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Alle Infos zum BMW 7er

James Bonds 7er BMW (750 iL): Das kann er!

Der Bond-BMW aus "Tomorrow Never Dies"

von Eberhard Kittler
Inhalt
  1. So kam es zum BMW 7er in einem James Bond-Streifen
  2. James Bonds 7er BMW als 750 iL mit V12
  3. Gadgets: Maschinengewehr, Elektroschocker und vieles mehr
  4. "Autonomes" Fahren per Ericsson-Mobiltelefon
  5. Das ist mit den Filmautos passiert

Ein 7er BMW machte sich als Bond-Auto in "Tomorrow Never Dies" unsterblich. Diese Ehre wurde BMW fünfmal zuteil. Wir zeigen, warum der BMW 750Li der perfekte Untersatz für den Agenten war!

 

So kam es zum BMW 7er in einem James Bond-Streifen

Die Luxuslimousine BMW 750iL hätte sicher auch unter dem Motto "Zurück in die Zukunft" ins Filmgeschäft starten können, war sie doch bereits anno 1997 autonom fahrend unterwegs. Das bekam ihr aber letztlich nicht wirklich gut, weil ein gewisser James Bond die Handy-Fernsteuerung bediente, bis der große BMW in einem Schaufenster einschlug. Die Halbwertszeit der Dienstwagen des smarten britischen Geheimagenten 007 war halt nie besonders lang, sehr zum Ärger seines Spezialausstatters Mr. Q. Im Thriller "Tomorrow Never Dies/Der Morgen stirbt nie" gab Frauenschwarm Pierce Brosnan den Mann mit der Lizenz zum Töten. Es war sein zweiter Einsatz in dieser Filmreihe, und in beiden Streifen stammten seine Fahrzeuge von BMW.

In den seit 1962 laufenden Bond-Filmen kamen die spektakulär in Szene gesetzten und mit atemberaubenden Technik-Gadgets vollgestopften Mobile häufig von Aston Martin. Sean Connery, Roger Moore & Co. bewegten gelegentlich auch Fahrzeuge anderer Hersteller – bis sich die Filmemachenden dem Charme von BMW, einer in Großbritannien ohnehin seit langem hochverehrten Marke, nicht mehr länger entziehen wollten, wobei eine kräftige Finanzspritze aus München eine nicht unbeträchtliche Rolle gespielt haben dürfte. Vielleicht hatte auch der Einsatz von zwei BMW-518i-Polizeifahrzeugen in "Octopussy" (1983) schon mal den Weg geebnet. Anfang der 90er-Jahre hatte BMW eine kleine Abteilung etabliert, die sich dem "Product Placement", also dem imagefördernden Einsatz von Fahrzeugen in viel beachteten Blockbustern, verschrieben hatte. Auch interessant: Unsere Produkttipps auf Amazon

Die Druckluftsäge des James-Bond-BMW im Video:

 
 

James Bonds 7er BMW als 750 iL mit V12

Zum ersten Bond-Car geriet der BMW Z3 in der schlanken Vierzylinder-Version, der 1995 in "Golden Eye" einen eher zurückhaltenden Auftritt gab. Nach der politischen Wende in Osteuropa war lange überlegt worden, ob James-Bond-Filme angesichts des überwundenen Feindbildes überhaupt noch Sinn machen würden. Deshalb dauerte es nicht wie bis dahin gewohnt nur zwei, sondern sechs Jahre, bis ein neuer Streifen in die Kinos kam. Es passte natürlich trefflich, dass BMW 1995 die Markteinführung seines neuen Roadsters feierte. Im Kino war der Z3 dann aber lediglich ganze zwei Minuten zu sehen.

Auftritt und Bedeutung der ab März 1997 eingesetzten Fahrzeuge hatten dagegen einen ganz anderen Stellenwert. Pierce Brosnan, Bond-Darsteller von 1995 bis 2002, nutzte gleich zwei aufwändig zurechtgemachte BMW – ein Motorrad und ein Auto. Vor allem der 750 iL, die 5,37 m lange V12-Luxuslimousine der Baureihe E38, überraschte und begeisterte – und diente eine gute Viertelstunde lang als automobiler Streitwagen. So setzte sich das (teil-)gepanzerte Fahrzeug nicht nur rasant in Szene, sondern hatte zudem einige der raffinierten Gadgets an Bord, wie man sie in einem Bond-Streifen erwarten darf. Der in "Aspen Silver Executive" lackierte Viertürer diente dem Agenten als unverwundbarer Untersatz, der den Angreifern – unterwegs in Mercedes S-Klasse-Limousinen vom Typ W126 – deutlich überlegen war.

 

Gadgets: Maschinengewehr, Elektroschocker und vieles mehr

Der BMW 750iL verfügte er über ein Maschinengewehr, einen 20.000-V-Elektroschocker und einen Dechiffrier-Computer im Handschuhfach, das sich nur mittels Fingerabdruckvergleich öffnen ließ. Mit einer mit dem vorderen Markenlogo herausfahrenden Kreissäge wird ein Stahlseil durchtrennt, Rauchgas hüllt vorwitzige Bösewichte ein, und ein am Schiebedach angebrachter Raketenwerfer sorgt für freie Bahn. Dank einer Krampen-Abwurfmaschine unter dem hinteren Stoßfänger erleiden die Autos der Bösen Plattfüße – aber als Bond rückwärts selbst über die stählernen Nägel rollt, stabilisieren sich seine Notlaufreifen wie von Zauberhand. Besser ließ sich die damals neue Runflat-Reifentechnologie gar nicht demonstrieren.

