Neuer Ahorn Camp T 690 (2025): Fazit unserer ersten Testfahrt
Alles neu beim Ahorn Camp T 690 (2025)
Wo fangen wir an, wenn neben dem Basisfahrzeug des neuen Ahorn Camp T 690 (2025) auch noch das Werk, der Aufbau, das Möbeldesign und der Grundriss ganz neu sind? Allzu oft gibt es das in der Reisemobil-Branche ja nicht, deshalb schauen wir uns erst einmal die Marke an, die sich so viel Aufbruch traut.
Ahorn Camp ist ein junger und familiengeführter Hersteller, der zu keinem Konzern gehört, was dem zügigen Wachstum der vergangenen Jahre nicht im Weg stand. Auch ein gesunder Hang zum Eigensinn ist im Spiel – so setzte die Marke aus dem pfälzischen Speyer schon früh auf Renault, obwohl deren Transporter damals in der Wohnmobilbranche keine große Rolle spielten. Auch auf ein eigenes Werk verzichtet Ahorn ganz bewusst – und suchte stattdessen die Produktionspartnerschaft mit großen Herstellern in Frankreich und Italien.
Genau da wird es jetzt spannend, denn quasi über Nacht hat Ahorn Camp den Partner gewechselt. Die neuen Modelle werden nun nicht mehr bei Trigano gebaut, sondern bei Hymer, genauer: im italienischen Werk der Erwin Hymer Group, wo auch die Laika- und Etrusco-Wohnmobile entstehen. Dazu kommt, dass Renault gerade einen komplett neuen Master vorgestellt hat, der sich nicht mehr so sperrig wie ein gewerblicher Transporter fahren soll, sondern so kultiviert wie ein mittelgroßes SUV.
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Modern und selbstbewusst designt
Wo sich so viel ändert, ist auch die Neugestaltung der Innenräume kein großer Akt mehr. Und ein neues Außendekor ist schon deshalb nötig, damit wirklich alle gleich den Unterschied sehen. Fangen wir also von außen an: Die Teilintegrierten von Ahorn Camp tragen keine Seitenwände in Milchkaffee-Beige mehr, sondern dezente Beklebungen in Grau und Schwarz. Und der Master, der bisher immer etwas schmalbrüstig wirkte, kommt jetzt so selbstbewusst daher, als hätte sein Designteam ihr Studio in die Muckibude verlegt.
Speziell der Grill, der an einen gigantischen Trockenrasierer erinnert, trägt zum wuchtigen Auftritt bei. In Wirklichkeit hat sich an den Abmessungen aber gar nicht so viel geändert, wie der erste Blick aufs Datenblatt des neuen Ahorn Camp T 690 (2025) zeigt: Mit einer Breite von 2,32 m und 6,99 m Länge fällt er kaum raumgreifender aus als der Vorgänger.
Es geht, wie immer bei Ahorn, auch etwas kürzer: Die neue Modellpalette startet beim T 590, der 5,99 m misst, und endet beim 7,48 m langen TQ 740. Daneben hält die pfälzische Marke auch den Alkoven die Treue: Auf dem Caravan Salon stehen gleich drei der Supernasen mit einer Länge von 5,99, 6,99 und 7,20 m. Zwei neue Kastenwagen gehören ebenfalls ins Programm. Den Unterschied der verschiedenen Camper-Aufbauten erklären wir hier. Deren Preise starten bei 52.800 Euro, während die Teilintegrierten mindestens 58.900 Euro kosten, was zeigt, dass die Marke an ihrer freundlichen Preispolitik festhält.
Die Qualität steigt, der Preis bleibt moderat

Das ist schon deshalb eine gute Nachricht, weil die Qualitätsanmutung nicht nur einen kleinen Schritt nach vorn macht. Schon bisher wirkten die Ahorn-Wohnmobile ja durchaus solide und seriös. Doch jetzt sieht alles noch ein bisschen gediegener aus und fühlt sich bei der ersten Testfahrt auch so an – das gilt für die Oberflächen der Möbel ebenso wie für die Textilien und auch die Art und Weise, wie sich die Schranktüren schließen. Zudem zeigt die Abwesenheit von Aufbaugeräuschen, dass der einstige Nice-Price-Hersteller längst auf dem Niveau der gehobenen Mittelklasse operiert.
Das bestätigt auch ein Blick auf die Liste der Lieferanten, zu denen durchweg bekannte Namen der Caravaning-Branche zählen – so kommen etwa die Fenster von Dometic oder Polyplastic, der Kühlschrank von Thetford, das Hubbett von Lippert oder die Möbelscharniere von DGN. Auch das Farb- und Materialkonzept zeigt den Ehrgeiz der Marke, die sich mit hellem Holzdekor, edelmattem Weiß und Bodenbelägen im Sichtbeton-Look vom traditionellen Wohnstuben-Stil entfernt hat. Das muss nicht allen gefallen, trägt aber sehr zum luftigen Raumeindruck bei.
