Neuer MG IM6 (2025): Erste Testfahrt im Model-Y-Konkurrenten
MG stößt ins Premiumsegment vor
SAIC Motor hat entschieden, dass es nicht allein auf Stückzahlen ankommt, und will mit MG nun auch seinen Teil von der Premium-, Firmen- und Geschäftskundschaft. Mit diesem Ziel hat man zwei Modelle der Submarke IM (Intelligence in Motion), die in China bereits erhältlich sind, unter dem MG-Label nach Europa gebracht. Neben dem MG IM5 (hier unser Fahreindruck) ist das der neue MG IM6 (2025), der uns für die erste Testfahrt bereitsteht.
Mit 4904 mm Länge ist das vollelektrische SUV IM6 etwas kürzer als sein Hatchback-Zwilling IM5, nutzt aber dieselbe EV-Plattform (die in China auch im dort angebotenen Audi verwendet wird). Diese verspricht das bisher höchste Niveau an Technik, Leistung und Sicherheit in einem MG – ein Gesamtpaket, das sich mit Tesla und möglicherweise sogar BMW messen soll. Level-2+-Autonomie ist serienmäßig, und die neue Skateboard-Architektur ist auch für Festkörperbatterien ausgelegt – obwohl MG davon ausgeht, dass deren Marktreife noch rund zwei Jahre entfernt ist.
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Der MG3 (2024) im Video:
100-kWh-Batterie, 396 kW Ladeleistung und bis zu 500 km Reichweite
Der neue MG IM6 (2025), ausgestattet mit einer 100-kWh-Batterie, verfügt über 800-V-Technologie und erreicht eine Spitzenladeleistung von 396 kW an einem DC-Schnelllader. Das bedeutet: zehn bis 80 Prozent Ladung in nur 17 min, sofern die Ladesäule es hergibt. Die schwungvolle Designsprache wiederum ermöglicht einen Luftwiderstandsbeiwert von nur 0,226. Antriebsseitig gibt es zwei Varianten: ein Performance-Modell mit Allradantrieb (voraussichtlich ab 59.000 Euro) und ein Long-Range-Modell mit Heckantrieb (voraussichtlich ab 55.000 Euro).
Für unsere Testfahrt wählten wir die Performance-Version mit 742 PS (546 kW) und 803 Nm Drehmoment. Sie beschleunigt in 3,5 s von null auf 100 km/h, erreicht eine Reichweite von rund 500 km und eine Spitzengeschwindigkeit von 238 km/h. Außerdem gibt es eine Launch Edition, die zusätzlich zur Performance-Ausstattung adaptive Dämpfer und eine Luftfederung mitbringt (hier erklären wir die verschiedenen Fahrwerksarten).
Das Long-Range-Modell setzt ausschließlich auf Heckantrieb und maximale Effizienz, verfügt über 402 PS (296 kW) und 500 Nm Drehmoment. Damit beschleunigt es in 5,4 s von null auf 100 km/h und erreicht eine Spitze von 235 km/h. Dafür steigt die Reichweite auf 624 km (WLTP).
Die Konkurrenten:
Erste Testfahrt im neuen IM6 (2025) offenbart leichte Schwächen
Auf der ersten Testfahrt mit dem neuen MG IM6 (2025) zeigt das SUV statt der weichen, schaukeligen Federung, die man von einem zuerst in China erschienenen Modell erwarten könnte, eine straffe Abstimmung. Zu beachten ist, dass wir die Performance-Variante ohne Luftfederung gefahren sind. Auf Landstraßen liegt der Wagen satt und stabil, baut nur wenig Wankbewegungen auf und gibt eine gute Rückmeldung. In der Stadt übersetzt sich das je nach Straßenzustand allerdings in ein recht holpriges Fahrgefühl.
