close
Schön, dass du auf unserer Seite bist! Wir wollen dir auch weiterhin beste Unterhaltung und tollen Service bieten.
Danke, dass du uns dabei unterstützt. Dafür musst du nur für www.autozeitung.de deinen Ad-Blocker deaktivieren.
Geht auch ganz einfach:

VW Passat/MG5 Electric: Vergleichstest E-Kombi MG gegen Verbrenner VW

Martin Urbanke Geschäftsführender Redakteur Test & Reifen
Inhalt
  1. VW Passat und MG5 im Vergleichstest
  2. Motor/Getriebe: Passat wesentlich flotter
  3. Fahrdynamik: Absolut narrensicheres Eigenlenkverhalten im VW Passat
  4. Fahrkomfort: Lasche Dämpfung im MG5
  5. Karosserie: Passat setzt Maßstäbe beim Raumangebot
  6. Umwelt/Kosten: MG5 gewinnt im Vergleichstest die Kostenbilanz
  7. Technische Daten & Messwerte von MG5 61,1 kWh und VW Passat Variant 1.5 TSI
  8. Fazit

Der VW Passat Variant steht kurz vor seiner Ablösung. Mit dem MG5 bringt sich der erste vollelektrische Kombi in Stellung, um dem traditionellen Familien-Transporter zukünftig die Kundschaft streitig zu machen. Wer jedoch im Vergleichstest die Nase vorne hat, verraten wir hier.

 

VW Passat und MG5 im Vergleichstest

Noch 2023 präsentiert VW den Nachfolger des aktuellen VW Passat Variant 1.5 TSI der Baureihe B8. Der kommende VW Passat (B9) soll dann bis 2030/31 nur noch in der beliebten Kombi-Version gebaut werden und setzt antriebsseitig weiterhin auf Verbrennnungsmotoren. Doch mit dem erwarteten Kombi-Ableger des jüngst vorgestellten VW ID.7 sowie den in Kürze verfügbaren E-Modellen Opel Astra Sports Tourer und Peugeot 308 SW stehen bereits vollelektrische Kombis in den Startlöchern, die dem Passat Variant zumindest bei all jenen den Rang streitig machen könnten, die ihr Auto nicht im Außendienst mit enger Termintaktung einsetzen. Eine Lücke, auf die auch der bislang einzige Kombi mit E-Antrieb abzielt: der MG5 Electric aus chinesischer Produktion. Hat der Newcomer aus Fernost bereits das Zeug dazu, dem etablierten VW Paroli zu bieten? In unserem Vergleichstest tritt der ambitionierte chinesische Newcomer mit 156 Elektro-PS (115 kW) gegen das Basismodell des deutschen Altmeisters mit 150 PS (110 kW) starkem Benziner an, um ihm den Rang als Familien-Kutsche abzulaufen. Auch interessant: Unsere Produkttipps bei Amazon

VW Passat Variant (2023) im Video:

 
 

Motor/Getriebe: Passat wesentlich flotter

Als 1.5 TSI steht der VW Passat Variant derzeit ab 38.850 Euro in der Preisliste und ist damit günstiger als der 122-PS-TDI (90 kW) (ab 39.565 Euro), aber erheblich flotter: Dank des clever agierenden Siebengang-DSG wirkt der Turbo-Benziner mit 250 Newtonmeter so kräftig, dass selten der Wunsch nach mehr Power aufkommt. Sportlich ist er nicht unbedingt, aber kultiviert, durchzugsstark und dank Zylinderabschaltung bei Teillastbetrieb mit 6,9 Liter Super je 100 Kilometer durchaus sparsam. Wer es darauf anlegt, kann den großen Kombi sogar mit 5,4 Liter Super bewegen. Das erhöht die Reichweite zwischen den Tankstopps von 957 auf 1222 Kilometer – mit einem Benziner.

Und damit sind wir auch schon bei der Achillesferse des MG5, der auf der Testrunde 20,2 Kilowattstunde Strom je 100 Kilometer benötigt. Das ist gut, ergibt aber nur eine Reichweite von 286 Kilometer. Und das mit dem größeren der zwei verfügbaren Akkus. Wer sich beim Tempo stark zurückhält, kommt mit nur 14,9 Kilowattstunde über die Distanz, doch das reicht im Vergleichstest auch bloß für 387 Kilometer und zwingt rund dreimal so häufig zum Zwischenstopp. Da der Chinese mit höchstens 87 Kilowatt lädt, dauern die Pausen in der Regel gut 30 bis 40 Minuten am Schnelllader. Das ist mau. Dafür glänzt der Antrieb des MG5 selbst im Eco-Modus mit Temperament und spontanen Reaktionen. Schaltrucke bleiben konzeptionell bedingt ganz aus. Die Rekuperation lässt sich in drei Stufen vorwählen, bleibt jedoch moderat. One-Pedal-Drive beherrscht der MG nicht. Aber er ist selbst auf der Autobahn flotter im Antritt, muss den Passat lediglich bei der Höchstgeschwindigkeit ziehen lassen und sichert sich alles in allem hauchdünn den ersten Kapitel-Sieg.

