Neuer MG4 XPower (2023): Erste Testfahrt XPower, der GTI der Generation E
Der GTI für die Elektroauto-Fans kommt nicht von Volkswagen: Mit dem neuen MG4 XPower (2023) besetzt die britische Marke die klassischen GTI-Attribute – Leistung bei völliger Alltagstauglichkeit – mit Bravour, wie die erste Testfahrt zeigt.
So ganz ernst nehmen kann man das Video natürlich nicht, doch wenn ausgerechnet ein elektrischer Kompakter beim Drag-Race einen Lamborghini Gallardo und einen Nissan GT-R zersägt, hat das zumindest hohen Unterhaltungswert. Und es sind Underdog-Geschichten wie diese, die ein Auto erst interessant machen. Das war so, als VW 1976 den ersten GTI gebracht hat und das ist jetzt so beim brandneuen MG4 XPower (2023), der diese Tradition nun ins Elektro-Zeitalter übertragen will und zur ersten Testfahrt bereitsteht. Denn während VW erst jetzt auf der IAA in München mit dem ID. GTI Concept wieder für Herzrasen gesorgt hat, die Fans aber auf die Folter spannt, geht die aus China gesteuerte, britische Marke jetzt in Vorlage.
Der XPower versteht sich als echter Breitensportler in der Tradition der klassischen Hot-Hatches – nur, dass er dabei nicht auf Turbos setzt oder Drehzahlen, sondern auf einen zweiten E-Motor. Zur 150 kW (204 PS) starken Maschine im Bug kommt deshalb noch eine weitere mit 170 kW (231 PS) an der Hinterachse, sodass am Ende 320 kW (435 PS) im Fahrzeugschein stehen. Das macht den neuen MG4 XPower (2023) zum bislang stärksten Modell in 99 Jahren MG. Zugleich klettert das kumulierte Drehmoment auf 600 Nm, die – wie immer beim E-Auto sofort – anliegen. Kein Wunder also, dass der XPower beim Sprint selbst Supersportwagen stehen lässt. Von 0 auf 50 km/h schafft er es in 1,7 und auf Tempo 100 in 3,8 s – und nimmt damit seinen Baureihen-Brüdern runde vier Sekunden ab. Und auch der Bleifuß zeigt hier mehr Wirkung: Wo sonst bei 160 km/h Schluss ist, bekommt der XPower Auslauf bis immerhin 200 km/h. Zu wenig, um an Lambo & Co. dranzubleiben, aber allemal genug, um vermeintlichen Kraftmeiern wie einem ID.4 GTX oder einem Enyaq RS die kesse Kehrseite zu zeigen. Auch interessant: Unsere Produkttipps auf Amazon
VW mit dem ID. GTI Concept auf der IAA 2023 im Video:
Erste Testfahrt mit dem neuen MG4 XPower (2023)
Die Energie dafür liefert im neuen MG4 XPower (2023) wie im bisherigen Topmodell ein Akku mit 64 kWh, der dann allerdings nur noch für 385 statt bislang bestenfalls 450 km reicht. Mit maximal 140 kW passt die Ladeperformance aber nicht so recht zur Eile, die der XPower sonst an den Tag legt. So sehr er übrigens im Sprint begeistert, darf man von ihm auf der Landstraße keine Wunder erwarten. Klar, Überholen wird zum Kinderspiel und auf der Autobahn fährt man jetzt nur noch links. Auch verhelfen ihm der variable Allradantrieb, das Torque-Vectoring und das Sperrdifferential flott um die Kurven. Zumal die Batterie dabei kein Ballast, sondern in diesem Fall ein Segen ist, weil sie den Schwerpunkt senkt.
Doch schmale Sparreifen und ein hohes Maß an familienfreundlichem Restkomfort sorgen bei der ersten Testfahrt für eine gewisse Abkühlung. Flott und forsch ist er ohne Zweifel, aber zum Asphalthobel ist der anglophile Chinese dann doch nicht geboren. Erst recht nicht, weil es den Elektromotoren kaum gelingen mag, ein paar Emotionen zu wecken. Nicht, dass man sich wirklich irgendeinen synthetischen Sound wünschen würde, aber Sport in aller Stille macht halt weniger Spaß.
Scharfes Design, potente Fahrleistung & trotzdem praktisch
Und wo wir gerade dabei sind: Als Angeberauto erweist sich der neue MG4 Xpower (2023) bei der ersten Testfahrt auch nicht. Bis auf farbige Bremszangen und die dunkle Kontrastlackierung am Dach gibt es außen keine Änderungen – braucht es aber auch nicht. Schließlich ist schon das Serienmodell so scharf geschnitten und mit seinem ungewöhnlichen Dachspoiler so auffällig, dass der MG4 einem Lamborghini Urus optisch näher ist als seinem direkten Konkurrenten ID.3. Scharfes Design, potente Fahrleistungen und trotzdem noch ein Stromer für die ganze Familie – so wird aus dem heißen Hobel der Petrolheads in den 1980ern ein vernünftiger Hot-Hatch für die Generation E – und bei allen Einschränkungen ein Auto, das dem Geist des GTI näherkommt, als jedes bisher präsentierte Sportmodell aus der elektrischen VW-Palette.
Wer noch nüchterne Argumente braucht, sei der Blick in die Preisliste empfohlen. Ja, mit 46.990 Euro (Stand: September 2023) kostet der XPower 12.000 Euro mehr als die Einstiegsversion mit 125 kW (170 PS) und 54 kWh oder 5000 Euro mehr als das bisherige Topmodell, das den großen Akku hat und immerhin 150 kW (204 PS). Doch solange es weder einen ID.3 GTX gibt, noch einen ID.2 GTI, bleibt im VW-Konzern als erste Referenz der stärkste ID.4 – und der bietet zwar ein Drittel weniger Leistung, kostet aber 20 Prozent mehr. Und selbst der wahre GTI ist nach Abzug der Förderung kaum billiger und hat kaum mehr als halb so viel Power.
Technische Daten des neuen MG4 XPower (2023)
AUTO ZEITUNG 2023 | MG4 XPower |
Technische Daten | |
Motor | 2 Permanenterregte Synchronmaschinen |
Getriebe/Antrieb | Reduktionsgetriebe; Allradantrieb |
Systemleistung | 320 kW/435 PS |
Max. Drehmoment | 600 Nm |
Spannung/Batterie-Kapazität | 400 V/64 kWh (brutto) |
Karosserie | |
Außenmaße (L/B/H) | 4287/1836(2060)/1516 mm |
Leergewicht/Zuladung | 1803/458 kg |
Kofferraumvolumen | 350-1177 l |
Fahrleistungen (Werksangaben) | |
Beschleunigung (0-100 km/h) | 3,8 s |
Höchstgeschwindigkeit | 200 km/h |
Verbrauch auf 100 km | 18,7 kWh |
Reichweite | 536 km |
Kaufinformationen | |
Basispreis (Testwagen) | 46.990 € |
Marktstart | Sommer 2023 |