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Geht auch ganz einfach:
Alle Tests zum Ford Ranger

Ford Ranger Raptor: Test Wir lassen den Ranger Raptor fliegen

Martin Urbanke Geschäftsführender Redakteur Test & Reifen
Inhalt
  1. Der Ford Ranger Raptor im Test
  2. Schaltbarer Sportauspuff, Zehnstufen-Automatik
  3. Adaptives Fahrwerk mit Wüstenrallye-Charakter
  4. Stabil: Starre Hinterachse mit Watt-Streben
  5. Connectivity-Check
  6. Fazit

Der Ford Ranger Raptor 3.0 EcoBoost e-4WD verleitet zu wilden Rodeo-Eskapaden, bereitet aber nicht nur Offroad-Fans pure Freude. Test!

Positiv Offroad-Eignung, Solidität, praktische Details, Sound und Power, Fahrkomfort
NegativLange Bremswege, Sitzkomfort im Fond, hoher Verbrauch, Wendekreis
 

Der Ford Ranger Raptor im Test

Es braucht tatsächlich ein bisschen mehr Platz, damit der Ford Ranger Raptor 3.0 EcoBoost e-4WD zeigen kann, was er drauf hat. Das gilt nicht nur für die Abmessungen der aktuellen Generation des Ford Ranger, wobei die "kleinste" Pick-up-Reihe der Marke bereits 5,36 Meter misst und einen Radstand von reichlichen 3,27 Metern hat, womit er seinen Vorgänger um glatte fünf Zentimeter überragt. Die Optik fällt ebenfalls nochmals deutlich bulliger und kantiger aus, was auch der martialische F-O-R-D-Schriftzug im Kühlergrill betont. Doch nicht nur das: Statt des bisherigen drehmomentstarken, aber nur 213 PS (156,6 kW) kräftigen Zweiliter-Diesels drückt den Power-Pick-up nun ein drei Liter großer V6-Benziner mit doppelter Turboaufladung voran. Das passt besser! Und vor allen Dingen klingt es besser: Die schaltbare Sportabgasanlage lässt den 292 PS (214,7 kW) starken V6 im Test schon im Normal-Modus heiser röhrend durch das Drehzahlband rotieren. Auch interessant: Unsere Produkttipps bei Amazon

Der Ford F-150 Raptor im Fahrbericht (Video):

 
 

Schaltbarer Sportauspuff, Zehnstufen-Automatik

Wem das zu viel ist, schaltet um auf "Leise", wer mehr will, wählt "Sport" oder "Baja". Dann krempelt der EcoBoost-Triebsatz akustisch die Ärmel hoch. Herrlich, schließlich ist es genau das, was Fans rustikaler Macho-Mobile erwarten. Wer einfach nur lässig dahin cruist, erfreut sich bei jedem Gasstoß am herzhaften Klangspektakel, das sowohl von der Gaspedal-Stellung als auch von der eingelegten Fahrstufe des Automatik-Getriebes variiert wird. Und weil der Ford von den Fahrstufen gleich zehn hat, schaltet er nach dem Ampelstart viermal hoch, bis er ab Tempo 50 schließlich Stufe sechs nachschiebt. Bleiben immer noch vier! Weil die einzelnen Drehzahlsprünge wegen der engen Stufung gering ausfallen, gehen die Schaltmanöver meist sanft vonstatten. Nur wer es eilig hat oder hektisch zwischen Gasgeben, Bremsen und Ausrollen hin und her wechselt, wird mit ruppigen Eingriffen zu einer gleichmäßigeren Fahrweise erzogen. Die Vielzahl der Gänge sorgt zudem dafür, dass selbst mäßige Beschleunigungswünsche bei höherem Tempo auf Landstraßen oder gar Autobahnen zu zigfachen Rückschaltungen führen. Das dauert dann eben auch schon mal einen kleinen Moment und unterbricht die meist betont gelassene Art, in der der Ford Ranger Raptor 3.0 EcoBoost e-4WD üblicherweise durch sein Revier streicht.

Andererseits ruft erst ein fester Tritt aufs rechte Pedal sämtliche Pferdchen unter der Haube wach und macht dem leer 2,5 Tonnen schweren Pritschenwagen gehörig Beine. Zwar verfehlt er mit 8,8 Sekunden im Test deutlich die versprochene Werksangabe (7,9 s) für den Sprint von null auf 100 km/h und entfacht kein wirklich sportliches Temperament, doch gemessen an den sonst im Pick-up-Segment üblichen Fahrleistungen wird er damit zum Renner unter seinesgleichen. Für seine Mühen gönnt sich das Biturbo-Triebwerk aber auch 15,8 Liter Super je 100 Kilometer auf der Testrunde. Nutzt man die hohe Zuladung von über 600 Kilogramm oder die Anhängelast von immerhin noch 2,5 Tonnen aus, muss man mit Werten um 18 Liter oder mehr rechnen. Wer jetzt mit den Augen rollt, sollte vielleicht doch den weiterhin angebotenen Diesel-Raptor (ab 74.197 Euro) wählen. Der leistet aktuell zwar nur noch 210 PS (154 kW), bietet mit 500 Newtonmeter aber sogar ein paar mehr als der V6-Benziner und dürfte mehrere Liter Sprit weniger verfeuern. Aber ein Power-Pick-up ist nun mal das falsche Konzept, um höchste Effizienz zu zelebrieren.