Viel Platz für große Menschen
Der fällt beim neuen Ahorn Camp T 690 (2025) auch dann überaus großzügig aus, wenn nachgemessen wird: Das zeigen schon die Stehhöhe und die Innenbreite von je 2,05 m. Selbst im Bad können 1,95-m-Menschen noch aufrecht stehen. Und sie müssen sich auch nicht zusammenfalten, nachdem sie sich auf einem der hinteren Einzelbetten niedergelassen haben, denn deren Liegeflächen Betten sind 1,99 respektive 2,07 m lang. Wer das übertreffen will, kann die beiden Längsbetten mithilfe eines ausziehbaren Lattenrosts zur Riesen-Ruhezone von 2,05 m Breite machen. Und selbst das elektrisch betätigte Hubbett über der Sitzgruppe ist lang genug für eine Zwei-Meter-Person. Hier geben wir eine Übersicht zu den verschiedenen Bettenlösungen in Campern.
Es herrscht auch keine Platznot, wenn sich die Dreiergruppe am großen Esstisch versammelt, denn neben den beiden Drehsesseln gibt es dort eine L-förmige Sitzbank sowie einen Hocker, der optional zum fünften gurtgesicherten Sitzplatz wird. Vergleichsweise knapp fällt die Küche aus, eine klappbare Verlängerung der Arbeitsfläche wäre genauso schön wie ein Dreiflammen-Herd. Dafür ist das Kochfeld so groß, dass eine anständige Pfanne oder ein familientauglicher Nudeltopf darauf passt – so gewissenhaft ist Ahorn dann doch, wenn es ums Essen geht.
Beim Gepäck fordert der neue Ahorn Camp T 690 (2025) keine Zurückhaltung, was vor allem an den beiden großen Kleidertruhen an den Fußenden der Betten liegt. Ein praktisches Detail sind außerdem die beiden Staufächer, die Ahorn neben dem großen Panoramafenster in der Kabine untergebracht hat. Die Heckgarage ist zwar hoch und breit, aber auch vergleichsweise kurz – irgendwoher muss die Luftigkeit im Innenraum ja kommen.
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Erste Testfahrt mit dem neuen Ahorn Camp T 690 (2025): Komfortabler denn je
Dann starten wir mal die erste Testfahrt und staunen darüber, dass der Renault Master nicht mehr wiederzuerkennen ist. Das beginnt schon bei den komfortablen und gut gepolsterten Sitzen. Außerdem fordert die Sitzposition keine Gewöhnung mehr, weil das Lenkrad nicht mehr so merkwürdig flach steht wie beim Vorgänger. Dessen riesiger Wendekreis gehörte bisher zu den schwächsten Seiten des Master, jetzt fällt er gut anderthalb Meter kleiner aus, weil zur neuen Vorderachse des Renault-Transporters auch ein etwas kürzerer Radstand kommt.
Und den neuen Motoren ist nicht anzumerken, dass sie jetzt mit 2,0 statt 2,3 l Hubraum auskommen müssen. Selbst der 130-PS-Diesel hat es nicht schwer mit den 2,9 t Leergewicht des Teilintegrierten. Außerdem soll er weniger verbrauchen, weil Renault den Luftwiderstands-Index des Transporters angeblich um 20 Prozent gesenkt hat. Noch mehr imponiert der Renault allerdings mit seiner gepflegten Aussprache: Das Murmeln des Turbodiesels wirkt fast so fern, als säße man in einem Crafter, Sprinter oder einem großen SUV.
Auch beim Abrollkomfort hat der Master zugelegt – das gilt zumindest für die erste Testrunde im gänzlich unbeladenen Prototyp. Wie sich die neue Neunstufen-Automatik von ZF ins kultivierte Gesamtbild fügt, testen wir nach dem Caravan Salon 2025, wenn es die Teilintegrierten von Ahorn auch mit den stärkeren 150- und 170-PS-Motoren gibt. Dass es die Wettbewerber mit dem neuen Master nicht leicht haben werden, wissen wir auch so. Und das ist doch ein guter Anfang.
Technische Daten des neuen Ahorn Camp T 690 (2025)
AUTO ZEITUNG 19/2025 | Ahorn Camp T 690 |
Technische Daten | |
Motor | 4-Zyl., Turbodiesel, 1997 cm³ |
Antrieb | 6-Gang, manuell; Vorderradantrieb |
Leistung | 96 kW / 130 PS |
Max. Drehmoment | 350 Nm |
Karosserie | |
Außenmaße (L/B/H) | 6990 / 2320 / 2850 mm |
Leergewicht/Zuladung | 2917 / 583 kg (Auflastung 4,0 t opt.) |
Ausstattung | |
Sitz-/Schlafplätze | 4 – 5 / 3 – 4 |
Herd/Heizung | Zweiflammen-Kocher; Truma Combi 4 |
Gas | 2 x 11 kg |
Frisch-/Abwasser | 110 / 80 l |
Preis | |
Grundpreis | 61.900 Euro |
Alle Daten Werksangaben |
Schon bisher gehörte Ahorn Camp zu den Preis-Leistungs-Siegern der Branche. Mit der Hymer-Connection und dem neuen Master startet die Marke jetzt durch – und hat mit dem neuen Ahorn Camp T 690 ein neues Niveau in puncto Qualität und Fahrkomfort erreicht.