Ebenfalls noch neu auf dem Markt – nämlich erst seit 1994 in genau so einem BMW der Baureihe E38 zu haben – war das GPS-Navigationssystem. Völlig ungewohnt war zudem die Frauenstimme des Navigationsgeräts ("Carin"), die dem Luxuswagen zusätzlichen Sexappeal verlieh. Allein die Ankündigungen für die Dreharbeiten in Hamburg sorgten für einen Publikumsansturm: Bei der ersten Szene auf der Hamburger Mönckebergstraße am 20. Juli 1997 kamen über 10.000 Schaulustige zusammen. Zwei Tage später lief dann die finale Verfolgungsjagd vor dem bekannten Hotel Atlantic, die mit dem Sprung des Wagens ins Schaufenster einer AVIS-Filiale endete. Tatsächlich entstanden aber die meisten Filmszenen im Brent Cross Shopping Center im Londoner Nordwesten.

 

"Autonomes" Fahren per Ericsson-Mobiltelefon

Bis heute überraschend wirkt die Fernbedienung des Ericsson-Mobiltelefons mit Fingerabdruck-Scanner. Sie ließ den Wagen gleich am Anfang des Films aus der Transportbox rollen und narrte später in der Atlantic-Hochgarage vermeintlich fahrerlos die Gegner. Die Möglichkeit des teilautonomen Fahrens ist erst heute –  gut zwei Jahrzehnte später – Realität geworden: Zurück in die Zukunft? Das Ganze funktionierte damals über ein paar Tricks: Pedalerie und Wählhebelbedienung waren in den Rücksitzraum platziert worden, wo ein gut versteckter Stuntdriver für die rasante Bewegung sorgte. Er schaute auf ein Display, das mit Kameras in den Spiegeln gekoppelt war. Dank eines zusätzlichen Bremspedals, das nur auf die Vorderachse wirkte, und eines überdimensionierten Handbremshebels konnte der Experte den Wagen ums Eck schleudern lassen.

BMW Classic in München hat dies für Classic Cars nochmals nachvollzogen – in Form einer perfekten und sehr beeindruckenden Inszenierung. Als Meister der Illusion erwies sich hier BMW-Techniker Georg Grassinger, der ob seiner Sensibilität als Einziger im Team die "Lizenz zum Driften" erhielt. Insgesamt 17 der über zwei Tonnen schweren Wagen waren im Einsatz für den Film, vier davon mit der gezeigten Spezialausstattung. Statt der 326 PS (240 kW) des serienmäßigen V12 begnügten sich diese vier mit weniger, hatte man ihnen doch etwas kostengünstigere V8-Motoren installiert. Die Preise für die 7er lagen zwischen 80.000 und 150.000 Mark, während die von 1994 bis 2001 angebotene Langversion 173.000 DM kostete. Wie hoch das Investment für den Film BMW kam, darüber gibt es keine seriösen Zahlen – Schätzungen belaufen sich auf mindestens drei Millionen Mark.  

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Das ist mit den Filmautos passiert

Zwei der umgebauten Spezialfahrzeuge und fast alle Serien-7er aus dem Film kamen zurück nach München. Anders die in diesem Film nach Hongkong überführten Motorräder vom Typ R1200 Cruiser, mit denen Bond und eine an ihn gekettete chinesische Agentin über die Dächer rasen: Sie blieben dort, weil sie vermutlich zu schwer beschädigt waren. Stuntdriver Jean-Pierre Goy kitzelte schier Unmögliches aus dem schweren, cremefarbenen Chopper heraus, woraufhin die gezeigte Sequenz unplanmäßig verlängert wurde – die vermeintlich kinderleichte Bedienbarkeit der schweren Maschine blieb so dauerhaft im Bewusstsein.

1999, wieder zwei Jahre später, war BMW nochmals dabei. Mit dem Film "The World Is Not Enough/Die Welt ist nicht genug" endete die Kooperation mit EON Productions. Nun kam der nagelneue BMW Z8 als viertes Product Placement zum Zuge. Zunächst stand noch gar kein Serienauto zur Verfügung, mit etwas Verspätung wurden schließlich zwei Vorab-Exemplare nachgereicht. Aber die Partner wussten sich zu helfen – und setzten Kunststoffkarosserien – deren Messdaten von BMW geliefert wurden – auf Unterbauten des Ford Mustang. Den Antrieb besorgte ein Corvette-V8. Für die mit etwas räumlicher Distanz aufgenommenen Szenen in Aserbaidschan reichte die Replik völlig aus. Einer der überlebenden Kunststoffnachbauten wurde vor Jahren für 135.000 Euro versteigert – wobei auf die fehlende Betriebserlaubnis hingewiesen wurde.

Auch der Z8 verfügte über einige Technik-Gadgets wie den teilautonomen Betrieb und eine ausfahrbare Minirakete, die sich über ein digitales Fadenkreuz steuern ließ. Allerdings nutzte sie nichts gegen den hinterhältigen Angriff eines Helikopters, der mit einer riesigen Säge den Wagen von hinten nach vorn aufschnitt: ein böses Ende ganz im Zeichen des sprichwörtlich schwarzen Humors aus Großbritannien. Deutsche Kinobesucher:innen, mit einem natürlichen Beschützerinstinkt für schöne Autos gesegnet, fanden dies wohl weniger erbaulich. Was aus der zersägten Kunststoffkarosse wurde, ist nie bekannt geworden. Die beiden frühen Z8-Vorserienautos gehören heute zur Sammlung von BMW Classic. Eines davon steht dauerhaft im Basement des Museums, gleich neben dem hellblauen Original-Z3.

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