Der Raptor giert vielmehr danach, seine 491 Newtonmeter einzusetzen, um auch abseits befestigter Wege unaufhaltsam voran zu kommen. Die volle Kraft liegt bereits bei moderaten 2300 Touren an, und weil das Ingenieursteam die Leistungsentfaltung des V6 auf jede einzelne der zehn Fahrstufen abgestimmt haben, scheint er völlig linear an Tempo respektive Power zuzulegen. Das erleichtert ein feinfühliges Dosieren auf rutschigem Untergrund ungemein. Sofern es die Abmessungen und der Wendekreis von 13,4 Metern zulassen, wühlt sich der Ford Ranger Raptor 3.0 EcoBoost e-4WD im Gelände in beeindruckender Manier selbst durch den dicksten Schlamm und erklimmt die steilsten Hügel. Vier Offroad-Fahrprogramme passen die Regelsysteme an den jeweiligen Einsatzzweck an. Neben dem permanenten Allradantrieb setzt der Ford dabei auf eine Getriebereduktion und zwei sperrbare Differenziale an Vorder- und Hinterachse. Außerdem sorgt das Fahrwerk mit 256 Millimeter Federweg an den einzeln aufgehängten Vorderrädern sowie 290 Millimeter Federweg an der hinteren Starrachse für eine gute Verschränkung und hält die grobstolligen Räder lange am Boden.

Für ausreichend Abstand zum Untergrund sorgen die Bodenfreiheit von 265 Millimeter sowie Böschungswinkel von 32 Grad vorn und 24 Grad hinten. Beim Überfahren von Kuppen beträgt der Rampenwinkel ebenfalls 24 Grad, was angesichts des Radstands beachtlich viel Freiraum schafft. Sollte der Ranger dennoch auf Grund laufen, schützen ihn massive Stahlbleche mit 2,3 Millimeter Materialstärke am Unterboden. Zur Bergung gibt es kräftige Zugösen vorn und hinten. Überhaupt glänzt der Ford Ranger Raptor mit soliden Bauteilen und seiner unerschütterlich robusten Grundkonstruktion, die ihn für derbe Ausritte ins ungespurte Gelände prädestinieren. Das allein unterscheidet ihn bereits nachhaltig von all den livestyligen SUV, die zwar in der Theorie bestens fürs Gelände gewappnet scheinen, in Wahrheit aber viel zu empfindlich für solche Eskapaden sind.

 

Adaptives Fahrwerk mit Wüstenrallye-Charakter

Wie ernst es der Ford Ranger Raptor 3.0 EcoBoost e-4WD mit seinen Offroad-Ambitionen meint, erkennt man im Test auch an der Wattiefe von hüfthohen 85 Zentimeter sowie am sensationellen Schluckvermögen seines Fahrwerks. Und damit sind wir wieder beim Platzbedarf. Denn so professionell der Ford auch im Kriechtempo über nahezu jedes Hindernis kraxelt – wirklich herausragend wird seine Performance erst, wenn man mit richtig Schwung über unbefestigte Wege brettert. Dort, wo andere hopsen, bocken und bis in die Grundfesten ihrer Konstruktion erzittern, bügelt der Ranger Raptor in einer Art und Weise drüber, dass es fast schon arrogant wirkt. Einen ersten Eindruck bekommt man, wenn man einfach mal beherzt über die Verkehrsberuhigungschwellen donnert, anstatt davor nahezu stehen zu bleiben. Wob, wob – das wars. Reifen, Federn und Dämpfer verschlucken die Dinger einfach.

Noch eindrucksvoller ist das Ganze im Gelände, wenn der Ford Ranger Raptor 3.0 mit 60, 70 oder 80 Klamotten über ausgewaschene Feldwege prügelt und sich dabei von keiner Welle, keinem Schlagloch und keiner Pfütze aus der Ruhe bringen lässt. Die Krönung des Ganzen: mit Dampf über die nächstbeste Sprungkuppe, abheben, kurz schweben und dann verblüffend weich und absolut spurstabil wieder aufsetzen. Yeehaw! Während all dieser Torturen dringt kein einziges Rappel- oder Knarzgeräusch aus der Karosserie, und man hat nie das Gefühl, diesem Trumm von einem Auto zu viel zuzumuten. Der Raptor packt das alles einfach weg. Respekt! Das technische Rüstzeug dazu liefert neben dem massiven Nutzfahrzeug-Chassis das brillant abgestimmte Fahrwerk mit den 2,5 Zoll (6,35 cm) dicken  "Live Valve"-Stoßdämpfern des renommierten Spezialisten Fox. Diese ermöglichen eine ebenso robuste wie geschmeidige Federung und garantieren dank adaptiver Dämpfung zugleich eine optimale Fahrstabilität – on- wie offroad. Gegenüber der Vorgänger-Generation reduzieren die Dämpfer im neuen Raptor dank eines Teflon-Fluids die Reibung im Inneren um die Hälfte. Das lässt sie noch sensibler und fixer ansprechen.

