseits: Auch im Profi-Fußball haben die Vereine Junior-Mannschaften und Nachwuchs-Akademien. Aber so ist es eben im Profisport, und eigentlich ist es auch gleich, ob das jetzt gut oder schlecht ist.

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Zwischen 2011 und 2012 haben Sie Ihre Formel 1-Karriere für zwei Saisons unterbrochen, um in der Rallye-WM und sogar in der US-Nascar-Serie zu starten. Was steht nach Ihrer Formel-1-Karriere noch auf Ihrer Liste?
Ich habe da noch gar keine Pläne. Mal sehen, was in absehbarer Zeit passieren wird. Vielleicht gibt es einige Rallyes, die ich fahren könnte, vielleicht auch nicht. Vielleicht mache ich gar nichts, vielleicht betreue ich meinen Sohn im Kart-Sport. Bei Peugeot hatte ich mal vor Jahren den Le Mans-Prototyp ausprobiert. Ein schönes Auto, aber das war nichts für mich. Die Rallye Dakar hatte mich stark interessiert. Aber dieser Wettbewerb ist nicht mehr der alte. Das hat sich stark verändert.

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