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VW Phaeton: Fünf irre Fakten zur Wolfsburger Luxuslimousine

Johannes Beck Redakteur

Zu Beginn der Nuller Jahre wehte ein besonderer automobiler Wind aus Wolfsburg. In einer Zeit, in der alles möglich schien, entstand bei VW eine Luxuslimousine, die Mercedes S-Klasse & Co. in den Schatten stellen sollte: der VW Phaeton. Fünf Fakten zum gescheiterten Luxusklasse-Flaggschiff!

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Unter der gewieften Hand von Konzern-Chef Ferdinand Piëch erlebte VW in den 90er-Jahren den Aufstieg aus dem dunklen Tal. Geprägt von den harten Jahren unter Spar-Manager Ignacio López, musste sich die Marke ihren guten Ruf zurückerlangen. Rostprobleme an Modellen wie dem Golf 3 hatten diesen langsam zerfressen, eine Wende musste her. Mit Martin Winterkorn als Chef der Qualitätssicherung im Rücken, gelang es VW mit heute legendären Langzeitautos wie dem Golf 4 und Passat B5 das Blatt zugunsten der Marke zu wenden. Die Qualität passte nun, doch ein richtiges Prestige-Modell fehlte im Portfolio. Ein mehr als ernstzunehmender Konkurrent für die Luxusklasse aus Stuttgart und München musste her! Doch wie Mercedes S-Klasse und BMW 7er in die Schranken weisen?
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Der VW Tayron (2025) im Fahrbericht (Video):

 
 

Fünf Fakten zur VW-Luxuslimousine Phaeton

Unter dem Projektnamen "D1" begann die Marke, eine Luxuslimousine zu entwickeln, die zeigen sollte, wozu man in Wolfsburg in Sachen Technik und Qualität imstande war. Mit ihr wollte Maßstäbe setzen, die für ein Fahrzeug in Serienfertigung bis dato ungesehen waren. Angeblich setzte Martin Winterkorn dafür eine Liste von zehn Geboten auf, die für höchste Zuverlässigkeit und qualitative Ansprüche Sorge tragen sollten. Dafür wurde in Dresden die 187 Mio. Euro teure "Gläserne Manufaktur" errichtet, in deren 83.000 m² großen mit Ahorn-Parkett ausgelegten Werkshallen die Fertigung des Flaggschiffs stattfinden sollte. Ende Dezember 2001 lief die Produktion an. Die Ära des zum Scheitern verdammten VW Phaeton hatte begonnen. Die Gründe dafür waren zahlreich, doch die Technik ist bis heute äußerst beeindruckend und der Aufwand dahinter beispiellos.

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1. Polarisierte Tachoscheiben für blendfreies Fahren

Wer eine Sonnenbrille besitzt, hat bestimmt schon von sogenannten Polarisationsgläsern gehört. Sie sorgen durch eine spezielle Verarbeitung für eine Filterung von ungewolltem Licht, beispielsweise in Form von Reflexionen, die Blendungen verursachen können. Diese Technik machte man sich auch im VW Phaeton zunutze. Während herkömmliche Tachoabdeckungen aus klarem Kunststoff bestehen, wurden im Phaeton Echtglas-Abdeckungen eingebaut, die bläulich polarisiert waren.

So sollten die Instrumente stets gut ablesbar bleiben. Dieses Feature blieb allerdings nicht nur dem Phaeton vorbehalten. Auch im VW Touareg blickte man auf die Phaeton-Instrumentierung, inklusive polarisiertem Echtglas. Ebenfalls interessant: Verfügte der Phaeton über eine beheizbare Windschutzscheibe, zogen sich entgegen der Erwartung keine kleinen Heizdrähte durch das Glas. Eine speziell metallbedampfte und dadurch leitende Folie sorgte für den Durchblick.

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2. Frühe Phaeton mit selbstleuchtenden Kennzeichen

Ja, das hat es wirklich gegeben. Im Jahre 2001 belegte der VW-Konzern mit mehr als 1500 Patentanmeldungen den dritten Platz unter den Automobilherstellern. Nicht nur fanden sich darunter Patente für Abgasreinigungssysteme oder die damals neue FSI-Benzin-Direkteinspritzung, sondern auch ein selbstleuchtendes Kennzeichen für den VW Phaeton. Denn im Rahmen der Entwicklung war eine reguläre Kennzeichenbeleuchtung der Reinheit der Form zum Opfer gefallen. Das besondere Schild bestand aus vier Schichten und enthielt eine elektrisch betriebene, leuchtende Folie, die das Kennzeichen vollständig ausleuchtete. Im Jahr 2005 lief die begrenzte Straßenzulassung für das besondere Nummernschild seitens des Verkehrsministeriums aus, reguläre Leuchtdioden kamen zum Einsatz. Ersatz dürfte heute wie damals nicht billig sein.