 

Stabil: Starre Hinterachse mit Watt-Streben

Ein weiteres besonderes Merkmal des Fahrwerks ist die Starrachse mit Watt-Streben: Diese verhindert ein Absacken des Hinterwagens bei Vollgas. Im Gegenteil: Gibt man im Stand Gas, während der linke Fuß noch auf Bremse steht, hebt sich der hintere Teil des Wagens leicht aus den Federn. Der Ford Ranger Raptor 3.0 EcoBoost e-4WD ist nun mal ein echtes Show-Talent. Das stellt der Pick-up im 2WD-Modus gern auch in Form solider Drifteinlagen unter Beweis. Einfach weil er es kann. Zugleich erlaubt die Konstruktion einen unerschütterlichen Geradeaus lauf sowie einen beachtlichen Komfort selbst mit leerer Ladefläche. Das sonst oft Pritschenlaster-typische Auskeilen der Hinterräder verkneift er sich fast gänzlich. Dennoch sind die Komponenten robust genug für reichlich Last auf der Ladefläche, die mit 220-Volt- und 12-Volt-Steckdosen, soliden Zurrpunkten sowie einem elektrischen Rollo (Option) aufwartet. Nettes Gimmick: In der hinteren Klappe sind Aufnahmen eingelassen, in denen mit Schraubzwingen allerlei Werkzeug oder Material befestigt werden können. Er ist eben doch ein Arbeiter, etwas aus der Zeit gefallen vielleicht, aber ein echter Kumpel-Typ. Sein vierschrötig-rauer Charakter zeigt dabei im Test durchaus sanfte Seiten und beweist Sinn für – am liebsten abwegigen – Fahrspaß.

 

Connectivity-Check

Das Kommunikations und Multimedia-System SYNC 4A ist Standard im Ford Ranger Raptor 3.0 EcoBoost e-4WD, genau wie das Bang&Olufsen-Soundsystem mit zehn Lautsprechern samt Subwoofer und 640 Watt Ausgangsleistung. Die Smartphone-Integration (Apple und Android) erfolgt kabellos, geladen wird induktiv. Gesteuert wird das Ganze per Sprachbefehl oder über Fingergesten auf dem Zwölf-Zoll-Touchscreen. Das gelingt im Test leicht, da die jeweiligen Schaltflächen erfreulich groß bemessen sind. Ebenfalls gut: Sämtliche Klima-Funktionen sind dauerhaft zugänglich und müssen nicht erst in Untermenüs abgerufen werden. Im Offroad-Einsatz lassen sich Live-Kamerabilder der Fahrzeugumgebung einblenden – sogar für den "blinden" Bereich unter der Motorhaube. Cool: frei belegbare Kippschaler für Zubehör-Leuchten etc.

Technische Daten und Messwerte des Ford Ranger Raptor 3.0 EcoBoost e-4WD

AUTO ZEITUNG 12/2023Ford Ranger Raptor 3.0 EcoBoost e-4WD
Technik
Zylinder/Ventile pro Zylin.V6-Zylinder/4-Ventiler; Biturbo
Hubraum2956 cm³
Leistung215 kW/292 PS
Max. Drehmoment491 Nm
Getriebe/Antrieb10-Stufen; Autom.; Allrad, perm.
Messwerte
Leergewicht (Werk/Test)2506 kg
Beschleunigung 0-100 km/h (Test)8,8 s
Höchstgeschwindigkeit (Werk)180 km/h
Bremsweg aus 100 km/h
kalt/warm (Test)
41,8/44,5 m
Verbrauch auf 100 km (Test)15,8 l S
CO2-Ausstoß (WLTP)315 g/km
Preise
Grundpreis80.266 €

 
Martin Urbanke Martin Urbanke
Unser Fazit

Ford Ranger Raptor –  dieser Name lässt die Fans kraftvoller Pickups aufhorchen. Zu Recht! Der herzhaft-harzig anreißende und heiser knurrende 3.0 EcoBoost gibt alles und tröstet selbst darüber hinweg, dass er nun mal kein V8 ist. Das Baja-inspirierte Fahrwerk zeigt unglaubliche Nehmerqualitäten und garantiert authentisches Rallye-Feeling. Zudem gräbt sich der Ford Ranger Raptor 3.0 EcoBoost e-4WD offroad im Test wacker durch dick und dünn – auch dank grober Stollenreifen. Die sorgen allerdings für viel zu lange Bremswege und schüren den Durst des V6-Biturbo.

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