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Alle Infos zum Mercedes S-Klasse

BMW 3.0 S/Mercedes 350 SE: Classic Cars BMW-Benz-Duell der 70er-Jahre

Thomas Pfahl Leitender Redakteur Classic Cars
Inhalt
  1. BMW 3.0 S & Mercedes 350 SE: Classic Cars
  2. Tolle Fahrleistungen und Luxus im BMW & Mercedes
  3. Fazit

Die Limousinen BMW 3.0 S (E3) und Mercedes 350 SE (W116) waren das Oberhaus der 1970er-Jahre und treten sich nun im Classic Cars-Vergleich erneut gegenüber.

Der BMW 3.0 S der E3-Baureihe kam als junger Wilder. Der antiquierte Barockengel 502 war weit entfernt, die Marke mit einem sportlichen Image neu aufgebaut worden. Die Erfolge der neuen Klasse und vor allem der 02-Modelle hatten die Verantwortlichen in München ermutigt, in die Oberklasse zurückzukehren. Wilhelm Hofmeister, von 1955 bis 1970 BMW-Chefdesigner, übertrug das mit der Neuen Klasse eingeführte Markengesicht (und den aus heutiger Sicht typischen Knick in der C-Säule) auf das nächste Modell. Ebenso typisch für BMW wurden die Doppelscheinwerfer sowie der mit der E3-Baureihe eingeführte M30-Motor. Der Reihensechszylinder wurde zur Legende, blieb 25 Jahre lang mit marginalen Änderungen im Programm. Er war mit Hubräumen von 2,5 bis 3,5 Litern zu haben, befeuerte mit 850 PS (625 kW) sogar die M1-Procar-Rennwagen.

Im Falle unseres Foto-Fahrzeuges kommt die 180 PS (132 kW) starke 3,0-Liter-Version mit zwei Zenith-Vergasern zum Einsatz. In einem Vergleichstest der Auto Zeitung von 1973 heimste genau diese Kombination großes Lob ein: In den Kapiteln Motor/Getriebe und Fahrleistungen erzielte der BMW 3.0 S ein bis dahin nicht erreichtes Rekordergebnis. Und genau damit wollten sich die Münchner:innen von ihrer Konkurrenz aus Stuttgart absetzen. Die galt nach wie vor als eher konservativ: Ein Mercedes war zwar komfortabel, nicht aber unbedingt sportlich. Auch interessant: Unsere Produkttipps auf Amazon

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BMW 3.0 S & Mercedes 350 SE: Classic Cars

Der 1968 zunächst als 2500 und 2800 vorgestellte BMW bot viel Platz, angenehme Sitze und ein durchaus üppiges Raumgefühl. 1971 wurde der BMW 3.0 S eingeführt, dessen "S" für "Sport" stand. Mit einem "L" markierte BMW die Modelle mit längerem Radstand und einer höherwertigen Ausstattung, ein "i" kennzeichnete die Fahrzeuge mit (Saugrohr-) Einspritzung. Geneigte Federbeine vorn und unabhängig voneinander gefederte Hinterräder an Längslenkern sowie viele weitere Fahrwerks-Finessen sollten der Limousine ihren eigenen Charakter verleihen. Diese Sportlichkeit machte sich aber auch bei den Innengeräuschen und dem Federungskomfort bemerkbar, was dem E3 damals angekreidet wurde. Zudem fiel der lange Bremsweg des BMW (56,10 m) im damaligen Test negativ auf. Zum Premium-Anspruch der Limousine passte wiederum das Automatikgetriebe, das bei den 3.3-Modellen zum serienmäßigen Lieferumfang gehörte. Man verstand es hervorragend, das sportliche Image mit dem wiederentdeckten Luxus zu kombinieren. Historisch betrachtet bedeutete der E3 für BMW den wichtigen Neuanfang im gehobenen Segment.

