"Dienstwagen-Check" der Politiker: Darum ist die Analyse strittig
Dienstwagen hochrangiger deutscher Politiker:innen nach CO2-Ausstoß gerankt – die Erkenntnis: Es werden mehrheitlich Autos mit Verbrenner gefahren und der Großteil überschreitet den EU-Flottengrenzwert. Doch die Analyse hat zwei Seiten!

Spitzenpolitiker:innen haben eine Vorbildfunktion und sollten mit gutem Beispiel vorangehen – vor diesem Hintergrund veröffentlicht die Deutsche Umwelthilfe (DUH) im August 2025 bereits zum 19. Mal den "Dienstwagen-Check", der den CO2-Ausstoß der Autos von hochrangigen Volksvertreter:innen auf Bundes- und Landesebene beleuchtet.
Dabei stellt sich heraus, dass 151 der 238 untersuchten Politiker:innen mit ihrem Dienstwagen den geltenden EU-Flottengrenzwert von 95 g CO2-Emission pro Kilometer überschreiten, nach dem sich die Autohersteller in ihrem Absatz an ihrer Kundschaft zu richten haben. 87 Fahrzeuge sind batterieelektrisch angetrieben und wurden in ihrem CO2-Ausstoß nach dem deutschen Strommix von 2024 bewertet, ebenso der elektrische Anteil von Hybriden.
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Der Audi Q6 e-tron (2024) im Fahrbericht (Video):
Landesregierungschefs: Grüne laut DUH am emissionsärmsten
Bei der Auswertung hält der eingetragene Verein mehrere "Tops" und "Flops" fest. Am meisten CO2 pro Kilometer emittiert demnach Markus Söder (CSU) – sowohl unter den Regierungschef:innen der Länder als auch unter den Bundesminister:innen und Staatssekretär:innen. Bayerns Ministerpräsident fährt als Dienstwagen einen 530 PS (390 kW) starken BMW X7 M60i xDrive mit 4,4-l-V8 und 292 g CO2-Emission pro Kilometer (laut WLTP).
Als einziger Landesregierungschef ist derweil Winfried Kretschmann (Grüne) vollelektrisch unterwegs, der Ministerpräsident Baden-Württembergs. Er setzt auf einen Mercedes EQS 580 4Matic, der auf 70 g CO2 pro Kilometer beziffert wird. Im Parteienranking der Landesregierungen schneiden die Grünen mit einem gemittelten Normverbrauch von 75 g/km am besten ab, gefolgt von den Parteilosen mit 95 g/km und der Linken mit 114 g/km. Als Schlusslichter beenden CDU (136 g/km), BSW (145 g/km) und FDP (148 g/km) die Liste.
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Die Dienstwagen der Bundesminister:innen
Unter den Bundesminister:innen fährt Umweltminister Carsten Schneider (SPD) mit seinem Audi Q6 e-tron quattro am emissionsärmsten, gefolgt von Reem Alabali-Radovan (SPD), der Ministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, und ihrem Mercedes EQS 450 4Matic. Am anderen Ende der Skala sind Stefanie Hubig (SPD), Dorothee Bär (CSU) und Bärbel Bas (SPD) zu finden, die jeweils verschiedene Varianten des Audi A8 (L) als Dienstwagen gemeldet haben. Fünf der 16 Bundesminister:innen fahren sondergeschützte Fahrzeuge, über die aus Sicherheitsgründen keinen Angaben gemacht werden – ebenso Kanzler Friedrich Merz (CDU).
"Dienstwagen-Check" in der Analyse: Warum die Aussagen strittig sind
Der "Dienstwagen-Check" der Deutschen Umwelthilfe bringt zwar Transparenz in die Frage, ob die Politik ihrer Vorbildrolle gerecht wird, erntet allerdings auch Kritik. So haben manche Politiker:innen – etwa Markus Söder – mehrere Dienstwagen angemeldet, wobei die Auswertung stets den emissionsintensivsten zugrundelegt. Die Bayerische Staatskanzlei spricht von "unseriöser Stimmungsmache".
Zudem wird neben der Normemission auch ein "realer CO2-Ausstoß" bewertet, der strittigerweise voraussetzt, dass Hybride ausschließlich im Verbrennermodus gefahren werden. Grundsätzlich ist die Aussagekraft der Methode insofern fraglich, als dass nicht berücksichtigt wird, wie viel die Politiker:innen tatsächlich fahren und wie oft sie dem Klima zuliebe auf den Dienstwagen verzichten – stattdessen werden die Emissionen pro Kilometer gegenübergestellt. Mangels Quellen zum faktischen Nutzverhalten wäre ein solches Ranking der tatsächlichen Emissionen aber natürlich kaum zu bewerkstelligen.