 

Fahrdynamik: Absolut narrensicheres Eigenlenkverhalten im VW Passat

Bei den dynamischen Fahrversuchen schlägt sich der MG5 im Vergleichstest ebenfalls wacker und stellt die Person am Steuer selbst bei abgeschalteter Fahrdynamikregelung nicht vor unlösbare Aufgaben. Doch seine Grenzgeschwindigkeiten liegen deutlich unter denen des spurstabilen VW Kombis. Beide hadern zwar ein wenig mit dem Gripniveau ihrer rollwiderstandsoptimierten Reifen, doch das aufpreispflichtige Adaptiv-Fahrwerk des VW Passat Variant sichert ihm dennoch ein absolut narrensicheres Eigenlenkverhalten im Grenzbereich. Zudem fallen die Bremswege um gut einen Meter kürzer aus und sein Geradeauslauf ist stabiler. Die Lenkung des MG spricht aus der Mitte hingegen zögerlich an, was kleine Kurskorrekturen erschwert. Ferner zerren die 280 Newtonmeter seines E-Motors am Kurvenausgang merklich am Lenkrad. Problematisch ist das alles nicht, doch der VW kann es klar besser.

 

Fahrkomfort: Lasche Dämpfung im MG5

Der Volkswagen erkauft sich seinen Dynamik-Vorteil aber nicht mit Komforteinbußen. Vielmehr brilliert der VW Passat Variant trotz der montierten 18-Zoll-Räder im Vergleichstest mit geschmeidigem Abrollen und sensiblem Anfedern. Flankiert wird der souveräne Eindruck durch einen guten Geräuschkomfort. Volle Zuladung verkraftet das Fahrwerk mit beruhigenden Reserven und lässt selbst auf derben Bodenwellen keine Unruhe aufkommen. Das wird nicht leicht für den MG5, der seinerseits mit einer durchaus kommoden Federung aufwartet. Doch seine recht lasche Dämpfung führt dazu, dass der Elektro-Kombi auf miesen Pisten heftig auf und ab schwingt, wodurch vor allem die Hinterachse rasch an ihre Grenzen gerät.

Auch Fugen und einseitige Impulse wie etwa schlecht eingepasste Kanaldeckel sorgen für mehr Unruhe und mitunter recht trockene Schläge. Der Antrieb indes glänzt mit flüsterleisem Betrieb, was sich positiv auf das Gesamtgeräusch auswirkt. Der TSI-Motor im VW klingt unter Last zwar präsenter, wird aber auch nie laut. Sehr angenehm sind die gut konturierten und langstreckentauglichen ergoComfort-Sitze des Passat, während die Polster an Bord des MG zu weich und zu klein geraten sind. Nach zwei Stunden Fahrt kann der fällige Ladestopp durchaus eine willkommene Abwechslung darstellen – auch, weil die Finger wegen des sehr harten Lenkradkranzes kribbeln.

 

Karosserie: Passat setzt Maßstäbe beim Raumangebot

Das wichtigste Einzelkriterium bei einem Kombi bildet für viele aber sicher das Raumangebot. Hier setzt der VW nach wie vor die Maßstäbe, was angesichts seiner um 17 Zentimeter längeren Karosserie nicht wirklich verwundert. Die Deutlichkeit, mit der sich der VW Passat Variant im Vergleichstest abhebt, überrascht jedoch. Auf den vorderen beiden Plätzen bietet er sieben Zentimeter mehr Ellbogenfreiraum, obwohl das Auto außen nur 14 Millimeter breiter baut. Im Fond ist der VW gar um zehn Zentimeter breiter. Zudem wartet er mit der doppelten Kniefreiheit auf, wenn die Vordersitze in beiden Autos auf eine vergleichbare Fahrerstatur justiert sind. Auch die Kopffreiheit im Fond des Variant ist spürbar luftiger als jene im MG5, wo Personen über 1,8 Meter an den Dachhimmel stoßen. Wer den mittleren Platz auf der Rückbank benutzt, freut sich über den ebenen Fußraum, während man an dieser Stelle im Passat mit einem störenden Mitteltunnel zaudert. Das wäre angesichts der kompakteren Abmessung noch tolerabel, doch der MG patzt beim Kofferraum: Angefangen bei der hohen Ladekante (76 cm) über die lästige Schwelle hinab zum Gepäckraumboden bis hin zu den nicht bündig anschließenden Rücksitzlehnen, die im umgeklappten Zustand eine weitere Stufe im Ladeboden bilden und stark ansteigend auf dem Sitzpolster der Rückbank aufliegen.