3. Handschaltung im Flaggschiff

Kurioserweise finden sich im Luxussegment immer wieder Ausstattungen, die anstelle des für viele standesgemäß erscheinenden Automatikgetriebes eine Handschaltung mit sich bringen. Auch der technisch so hochentwickelte VW Phaeton bildete zunächst keine Ausnahme. Während im großen Wolfsburger mit W12 oder V8 ein 6-Stufen-Automatikgetriebe von ZF für ruckfreies Gleiten sorgte, konnten Kund:innen den Sechszylinder mit sechs handgeschalteten Gängen ordern. Verfügbar war diese Option allerdings nur in den Jahren zwischen 2002 und 2004 für den 241 PS (177 kW) starken 3,2-l-VR6. Anschließend strich VW den Handschalter ersatzlos für den Phaeton. Heute sind Fahrzeuge mit dieser Option rar gesät.

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4. Hydraulische Kofferraumscharniere aus Aluminium

Selbstverständlich durften es für den großen Volkswagen keine regulären Kofferraumscharniere aus dem Konzernregal sein. Man wandte sich kurzerhand an den Fahrradhersteller Campagnolo, der für seine edlen Rennräder bekannt ist. Das Ergebnis waren filigran gefertigte Aluminium-Scharniere, die links und rechts die Verbindung zwischen Karosse und Kofferraumdeckel herstellten. Doch damit nicht genug: Der VW Phaeton verfügte über ein komplexes Hydrauliksystem, das ebenfalls mit dem Kofferraumdeckel verbunden war.

Eine elektromechanische Pumpe steuerte einen unter dem Blech versteckten Hydraulikzylinder an, der den Deckel öffnete. Zusätzlich waren silbrig schimmernde Gasdruckdämpfer eingebaut. Wie teuer die Entwicklung und Herstellung gewesen sein mag, darüber lässt sich nur spekulieren. Da das technische Meisterwerk neben dem Phaeton lediglich im Bentley Flying Spur zum Einsatz kam, dürfte es sich aus wirtschaftlicher Sicht nicht gelohnt haben.

Die Kofferraumscharniere des VW Phaeton
Foto: VW/Kollage: AUTO ZEITUNG

5. Zugfreie Vier-Zonen-Klimaanlage

Überlieferungen nach war die Klimaanlage des VW Phaeton und deren Umsetzung ein persönliches Steckenpferd von Ferdinand Piëch, der in den 70er-Jahre bekennender Fan von Cadillac und deren Klimaanlagen war. Das Ziel war es, eine Klimaanlage zu entwickeln, die völlig zugfrei arbeitet. Diverse technische Kniffe sollten dafür Sorge tragen und das Ergebnis war die wohl komplexeste automobile Klimaanlage aller Zeiten. Das System zu erklären, würde den Rahmen sprengen, doch die Vier-Zonen-Climatronic ermöglichte allen vier Passagier:innen eine individuelle Temperatur- und Luftstrom-Regelung.

Ein Schnittbild des VW Phaeton das die Zugfreie Vier-Zonen-Klimaanlage zeigt.
Foto: VW

Weitere Feinheiten des Systems: Die Luftausströmer im Armaturenbrett lagen nicht permanent offen, sondern öffneten und schlossen sich automatisch. Nachdem die gewünschte Temperatur erreicht war, strömte nur noch ein zugfreier Luftschleier durch den Innenraum. Ein Antibeschlag-Sensor am Rückspiegel überwachte die Lufttemperatur, die Temperatur der Frontscheibe und die Luftfeuchtigkeit, um automatisch über die vielzähligen Luftausströmer ein Beschlagen der Scheiben zu verhindern. 

Und als kleines Schmankerl zum Schluss: Volkswagen hat tatsächlich an einem Nachfolger gearbeitet, den intern D2 genannten Phaeton. Eine interne Kalkulation aber hat ergeben: Pro Fahrzeug hätte Volkswagen 300.000 Euro Verlust gemacht. Warum das Projekt beendet worden ist, dürfte sich damit selbst erklärt haben.

 
Johannes Beck Johannes Beck
Unser Fazit

Der VW Phaeton ist und bleibt ein automobiles Unikum, das aus einer Zeit stammt, in der das Prestige der Marke vor der Wirtschaflichkeit des Modells stand. Dass der VW Phaeton trotz bereits vorgestelltem Nachfolger – dem VW Phaeton D2 – ohne diesen blieb, ist mit Hinblick auf den Flop der ersten Generation keine Überraschung. Ein vergleichbares Projekt  wird es so wohl nicht mehr geben, was den nur 84.235 mal gebauten Phaeton aus Fan-Perspektive heute umso interessanter macht.

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