Die fast 800 PS prägen das Fahrerlebnis deutlich. Der IM6 liefert die Leistung nicht ruckartig ab, sondern baut sie gleichmäßig, schnell und angenehm organisch auf. Selbst bei sehr dynamischer Fahrweise lag der Verbrauch bei 25 kWh auf 100 km. Im Alltag sind eher 16 kWh auf 100 km zu erwarten. Das Fahrerlebnis ist insgesamt positiv, doch es gibt auch einige Schwächen: Die Bremsen sind zwar ordentlich, aber es fehlt der Biss, den man angesichts der Motorleistung erwarten würde. Zwar ist der Übergang von der Rekuperation zur Bremse gut abgestimmt, doch die Continental-Bremsanlage vermittelt nicht die erhoffte Kraft. Vermutlich passen sie besser zum schwächeren Single-Motor-Modell.
Das größte Problem liegt in der Lenkung, die in allen Fahrmodi etwas befremdlich wirkt. In Comfort und Eco fühlt sie sich lose an, in Sport fast blockiert. Zwar ist eine straffe Lenkung nicht grundsätzlich schlecht, doch hier wenig intuitiv. Das hat uns den Fahrspaß nicht verdorben, passt aber nicht zum restlichen Bediengefühl. Schade, denn die Hinterachslenkung ist hervorragend integriert. Sie fügt sich nahtlos in den Alltag ein und wirkt praktisch statt künstlich.
Wertiger Innenraum ohne Tasten

Auch beim Innenraum liefert der neue MG IM6 (2025) ab. Ein 26,3-Zoll-Display übernimmt Fahrer- und Infotainment-Funktionen, ist gestochen scharf, schnell und hell – selbst bei verstärkter Sonneneinstrahlung. Ergänzt wird es durch einen 10,5-Zoll-Bildschirm unter den Lüftungsdüsen, das fast alle Funktionen regelt: Fensterheber, Kindersicherungen, Assistenzsysteme, Rekuperationsstufen und Ambientelicht. Es ist ebenso reaktionsschnell wie das Hauptdisplay, durch seine Position sogar intuitiver zu bedienen. MG erlaubt zudem eine gewisse Personalisierung, sodass die wichtigsten Funktionen leicht erreichbar bleiben.
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Doch nicht alles ist ideal: Das Bedienfeld überlagerte gelegentlich die Apple-CarPlay-Navigation, und die Kameras vermittelten beim Parken ein zu optimistisches Bild der Platzverhältnisse. Kein Problem, wenn man Spiegel und Kameras kombiniert – aber dennoch erwähnenswert. Zudem lässt sich die Klimaanlage ausschließlich über den Touchscreen steuern, was unterwegs lästig ist. Positiv: Der Tempomat wird über vier Schaltwippen am Lenkrad bedient – auf der einen Seite die Distanz zum vorausfahrenden Fahrzeug, auf der anderen die Geschwindigkeit. Clever, auch wenn MG hier nicht gleich die Rekuperationssteuerung platziert hat. Ansonsten bietet das Interieur reichlich Platz, wirkt dank Geräuschdämmung angenehm ruhig und überzeugt mit praktischen Werten: 665 l Kofferraum und 32 l Frunk.
Der IM6 bedeutet einen klaren Schritt nach vorn für MG und öffnet der Marke ein völlig neues Segment. Das Modell überzeugt mit zurückhaltendem, aber gefälligem Design, wertigem Innenraum, hohem Fahrkomfort und insgesamt viel Technik. Wir kennen chinesische Marken mit üppiger Ausstattung, doch hier ist sie sinnvoll integriert. Einige Schwächen bleiben, insbesondere bei Lenkung und Bremsen. Der IM6 zeigt alles in allem aber deutlich: MG meint es ernst im Premium-Segment. Im Vergleich zum Tesla Model Y wirkt der IM6 kultivierter und komfortabler, im Vergleich zum Audi Q4 e-tron zeigt er mehr Charakter – unabhängig vom Markenlogo.