Man hatte sich positioniert und etabliert – am Ende ist aus der "Großen Klasse" sogar der Vorreiter der 7er-Baureihe geworden, die bis heute über viele Generationen ein wichtiger Baustein des Modellprogramms ist. Das Pendant zum 7er ist die S-Klasse. Auch wenn man bei Mercedes rückblickend gerne die Baureihe 108/109 als erste S-Klasse bezeichnet, wurde der Begriff doch erst mit dem 1971 vorgestellten W116 eingeführt. Die passive Sicherheit und größtmöglicher Komfort standen bei der Entwicklung ganz oben im Lastenheft. Verantwortlicher Designer war Friedrich Geiger, der auch schon 540 K und 300 SL gezeichnet hatte. Erstmals waren beim neuen Modell die Scheinwerfer waagerecht untergebracht, bildeten quasi eine durchgehende Linie mit dem breiteren Kühlergrill – ein Element, das lange Zeit prägend für die Marke war. Tests im Windkanal sowie Erkenntnisse aus der Sicherheitsforschung beeinflussten Linie und Ausstattung der S-Klasse: Die Schalter im Innenraum waren versenkt untergebracht, das Armaturenbrett gepolstert. Auf (überflüssige) Schnörkel hingegen verzichtete Mercedes.

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Tolle Fahrleistungen und Luxus im BMW & Mercedes

Ähnliches gilt für die Karosserie des Mercedes 350 SE: Alles hat einen Sinn. Die dicht übereinander liegenden Wischer etwa lassen erst keine Schmutz oder Wasseransammlungen auf der Frontscheibe aufkommen. Die Chromleisten entlang der A-Säulen dienen nicht nur der Zierde, sie leiten auch das Wasser ab und halten die Seitenscheiben frei. Die geriffelten Rückleuchten wiederum waren bereits vom SL/SLC bekannt, durch ihre Form sollten sie weniger schnell verschmutzen. So schließt ein erster Fahrbericht in der Auto Zeitung 21/1972 mit der Erkenntnis ab, dass ein gutes Auto "das Ergebnis eines permanenten Forschungs- und Entwicklungs-Prozesses ist". Kleines Schmankerl aus heutiger Sicht: Die H4-Halogen-Scheinwerfer waren nur beim 350 SE serienmäßig, beim 280 S/SE mussten sie gegen Aufpreis geordert werden. Der 350 SE war das Spitzenmodell der neuen Baureihe, als einziges Manko könnte man die serienmäßige und auch in unserem Fotofahrzeug vorhandene Viergang-Schaltung erwähnen. Die optionale Automatik passt einfach besser zum V8-Motor als das hakelige manuelle Getriebe.

Zwar kostet die Automatik den Mercedes ein paar Stundenkilometer in der Endgeschwindigkeit, trotzdem erreicht auch er die 200-km/h-Marke. In der Beschleunigung ist die S-Klasse sogar schneller als der spürbar sportlicher ausgelegte BMW: Gut zwei Sekunden nimmt er ihm bis 100 km/h ab, trotz des gut 300 Kilo höheren Gewichts. Und genau darin zeigt sich der Unterschied: Zwar hatten sich die Stuttgarter:innen von der oft kritisierten Eingelenk-Pendelachse zugunsten einer Schräglenker-Hinterachse verabschiedet und auch die Vorderachse mit doppelten Querlenkern modernisiert, doch Fahrwerk, Getriebe und Lenkverhalten des damals komplett neuen und deutlich leichteren BMW E3 wirken spürbar agiler. Man spürt dem Mercedes 350 SE die jahrelange Erfahrung seiner Erbauer:innen an. Umgekehrt bot der BMW 3.0 S genau den frischen Wind, den der Hersteller damals dringend brauchte. Bei aller Sportlichkeit kommt der Komfort im Bajuwaren aber nicht zu kurz, während der massig wirkende Mercedes tolle Fahrleistungen bietet.

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Thomas Pfahl Thomas Pfahl
Unser Fazit

BMW steht für Sport, Mercedes für Luxus: Das galt lange Zeit als gesetzt. Umso überraschender ist es, dass der Mercedes 350 SE dem zwar schwächeren, aber auch deutlich leichteren BMW 3.0 S auf und davon fährt. Zumindest theoretisch. Auf kurviger Landstraße sieht das Verhältnis wieder anders aus. Auch preislich liegt der BMW vorn – obwohl (oder gerade weil) er kaum noch zu bekommen ist. Die leicht fallende Tendenz bei der 350er S Klasse ist wohl in erster Linie der Tatsache zu verdanken, dass man sich lieber gleich einen 450er oder gar das 6,9-Liter-Modell in die Garage stellt.

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