Wer Sperrgut wie ein Fahrrad oder den neuen Fernseher transportieren möchte, wird sich wundern, wie knifflig das Verladen des Gepäcks bei einem Kombi sein kann. Doch der VW Passat Variant ist nicht nur deshalb der klare Logistik-Sieger, weil sein Frachtabteil größer und glattflächiger gestaltet ist: Er punktet auch mit der größeren, optional elektrisch betätigten Heckklappe, einem umklappbaren Beifahrersitz (315 Euro Aufpreis), der sogar den Transport von Surfboards oder Regalsystemen ermöglicht, sowie einem serienmäßigen Trennnetz, das den Stau- vom Passagierraum separiert. Beim MG5 gibt es ein solches Netz nicht mal gegen Aufpreis. Auch bei Nebelscheinwerfern, Kurvenlicht, Matrix-Leuchten, Seiten-Airbags im Fond, Einparkassistent, Anhänger-Rangierassistent, Nothaltassistent und einigen weiteren Features muss der MG passen. Der Chinese lockt zwar mit Spurhalte- und Abstandsassistenz, liest Tempolimit-Schilder und guckt serienmäßig durch eine Kamera rückwärts, doch mit der Funktionstiefe des VW kann er nicht mithalten. Genauso wenig wie mit der möglichen Zuglast von mageren 500 Kilogramm. Das reicht gerade mal für einen kleinen Hänger für Gartenabfälle oder ein Schlauchboot. Der Passat darf hingegen 1,6 Tonnen an den Haken nehmen.

Vergleichstest So testet die AUTO ZEITUNG
So testet die AUTO ZEITUNG 5000 Punkte in fünf Kapiteln

 

Umwelt/Kosten: MG5 gewinnt im Vergleichstest die Kostenbilanz

Doch so klar der MG5 im Karosserie-Kapitel unterliegt, so deutlich gewinnt er im Vergleichstest die Kostenbilanz gegen den VW Passat Variant 1.5 TSI : Einschließlich der testrelevanten Sonderausstattungen beider Modelle kostet der förderfähige Elektriker 15.450 Euro weniger. Der Wertverlust ist um mehr als 6500 Euro geringer. Unschlagbar. Und wer an der Zuverlässigkeit der Technik oder der Verarbeitungsgüte des Chinesen zweifelt, den dürften sieben Jahre Garantie auf alles (Technik, Lack, Rost, Mobilität) trösten – und die Gewissheit, lokal emissionsfrei zu fahren und bis 2030 keine Steuern zahlen zu müssen (dann: 62 Euro). Die Runde geht an den Herausforderer.

 

Technische Daten & Messwerte von MG5 61,1 kWh und VW Passat Variant 1.5 TSI

AUTO ZEITUNG 12/2023MG5
61,1 kWh
VW Passat Variant
1.5 TSI
Technik
MotorPermanenterregte Synchronmaschine4-Zylinder, 4-Ventiler, Turbo, 1498 cm3
Leistung115 kW/156 PS110 kW/150 PS
Max. Drehmoment280 Nm250 Nm
Getriebe/AntriebKonstantübersetzung/Vorderrad7-Gang, Doppelkupplung/Vorderrad
Spannung/Kapazität netto (brutto)400V/57,4 kWh (61,1 kWh)-
Messwerte
Leergewicht (Werk/Test)1562/1579 kg1471/1505 kg
Beschleunigung 0-100 km/h (Test)7,5 s8,8 s
Höchstgeschwindigkeit (Werk)185 km/h214 km/h
Bremsweg aus 100 km/h
kalt/warm (Test)
36,8/36,5 m35,6/35,2 m
Verbrauch auf 100 km (Test/WLTP)20,2/18,4 kWh6,5/6,9 l S
CO2-Ausstoß (Test/WLTP)85/0 g/km163/149 g/km
Preise
Grundpreis32.813 € (27.135 € nach Abzug der Umweltprämie)38.850 €
Gesamtbewertung (max. Punkte)MG5
61,1 kWh
VW Passat Variant
1.5 TSI
Karosserie (1000)544727
Fahrkomfort (1000)684760
Motor/Getriebe (1000)763761
Fahrdynamik (1000)580662
Eigenschaftswertung (4000)25712910
Kosten/Umwelt (1000)439337
Gesamtwertung (5000)30103247
Platzierung21

 
Martin Urbanke Martin Urbanke
Unser Fazit

Auch auf seine alten Tage ist der VW Passat Variant 1.5 TSI ein ausgesprochen harmonisches Fahrzeug. Der 150-PS-Benziner ist flott genug, sparsam, kultiviert und bezahlbar. Die Kombi-Karosserie braucht auch am Ende ihrer Karriere keinen Vergleich zu fürchten. Der  MG5 61,1 kWh  etwa ist nicht nur deutlich kleiner, sondern auch in vielen Details nicht so durchdacht wie der VW. Das ist sein größtes Manko. Seine Nachteile im Komfort- und Dynamik-Kapitel hingegen könnte er mit Preis und Effizienz durchaus aufwiegen. So kann er den VW aber noch nicht gefährden. Noch nicht!

Tags:
Copyright 2024 autozeitung.de. All rights reserved.